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Warum sagt man „Berge versetzen"? Die Redensart „Berge versetzen" ist sehr alt. In der Zimmerischen Chronik (4, 231, 35) klagt ein Liebender, der vergebens um Erhörung fleht: „Wenn ich trüeg ain großen Berk In ain tiefes thal, es hülf mich nit." Wenn aber ein schwacher Mensch sich wirklich vermißt, Berge versetzen zu wollen, so ist er ein Prahler, ein Groß sprecher, ein Aufschneider, ein Bramarbas und Eisenfresser Bei Vojardo im Orlando inamorato und bei Ariost im Orlando furioso kommt so ein prahlerischer Held vor, dem der Name Rodomonte (eigentlich rodamonte) beigelegt wird, d. i. Bergfortwälzer, einer, der sich gleichsam vermißt, Berge von der Stelle zu bewegen und fortzurollen; von dem lombardischen Worte rodare, im Kreise herumdrehen und wie ein Rad fortrollen, und italienisch monte, der Berg. Der Gedanke selbst ist viel älter; am frühesten erscheint er in der griechischen Mythologie. Hier werden die Giganten geschildert als ungeheure Riesen, furchtbaren Antlitzes, mit langem Haupt- und Varthaar und mit geschuppten Drachen schwänzen statt Füßen. Um den Olymp, den Sitz ihrer Feinde, zu ersteigen, türmen sie Berge auf Berge, setzen den Pelion auf den Ossa. Allein Zeus spaltet den Olymp, den Pelion und den Ossa mit seinen Blitzen und begräbt die Stürmenden unter den Bergtrümmern. So erzählt Ovid. Was hier von den Titanen, wird in der Bibel (Hiob 9,5) von Gottes Allmacht gesagt: „Er versetzt Berge, ehe sie es inne werden, die er in seinem Zorn umkehrt." Im neuen Testament wird die Redensart an verschiedenen Stellen angewandt und bedeutet hier soviel wie: das Un mögliche möglich machen („So ihr Glauben habt, so möget ihr sagen zu diesem Berge: „Hebe dich von hinnen dorthin, so wird er sich heben"). Wrnn die Rokokksdame tanzen ging ... Einen eigenartigen Bericht aus der Zeit um 1800 ver danken wir Johanna Schopenhauer, jener geistvollen Schriftstellerin und Mutter des Philosophen Arthur Schopenhauer: Ballkleider hatten wir nicht, aus dem ganz einfachen Grunde, daß damals sämtliche spinnewebartigen Stoffe nicht erfunden waren. Tüll, Petinet, Organdy usw. lagen noch im Reiche der später sich entwickelnden Möglichkeiten. Und dennoch tanzten wir in unseren schweren, seidenen Ge sellschaftskleidern, tanzten leidenschaftlich gern. Ein un geheurer, mit Drahtgestell und Roßhaar unterbauter, mit großen Massen von Federn, Blumen, Bändern gekrönter Haarturm setzte meiner Länge wenigstens eine Elle zu; die weißen, kaum mehr als zolldicken Stelzchen unter den mit goldgestickten Schleifen gezierten Ballschuhen suchten dagegen am anderen Ende meiner kleinen Person dieses Mißverständnis auszugleichcn, obschon sie die Höhe des Kopfputzes bei weitem nicht erreichen konnten, waren sie doch hoch genug, um mich fast nur mit den Fußspitzen den Boden berühren zu lasten. Ein aus dicht aneinanderge- fügten Fischbeinstäbchen zusammengesetzter Harnisch, fest und steif genug, um einer Flintenkugel zu widerstehen, trieb gewaltsam Arme und Schultern zurück, die Brust heraus und schnürte über den Hüften die Taille zur Wespenform ein. Und nun der Reifrock! Und über diesem der mit Fal beln und allerhand unbeschreiblichen Kinkerlitzchen fast bis ans Knie hinauf garnierte seidene Rock, und über diesem noch das mit einer langen Schleppe versehene Kleid von nämlichem Stoff; dieses ging vorn weit auseinander, und zwar zu beiden Seiten ebenso garniert wie der Rock, Hals und Brust wurden freier getragen, als man es jetzt schicklich finden würde; ein großer Strauß von künstlichen Blumen vollendete den Putz. Sinnsprüche. Die Menschen sind Rätsel auf dieser Welt. Man nennt dich den besten Freund eine Perl'! Verlangst du aber dein redliches Geld, Bist du plötzlich ein ganz gemeiner Kerl! * Nimmst du dir einen Rechtsanwalt, So schaue nicht auf die Gestalt, Blick auch nicht auf die große Mappe — Sieh einzig auf die „große Klappe"! Don den Handwerkern und Künstlern des Lebens. Aus ärmlichem Stoff, dem das Leben entweichen will, aus verdorrenden Sträuchern, welkenden Gräsern und ge lichteten Baumkronen formt sich der Herbst die Pracht iel- ner bunten, festlichen Landschaftsgewänder Von ihm ist es leicht zu lernen, wo man seine Tage künstlerisch gestalten kann. Dies welkende Laub kann nicht spröder sein, als der zäheste Ton, den uns das Geschick in die Hände legte, damit wir unser Leben daraus bilden Die meisten Menschen freilich geben sich gar nicht einmal die Mühe, ihr Dasein zum geschloffenen Kunstwerk zu formen Sie sind schon zu frieden, wenn sie aus den Alltags- und Festtagsstunden, aus Leid und Freude, ein gsstaltenlojes Flickwerk zujammen- basteln können, wie es die handwerksmäßigen Arbeiter für geringe Bezahlung zu machen gewohnt sind. Es ist ganz gewiß nicht nötig, daß der Rahmen um das Bildwerk „Le ben" vergoldet oder mit kostbaren Steinen verziert ist, denn auch der breiteste Goldrahmen macht aus einem handwerks mäßigen Flickzeug noch lange kein Kunstwerk Fern von der Unrast moderner Städte, im innigen Ver schmolzensein mit der Natur können wir sie noch oft finden, diese echten Künstler des Lebens. — — Seht den alten Leuchtturmwärter auf seiner einsamen Schau nach gefähr deten Schiffen, der Jahr um Jahr umbraust von Stürmen sein Leben dort oben verbrachte. — entrückt dem Getriebe der Welt hielt er Zwicsvrache mit dem Göttlichen, das seinen hehren Ausdruck so würdig in den elementaren Ge walten gefunden. Er ließ von den machtvollen Eindrücken seine Seele formen, so daß sie, herausgehoben aus dem Kleinlichen, lesen lernte in den ewigen Leitern der Schöp fung. Die nur nach den materiellen Gütern des Lebens stre benden Menschen brauchen wohl, um ihr kleines Sein aus der Masse herauszuhcben, den täuschenden, goldenen Rah men, während jener einsame Mann aus hohem Leuchtturm mit seinem reichen Seelenleben nichts nötig hat zum Rah men, als die brandenden, brausenden Wogen. ^aissl-Ecke. Anagramm. Ich muß dich schützen, kann dich schmücken, Und ohne Kopf auch hart bedrücken. Kommt noch ein Laut von seinem Orte, Dient's zur Bekräftigung deiner Worte. Charade. Dis Ersten stehen in dem Hain, Ihr Zweites prangt im grünen Schein. Wer ruhmesvolle Tat vollbracht, Wird mit dem Ganzen oft bedacht. Das Wort Land ist der Reihe nach mit Hilse von drei Zwischenwörtcrn in Riga, Bild. Haag und Gans zu ver wandeln. Es darf immer nur ein Buchstabe ausgelauicht werden. Auslösung aus .etzter Nummer. Anagramm: Reblaus. Breslau.