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Nr. 45 u. 46 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau 179 eher eindringen. Die Pflanzen kann man nur dann zu höch ster Entwicklung bringen, wenn man die Ernährungslehre annähernd beherrscht. Von Büchern über Düngerlehre sind unter andern empfehlenswert: Tessenow, Das Abc der künstlichen Düngung. Preis 80 Pf. Wolffs Düngerlehre. Preis 2,80 M. Gaerdt-Löbner, Gärtnerische Düngerlehre. 5. Auflage. Preis 4 M. Die angeführten Bücher sind sämtlich zu den angegebenen Preisen zuzüglich des Portos vom Ver lag des „Handelsgärtners", Leipzig-R., Comeniusstr. 17, zu beziehen. Die Kartoffelanzucht durch Stecklinge. Nach den bisherigen Versuchen und Erfahrungen steht wohl fest, daß die Heranzucht von Frühkartoffeln im Gar ten durch Stecklinge in verschiedener Form nicht von der Hand zu weisen ist, solange die Kartoffel so hoch im Werte steht, wie gegenwärtig. Der Handelsgärtner muß ja nun erwägen, ob er den so kostbaren Raum in der kalten Jah reszeit nicht noch nutzbringender, aber immer im Interesse des Durchhaltens verwerten kann. Die Heranzucht von Frühgemüsepflanzen verschieden ster Art käme hier in Betracht, aber ich glaube, wenn wir die Preise für Saatkartoffeln sowie für die ersten Frühkar toffeln ins Auge fassen, so werden sich andere Gemüse pflanzen kaum höher bewerten, zumal bei den jetzigen Samenpreisen und der häufigen „Schwarzbeinigkeit“ der Kohlpflanzen. Bei der Kartoffelstecklingszucht ist so gut wie gar kein Abgang zu verzeichnen, wenn man nicht ganz grobe Kulturfehler macht. Vor einer allzu frühen Ankei mung der Kartoffeln, z. B. im Januar—Februar, möchte ich warnen, vorausgesetzt, daß man nicht ein paar Kartoffeln einer neuen Sorte sehr stark durch Stecklinge vermehren will, wozu dann der Raum voll und lange zur Verfügung steht oder wenn die ersten Stecklinge als Treibkartoffeln Verwendung finden sollen. Wo soll man sonst hin mit den üppig wachsenden Kartoffelpflanzen, die doch im Freien erst im Mai gesetzt werden können, bis zu welcher Zeit ja die ganze Lebensdauer der Frühkartoffeln zu Ende ist? Dies ist in vielen Zeitungsartikeln nicht bedacht. Bei der Wüchsig- keit der Kartoffel unter Glas ist es früh genug, wenn die Kartoffeln Anfang bis Mitte März warmgelegt wer den, denn nur wenn die Zeit möglichst abgekürzt wird, ist ein Gewinn dabei. Die Wüchsigkeit ist ausgangs April und anfangs Mai, besonders bei starkem Sonnenschein, so groß, daß die Pflanzen kaum zu halten sind, aber wer mag auspflanzen, ehe die „gestrengen Herren" vorübergezogen sind? Die Stecklingskartoffeln sind allerdings womöglich jetzt schon auszuwählen und einzeln etwas hell und trok- ken auseinanderzulegen. Man wähle wohlgeformte und vor allem recht gesunde Knollen, denn wie die Saat, so die Ernte; das gilt auch bei der Stecklingszucht. Die Sorgfalt, die wir unseren Frühgemüsepflanzen im Garten angedeihen lassen, müssen wir dann auch auf die Kartoffeln übertragen, damit ihnen das Fehlen der Mutter knolle nicht so fühlbar wird, denn wie allen Knollen gewächsen, so ist auch der Kartoffel die Knolle Lebens bedürfnis im Kampf ums Dasein. Darum muß deren Fehlen durch Pflege ersetzt werden*), bis die Bildung von neuen Knollen vorgeschritten ist. Dies ist auch einer von den *) Bemerkung der Schriftleitung: Die phvsiologische Aufgabe der alten Knolle ist die Versorgung der aus ihr hervorgehenden grü nen Sprossen mit Nahrung und Wasser. Die aus den grünen, Sprossen sich unterirdisch entwickelnden neuen Knollen werden aber von den grünen Sprossen und ihren Wurzeln mit Wasser und Baustoffen ver sorgt. Der geschätzte Herr Verfasser hätte wohl sagen müssen: ... bis die Entwicklung des Wurzelsystems der Kartoffelpflanze so weit vorgeschritten ist, daß der Stecklingspflanze das Fehlen der alten Knolle mit ihrem Wasser- und Nährstoffvorrat nicht mehr nachteilig werden kann. Die Aufgabe und Bedeutung der Mutterknolle und der Tochterknollen für das Leben der Kartoffelpflanze sind also grund verschieden. In diesem Sinne sind wohl die Ausführungen des Herrn Verfassers zu verstehen. vielen Gründen, daß die Anzucht der Spätkartoffeln wie auch der ausgedehnten Frühkartoffelanzucht aus Steck lingen nicht anwendbar ist, wenigstens nicht in absehbarer Zeit. Für die Zukunft etwas für unmöglich zu halten, haben wir uns wohl jetzt abgewöhnt. Von den Frühkar toffeln scheinen sich alle möglichen Sorten für die Steck lingskultur zu eignen, der Unterschied ist offenbar der selbe wie bei der Anzucht durch Knollen. Schließlich ist auch beides eine ungeschlechtliche Vermehrung, Durch die Samenanzucht ernteten wir hier schon früher einmal mittlere Kartoffeln. Dieselbe scheint jetzt weniger be liebt zu sein, wenigstens hört man nichts von deren Er folgen oder Mißerfolgen. Vielleicht haben die Sämlinge bei der großen Dürre noch mehr gelitten als die Steck linge. F. Steinemann. EinNachwort zu den Beobachtungen über Rauchempfindlichkeit einiger Gehölze. Von A. Janson. Mit lebhaftem Interesse habe ich den sachkundi gen Aufsatz gelesen, den „Der Handelsgärtner“ inNr.41/42 dieses Jahrganges veröffentlichte. Ich habe mich seit über zehn Jahren eingehend mit Rauchschäden beschäftigt, kenne als Gerichtssachverständiger aus Dutzenden von oft Riesen- nrozessen die ungeheuren, durch Rauchgase erzeugten Schä den und vermag dem Verfasser nur recht zu geben, wenn er alle Fachgenossen veranlaßt, ihre Beobachtungen mitzutei len; denn es handelt sich in der Tat um eine für den Garten bau und die Gartenkunst ungemein wichtige, für ihre Zu kunft geradezu entscheidende Frage. Indem ich Interessen ten auf eine kleine Arbeit aus meiner Feder zu diesem Thema*) besonders aufmerksam mache, welche „Der Han delsgärtner" seit längerem auch in seiner Liste „Neuere Fachliteratur" aufführt, möchte ich hier nur kurz Folgendes angeben: Ich habe iener kleinen Arbeit auch eine Liste der verbreitetsten Ziergehölze, Stauden. Obstsorten nach ihrem Ernnfindlichkeitsörad een Rauchsäuren beigegeben, aber im Textteil ausdrücklich betont, daß die Empfindlichkeit nicht allein nach Arten und Sorten, sondern auch nach Wachstumsverhältnissen, und vornehmlich individuell sehr verschieden sein kann. Sicherlich kann man mit Bestimmt heit sagen, daß beisvielsweise Pavpeln, Ulmen, Buchen, Linden (immer manche botanische Arten und Sorten davon ausgenommen!) weniger empfindlich. Fichten, Eschen, I Ahorne (wiederum mit Arten- und Sortenausnahmen) mehr empfindlich sind. Das schließt aber nicht aus, daß eine so hochgradig emvfindliche Art wie Picea excelsa ab und zu Pflanzen erzeugt, die fast unberührbar scheinen wollen. Und anderseits findet man oft in Grupven sehr harter Ge wächse, sogar an geschützter Stelle stehend, eine einzelne Pflanze derselben Art, die hochgradig leidet. Der Schriftleiter dieser Zeitschrift hat seinerzeit bei der freundlichen Besprechung meines oben erwähnten Büchleins beispielsweise erwähnt, daß von mir Sohdago als empfindlich bezeichnet sei. während in einem Nachbar grundstück sich an seinem Wohnsitz Solidago als sehr hart erweise. Das ist wohl so ein Fall von „Ueberraschungen", die individuell sind und aus der Regel herausfallen. Nun kommt aber hinzu, daß der Begriff R auch - säure als Gift die chemisch verschiedensten Verbrennungs erzeugnisse umfaßt. In erster Linie kommt schweflige Säure in Betracht. Aber auch Fluorwasserstoffsäure, Salz säure. Arsenwasserstoff säure, Chlor, Teeröldämpfe sehr ver- | schiedener, oft höchst verwickelter Zusammensetzung, und andere chemische Erzeugnisse kommen darin vor; sie alle *) Gärtnerische Rauchgasschäden, Erfahrungen einer zehnjährigen Sachverständigentätigkeit. Für den Preis von 3 Mark zuzüglich der Postversandgebühr von der Buchhandlung des Handels gärtners, Leipzig-R., Comeniusstraße 17, zu beziehen.