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Nr. 33 u. 34 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau 131 geringste innere Zusammenhang. Der üble Geruch der Abtrittsjauche ist den Fliegen sehr gleichgültig, weil er eben keine natürliche Eigenschaft der Kohlpflanzen ist, wie der Gestank faulenden Fleisches oder Käses. Viel mehr beruht die Tatsache, daß man Abtrittsjauche auch zur Düngung von Ke hlbeeten verwendet, doch auf einem reinen, für die Biologie der Schädlinge vollkommen be langlosen Zufall. Ich kann deshalb nicht verstehen, warum manche Leute, die auf ihre Praxis und ihr Können sich so viel einbilden, in so gedankenloser Weise immer wieder den Spruch nachbeten, daß die Kohlfliege mit Vorliebe solche Pflanzen befalle, die auf Beeten stehen, welche mit Ab trittsinhalt stark gedüngt seien. Ich selbst verwende zur Anzucht von Kohlpflanzen auf Freilandsaatbeeten grundsätzlich seit Jahren nie ein Stück Land, auf welches in den letzten drei Jahren Ab- trittsdung oder Abtrittsjauche gebracht worden wäre. Ich vermische die Erde mit fein zerriebenem Torfmull und verwende auf jeden Quadratmeter 80 Gramm einer Salz mischung bestehend aus 3 Gewichtsteilen schwefelsauren Ammoniaks, 2 Teilen Superphosphats und einem Teile vierzigprozentigen Kalisalzes. Trotzdem habe ich gele gentlich genau so stark unter der Kohlfliegenplage zu lei den wie andere Leute, die überhaupt zur Düngung ihres Landes nur Abtrittsinhalt und nie irgend welche Dünge salze verwenden. Es ist deshalb auch nicht richtig, wenn die Verwen dung von. Düngesalzen als Mittel zur Vorbeugung gegen die Kohlfliegenplage empfohlen wird. Das Schädigungsbild der Maden der beiden Arten ist ein etwas verschiedenes. Die Maden der Kohlfliege befressen nämlich teils die Wurzeln von außen her, teils leben sie in Gängen dicht unter der Rinde. Die Maden, der Wurzelfliege aber fressen nur von außen her. Die Wirkung ist bei beiden natürlich schließlich die gleiche. Infolge des Verlustes der Wurzeln, besonders auch infolge der Zerstörung der äußeren Teile der Pfahl wurzel durch die Fliegen gehen die meisten befallenen Pflanzen allmählich zugrunde. In der Regel um so eher, je trockener das Wetter ist und je weniger künstlich be wässert werden kann. Sehr oft beschränkt sich der Ma denfraß fast nur auf die äußeren fleischigen, nicht ver holzten Schichten der Pfahlwurzeln, während die Neben wurzeln fast gar nicht befressen werden. Auch in diesem Falle gehen die Pflanzen ein, denn die Faserwurzeln kön nen dann nach Zerstörung der äußeren Hauptwurzel schichten nicht mehr ernährt werden und vertrocknen. Bei sehr nassem Wetter helfen sich bisweilen die befal lenen Pflanzen, indem sie oberhalb der Madenfraßstellen neue Wurzeln bilden. Solche Pflanzen haben aber natür lich keinen festen Stand im Boden, auch liefern sie nur geringen Ertrag. Im Laufe des Monats Juni verpuppt sich die erste Generation der Fliegen in braunen tönnchenförmigen Pup pen von 5 mm Länge. Juni und Juli bringen die zweite, der August die dritte Flugzeit des Insekts. Da dieses jetzt in wesentlich vergrößerter Zahl auftritt, so ist der durch die zweite und dritte Generation der Maden angerichtete Schaden durchaus nicht geringer als der von der ersten verursachte. Er ist sogar nicht selten noch größer, weil es jetzt nicht mehr möglich ist, die abgestorbenen Pflanzen durch Nachpflanzung zu ersetzen. Die Ueberwinterung der zweiten Generation der Ma den erfolgt dann nach geschehener Verpuppung dicht an den befressenen Wurzeln im Boden. Die Bekämpfung der Schädlinge ist nicht leicht. Durch Vermeidung von Abtrittsdung und Jauche ist gar nichts zu erzielen. Notwendig ist es, bei der Entnahme der Pflanzen aus dem Mistbeet oder Freilandsaatbeet die Wurzeln auf das Vorhandensein von Maden zu prüfen und befallene Pflanzen zu vernichten oder auch die Maden zu zerdrücken. Ich habe bei dieser Gelegenheit auch schon Pflanzen gefunden, deren Wurzeln zwar nicht mit Maden besetzt, aber mit gelblichweißen Eiern des Insekts belegt waren, die etwas kleiner sind als die Eier der bekannten blauen Schmeißfliege. Diese Prüfung ist zwar etwas um ständlich, erspart aber viel Aerger und Arbeit, und be sonders bei der Anpflanzung von Frühkohlsorten ist sie durchaus als lohnend zu bezeichnen. Dann vermeide man Kohlanbau in eingeschlossenen, warmen Lagen, weil hier die Plage fast mit Sicherheit aufzutreten pflegt. Wo es angängig ist, lasse man beim Umgraben den Hühnern Zu tritt. Sie verzehren eine ganze Menge der Tönnchen puppen und etwa vorhandener Maden. Sobald man in einer Kohlpflanzung bemerkt, daß in der Mittagszeit bei Sonnenwetter einige Pflanzen auffallend stark welken, kann man mit Sicherheit rechnen, daß an deren Wurzeln etwas nicht stimmt. Man hebe sie sorgfältig samt der an haftenden Erde aus dem Boden und zerdrücke alle an den Wurzeln sitzenden Maden, Beim Nachsetzen hebe man an der Pflanzstelle mit einem Handspaten einen Stich Erde aus, zerstreue diese auf dem Beetsteig und stoße frische Erde in das entstandene Loch. So wird vermie den, daß die etwa von der alten Pflanze her im Boden ver bliebenen Maden gleich wieder die nachgesetzte Pflanze befallen. Auch dieses Mittel gilt natürlich nur für wert volle Frühkulturen. — Von manchen Seiten wird starke Kalkung mit je 50 Kilogramm Aetzkalk auf 100 Quadrat meter Bodenfläche als Mittel gegen die Kohlfliege emp fohlen. Der Kalk kann aber nur im Herbst und Winter angewendet werden, wenn die Maden wohlverwahrt in Puppenform im Boden ruhen. Es will mir daher nicht recht einleuchten, daß mit dieser Kalkung irgendeine Wirkung auf die Fliegenpuppen ausgeübt werden könne. Unbedingt notwendig ist dagegen das sorgfältige Ausheben und tiefe Vergraben in Gruben oder Ver brennen aller Kohlstrünke im Herbst, besonders wenn im Sommer über starken Madenbefall zu klagen war. Auch durch gute Bodenbearbeitung wird der Schädling beein trächtigt. Die Puppen, welche dabei in große Tiefe ge langen, können zur Schlüpfzeit ihre Insassinnen nicht an das Tageslicht entlassen, weil die Bodendecke zu dick ist. Die auf die Bodenoberfläche Gelangenden werden von den Vögeln aufgefressen. Schließlich bleibt auch noch als Ausweg ein zweijähriges Aufgeben des Kohlanbaues. Ganz sicher ist aber auch durch dieses Mittel das Ver schwinden der Schädlinge nicht zu erreichen, weil immer wieder Einwanderung von den Nachbargärten her statt findet. Sehr empfehlenswert scheint es mir, im Frühjahr für die ersten Pflanzungen nur im kalten Mistbeete überwinterte starke Sämlinge zu verwenden, weil diese den Angriffen der Maden nicht so leicht zum Opfer fallen wie Frühjahrssaaten. Auf Saat- und Pikierbeeten könnte man versuchen, durch starkes Begießen mit nicht zu schwacher Tabakbrühe die Maden im Boden zu töten, besonders bei wertvollen Blumenkohlpflanzen. Vor allem aber scheint es mir eine dankbare Auf gabe der wissenschaftlichen Institute, sich einmal mit der Kohlfliegenfrage gründlich zu befassen. X. Y. Z. üeber Erdbeersorten. Von A. Janso n. Wenn man über Erdbeersorten etwas liest, sind die Ausführungen fast immer auf diese oder jene Sorte zuge- schnitten, die, je nach den Erfahrungen des Schreibers, entweder in einzelnen Eigenschaften bemängelt, oder aber zum Anbau empfohlen werden. In 90 von 100 Fällen ist letzteres der Fall. Verfasser würde, wollte er den Be weis dafür antreten, mühelos solche Empfehlungen be geisterter Art für so ziemlich alle häufiger gebauten Sorten beibringen können. Mit einer solchen Behandlung der gerade jetzt, in der