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Nr. 9 u. 10 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau 37 Dresden-Tolkewitz — haben anläßlich einer am 5. Januar stattgefun denen Hauptversammlung beschlossen, an ihrem Teil zu einem ver mehrten Gemüsebau beizutragen. Die Anzucht von Baumschulmate- rial wird eingeschränkt, soweit hierfür nicht notwendige Bedürfnisse zu befriedigen sind. Wo angängig, soll versucht werden, feste Liefe rungsverträge für Gemüse und Feldfrüchte mit den Gemeinden abzu schließen. Durch Zwischenkulturen wird es außerdem möglich sein, die Anbauflächen erheblich zu vergrößern. Die Durchführbarkeit der geplanten Maßnahmen wird allerdings nur möglich sein, wenn den Baumschulbetrieben genügend Personal zur Verfügung steht und neue Hilfskräfte eingestellt werden können. Die Baumschulenbesitzer hoffen/ mit weiterer Unterstützung der maßgebenden Behörden rechnen zu können. Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, daß der Gemüsebau in Verbindung mit Baumschulkulturen durchführbar und zum Vorteile der Anpflanzungen sehr empfehlswert ist. Handelsnachrichten Ö » 111 Quedlinburg. Gebr. Dippe, Samen- und Pflanzen zucht, Hand eis gärtnere i. Das Unternehmen, das 1915 in | eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, hat für das zweite Ge schäftsjahr bis 30. Juni 1916 die Bilanz vorgelegt. Der Betriebsüber schuß beträgt 1 947 961 M., im Vorjahre 1 149 162 M. Das letzte Ge schäftsjahr erforderte an Generalunkosten 734 691 M., Rückstellun gen für Ausfälle namentlich im feindlichen Auslande 286 741 M. Der Reingewinn wird auf 935 385 M. (267 258 M.) festgestellt. Im Vor jahre wurden 5 Proz. Dividende für fünf Monate auf das 10 Mill. M. betragende Aktienkapital verteilt. Der Bilanzwert der Wirtschaften Quedlinburg, Halberstadt und Neundorf wird mit 15 933 916 M. auf- | geführt. Buchforderungen und Bankguthaben sind mit 6 679 756 / (5 288 355) M. zusammengefaßt. Neben 10 Mill. Aktienkapital betragen i die festen Anleiheschulden 8 Mill. M„ die befristeten Darlehen 4 120 000 M., die Buchschulden 285 544 (431 528) M., Rückstellungen für Talonsteuer und für Außenstände werden in Höhe von 723 876 (761 868) M. aulgeführt. Bericht der Zentralvermittlungsstelle für Obstverwertung in Stuttgart über das Geschäftsjahr 1916. Es sind eingegangen: Angebote (177): Erdbeeren 640 Ztr, Himbeeren 51 Ztr.. Stachelbeeren 158 Ztr. Jo hannisbeeren 310Ztr., Heidelbeeren,Preiselbeeren,Brom beeren, Holunderbeeren, Schlehen, Hagebutten. Zusammen Beerenobst 1159 Ztr. . Kirschen 14 120 Ztr. (Tafel- 12 980 Ztr., Brennkir schen 1140 Ztr ), Zwetschen 800 Ztr. Zusammen Steinobst 14 920 Ztr. Tafeläpfel 2850 Ztr., Mostäpfel 1100 Ztr, Tafelbirnen 61 Ztr., Quitten 1 Ztr. Zusammen Kern o b s t 4 012 Ztr. Im ganzen 20 901 Ztr. Das Angebot litt, wie der ganze Obstverkehr im Berichtsjahr, sehr unter den Kriegsmaßnahmen. Das Obst wurde den Züchtern überall unter der Hand weggekauft, Konservenfabriken.Heereslieferan- ten, Händler—zugelassene und andere —, Private suchten sich gegen seitig den Rang abzulaufen. Die reiche Beerenobsternte einzelner Gemeinden, die anfänglich unserer Vermittlung angemeldet war, ging fast ausnahmslos an die Konservenfabriken. Nachfragen (505): Erdbeeren 6000 Ztr , Stachel beeren 9900 Ztr., Johannisbeeren 9300 Ztr., Himbeeren 8200 Ztr., Brombeeren 100 Ztr, Heidelbeeren 100 Ztr. Zusammen Beerenobst 33 600 Ztr. Kirschen, Sauerkirschen 22 000 Ztr., Aprikosen 200 Ztr, Pfirsiche 100 Ztr.. Mirabellen 200 Ztr., Zwetschen 30 500 Ztr. Zusammen Steinobst 53 000 Ztr. Tafeläpfel 98 800 Ztr., Mostobst 12 600 Ztr., Tafel ¬ birnen, Quitten, Nüsse. Zusammen Ker n ob s t 111'400 Ztr. Im ganzen 198 000 Ztr. Diese in Zahlen angegebenen Nachfragen schließen nur den kleinsten Teil der bei uns eingegangenen in sich. Von allen Seiten, insbesondere aber von Norddeutschland wurden Mengen angefragt, die weit über die Gesamternte Württembergs hinausgingen. So von einzelnen großen Konservenfabriken, die, wenn nicht Gegenmaß- regeln ergriffen worden wären, für die Eindeckung des Haushaltbe darfs im Lande nicht mehr viel übrig gelassen hätten. Die Nachfrage von Privaten war, der übrigen Nahrungsmittelknappheit entsprechend, > eine besonders rege. Der Obstgenuß hat im Kriegsjahr 1916 ganz be- ! deutend an Wertschätzung gewonnen. Während wir in früheren Jahresberichten „Durchschnittspreise für die einzelnen Obstarten feststellten, stand der gesamte Obstver- I kehr in diesem Jahr im Zeichen der Richtpreise. Der Preisprüfungsausschuß der Stadt Stuttgart hat von Woche , zu Woche unter Beiziehung von Züchtern, Groß- und Kleinhändlern I und Sachverständigen die jeweils angemessenen Preise für Obst und | Gemüse festgelegt und unsere Vermittlungsstelle hat die Weitergabe dieser Preise an die Tagespresse usw. übernommen. Nach den an fänglich getroffenen Vereinbarungen mit der Lanidespreisstelle und der Landesversorgungsstelle für Obst und Gemüse waren diese Richt preise so gedacht, daß sie für das ganze Land maßgebend sein, also nirgends überschritten werden sollten und der Erzeugerpreis sich je nach größerer oder geringerer Entfernung des Orts vom Ver- brauchsplatz darnach zu richten hätte. Diese Voraussetzung ist je doch nicht eingetroffen. Die Richtpreise sind vielfach erheblich über schritten worden, haben aber doch ün großen und ganzen die wilde Preistreiberei von vornherein unterbunden und nach übereinstim mendem Urteil aller Kreise eine vorzügliche Wirkung erzielt. Am 27 Juni d J traten die Richtpreise erstmals in Erscheinung; die nachfolgende Uebersicht gibt die eingetretenen Auf- und Ab stiege im Groß- und Kleinhandel wieder. Groß- Klein handel handel für kg für i/. kg M % Gartenerdbeeren: 27. Juni 40—60 48—72 Anfang Juli 30—60 36 - 72 Mitte Juli 20—40 25 — 50 Wa Id- und Monatserd- beeren: 27. Juni 70-80 77-88 August 70 80 Garten- und Waldhim beeren: 27. Juni 45-50 50—60 Juli—Oktober 40-45 48 — 54 Heidelbeeren: 27. Juni 25-30 28—34 Juli 30—35 36-42 Aug.—Septemb. 35—40 40—48 Preiselbeeren: 12. Aug.—Sept. 60 70 Garten - und Waldbrom beeren: 22. Juli—August 40-45 48 — 54 Stachelbeeren, reif: 27 Juni 20-25 24-30 Juli—August 15—20 18—24 Johannisbeeren, rote, weiße und schwarze: 27. Juni 25 — 30 29—35 Anfang Juli 20 — 25 25-30 Mitte Juli—Aug. 15—20 20 -25 Hagebuttenmark: 21. Okt —Dzbr. 70 -80 90 -100 Kirschen u. Weichsel: 27. Juni 40-50. 48 60 1. Juli 8 Juli- Ende 50 - 60 60 70 35—50 42 — 60 Reineclauden: 22 Juli—Sept. 16. September Mirabellen: 29. Juli 5. Aug.-Ende Pflaum e n: 15. Juli 29. Juli 16. September Zwetschen: 25-30 30-35 15 - 25 18 - 30 35-40 40-45 40—50 50-60 20-25 24-30 15—20 20—25 15-25 18-30 29.Juli—August 25—30 30—35 30. Sept — Okt. 15—20 18 -25 (für gewöhnliche Bauern- zwetschen trat mit 9. Sep tember der Reichshöchst ¬ preis 25 & per Pfund im Kleinverkauf in Kraft) Edel pfirsiche: 8. Juli 40—60 50—70 9. September 35—50 45—60 Weinbergpfirsiche (Sämlinge): 2. September 20—30 25—35 23. Sept.-Okt 20-40 25—50 Besser als der eingehendste Aprikosen: 15. Juli—Ende Tafeläpfel: 8. Juli 15. Juli ■ 22. Juli 5. August 19. August 9. September 16. September 30. September 28. Oktober 18. November 25. November 2. Dezember 23 Dezember Kochäpfel : 30. September 28. Oktober 25. November Fall- und Mo 15. Juli 23 September 30. September 14. Oktober Frühbirnen: 8. Juli 15. Juli Groß- Klein handel handel für 50 kg für’/s kg « > 50—60 60—70 30-40 35—46 20—40 25—46 20—30 25—35 15-25 20—32 12—20 16—25 10—18 14-24 8-16 10-20 15-20 20—25 18—22 25-30 20—25 25—30 20-28 30-35 25-28 30—35 25—35 30-40 8—14 10—18 10-16 12—20 15—20 18—25 stobst: 5-6 6—8 6-7 7—9 7—8 8—9 8-10 _ 30—40 35-46 20—40 25-46 Feine Tafelbirnen: 5- August 2. September 9. September 25. November 23. Dezember 40-50 48—60 30—40 38—50 25 - 35 30-45 30—40 40—50 30 - 45 40—55 Kochbirnen liehe Tafel 5. August 19. August 2. September 9. September 7. Oktober 4. November 25. November 23. Dezember u. gewöhn- b i r n e n : 20—30 25—35 15—25 20—30 10-20 15—25 8-20 11—25 10-15 13—18 15—20 20—25 20—25 25—20 20-25 25—30 Quitten, inländische: 16. September 25—30 30—35 7. Okt.—Ende 30-35 35-40 (für ausländische Quitten waren keine Richtpreise festgelegt; sie wurden zu ■ 45 bis 60 per Ztr. im Großhandel abigesetzt) Walnüsse: 9. September 40—50 45—50 7. Oktober 50—60 60—70 Bericht gibt die obige Zusammen ¬ stellung ein Bild über den Verlauf des Obsthandels und die Preisge staltung im Kriegsjahr 1916. Sie liefert ebenso den Beweis, daß beim Obst einzig und allein allwöchentlich aufgestelite „Richtpreise" dem Wert 'der Früchte und der Marktlage gerecht werden können. Jeder Eingriff durch Höchstpreise hat, wie bei Zwetschen, Most- und Tafelobst, die bedenklichsten Folgen gehabt, insbesondere weil die Qualitätsbegriffe so undeutlich wie möglich gefaßt waren. In Süd deutschland versteht mar. den Begriff „Bauernpflaumen" z. B. abso lut nicht. Bei Mostobst wurden die Höchstpreise im Schleichhandel in unerhörtester Weise überschritten. „Gepflückte, sortierte in feste Gefäße verpackte Tafelapfel“ entpuppten sich später vielfach als gewöhnliches Mostobst. Die entsprechend höhere Richtpreisfest setzung für wirklich feine, tadellos behandelte Tafeläpfel wurde da durch ungemein erschwert. Es hat sich feiner gezeigt, daß Obst arten, die geringe Ernte lieferten, und von denen keine Zufuhr von außen eintraf, nur mit äußerster Mühe in den Richtpreisgrenzen zu hallen waren; die Zufuhr auf den Märkten blieb einfach aus. Er-