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DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau 139 Nr. 35 u. 36 Vorhandene alte Pflanzen teilt man zu diesem Zweck um Mitte bis Ende April in beliebige Teilstücke und deckt den Boden auf dem Beete mit etwas kurzem, alten Stalldung. Bis zum Herbst wachsen sie zu buschigen, dichten Pflanzen heran, und werden Ende August eingepflanzt und in einem kalten Kasten überwintert. In Westdeutschland halten sie | aber unter ausreichender Deckung den Winter über im Freien ' aus. Man erneuert zu diesem Zweck die Bodenbedeckung zwischen den Pflanzen auf dem Beete und gibt später noch j einen nicht zu schwachen Schutz mit Nadelholzreisig. Das Eintopfen im nächsten Jahr kann dann zu beliebiger Zeit erfolgen. X. Y. Z. Der Sellerieschorf. Die Schorfkrankheit des Selleries ist eine recht gefährliche Erkrankung der Knollen, welche großen Schaden anzurichten vermag. Als erste Krankheits erscheinung zeigen sich auf der vorerst noch glatten Ober haut der Knollen Flecken von verschiedener Größe. Unter diesen Flecken beginnt dann aber bald die Zersetzung des Knollenfleisches, die nach kurzer Zeit auch die fleckigen Stellen der Oberhaut ergreift. Es entstehen an Stelle der Flecken braun oder gelblichbraun gefärbte Krusten und in ihnen mit zunehmendem Wachstum der Knollen infolge von Spannungsunterschieden zwischen dem gesunden und kran ken Knollengewebe mehr oder weniger tiefe Risse und Spal ten. In den kranken Krusten treten als Bewohner und Ver zehrer der sich zersetzenden Masse häufigAelchen und andere Schmarotzertiere auf. Wenn sich bei der Ernte solche kranken Knollen zeigen, so müssen diese unbedingt in der nächsten Zeit ver braucht we r'd en. Sie eignen sich aufkeinen Fall zur Aufbewahrung für den Winter. Das sollten sich alle Gemüseerzeuger merken, welche etwa beabsichtigen, ihre Sellerieernte zur Erzielung eines höheren Preises für den Winterverkauf in Mieten aufzube wahren. Die Entwertung der Knollen durch die schorf- , artigen Flecken ist vorerst keine allzu beträchtliche, und zumal in diesem Jahr wird der Verkauf der schorfigen Knollen in Anbetracht der regen Nachfrage nach allen Ge müsen nicht die geringsten Schwierigkeiten machen. Wer aber die erkrankten Knollen den Winter über in Mieten oder im Keiler aufbewahrt, der wird die allerunangenehmsten Erfahrungen mit ihnen machen und große Verluste erleiden. Denn nunmehr nehmen die schor figen Stellen an Fläche und Tiefe schnell zu, und das bisher gesunde Fleisch unter den Knollen wird von der Fäulnis er griffen und verdorben. Die Zersetzung greift auch sehr schnell seitlich weiter, und beim Herausnehmen des Selleries aus der Miete findet man dann vollständig verfaulte, unver käufliche Ware. Die Ursache des Sellerieschorfs ist ein Pilz, welcher den wissenschaftlichen Namen Phoma apiicola führt. Der Pilz lebt im Boden, wohin er wohl in den meisten Fällen beim Abfallen erkrankter Knollen gelangt. Mir ist wenigstens ein Fall vorgekommen, wo bisher schorffreies Gemüseland voll ständig verseucht wurde, weil der Besitzer trotz meiner Warnung massenhaft die Gemüseabfälle aus einer groß städtischen Markthalle als Dünger auf sein Land bringen ließ. Abgesehen von dem nur geringen Dungwert derartigen Kehrichts, sofern dieser nicht in Form möglichst mit Aetz- kalk angesetzter Komposterde verwendet wird, bringt er immer die Gefahr der Einschleppung gefährlicher Gemüse seuchen mit sich. Es wird allerdings auch als sicher angesehen, daß die Uebertragung der Krankheit durch V erwendung von Samen möglich sei, welcher von schorfkranken Pflanzen gewonnen wurde. Im Hinblick darauf wird das Beizen der Samen mit Kupfervitriol oder Formalin empfohlen. Ob frei lich das Beizen einen genügenden Schutz bildet, darüber gehen die Meinungen der Pflanzenpathologen noch ausein ander. Immerhin sei es hier angeführt. Man bereitet die Beizflüssigkeit, indem man mit einem Liter Wasser 5 Gramm der im Handel käuflichen Formalinlösung mischt. In diese wird der in einem Leinen- oder Gazesäckchen enthaltene Same eine halbe Stunde lang eingetaucht und dann wieder getrocknet. Anstatt des Formalins kann man auch 5 Gramm Kupfervitriol auf ein Liter Wasser nehmen. Vielleicht eignet sich dazu auch das neuerdings in der Landwirtschaft ange wendete Mittel Uspulun. Doch fehlen mir darüber prak tische Erfahrungen. Außer der Samenbeizung und der Verhütung der Ein schleppung der Krankheit durch Abfälle von außen her muß natürlich auch darauf gesehen werden, daß nicht die eigene Komposterde mit den Krankheitskeimen durch Ab fälle selbstgeernteter kranker Pflanzen verseucht wird. Da gegen hilft nur tiefes Vergraben der erkrankten Pflanzen reste oder Verbrennen derselben. Außerdem ist möglichster Wechsel der Anbauflächen dringend notwendig. X. Y. Z. Zur Bekämpfung der Erdraupenplage. Auch in diesem Jahr macht sich leider dieser Schädling in manchen Gegen den in sehr verderblicher Weise bemerkbar. Beim Klein- anbau von Gemüse galt bis jetzt als einziges Mittel zur Be kämpfung das Aufsuchen der Raupen in ihrem unterirdischen Versteck. Vielleicht wäre auch das Absuchen in der Nacht beim Laternenschein ein gangbarer Weg. Allerdings ent ziehen sie sich wegen ihrer graubraunen Farbe sehr leicht den Blicken. Auch das Aufstellen von Raupenfanggläsern zum Wegfangen der Schmetterlinge ist ein Mittel des Kampfes. Allerdings müßte es bereits von Mitte April bis Ende Mai geschehen. Zu dieser Zeit fliegt nämlich die erste Generation des Falters. Wenn es gelingt, zu dieser Zeit die Falter zu einem großen Teile abzufangen, so kann die zweite Generation nie so verderblich werden. Die zweite Flugzeit des Schmetterlings ist Ende Juli. Auch zu dieser Zeit sollte man das Aufstellen von Fanggläsern nicht ver säumen. Als Füllung nehme man Bierneigen oder stark verdünnten Fruchtsaft mit etwas Syrupzusatz. Als Fang gläser dienen weithalsige Flaschen oder Einmachgläser oder Aehnliches. Ueber Maßnahmen zur Vernichtung der heimtücki schen Raupen bei Großkulturen erteilt in der „Illustrierten Landwirtschaftlichen Zeitung“ der Oekonomierat Pesch ken in Podobowitz nachstehend Auskunft: „Die auf Ihrem Futterrübenschlage auftretenden Wür mer sind fraglos die Erdraupen von der Wintersaateule (Agrotis segetum). Ich werde ebenfalls in meinen Zucker rüben von dieser Plage heimgesucht und 70 Morgen sind fast total vernichtet. Auf 30 Morgen befindet sich kein Blatt und Wurzel mehr! Die Erdraupe sitzt am Tage zu 5 —20 Stück etwa 5—10 cm, aber auch tiefer, unter der Erde um die Knolle herum — bei trübem Wetter und namentlich des Nachts erscheint sie oberhalb der Erde und beginnt das Abfressen der Blätter, und in einer Nacht sind ihr mehrere Morgen zum Opfer gefallen. Das obere Ende der Rübe fressen sie zuerst an, und dann fallen die Blätter um! Den Werdegang der Raupe zu beschreiben, erübrigt sich wohl; ich will lieber meine getroffenen Abwehrmaß nahmen bekannt geben: Das befallene Rübenfeld ist schnell stens von anderen nicht oder nur wenig heimgesuchten, be sonders Kartoffelfeldern, durch einen etwa 40 cm breiten und ebenso tiefen Graben zu trennen! Die beiden Wände des Grabens sind von der Mitte nach unten in das Erdreich hinein schräg abzudachen, so daß dann die Raupen ganz unmöglich emporklettern können. Nach langem Beobachten habe ich noch keine Raupe sich aus dem Graben heraus bewegen sehen— sie fallen nach kurzem Versuch an der glatten, schrägen Wand in den Graben zurück. Die Graben sohle ist ebenfalls glatt zu machen. Es ist dann ein leichtes, durch Kinder die Raupen zu töten; sie scharren mit den Holzsohlen über den Boden hinweg, das ist besser als Tre ten. 180 Morgen Rüben und 80 Morgen Kartoffeln habe ich in dieser Weise mit 42 Leuten in 112 Tag bearbeitet! So dann empfiehlt sich, durch die Rüben- wie Kartoffeläcker diese Gräben in größeren Abständen als Fanggräben anzu legen. In einer Nacht lagen in einem Graben von 600 m