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Der Racher Roman von Hermann Weick 7^ l^MÄ-ru c verboten- Langsam ging Lisa die Strass hin. Als sie schon in der Nähe ihres Hotels war, machte sie kehrt. Sie fühlte sich so erfrischt mW ruhig, daß sie keine Lust verspürte, jetzt schon wieder in geschlossenen Räumen zu verweile t. Ziel los wanderte sie umher. Die Sonne hatte den Nebel durchbrochen und übergoß mit ihren Strahlen die Landschaft. Ringsum war ein Glitzern nno Gleißen, als funkelten Millionen kleiner Sterne. Lisas Augen weideten sich an der Pracht der Bilder, die sich ihr darboten. Am liebsten wäre sie noch stundenlang weiter gewanoert. Der Alp, der in der vergangenen Nacht und auch an diesem Morgen noch auf ihr g.'l<gen hatte, war gewichen. Leicht, von imieier Freude gehoben, wanderte sie dahin. Als die Glocke vom Kirchturm dis zwölfte Stunde verkündete, wandte Lisa sich heim wärts. Einige hundert Meter von den ersten Häu sern entfernt stand auf der Straße ein Mann. Erwartungsvoll blickte er Lisa entgegen. Sie hatte bis jetzt nicht auf ihn geachtet. Erst als sie ganz in seiner Nähe war, fielen ihre Blicke auf ihn. Sie fuhr zurück. Es war Karasin. In Sekundendauer jagte es Lisa durch den Kopf: er wartet auf mich! ... Er hat mich in Berlin nicht gefunden, nun sucht er mich hier! . . . Was will er von mir? . . . Sie wollte umkehren, den W g zurückeilen, den sie gekommen war. Aber sie wußte, daß er ihr folgen würde. Mechanisch gingen ihre Beine weiter. Eine letzte Willenskraft bäumte -ich in ihr auf. Ich habe nichts von ihm zu befürchten!.. Wenn er mir droht, so werde ich mich wahren! Sie wollte, ohne ihn anzuschen, an Karasin Vorbeigehen. Er trat ihr aber in den Weg. „Guten Tag, Lisa!" sagte er in russischer Sprache. Sie blickte auf und sah seine Augen in kal- rom Haffe auf sich gerichtet. Lisa hatte die Lippen zusammengepreßt. In ihr bebt« alles. „Ich habe mit dir zu sprechen, Lisa!" sagte Karasin ruhig. Sie blickte ihn feindselig an. ,^ch wüßte nicht, was Sie mir zu sagen hätten!" Er lächelte höhnisch. Wie zwei Todfeinde standen sie sich gegenüber. Einig« Kurgäste schritten an ihnen vorbei, plaudernd, lachend. Keiner ahnte den Kampf, der hier sich ab spielte. Karasin ergriff plötzlich Lisas Handgelenk. Sie spürte seine Finger wie Krallen. „Ich habe dich in Berlin gesucht! Du bist vor mir geflohen! Meintest du, ich würde dich nicht finden?" fragte er, und seine dunkeln Augen zwangen ihre Blicke in die seinen. Lisa riß ihre Hand aus seinen Fingern. „Ich bin nicht vor Ihnen geflohen!" stieß sie hervor und lachte heiser auf. „Ich weiß auch nicht, mit welchem Recht Sie mir hierher ge folgt sind!" Eine dunkle Nöte kam in Karasins Gesicht. Er sprach, und etwas Düsteres, Geheimnis- schweres war in seiner Stimme. „Das weißt du nicht, Lisa? . . ." Und dann hart, grausam anklageird: „Was hast du mit Dimitri gemacht?" Lisa wurde todesblaß. In wahnsinniger Angst blickte sie Karasin an. Unter ihr schien die Erde zu wanken. In einem letzten Aufbäumen riß sie sich los. Ohne ein Wort zu sagen, hastete sie davon. Als sei der Tod hinter ihr, so eilte sie die Straße hm, ihrem Hotel zu. VI. „Es ist unsere letzte Skifahrt!" sagte Nack- ford, der etwas melancholisch geworden war. Sie standen auf der Höhe und sahen ins Tal hinab, auf dem die Mittagssonne lag. „Der herrliche Tag macht das Scheiden schwer!" erwiderte Irene Duval. „Ich werde oft hierher zurückdenken!" Nackford blickte sie wehmütig an. „Werden Sie auch manchmal an mich denken, wenn ich wieder in Amerika bin?" „Aber natürlich! Einen so guten Freund vergißt man doch nicht!" Nackford preßte di« Lippen zusammen. Ein guter Freund! dachte er bitter. Den Freund sah sie in ihm ... Er aber wollte ihr mehr sein! Mehr! . . . Warum konnte sie jein« heiste Liebe nicht erwidern! Warum schenkte das Schicksal ihm nicht diese bezaubernde Frau, an der er mit allen Fasern seines Wesens hing! Er war für den Nest der Tour schweigsam. Sonst wurde er mit seinen Wünschen gut fertig. Heute aber, an diesem letzten Tag« ihres St. Moritzer Aufenthalts, lastete der Gedanke an die bevorstehende Trennung von Irene schwer auf ihm. Di« Trauer, sie bald nicht mehr -u 85 Diplsmste» Mchen eise» Mn. Von Dr. A. H. Kobe r. Wo und wann können 55 Diplomaten einen Zirkus be suchen? In Genf, wo ja erfahrungsgemäß ununterbrochen die diplomatische Welt-Elite an der Beglückung der ganzen Erde und der umliegenden Planeten arbeitet, — könnte man annehmen. Falsch! Das große, wirklich einzigartige Ereignis, daß 55 Diplomaten (und noch eine Handvoll dazu) sich als Zuschauer einer Zirkusveranstaltung versammelten, fand am 3. März dieses Jahres in des Deutschen Reiches Hauptstadt Berlin statt. Beinahe hätte es nicht stattgefunden. Denn während die Autos der Botschafter und Gesandten von England, Amerika, Italien, von China, Siam, Japan, von Peru, Guatemala, Honduras, von der Türkei, und den übrigen Staaten der funkelneu gemalten Landkarte Europas anrollten, rasselten von der anderen Seite her Lastautos der Charlottenburger Schupo heran, um den Zugang zu der neuen Automobilhalle am Kaiserdamm in Charlottenburg hermetisch abzusperren. Direktor Stosch-Sarrasani, der Gese mächtigste aller europäischen Hallen vom Neichsverband der Deutschen Automobilindustrie für ein Zirkusgastspiel zur Verfügung bekommen hatte, stieß ein paar Stunden vor der Eröffnung auf den Widerstand der Baupolizei, die sich an einigen zu engen Sitzbänken stieß und nun ihrerseits Herrn Stosch-Sarrasani vor den Kopf stieß mit der verblüf fenden Erklärung: Du darfst nicht eröffnen. Das war eine Stunde vor dem Einlaß zur Vorstellung, d. h. bevor die di plomatischen Repräsentanten sämtlicher in Berlin vertre tener ausländischer Staaten, die deutschen und preußischen Minister und alle die anderen erlauchten Gäste, die Sarra- sani zu seiner Premiere geladen hatte, ihre Logen besetzen wollten. Um ein Haar wäre also dieser originellste Weltkon- greß der internationalen Diplomatie in das Wasser gefallen. Aber: es gibt noch Minister in Preußen und es gibt noch einen Stosch-Sarrasani, der den Weg zu ihnen findet. Um 7 Uhr kam dieser Direktor mit der Spiclerlaubnis vom Mi nister Hirtsiefer vor die Neue Automobilhalle gerast und eine halbe Stunde später begann die Vorstellung. Eine denkwürdige Vorstellung in der Tat! In unseren Geschichtsbüchern lesen wir mit ehrfürchtigem Gruseln von dem Theater, das Napoleon in Erfurt vor einem Parkett von Fürsten spielte, von dem Theater, das sich dann diese Gäste selber auf dem Wiener Kongreß gaben und mit dessen Glanz sie wirklich den Napoleonischen noch überstrahlten. Was aber waren diese Vorstellungen, in denen nur ein Teil der euro päischen Fürsten erschien, gegen Sarrasanis Berliner Pre miere, der von ihren festlich geschmückten Logen aus die Ver treter tatsächlich aller auf der Erde existierenden Staaten zu sahen? Da stellt Südamerika allein zehn Republiken, Mittel amerika ihrer acht, dann schlossen sich ans dem nördlichen Mexiko und die Bereinigten Staaten an, Asien entsandte China, Japan, Afghanistan, Persien, Siam, die Türkei und Aegypten repräsentierten schon den Uebergang nach Europa, aus dessen kalbnnischer Ecke Bulgarien, Rumänien, Griechen land, Jugoslawien, Ungarn und die Tschechoslowakei er- schienen; Belgien, Frankreich, Großbritannien, Italien, Spa- men, Portugal, die Niederlande, die Schweiz, Oesterreich, Dänemark, Schweden, Norwegen sind würdig vertreten, Luxemburg fehlt ebensowenig wie die heute abend recht hei- ter erscheinenden Ostmächte Rußland und Polen, und die neuen Staaten Lettland, Litauen, Estland, Finnland haben ihre von neuen, bunten Nationalflaggen iiberwimpelten Ehrenstjze. Der beherrschende Mittelpunkt dieses Völkerkon- — - «»EE sehen . . . vielleicht nie mehr zu sehen, drückte ihn nieder. Iren« ahnte, was in ihm vorging. Sie fühlte Mitleid mit ihm. Mit Heiterom, launigem Geplauder versuchte sie, ihn wieder in bessere Stimmung zu bringen. Aber es wollt« ihr heute nicht gelingen. Sie waren beide froh, als sie wieder im Hotel ankamen. Während Irene sich umkleidete, fragte sie das Mädchen, das ihr dabei half, ob Frau Brinkmann ausgegangen sei. „Die gnädig« Frau ist in ihrem Zimmer und mit dem Packen der Koffer beschäftigt." Iren« sah das Mädchen erstaunt an. „Mit Packen?" „Za, die gnädige Frau gedenkt, morgen früh abzureisen." Irene stand vor einem Rätsel. Lisa wollt« abrcisen? Das war völlig ausgeschlossen. Das Mädchen mußte sich geirrt haben. Hatte nicht Lisa erst am Abend zuvor auf das Bestimmteste erklärt, daß sie noch länger« Zeit in St. Moritz zu bleiben gedenke? „Irren Di« sich nicht, Fräulein? Wissen Sie bestimmt, daß Frau Brinkmann abreisen will?" Das Mädchen war etwas gekränkt. „Es ist so, wie ich sagte, gnädiges Fräulein! Ich habe vorhin selbst der gnädigen Frau beim Einpacken ihrer Garderobe geholfen!" Irene schüttelt« den Kopf. Was war da vorgsfallen, daß Lisa plötzlich anderen Sinnes geworden war? Nachdem sie sich umgekleidet hatte, ging sie zu Lisa. Es dauerte eine Weile, bis auf ihr Klopfen die Tür geöffnet wurde. „Sie sind es, Irene!" sagte Lisa und wurde verlegen. Irene sah im Zimmer umher. Da standen geöffnete Koffer, lagen Kleider, Hüte und Män tel auf Tischen und Stühlen. „Sie reisen also wirklich, Lisa? Ich habe dem Zimmermädchen, das es niir sagte, nicht geglaubt." Lisa machte sich am Schreibtisch zu schaffen. Ihre Bewegungen waren hastig, nervös. „Ja, ich fahre morgen mit Ihnen, Irene!" Jetzt erst fiel Irene das Verstörte in Lisas Gesicht auf. Sie fragt« rasch: „Haben Sie schlechte Nachricht von daheim erhalten?" Lisa sah an ihr vorbei. „Nein ... Ich fühle mich aber heut« nicht recht wohl, da habe ich plötzlich di« Lust ver loren, noch länger hier zu bleiben ... Ich bin ja nun auch lange genug von zu Hause fort..." Irene entging nicht das Krankhaft-Erregte in Lisa» Worten. Sie fragte aber nicht weiter. Als im Hotel bekannt wurde, daß Lisa Brink mann andern Tages abreisen würde, gab es einen Aufruhr. Mam wollte es nicht glauben! Die schöne, lebenslustige Frau wollte wegfahven! Das dürft« nicht sein! Die Herren berieten miteinander, was zu tun sein. Man bat Fred Hilliger, seinen ganzen Einfluß aufzubieten, um Lisas Abreise zu ver hindern. Er bat sie um «ine Unterredung; aber sie ließ ihm durch das Mädchen sagen, daß sie nicht in der Lag« sei, ihn zu empfangen. Er schrieb ihr einen Brief, in dein er sie in den leidenschaftlichsten Worten bat, ihre Abreise noch um ein paar Tage zu verschieben. Lisa antwor tete nicht. Man beschloß, als man einsah, daß Lisa nicht zu halten war, ihr zu Ehren am Abeitd eine Abschiedsfeier zu veranstalten, und lud sie in eindringlichster Form ein. Sie lehnte auch dieses ab. Irene Duval und Nackford, denen diese Vor gänge nicht verborgen blieben, sprachen mit einander darüber. Auch ihnen erschien Lisas Verhalten unerklärlich. Was bestimmte di« lebensfrohe Frau, die am Abend vorher noch gerne Mittelpunkt der Gesellschaft geivesen war, nun zu dieser seltsamen Zurückhaltung? „Lisa muß etwas Unangenehmes erlebt ha ben," meinte Irene nachdenklich. „Anders kann ich mir ihr Benehmen nicht erklären." Am folgenden Morgen kam Lisa erst zum Vorschein, als der Schlitten, der sie zur Bahn bringen sollte, vor der Tür stand. An Hilliger und den anderen Herren, die herbeigeeilt waren, schritt sie mit kurzem Gruß vorbei. Sie machte den Eindruck einer Kranken. Auf der Fahrt zum Bahnhof zeigte Lisa eine Erregung, die Irene und Nackford sogleich auf fiel. Unablässig, mit rnrängstctem Ausdruck, gingen ihre Augen in die Runde. Hastig be stieg sie dann ihr Abteil. Als der Zug zu fahren begann, wurde sie etwas ruhiger. Aber di« Blässe wich nicht aus ihrem Gesicht. „Sie machen mir Sorg«, Lisa", sagte Irene Duvcu. „Hoffentlich bringen wir Sie gut nach Berlin!" Lisa hatte ein müdes Lächeln im Antlitz. „Es wird schon gehen." Eine apathische Ruhe kam über sie. St« sprach auf der Fahrt nur wenig und zeigte für nichts Interesse. (Fortsetzung folgt) unniittelbarem Verkehr mit allen Schichten der südamerika- nischen Dcvötterung zerstörten Sarrasani und seine Leuts das Vorurteil gegen die „brutalen Deutschen" und gewannen dem Deutschtum Sympathien, Freundschaft, enthusiastische Verehrung. „Noch heute spricht jedermann in Uruguay vom deutschen Zirkus Sarrasani", bezeugte kürzlich der nru- guaysche Gesandte in Berlin, und Staats'ekrctär Lewald- der Vorsitzende des deutschen Neichsausschnues für Leibe». Übungen, schr eb kürzlich Herrn Direktor Stosch-Sarrasani: „Es war mir ein hoher Genuß, den Vorführungen der Sar» rasani-Schau bcizuwvhnen und ein deutsches Unternehmen zu sehen, das sich zu einer solchen Größe und Hohe empor- gearbeitet hat und damit im In- und Anstande dem deut schen Namen Ehre macht." Sarrasani hat nicht nur in Südamerika für das gegen seitige Verständnis zwischen Deutschen und Südamrrita- ncrn gewirkt, sondern er hat eine ganze Anzahl südameu- kanischer Bürger mit seinem Unternehmen nach Europa ge nommen. Diese Argentinier, Brasitianer, Kreoic» und Mu latten wurden der Stamm des Sarrasanischen „Völkerkon- grcsses in der Arena". Schnell auf der Grundidee der völkerverbindenden Kunst weiterarbeitend, sammelte Sar- rasani um sich die Vertreter von 37 verschiedene!» Nationen. Europa ist im Künstlerbestande seiner Schau votiständ.g ver treten. Asien sandte ihm Japaner, Indier, Chinesen; aus Nordamerika kamen Cowboys und der Indianerhäuptling „Große Schlange" nut seinen Kriegern, Frauen und Kiii- dern, aus Afrika stammen Sarrasanis Kongonegertruppen. Kurz: vierhundert Manner nnd Frauen aller Kontinente, aller Zonen, aller Rassen, vereinigen sich in Sarrasanis „schönster Schau zweier Welten", zeige:» ihre heimatliche:» Künste und Lebensgewohnheiten und geben damit der brei ten Masse znm ersten Male in anschaulicher Form ein Bild der Idee unserer Epoche: der Völkerversöhnnng. Wo Sarrasani mit seinem reisenden Völkerkongreß er schien, erntete er begeisterte Zustimmung. Von des deutschen Reiches Haupt tadt au's wollte er den Sinn und die Joes seines neuen l nternehmens besonders hell in alle Welt hin ansleuchten lassen. Er setzte also seine Premiere auf den 3. März fest und lud dazu die Diplomatie der ganzen Weltz die Repräsentanten des deutsche!» Reiches und der Länder, die Vertreter der Weltpresse ein. Alle Botschafter und Ge- sandten erhielten ihre Einladungen in ihrer Landessprache- unter diesen 2!) Sprachen waren beispielsweise chinem >, persisch, türkisch, griechisch, kroatisch, finnisch. Schon dies« Höflichkeit erfreute viele der ausländischen Diplomaten und wurde mit Dank anerkannt. Ucber die Premiere selber gab es nur ein Urteil, das der Reichsarbeitsminister dahin for« mnlierte: „Ich kann mir nicht gut denken, daß Ihre Schau stellung im ganzen betrachtet, nach Qualität und Quantität übertroffen werden kann." Nicht nur die Europäer unter den prominenten Zuschauern der Berliner Sarrasani-Pre- miere nahmen das Programm mit uneingeschränkter Aner kennung an, auch aus Asien herüber erscholl vieles Lob: „Ich kann wohl sagen, daß cs die beste zirzensische Schau mar, die ich in meinem Leben gesehen habe," schrieb Phra Mitra- kan, Königlich Siamesischer Geschäftsträger, und der japa nische Lokalanzeiaer „Ji Ji" brachte ein Knbcltelegramm seines deutsche»» Berichterstatters. Sarrasanis Berliner Premiere war ein Welterfolg. Lin Welterfolg des Mannes Hans Stosch-Sarrasani, seines Wer^ kcs: Der Schönsten Schau zweier Welten, und ein beispiel loser Erfolg deutscher Arbeit im Urteile der Welt. Nun weiß man: Weshalb -5 Diplomaten in den Zir kus Sarrasani gingen. gresses Ist die Ehrenloge des Reichspräsidentei» von Hinden burg. Er besulyt grundsätzlich keine Theatervorstellungen (nicht einmal die Staatsoper), aber er hat von Sarrasanis Indianern eine kunstvoll gearbeitete Lcdermnppe dankend an genommen und schickt seine Enkel in die Sarrnsanischau. Zn beiden Seiten des höchsten. Repräsentanten des deutschen Reiches sitzen seine Mitarbeiter, die Reichs- und Slaats- minisier, die Vertreter der Behörden, die Stadtväter von Berlin. Line Sammlung von Zuschauern, ein Parkett von Kritikern, wie cs nach wo ein Thenterdireklor, geschweige denn ein Zirknsdireuor in seinem Hanse erlebt hat. Wozu das alles? Weshalb lädi sich dieser Sarrasani zu einer seiner Vorstellungen die Diplomatie der ganzen Welt ein? Und (noch interessanter diese Frage): " Wes halb kommen diese geladenen Prominentesten der Prominen ten wirklich alle, jubeln der Vorstellung zn und erkennen ihre Zustimmung zu de». Gesehenen nachher ausdrücklich durch Daukschrciben an? Rian hat oft behauptet, Sarrn- sani sei einer der besten Propagandamänner der Neuzeit. Aber zu Reklamczwccken würde sich heute eine Versamm lung von einigen hundert Diplomaten schwerlich hergeben. Der alte Barnum konnte das noch machen, als er 1874 nach Panoptikumsart Vertreter einiger Lölkerstämme zu einem „Großen Zirkus der Nationen" zusammcnsiellte, den hawcü- ischen König Kalakaua in seinen Zirkus einlud und mit lau te!» Zurufen: „Heil König Kalaknua!" begrüßen ließ. Diese Veranstaltung nimmt sich gegen Sarrasanis Berliner Diplo- matenprcmiere wie eine Karrikatur'aus, vollends, wenn man die Vorgeschichte der Sarrasanischen Einladnng an die Der- treter der Weltpolittk kennt. Sarrasani, nicht nur der po pulärste, sondern auch der kühnste deutsche Zirkusmann, wagte als erster moderner Zirkusoirektor eine Ueberses-Ex- pedition: im November 1923 überführte er sein ganzes ge- wattiges Unternehmen auf zwei Spezialdampfern nach Süd amerika. Zwei Jahre hat er drüben in Uruguay, Argen tinien und Brasilien seine leuchtende Zeltstadt herumgeführt, begeistert begrüßt von den feurigen Südamerikanern. Sar rasanis Künstlersahrt durch Südamerika war ein Triumps nicht nur des Zirkusdirektors Stosch-Sarrasani, sondern auch der deutschen Idee. Zum ersten Male nach dem Kriege wurde den Bewohnern jener Staaten, in denen noch immer eine starke deutschfeindliche Propaganda an der Tagesord- nung »var, an einem Musterbeispiele brr Wert deutscher Ar- beit und deutscher Organisation vor Augen geführt. In