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130 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 33 u. 34 die Gerichte die Frage, ob eine Gesundheitsstörung als eine , Dienstbeschädigung anzusehen ist und ob eine Dienstbeschä digung durch den Krieg herbeigeführt wurde, also die wichtig sten Fragen, die überhaupt in Betracht kommen. Desglei chen, ob der Tod mit den Folgen einer Dienstbeschädigung zusammenhängt, und ob der Verstorbene zum Feld- oder Besatzungsheer gehört hat. Darüber entscheidet ein Kolle gium der Militärverwaltungsbehörde des Kontingents also endgültig. Der Klageweg bleibt in der Hauptsache nur für Strei tigkeiten übrig, die sich auf die Berechnung der Un terstützung beziehen. Da die Klage beim Landgericht erhoben werden muß, ist sie durch einen Rechtsanwalt ein zureichen. Ist die Witwe oder Waise zur Bezahlung von Kostenvorschüssen an Gericht und Anwalt nicht imstande, so muß sie auf Grund eines Armutszeugnisses um Bewilli gung des Armenrechtes nachsuchen. Kommt eine Waise in Frage oder eine minderjährige Witwe (unter 21 Jahren), so muß sie in dem Verfahren durch ihren gesetzlichen Ver treter (Vater, Mutter, Vormund) vertreten sein. [ Praxis und Wissenschatt 1 Zur Lebensweise und Bekämpfung der Kohlfliege. Ueber die Kohlfliege herrschen in Gärtnerkreisen ; bisweilen noch recht merkwürdige Ansichten. So schreibt z. B. Herr Karl Topf in Möllers „Deutscher Gärtnerztg.": „Fliegen im allgemeinen, auch Kohlfliegen, bevorzugen Geruch und stille, flache Flüssigkeitsflächen, wo sie ihre I Nachkommenschaft ablegen, also auch Jauchetümpel. ' Werden Pflanzungen mit solchen behafteten Flüssigkei ten begossen, so ist ihnen der Untergang gewiß, ehe sie zum menschlichen Genuß fertig sind.“ So viele Worte, so viel Verkehrtes. Der Kohlfliege I sind die Jauchetümpel so gleichgültig, wie etwa der j schönste Zeitungsaufsatz über sie und die Untaten ihrer Maden oder Larven . Nie fällt es einer Kohlfliegenmutter ein, ihre Eier am Rande eines Jauchetümpels abzulegen, etwa in ihrem Fliegenherzen von der Hoffnung beseelt, daß der Besitzer dieses Jauchetümpels dessen duftenden Inhalt auf ein Kohlbeet entleeren werde, wo dann die hoffnungsvolle junge Brut reiche Atzung finden werde. Vielmehr kennt jede einigermaßen intelligente Kohl fliegenmutter einen viel einfacheren Weg, welcher schnel ler zur Erreichung dieses gewiß für das Geschlecht der I Kohlfliegen erstrebenswerten Zieles führt: Sie fliegt näm- , iich direkt auf das Kohlbeet und legt hier an den jungen Kohlpflanzen ihre Eier ab. Ich will dahingestellt sein las sen, ob sie als Ablagestelle den Wurzelhals wählt, oder ob sie in den Boden eindringt und die Eierablage an einer lieferen Stelle vornimmt. Wahrscheinlich kommen beide : Fälle vor. Ist der Boden genügend locker, der letztere, | andernfalls der erstere. Denn man kann jedenfalls oft ge nug beobachten, daß der Wurzelhals der Kohlpflanzen frei von Maden ist, während sie in 5 und mehr Zentimeter Tiefe unter der Bodenoberfläche ihr Zerstörungswerk be treiben. Es wäre aber auch der Fall denkbar, daß die Eierablage unter allen Umständen in der Höhe der Wur zelhalses vor sich ginge und die den Eiern eben ent schlüpften Maden sich sofort in die Tiefe fressen, um dort zu verbleiben. Tatsache ist es, daß man ganz winzig kleine Maden, die mit dem bloßen Auge kaum deutlich zu sehen sind, häufig in der oben angegebenen Tiefe an | den Wurzeln vorfindet. Ich nehme daher an, daß die Fliege unter günstigen Umständen bis zu dieser Tiefe in den Boden eindringt und dort an die Pfahlwurzel die Eier ablegt. Allerdings habe ich nur ein einziges Mal ein nach i der Eierablage verendetes Fliegenweibchen an der Wur- । zel einer befallenen Kohlpflanze vorgefunden, welche ich dem Freilandsaatbeet entnommen hatte. Das liegt aber wohl daran, daß die Eierablage an die Jungpflanzen auf dem Saatbeete in der Regel zu einer Zeit erfolgt, wenn die Pflänzchen noch viel zu schwach zum Versetzen auf ihren dauernden Standort sind. Zu diesem Zeitpunkt hat man aber keine Ursache, dem Vorhandensein von Kohl fliegenmaden an den Wurzeln nachzuspüren, und bis man dann zum Auspflanzen kommt, sind die etwa in der Erde eingedrungenen und nach der Eierablage am Schauplatze ihrer Taten gestorbenen weiblichen Kohlfliegen natürlich lieh längst verwest. Jedenfalls gehört die Kohlfliege zu den verderblich sten Schädlingen der mit ungebetenen Gästen von der Mutter Natur reich gesegneten kohlartigen Gemüse. Es handelt sich dabei aber um zwei entomologisch verschiedene Arten, nämlich um die eigentliche Kohl fliege, Anthomya Brassicae Bche., und die Wurzelfliege, Anthomya radicum L. In neuester Zeit sind, wenn ich nicht irre, beide Arten wieder einmal umgetauft worden. Wir wollen es aber bei der bisher üblichen Benennung lassen. Beide Arten haben das eine, für die Praxis wich tigste gemeinsame Merkmal, daß ihre Maden durch Fraß an den oberen und mittleren Teilen der Pfahlwurzel der Kohlpflanzen sehr großen Schaden anzurichten vermögen. Mir sind Fälle bekannt, wo die Hälfte der Pflanzen so wohl auf den Saatbeeten als auf den Kulturflächen von den Maden zerstört worden ist. Das Weibchen der Wur zelfliege ist etwa um einen reichlichen Millimeter kleiner als das der eigentlichen Kohlfliege. Das erstere mißt 4,5 Millimeter, das Kohlfliegenweibchen 6 Millimeter. Ein charakteristisches Unterscheidungsmerkmal beider Arten ist, daß bei der Kohlfliege die Stirne rot mit weißem Scheitelfleck, bei der Wurzelfliege aber schwarz ist. Dem Unterschiede in der Körperlänge der geflügelten Insekten entsprechend, weisen auch die Maden beider Fliegenarten Unterschiede der Längenmaße auf. Die Made der Kohl fliege ist nämlich 9 Millimeter lang und hat glatte glän zende Flaut, während die Made der Wurzelfliege nur 6 Millimeter lang ist und eine runzelige Oberfläche hat. Die beiden Fliegenarten erscheinen im Laufe des Sommers in 2-—3 Generationen. Das Auftreten der ersten Generation richtet sich nach dem Eintritt des Frühlings und der damit im Zusammenhang stehenden Entwicklung der Kohlpflanzen. Sobald das Wetter warm genug gewor den ist und die jungen Kohlpflanzen einigermaßen Fort schritte gemacht haben, entschlüpfen die in braunen tönn chenförmigen Puppen überwinterten Fliegen der schützen den Hülle und beginnen mit der Eierablage an die Nähr pflanzen ihrer Maden. Wie schon eingangs dieser Ab handlung bemerkt, ist die Art des verwendeten Düngers dabei vollständig gleichgültig. Man darf doch nicht aus der Tatsache, daß die Käsefliege und die gewöhnliche sog. Schmeißfliege ihre Eier unter anderm auch an kräftig duftende Käsesorten und an Fleisch mit haut goüt-Duft ablegen, den Trugschluß ziehen, daß auch die Kohlfliege sich von dem starken Duft etwa zur Düngung verwende ten flüssigen oder festen Abtrittsinhalts anlocken lasse. Was die Kohlfliegen zur Eierablage nötig haben, das sind Kohlpflanzen und eine Anzahl verwandte Arten der Kohlgewächse, die sämtlich, wie die Kohlgewächse selbst, der botanischen Familie der Kreuzblütler angehören, z. B. Raps, Rübsen, Wasserrüben. Nun ist aber bei faulendem Käse und Fleisch der starke Geruch eine Eigenschaft dieser Stoffe selbst, und instinktiv mögen die Fliegen durch diesen Geruch ange lockt werden, weil eben ihr Instinkt sie belehrt, daß dort, wo dieser charakteristische Geruch auftritt, eine günstige Gelegenheit zur gesicherten Ernährung der Nachkommen schaft vorhanden ist. Dagegen besteht doch zwischen dem üblen Geruch der Abtrittsjauche und dem Vorhan densein zur Eierablage geeigneter Kohlpflanzen nicht der