Volltext Seite (XML)
Hchmflein-Emstthaler Tageblatt un-Auseiger Nr. 4 Beilage Dienstag, den 6. Januar 1925 - NI o ü Nl o o von denen sich ti; Laub. zweigc». Aus höher entwickelten Lebermoosen ent'tanden die Schachtelhalme, Farne Gteuertalenber für Januar 1SLS Ausschneiden! B Tie nunmehr ausgetretene Erwerbung der Serualitct ist bei die en niederen grünen Kugel- algen zu suchen; sie bezeichnet einen neuen un geheuren Entwicklungsfortschritt, der zu einer stark«» Verzweigung des Stammbaumes infolge der erhöhten Fähigheit zu Spielarten führt. Di« weitere Entwicklung gebt zu den höheren Grün« a l g e », die in sadtzen Verbänden leben und von denen sich viele Algenreihcn abzwetgrn. Bei einen» dieser Seitenäsle wird die Assimilalivii von Kohlehydraten mehr und mehr durch andersgeartete Assimilanonsprodukte erseht. Als neu auftcctcnde Eigenschaft erscheint bei diesen sei ständig beweglichen Einzellern, den Flage! laten, die Ausnahme fester Nahrung. Hier bei den E u g l e n e n oder Augentierchen ist nach endgültiger Aufgebung der pflanzlichen Ernäh rung der U r s p r u n g des Tier reiches zu sehen. Es ist dadurch erwiesen daß das Tierreich und damit auch der Mensel nicht cigentttb aus Urtiere zurückgeht, sondern auf selbständig gewordene Schwärmer hölxerei Grünalgen. Auch der S t a m m bau m des Menschen findet also seine tieften Wurzeln im Pflanzenreich. Non den mannigfachen Algen sten fuhrt dam der Aufstieg ins N.i h der Pitz e, und de» Hauptast entwickel! sich weiter zu den Leber und farnähnliche Nadelhölzer, die in der Slein- kohlenzest ihre größte Entsa j mg erlangten. Die ebenda ls auf dieser Stufe entstandenen Bär lappen leiten zu unseren Kiefern über aus denen sich alle unsere Nadelhölzer entwickel ten. Der Fortschritt ge''t dann weit.r von de» Kiesern zu den echten B I ü 1 e n p ft a n - z e n, deren Blüten »"ch an die Zapfen dei Nadelhölzer erinnern, wie den Magnolie» Von den Magncl en nehmen die E i n k ci m - blättrigen ihren Ursprung, während der Hauptast zu den Hahnenfußarten und da mit zu den echten Z w e i k e i m blätt rigen fortichreitei Diese Fortbildung hat im Anfang der Kreidezeit stattgefmiden. Während der Kreidezeit vcl'ziebt sich dann eine außer- ordentlich starke Verzweigung des Psianzenstamm- baumes. Die Eporenpslanzcn trete» immer mehr zurück, und die Blütcnpslanzen herrschen vor; es treten Bezie' ungen zwischen Insekten und Blü ten ein und befördern die mannigfaltige Aus bildung der Blüten Non den Hahnenfuß- gewichscn fübrt, mit den Roten beginnend, ein Scitenast zu den D o l d e n b l ü t l e r n; von den Nelken geht der Weg unter Rückbildung der Bl itentcile zu den kätzchentragende» Laub» bäumen. Die Hauptreihe der Pflanzen führt ü''er Kür is- und Glocke» lumengcwächse zu den Korbblütlern, lui denen die Art bildung noch heute in vollem Gange ist. D« Stammbaum des Pflanzen reiches Ein« Großtat der deutschen Botanik. Nach einer Arbeit von 13 Jahren, in der Hunderttau'ende von Reaktionen vorgenommen wurden, ist es dem Königsberger Botaniker Prof. Dr. Herz gelungen, durch di« unter -einer Leitung im Botanischen Institut der Stadt aus- geführten Untersuchungen einen Stammbaum des Pflanzenreiches und damit alles organischen Le. bens überhaupt aufzustellen. „Diese Forschun gen bilden «in Ruhmesblatt in der Geschickte der deutschen Pslanzensorschung," sagt Dr. Fr. Steinecke in einer Würdigung dieser Grotztat deutscher Botanik, die er in der in Frankfurt a. M. erscheinenden Umschau veröffentlicht. „Sie bleiben für all« Zeiten mit dem Namen des ge- malen Urhebers dieser Stammbaumsorsichung Prof. Herz und dem Botanischen Institut Kö. nigsberg verknüpft. Mit den Methode», die früher der Botanik zur AeMgung standen, war es nicht möglich, «inen lückenlosen Stammbaum aufzustellen. Erst als eine botanische Sero, d i a g n o st i k ausgebildet wurde, durch dje pflanzliche Eiweiß« unterschiede» und aus dein Serumreaktionen die Verwandtschaft der einzel nen Pflanzen untereinander erkannt werden konnte, war ein Mittel gegeben, um zwischen wir'licher Verwandtschaft und bloßer äußerlicher Aehnlich. ksir genau zu unterscheiden. Auf Grund von Hunderttausend«!! solcher serologischen Untersuchun gen im gesamten Pflanzenreich gelang es, den Stammbaum zu konstruieren, wie er sich cll.'k Wahrscheinich'cit nach im-Lause der geologischen Geschichte gesta.tet hat. Die Met oben dieser Se. rodiagnosli' sind äußerst verwickelte sie gehe» aber von fast unmerllichen Verschiedenheiten b i den niederen Pflanzen zu immer deutlicheren Unterschieden bei den höheren Pflanzen und bie ten eine einwandfreie wissenschaftliche Grund- läge für die Erkem tnis der Verwandschastsver« hältniss« der organiscyen Welt. Der allmähliche Aufbau unseres organlfchen Lebens stellt sich danach folgendermaßen dar: Als unterste Pflanzengruppen erscheinen die Bakterien, innerhalb deren wieder die Reihe den Vorsprung gewann, die einen Koh- lenstofswech el besaß und imstande war, die Son. nenernergie durch asim lierende Farbstoff« aus zunutzen. Der Far »stoss war zuerst blau, und so entstanden die B l a u a l g e n bei de. ncn da» grüne Chorophyll zum ausschließlichen Farbstoff wird. Diese Entwicklung spielt sich bei den danach folgenden K u g e l a lg e n ab, die ein« weitere Differenzierung des Zellinnercn in Piasma, Kern und Farbstofträger au-weisen. Eine Vermehrung durch bewegliche Zelen, di« sogenann'en Schwärmsporen, > ringt «s mit sich, das; der i's bei einigen Kugelnlgen di: Schwärm, sparen miteinander verschmelze» und damit einer neuen Pflanze den U's nmo geben Zett Steuerart Zahlstelle Anmerkungen 1 2 Bis 5. Januar Bis 5. Januar Steuerabzug vom Ar- beitslohn Arbeitgeberabgabe Finanzamt Gemeindliche Steuer- Hebestellen Dieselben Finanzamt. Für Hohenstein-Er. u. Oberlungwitz bet Bar- Zahlungen vom 10.—17. 1. 25 nur die Hebestelle im Fremdenhof „Drei Schwanen" in Hohen- stein-Ernsttyal. Finanzamt Finanzamt Zugleich Einreichung der Bescheinigung über die Steuerabzüge für Dezbr. s so Bi» 5. Januar Bis 7. Januar Bi» 10. Januar Bis 10. Januar Bis 10. Januar Anfwertungssteuer (Mietzinssteuer) Getränkesteuer Einkommensteuer vorauszahluna für Dezember bezw. 4. Vierteljahr Körperschaftssteuer. Vorauszahlung für Dezember Umsatzsteuervoraus- Zahlung (allgemeine, er- Höhte u. für Leistungen besonderer Art) für Dezember bezw. 4. Vierteljahr von den Eigentümern be- oauter Grundstücke zugleich Abgabe einer Voranmeldung für De zember bezw. 4. Viertel jahr zugleich Abgabe einer Voranmeldung für De zember Zugleich Abgabe einer Voranmeldung für De- zember bezw. 4. Viertel jahr und zwar zweck- mäßigerweise auch dann, wenn nur umsatzsteuer freie Entgelte verein nahmt worden sind. Steuerpflichtige, die aus- nahmsweise im Dezbr. bezw. 4. Vierteljahr 1924 überhaupt keinen Umsatz 8 S 10 11 12 13 14 15 16 Bis 10. Januar Bis 15. Januar Bis 15. Januar Bis 15. Januar Bis 15. Januar Bi« 15. Januar Bis 15. Januar Bis 20. Januar Bis 25. Januar Börsenumsatzsteuer für Dezember Steuerabzug vom Ar beitslohn Arbeitgeberabgabe Grundsteuer Rentenbankzinsen von industriellen, gewerb lichen und Handels betrieben (zweite Hälfte- Schulgeld iür die Han delsschule, Gewerbe, schule, Textiliachschule für 1.1. bis »1. 3.1925 Musikinstrumenten, steuer Wassersteuer Steuerabzug vom Ar beitslohn Arbeitgeberabgabe Finanzamt Chemnitz. West i Finanzamt Gemeindliche Steuer- hebestcllen Dieselben Finanzamt Stadtkaffe Hohenstein- Ernstthal Finanzamt erzielt haben, teilen dies zweckmäßigerweise dem Finanzamt ebenfalls mit Einreichung der Anmel- düng für Dezember in 2 Stücken von Steuer schuldnern, die zum Ab- rechnungsoerfabren zu gelaffen sind Beträge unter 10 Mark können mit Anfang Fe- bruar entrichtet werden. 17 Bis 25. Januar Gemeindliche Steuer- Hebestellen Beträge unter 10 Mark können mit Anfang Febr. entrichtet werden. Nu MMWl W WlMö. Ecichichtliches Lebensbild von Philipp Galen. 62! "Nachdruck verboten.) Ungefähr in der Mitte des schmalen Wasser- gürtels, der Pulitz von dem Festlande von Rügen trennt, liegt ein Werder, der im Som- ; wer dem Pächter von Pulitz zur Viehweide diente, sonst aber von niemand betreten wurde und jeder Beachtung entging. Dieser kleine Werder hieß und heißt noch heute All-Rügen. Von Pulitz aus führt eine seichte Furt dahin, die man bequem mit guten Wasserstiefeln ! durchwaten kann, im dürren Sommer oft sogar - ganz ausgetrocknet findet. Für den alten Schweden hatte diese kleine ; Insel einen besonderen Reiz, da sie der Sam- ! melpunkt zahlloser Scharen wilder Enten war, und er die Jagd auf diese mit Leidenschaft liebte und ausübte. Um dieser Liebhaberei mit aller Bequemlichkeit obliegen zu können, hatte er mitten auf dem Werder eine besondere Vor- ! richtung angelegt, und dies war der Versteck, wahin er seine jungen Freunde in dieser Nacht - führte. An der Stelle nämlich, wo die Farnkräuter und das kleine Buschwerk am höchsten ragten, hatte er eine ziemlich geräumige Höhle graben lassen und diese mit Moos höchst bequem und behaglich ausgepolstert. Als der alte Schwede seine Gäste in dieses unterirdische Blockhaus geführt und mit allen seinen Einzelheiten bekannt gemacht hatte, ließ «r sich aus einen der Moossitze nieder und sah seine Freunde gemütlich lächelnd an. „Nun", sagte er, „was meint ihr dazu? Werdet ihr hier vor den Spüheraugen der Franzmänner geborgen sein und nun dem alten Schweden glauben, wenn er jagte, er habe einen Versteck für euch?" Sowohl Magnus wie Waldemar nickte be friedigt und schüttelte dem Alten dankend die Hand. „Ich werde euch jeden Abend, sobald der Kaiser von Pulitz geruht zu Bett zu gehen. besuchen," fuhr der Alte fort, „und euch Kunde bringen, wie es drüben im Reiche steht und geht, und so werdet ihr Unterhaltung genug haben." Am nächsten Morgen war der Pächter von Pulitz schon in Tätigkeit, als die Sonne die Wipfel seiner Bäume färbte, was jedoch weni ger in der Absicht geschah, zeitig nach dem Rech ten zu sehen, damit der neue Gebieter alles in bester Ordnung finde, als aus unruhiger Neu- giede, den Mann kennen zu lernen, der es wagen würde, ihm neue Gesetze vorzuschreiben. Um zwölf Uhr mittags fand er sich am Strande ein, da er gehört, daß Herr Louis, der Kammerdiener, seinen Herrn um diese Zeit erwartete. Es dauerte auch nicht lange, so sah man ein Boot von Dumselwitz heranruderu, dem ein zweites solgte, das einen bequemen Wagen trug. Als das erste Boot anlegte, fand man Herrn Chambertin nebst einem Diener darin, dem eine Frau beigegeben war, die sich rühmte, eine Pariser Köchin zu sein. Schon bevor Herr von Chambertin das Ufer erreicht, war die herzinnige Freude, endlich seinen eigenen Grund und Boden zu betreten, bedeutend in Abnahme begriffen, denn diese kleine magere Insel, auf der nur hier und da ein Wäldchen auftauchte, sollte das kaiserliche Geschenk sein, vcn dem man in Paris so un geheuer gefabelt. Indessen heiterte sein glühendes Gesicht sich allmählich wieder auf, als er von ferne den an sehnlichen Kiefernwald ragen sah, der Pulitz größte Ziede und eigentlich sein einziger Reich tum war, und er begrüßte mit herablassender Milde den großen Mann, der sich ihm bei sei ner Landung als den gegenwärtigen Pächter seines Besitztums vorstellte. „Bon jour, mon cher ami!" lauetete die erste Anrede des leutseligen Kaisers von Pulitz. „Also Cie sind der Pächter, der bis jetzt diese — diese Herrschaft verwaltet hat? Eh bien! Da wir einmal auf dem Wege sind, so wollen wir gleich durch die schönsten und fruchtbarsten Teile der Insel wandeln, und Sie werden die Güte haben, mich auf alles Bemerkenswerte aufmerksam zu machen." Man war langsam über die Felder, die Wie sen und durch den Kiefernwald längs der Ost küste der Insel geschritten, als Adam Sturleson von weitem auf den Pachthof wies. „Und das da, Herr General, ist der Pacht- Hof, auf dem Eie nun selbst residieren werden." Der Kaiser von Pulitz stand still, um tief Atem zu schöpfen. „O mon dieu!" wisperte er mit einem tie fen Seufzer, „ist das das Schloß, das ich mir in meinen Träumen so feenhaft vorgestellt habe?" Des Enerals Augen nahmen einen immer größeren Umiang an, je mehr die geträumte fürstliche Herrschaft zu einer winzigen Bauern- Wirtschaft zusammenschrumpfte, und seine Bur gunderfarbe ging allmählich ins Bläulich-Vio lette über. Er blieb wiederholt stehen und blickte sich scheu nach allen vier Weltgegenden um. „Allons, mon ami!" rief er dann. „Gehen wir nach dem Schlöße — dem Hause, wollte ich sagen, vielleicht ist es innen bester als außen." „Ach nein, Exzellenz," jammerte Louis an seiner Seite, „au contraire, und es riecht noch dazu sehr übel. Ich habe deshalb hier ein Fläschchen Rosenestenz mitgebracht, damit Sie nicht in Ohnmacht fallen, noch ehe Sie Ihre Salons betreten." Der Kaiser von Pulitz griff konvulsivisch nach der vorgehaltenen Essenz und sog schon jetzt ihre Stärkung ein, als röche er bereits in seiner Phantasie die naturgemäßen Düfte, die einem echten Landmann so lieblich dünken, daß er sie überall um sich her verbreiten möchte. Daraus aber setzte sich der Zug wieder in Bewegung und bald war man im Innern des Schlosses an gelangt, wo sich der General, fürchterlich er müdet und schrecklich in seinen Erwartungen getäuscht, auf eine alte Ottomane fallen ließ. Mutter Talke hatte an diesem Tage ihr Möglichstes getan, um allen Ansprüchen zu ge nügen, die ein vornehmer und verwöhnter Mann, wie der Kaiser von Pulitz war, an ihre Küche stellen konnte, eine Pflichterfüllung, die ihr glücklicherweise nicht lange aufgebürdet bleiben sollte, da schon vom nächsten Tage in die Pariser Köchin den Oberbefehl in ihrem Reiche übernahm. Trotz seiner Verwöhnung aber und obgleich die Speisekarte der Pächterin viel einfacher war als die der Kochkünstlerin aus der Hauptstadt der Welt, fand die künftige Exzellenz die Tafel sehr schmackhaft und erwies ihr daher alle Ehre. Der alte Schwede, der heute der Gast des neuen Herrn war, und ge- wig einen gesunden Appetit besaß, war dennoch auf das höchste erstaunt, in dem kleinen Mann einen Esser zu finden, wie ihm noch keiner in seinem langen Leben vorgekommen war. Als Louis, der immer ein aufmerksames Auge auf seinen Herrn gerichtet hielt, bemerkte, daß es mit seinem Leistungsvermögen zu Ende war, sprang er wie ein Wiesel herbei und band ihm die Serviette ab, die er ihm bis unter das Kinn über die ganze Brust gewunden hatte. „Charmant!" hauchte der lächelnde Kaiser von Pulitz hervor, nachdem er einen kurzen Husten ausgestoßen, „das wäre vollbracht. Nun aber, mon cher ami, ist mein Plauderstündchen gekommen, und so lasten Eie uns denn zu den Geschäften übergehen, die wir noch abzumachen haben. Wissen Eie, wovor ich mich hier am meisten fürchte'"' „Nein, nicht im mindesten," erwiderte der Pächter mit seiner ganzen behaglichen Ruhe. „Vor dem ärgsten Feinde, den ein anständi ger Mann auf Erden haben kann — vor der Langeweile." „Oho!" brach hier Adam Sturleson los, „das hat gute Wege bei uns. Ich wenigstens habe noch niemanden gesehen, der sich auf Pulitz gelangweilt hätte. Ich könnte ewig, wenigstens so lange mir der Himmel das Leben gibt, hier am Strande sitzen, wenn ich auch keine andeu Arbeit zu verrichten Hütte, und ich würde mir nie von hier fortsehnen, also auch niewa' Langeweile enu finden." tForlsetzung jolgt.)