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u - 52 Nr. 51 u. 52 Freitag, den 21. Dezember 1917. XIX. Jahrgang. ."Der Handelsgärtner Garten- let und or dem und die Abonnementspreis bei direktem Bezug vom Verlag: Hu Deutschland. Oesterreich and Luxemburg M. 5.—, für das Ausland M. 8.—, durch die Post oder den Buchhandel M. 20.— pro Kalenderjahr. Ausgabe jeden Freitag. Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Begründet von Otto Thalacker.— Verlag: Thalacker & Schwarz, Lelpzig-R., Comenlusstr. 17. Inserate 30 Pfennig für die vier gespaltene Nonpareille-Zeile, auf dem Umschlag 40 Pfennig, im Reklameteil M. 1.— für die zweigespaltene 105 mm breite Petit-Zeile. [1915 ns. DasRbonnement gilt fortlaufend u. kann nur durch Abbestellung14Tage Vorjahresschluß aufgehoben werden. - U. au. 2 mal 3 lärtner n nach dungs. dwirte a oder in ent- nmel. Schul- tunden 8, III. [2036 Ohm, -Kiel. BK er. rantie. g. Beachtenswerte Artikel in vorliegender Nummer: Der Stammfleckenbrand der Himbeere. — Einfluß des Obermanusanren Kalis auf die Keimkraft der Samen. — Kleinere Mitteilungen : Blatllausmiitel. — Die Bäume von Verdun, — Hopfen als Tabakersatz. — Rechtspflege: Kann der Käufer Ersatz der Frachtkosten für die zur Verfügung gestellten Waren verlangen? — Handelsnachrichten. — Geschäftsnachrichten. — Personalien. — Ehrentafel. Der Stammfleckenbrand der Himbeere. Von Professor Dr, A. Naumann-Dresden. Infolge einer Anregung, die ich durch Herrn Geheimrat Appel von der Biologischen Reichsanstalt Dahlem gelegent lich eines Besuches der Freiherrl. von Friesenschen Obst anlagen in Rötha erhielt, wurde in unserer Station für gärt nerischen Pflanzenschutz auf dem Laubegaster Pacht grundstück im Herbst 1914 eine Himbeeranpflanzung ge schaffen, die sich zusammensetzte aus Pflanzen, welche teils in Rötha*), teils in Niederpoyritz bei Dresden an dem Stammfleckenbrand erkrankt waren. Diese Anpflanzung sollte uns das Material zur Erforschung der bisher ungenügend bekannten Krankheit gewähren und gleichzeitig den verschiedensten Bekämp fungsversuchen der Krankheit als Grundlage dienen. Die Kranhkeit befällt die jungen Himbeerschosse im Frühsommer. Die Ruten erhalten eine bis mehrere braune unregelmäßig umschriebene Stellen, erfahren bis zum Herbste aber eine normale Weiterentwicklung. Erst im nächsten Frühjahr läßt nach Entwicklung der Augen der Trieb nach. Die Blütenzweiglein verkümmern oder trock nen kurz nach dem Fruchtansatz ab. Im Jahre 1913 fand ich in Rötha, das mir wiederholt in entgegenkommendster Weise Studien gestattete, an den Stammflecken die weißlich bis schwachrosa gefärbten Schleimhäufchen eines Pilzes: Myxosporium, daneben auch die dunklen Sporengehäuse eines Coniothyrium mit kleinen rußfarbenen Sporen. Bei meiner Rückkehr von Rötha fand ich beide Pilze auch in unseren Laubegastern Versuchskulturen und auch in Niederpoyritz bei Dresden, wo mir durch Herrn Rothe der Besuch seiner ausgedehnten und interessanten Obstkulturen gestattet wurde. Gegen den Herbst hin fand ich an den Stammflecken an Stelle des Myxosporium-Pilzes einen als Colletotrichum bestimmten Pilzschädling. Durch meine Studien über ein Myxosporium an Camellia"*) war es mir zur Ueberzeugung geworden, daß die Myxosporiumlager im Alter, wahrscheinlich infolge spärlich fließender Ernährung, sich im Umkreis mit dunklen Borsten bedeckten, die ein deutig auf die sehr nahe verwandte Gattung Colletotrichum hinwiesen. Wie Herr Geheimer Rat Prof. Dr. O. Drude in den Abhandlungen der Königl. Gartenbaugesellschaft Flora 1913/15 auf Seite 86/87 mitteilt, gelang es mir im Septem ber des ersten Kriegsjahres, unter den ab geplatzten Rinden fetzen der Rutenflecken eine kleine ziegelrote, der Oku- *) Vgl. Deutsche Obstbauzeitung 1911, Heft 14, S. Seite 239/40. *) D. A. Naumann, Zweigdiirre an Kamellien. Jahrb. der Ver einig. f. angew, Botanik, S. 212. liermade gleichende Larve einer Gallmücke Diplosis spec.? aufzufinden. Nach sofort angestellten Untersuchungen wurden sowohl in Rötha als auch in Niederpoyritz die ziegelroten Maden unter den Rindenflecken entdeckt. Gleich an dieser Stelle sei bemerkt, daß in dem vom Han delsgärtner eingesandten wenigen Material sich unter dem typischen Brandfleck sowohl eine Tönnchenpuppe als auch eine vertrocknete Diplosislarve nachweisen ließen. Dieser Entdeckung eines tierischen Schädlings brachte Herr Geheimer Rat Dr. Drude das größte Interesse ent gegen und unterzog sich mit seiner Tochter Frl. Elfriede gern der mühevollen, aber für die Krankheitsätiologie wert vollen Arbeit, im Herbste 1915 die diplosisbefallenen Ruten, auf denen sich meist auch das Colletotrichum nachweisen ließ, zu markieren. Diese Mühe zeitigte im Jahre 1916 das interessante Ergebnis, daß keine einzige Rute aus trieb, welche bereits im Jahre 1915 starken Befall von Diplosis (ev. Colletotrichum) besaß. Das gleichzeitige Auftreten eines pilzlichen und tie rischen Schädlings als Krankheitsursache konnte zwar ein „zufälliges“ sein, doch wäre es auch nicht unmöglich, daß die Diplosis-Weibchen zur Eiablage die dunklen Stamm brandflecken mit ihren sich ablösenden Hautfetzen bevor zugten. Es könnten aber auch durch den Diplosisbesuch die in Schleim eingebetteten, hyolinen, etwas gekrümmten Sporen von Rute zu Rute verschleppt werden. Jedenfalls werden sich unsere Laubegaster Versuche in dieser Richtung weiterbewegen. Im Jahre 1915 erschien in der „Deutschen Obstbauzei tung“, Heft 14. Seite 233, ein Aufsatz von Fritz Krause, Bromberg: Die Hendersoniakrankheit der Himbeeren. Darin wurde als Ursache der Erkrankung der Himbeerruten der Pilz Hendersonia rubi Westendorp verantwortlich gemacht. Die Sporengehäuse desselben brechen an den dunklen, später silbergrauen Flecken durch die Oberhaut der Ruten und in ihnen werden vierzellige, semmelreihenähnliche Sporen gebildet, die leicht auskeimen. Auch ich habe Hendersonia, deren Sporen so charak- ■ teristisch sind, einige Male auf den Flecken nachweisen können, doch hielt ich diesen Pilz für sekundär, weil in den weitaus meisten Fällen das Myxosporium bzw. Colleto trichum sogar neben Hendersonia vorhanden war. Es sei dabei durchaus nicht bezweifelt, daß bei den Bromberger Einsendungen Hendersonia als Schädlingsursache vorlag. Es liegt nur zu nahe, daß von all diesen Rindenpilzen das äußerlich gleiche Krankheitsbild hervorgerufen wird.*) Von Amerika aus ist in dieser Beziehung Ascochyta Pallor Berk, bekannt geworden, die, systematisch richtiger, wohl zu Diplodina gerechnet werden muß. Unter dem । Namen Diplodina Pallor Berk, findet sich dieser Pilz als Himbeerschädling angegeben in den Berichten über Krank heiten und Schädlingen der Kulturpflanzen vom Jahre 1908, Seite 125, mit den Worten: *) Es scheint mir auch, im Gegensatz zu Herrn Rosenthal-Rötha, durchaus nicht ausgeschlossen, daß in manchen Fällen ein Absterben I der Marlborough-Ruten auf Frost zurückgeführt werden muß.