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138 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 35 u. 36 vornehmen darf. War z. B. im Kalenderjahr 1916 ein steuerpflichtiges Einkommen von 5000 M. vorhanden und wurde noch durch eine gelegentliche Vermittlung eine einmalige Einnahme von 1500 M. erzielt, so ist nach dem Einkommensteuergesetz nur ein Einkommen von 5000 M. zugrunde zu legen. Bringt nun das Steuerjahr 1917 ein Einkommen von 6000 M., so kann die Steuer behörde auch das Ergänzungsgesetz wahlweise zur An wendung bringen und dann auch die einmalige - Einnahme im Vorjahre mitversteuern, so daß, nach dem Vorjahr 1916 beurteilt, ein steuerbares Vermögen von 6500 M. (5000 + 1500 M.) vorhanden ist. P. ============== Praxis und Wissenschaft Gemüsebeet anstatt Blumenbeet, ein übler Dienst für den Beruf und die Allgemeinheit. Man schreibt uns unter dieser Ueberschrift: „Es ist in diesem Sommer eine üble Unsitte vieler städ tischer Gartenverwaltungen gewesen, einen Teil der Schmuckbeete in den öffentlichen Anlagen mit Gemüse pflanzen anstatt mit Blumen und anderen Ziergewächsen zu besetzen. Was soll damit, denn eigentlich erreicht werden? Glaubt man wirklich, der Volksernährung mit diesen Spielereien einen Dienst zu erweisen? Steht der geringe Gewinn an Nahrungsmitteln, der auf den paar Tausend Quadratmetern erzielt wird, im richtigen Verhältnis zu den Nachteilen für den Beruf und die Gesamtheit, weiche hierdurch ent stehen können? Muß nicht durch die Ausschaltung der Blumen und durch den angeblich so patriotischen Gemüsebau an deren Stelle bei allen selbst nicht übelwollenden Ausländern, welche jene gärtnerischen Leistungen sehen und bestaunen, die Meinung entstehen, daß es den Deutschen doch recht schlecht ergehen muß, wenn sie gezwungen sind, auf das Bißchen Blumenschmuck zu verzichten, um dafür einige Salatrüben und etwas von den Hunden in übler Weise ver unreinigten Krauskohl zu bauen? In der Regel sind es ja die Gartenbehörden der Groß städte oder solcher mit lebhaftem Fremdenverkehr, welche der staunenden Mitwelt diesen gartenkünstlerischen Ge müsebau vorführen, und hier muß natürlich mit Notwendig keit jene Wirkung eintreten, die ich angedeutet habe. Die üble Wirkung für den Beruf aber besteht darin, daß die Behörden auf die Meinung verfallen müssen, es sei ebenso leicht wie auf Freilandbeeten, auch in den Gewächshäusern die Blumenkultur durch Gemüsekultur zu ersetzen. Die Folge sind dann so unheilvolle Verord nungen, wie uns Handelsgärtnern eine solche z. B. in dem bekannten Erlaß des Reichskohlenkommissars an den Deutschen Städtetag bezüglich der Kohlenversorgung der Blumengärtnereien beschert wurde. Darum sollte im nächsten Jahre der städtische Garten kunstgemüsebau wegfallen. Statt seiner soll man lieber den alterfahrenen praktischen Gemüsegärtnern die oft in den Stadtgärtnereien im Ueberfluß vorhandenen Komposterd massen zu einem annehmbaren Preise zur Verfügung stellen und ferner dafür sorgen, daß die im Umkreise vieler Städte immer noch vorhandenen großen Flächen brauch baren Brachlandes ausgenützt werden." Ein Wort für die Zimmerlinde. Die Zimmerlinde (Sparmannia africana) gehört zu den Charakterpflanzen im Blumenfenster des kleinen Mannes und jener Blumenpfleger und Pflegerinnen, die Blumen freunde aus innerer Ueberzeugung sind. Ich glaube, daß diese alte Pflanze an Beliebtheit in den Folgejahren zuneh- ’ men wird, und zwar auch bei Leuten, die sie bisher nicht i sonderlich beachtet haben. Ich nehme das deshalb an, weil die Einfuhr von Palmen aus Belgien jedenfalls noch jahre lang nicht oder nur in ganz beschränktem Maße stattfinden wird, selbst wenn auch des Friedens Glocken uns noch in diesem Jahre ertönen würden, so wie es etliche Optimisten behaupten, und soweit sie noch — d. h. die Glocken, nicht etwa die Optimisten — auf den Kirchtürmen hängen. Wenn aber die Palmen fehlen, die auf den Blumen- i tischen als Haupt- und Mittelstücke geschätzt wurden, wird das Publikum gern auch gut gezogene, üppig belaubte Zim- merlinden kaufen, die trotz ihres palmenunähnlichen Aus sehens doch recht wohl geeignet sind, die durch das Fehlen einer Palme entstandene Lücke zu schließen. Jedenfalls habe ich in diesem Jahre fast zwei Dutzend schöne Zim merlinden zu gutem Preise verkauft. Die Hauptvermehrungszeit der Zimmerlinde ist zwar das zeitige Frühjahr. Da aber die Stecklinge dieser an spruchslosen Pflanze fast das ganze Jahr hindurch wachsen, so kann sie auch jetzt noch oder zu beliebiger Zeit den Win ter über vermehrt werden, nur nicht gerade während des । Abschnitts der kürzesten Tage mit ihrem Lichlmangel, weil I dann doch zu leicht Fäulnis' eintritt. Mancher Kollege, der in seinem Pflanzenbestande keine Zimmerlinde besitzt, wird vielleicht Gelegenheit haben, in einer benachbarten Herr- Schafts- oder Hofgärtnerei eine Anzahl Stecklinge aufzu treiben. Man findet in solchen Betrieben mitunter wahre Riesenexemplare der Zimmerlinde als Kübelpflanze gepflegt. Wer jetzt Stecklinge machen will, steckt sie am besten in starksandige Mistbeeterde in kleine Töpfchen und stutzt die Blätter entsprechend ein. Ich verwende als Stecklinge im mer schwache Seitenzweige, wie sie ältere starke Topf oder Kübelpflanzen stets in einiger Anzahl bilden. An der artigen verhältnismäßig schwachen Zweigen sind die Blätter nicht so groß und hinderlich. Den Winter über bleiben die Jungpflänzchen bei +4 bis 6" Celsius in den Vermehrungs töpfchen stehen. Dann werden sie im zeitigen Frühling um getopft und können Mitte April auf einen lauwarmen Kasten gebracht werden. Hier werden sie bis Ende Mai unter Glas, aber natürlich entsprechend luftig gehalten. Dann werden die Fenster ganz entfernt. Selbstverständlich müssen sie noch zweimal verpflanzt werden. Sie entwickeln sich bei Verwendung kräftiger, nahrhafter Mistbeeterde und bei reichlichem Gießen, sowie durch wöchentlich einen bis i zwei Dunggüsse binnen wenigen Monaten zu sehr stattlichen ■ großlaubigen Pflanzen, die gern gekauft werden und gar j nicht so schlechte Preise erzielen. X. Y. Z. ■U: -1 Ophiopogon spicatus ist eine Kalthauspflanze, die zu den Ladenhütern aller Herrschaftsgärtnerein gehört, aber sie verdient, dem kümmerlichen Dasein, welches sie daselbst führt, entrissen zu werden. Im Habitus ähnelt sie der be kannten Ophiopogon Jaburan, jedoch sind ihre linealischen Blätter schmäler als bei jener und die Haltung des dichten Blätterschopfes ist zierlicher. Eine Zierde der Pflanze sind aber die mit zart lilafarbenen sitzenden Blüten dicht be setzten, den Blattschopf um 10 bis 15 cm überragen den Blütenähren, welche bei meinen Pflanzen regelmäßig im August erscheinen. Allerdings ist ja um diese Jahreszeit kein Mangel an blühenden Topfpflanzen. Aber etwas mehr Abwechslung in der Auswahl wäre keinesfalls ein Fehler, und deshalb möchte ich nicht versäumen, empfehlend auf diese zwar seit langer Zeit schon kultivierte, aber meistens ; schnöde in den Winkel gestellte harte Kalthauspflanze hin- j zuweisen. Man kann Ophiopogon spicatus, um schnell zu i kräftigen, reichblühenden Pflanzen zu kommen, in den Garten auspflanzen, am besten auf ein im allgemeinen halbschat- j tiges oder am Vormittag besonntes, am Nachmittag nicht im direkten Sonnenschein liegendes Beet in humusreiche Gar tenbeeterde, die man mit Komposterde, etwas Lauberde und verrottetem Mist lockerer und nährstoffreicher macht.