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Nr; 5 u. 6 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau 21 soll ein Erfolg sichergestellt werden. Es gibt keinen Son- ■ derzweig des Gartenbaues, der bei der Neueinrichtung von Pflanzungen so viel Sorgfalt und Sachkünde erfordert, wie der Obstbau. Die Gründe dafür liegen in der langen Le bensdauer der Pflanzung. Mißgriffe rächen sich bei man- chen Obstarten über die Dauer von mehr als zwei Lebens altern. Außerdem kennt kein gärtnerischer Betrieb so hohe Einrichtungskosten bei geringer Verzinsung, wie der Obstbau. Freilich darf man nicht in den Fehler verfallen, äls Anlagekosten nur jene zu betrachten, Welche durch Ankauf des Pflanzgutes, die Bodenbearbeitung und ähn liches, also die Pflanzung selbst entstehen. Vielmehr rech nen dazu in Wirklichkeit die Kosten der Unterhaltung und Pflege, des Pachtzinses für die Grundstücke, der Er tragsausfälle an anderen Früchten, und vieles andere mehr. Vom kaufmännischen Standpunkte aus kostet die Anlage von 1 Hektar Hochstämmen bei mittlerer Pflanzentfer- nung deshalb nicht etwa nur 300 bis 500 M., wenn man unseren geläufigen Schriften glauben Söll, sondern in Wirk lichkeit 2000 bis 3000 M. Entscheidend für diese Kosten ist in allererster Linie auch der Eintritt der Fruchtbarkeit, der bekanntlich je nach den Sorten ganz außerordentlich wechselt, Dieses wollte ich vorausschicken, um darzutun, wie große Interessen ein Mißgriff gefährdet, welcher hinsicht lich des Feuchtigkeitsgehalts, besser gesagt, der Wasser führung eines Bodens begangen wird. Es ist fast nicht bekannt, daß der Wasserverbrauch unserer Obstbäume weit über jenem der Feldfrüchte steht. Alle Früchte, welche oft behackt werden müssen, ver brauchen wenig Wasser; mehr schon die Halmfrüchte, am meisten aber die Kleegrasnarbe. Immerhin ist deren Was serverbrauch, an der Niederschlagsmenge gemessen, ge- ; ring. Diese beträgt im Mittel etwa 70 cm jährlich, wohin gegen Hackfrüchte nur 25 bis 30 cm, Halmfrüchte 35 bis 40 cm, Kleegrassaat 50 bis 55 cm verbrauchen. Der Nie derschlag vermag deren Ansprüche also zu decken, selbst wenn man bedenkt, daß viel Niederschlagswasser unbe nutzt bleibt. Bei den Obstarten aber schwanken die verbrauchten , Wassermengen zwischen 90 und 125 cm. Die Ansprüche wechseln nach der Obstart und den Sorten. Jedenfalls ist der Verbrauch höher, als der Niederschlag. Daraus folgt, daß unbrauchbarer Obstbauboden nicht allein auf die Nie- ; derschlagsmenge angewiesen sein darf, sondern daß der Mehrbedarf •durch andere Möglichkeiten gedeckt werden : muß. Dieser Möglichkeiten gibt es drei: Hoher Grund wasserstand, Zufluß aus Nachbaräckern und künstliche Bewässerung. Von der letzteren soll hier abgesehen wer den. Nur möchte ich darauf hinweisen, daß meine in Neu pflanzungen im großen Umfange gereiften Erfahrungen mich zum unbedingten Anhänger und Fürsprecher der Kunstbewässerung auch im Obstbau gemacht haben. Wird die Kunstbewässerung klug und sparsam eingerichtet, macht sie sich stets hoch bezahlt. Hinsichtlich des Grundwasserstandes möchte ich be merken, daß dieser schädlich wirkt, wenn der Spiegel zu hoch steht. In dem wasserdurchtränkten Boden vermögen die Wurzeln nicht einzudringen, weil auch die Wurzel atmet und weil im Bereiche des Grundwassers gewisse Vorgänge versagen, welche zum Gedeihen des Pflanzen lebens notwendig sind. Mit dem Grundwasserspiegel schneidet deshalb die Lebenstätigkeit der Bewurzelung ab. Die Erfahrung lehrt, daß die Baumkrone das Höhen wachstum versagt, sobald das Wachstum der Wurzeln hin- j ab in die Tiefe unterbleibt. Unter der Mitwirkung an steckender Pflanzenkrankheiten und tierischer Feinde entsteht dann in wenigen Jahren jenes traurige Krank heitsbild, welches wir als Wipfeldürre bezeichnen. Deshalb darf der Grundwasserspiegel nicht so, hoch i liegen, daß die Tiefenentwicklung der Bewurzelung vor aussichtlich bis ins Grundwasser reicht. Man kann die Tiefenentwicklung eines Birnenbaumes auf Wildsämling auf durchschnittlich etwa 120 cm festlegen, während Süßkirschen und Aepfel sich mit ungefähr 100 cm begnü gen. Auf schwachwachsender Unterlage (Quitte, Splitt apfel, Mahaleb) genügen Tiefen von 75 bis 80 cm. Auf Paradies reichen 60 cm, Aprikosen und Pfirsiche, auch Sauerkirschen, reichen mit 80 cm. Damit soll aber nun nicht gesagt sein, daß das Grund- wasser in dieser Höhe stehen dürfe; denn die Haarröhr chenkraft des Bodens hat Hubkraft, der zufolge das Wasser vom Grundwasserspiegel aus nicht unerheblich steigt und die Hohlräume im Boden derart füllt, daß über dem Grundwasserspiegel eine Bodenschicht entsteht, die mangelhaft gelüftet ist und ebenfalls der Bewurzelung das Eindringen erschwert. Die Hubkraft ist verschieden. Infolgedessen auch die Hubhöhe. Sie beträgt in leichten Böden etwa 20 bis 30 cm, in schwereren 35 bis 60 cm. In folgedessen sind Böden für den Anbau nicht ohne Gefah ren, welche bis zum Grundwasserspiegel nicht mindestens die oben angegebene Mindesttiefe zuzüglich der Hubhöhe aufweisen. Bemerkenswert ist der Umstand, daß die Bewurze lung nicht nur nach Arten, sondern innerhalb derselben auch nach Sorten verschieden tief reicht. Je steiler und höher die Sorte ihre Krone bildet, um so tiefer steigt die Bewurzelung hinab. Konnte oben für den Birnenhoch stamm eine mittlere Bewurzelungstiefe von 120 cm gefor dert werden, so vermögen bei Anpflanzung flachkroniger Sorten unter Umständen 100 cm Tiefe genügen. Hoch- kronige verlangen entsprechend mehr, so daß je nach den Sorten die Bewurzelungstiefe zwischen 100 und 160 cm schwankt. Bis zum Wasserspiegel muß dann jene Zugabe bewilligt werden, derzufolge im leichteren Boden flach- kronioe Sorten mindestens 125 cm, hochkronige in schwe ren Böden mindestens rund 200 cm, die Durchwurzelung nicht hemmende Tiefe besitzen müssen. Aber auch eine andere Anforderung muß gestellt wer den, wenn höherer Grundwasserstand herrscht und wenn bei starkem Verbrauch des Bestandes bei unzulänglichen Niederschlägen mit dem Wasservorrat des Grundwassers gerechnet wird. Das Grundwasser muß fließen! Stehendes Wasser ist sauerstoffarm und deshalb eher schädlich denn nützlich. Soll Grundwasser nützlich wir ken, muß er sauerstoffreich sein, und das ist nur fließendes Grundwasser. Solches fließendes Grundwasser findet man sehr häu- fiig in der Nähe fließender Gewässer. Im welligen und ge birgigen Gelände häufig an sanft geneigten Abhängen, un ter deren Oberfläche das Wasser langsam von der Höhe zu Tal fließt. Stehendes Grundwasser findet man dagegen häufig in Talmulden. Auch im ebenen Gelände hat man mit stehendem Grundwasser stets zu rechnen, wenngleich unterirdische Strömungen viel häufiger sind, als man für gewöhnlich anzunehmen geneigt ist. Einen Punkt von größter Bedeutung bilden die Schwankungen des Grundwasserspiegels. Zumeist pflegt der Spiegel im Winter höher zu sein, als im Sommer. Maß gebend darf nur der Sommerstand sein. Der Winterstand kann beliebig über die gekennzeichneten Mindesttiefen hinausehen. Ein Schaden am Baumbestand und seiner Fruchtbarkeit wird im allgemeinen nicht bemerkt, selbst wenn der Grundwasseraufstieg zur dauernden Ueber- schwemmung der Bodeneberfläche führt. Aber 3 bis 5 Tage Hochstand des Grundwassers im belaubten Zustande der Bäume führt zu einschneidenden Schaden. Fließen des Grundwasser findet man in Tälern mit starkem Ge fälle, besonders wenn diese Täler von schnell strömenden Gewässern durchflossen werden. Der schnelle Fluß des Abwassers wird dann durch zwei Umstände begünstigt, deren einer der Druck des von den Hohen abfließenden Wassers ist, der andere die Saugkraft des fließenden Wassers. Ganz besonders findet man diese Art fließenden