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106 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 2 7 u, ? Feldbesitzers. Der Befall des Kartoffelfeldes war augen scheinlich von dem Oedlande aus erfolgt. Denn dort war die Anzahl der Käfer ganz beträchtlich höher als auf dem Kartoffelfelde selbst. Absuchen der Käfer von den Kar toffelstauden erwies sich als zwecklos, weil sie immer wie- den in Massen von dem Oedlande aus auf die Kartoffeln übergingen. Die Untersuchung ergab, daß es sich um den in der Ueberschrift genannten Käfer Adimonia Tanaceti handelte. Dieser tritt als Kartoffelschädiger nur gelegentlich auf; wie aber der vorliegende Fall zeigte, bisweilen in recht nachteiliger Weise. Die Hauptnahrung des Schädlings sind sonst Blätter verschiedener Grasarten. Die Artbezeich nung Tanaceti bedeutet allerdings auf Rainfarn (Tanace tum) lebend; ob der Käfer aber auf dieser bekannten wild wachsenden Komposite vorkommt, konnte ich nicht feststellen. Auch die Larve des Schädlings wird denselben Nährpflanzen in gleicher Weise schädlich. Den Schluß möge eine kurze Beschreibung des Kä fers und seiner Larve bilden. Käfer glänzend-schwarz (selten), mit braunen Flügel decken (sämtliche von mir gesammelten Käfer waren schwarz); Oberseite grob und tief punktiert; Halsschild fast doppelt so breit wie lang, an den Seiten ziemlich ge rade mit aufgebogenem Rande, Hinterrand des Hals schildes beinahe gerade, Ecken stumpf; Flügeldecken we nig länger als zusammen breit, dicht, an den Seiten run zelig punktiert; Körperlänge 8 bis 11 Millimeter. Larve schwarz, mit je zwei Querreihen glänzend schwarzer Dornwarzen besetzt, Bauchseite schmutzig-grün. Als Bekämpfungsmittel und -maßnahme habe ich dem Feldbesitzer Abbrennen des Grasbestandes der Oed landfläche und Bespritzung der Kartoffeln mit Uraniagrün- kalkmilch empfohlen. X. Y. Z. Ueber die Pfuscharbeit sogenannter „Landschaftsgärtner" auf obstbaulichem Gebiet. Von A. Janson, z. Z. im Felde. Es handelt sich bei diesen Leuten um ein altes, scheinbar unausrottbares Uebel. In Wirklichkeit wäre diesem, wie noch gezeigt werden soll, leicht und wirksam beizukommen. Jedermann, der die Ueberschrift dieses Aufsatzes liest, weiß, wer mit jenen sogenannten. Land schaftsgärtnern gemeint ist. Diese sind im verhältnismäßig günstigsten Falle ehemalige Gärtnergehilfen, welche, ohne gründliche Kenntnis der Materie, sich damit beschäftigen, Haus- und Privatgärten imstande zu erhalten, und wenn sich die Gelegenheit bietet, solche von Grund aus umzu ändern und neu anzulegen, wie das bei Neubauten nicht eben selten als Aufgabe gestellt wird. Inden ungünstigeren Fällen sind diese Leute Arbeiter, welche bei einem Handelsgärtner arbeiteten, zunächst der lei nach ihren Begriffen gut bezahlte Arbeit für die Abend stunden und Sonntage fanden, und. dann sich „selbständig“ machen. Diese Art von Leuten stellt natürlich in noch höherem Grade das Pfuschertum dar, denn ihnen fehlt jede Art gärtnerischer Kenntnis, und im günstigsten Falle haben sie einige Gewandtheit in der Nachahmung des Aeußerlichen. Man weiß, daß diese Art von Leuten alle größeren Städte unsicher machen, und daß unendlich viel Pfuscher- tum und unredliches Gebaren auf ihre Rechnung zu setzen ist. Man denke nur an den Brauch derselben, aus dem einen der ihrer Pflege und Bearbeitung anverfrauten Gärten noch leidlich dazu geeignete Sträucher als angeblich > minderwertig herauszunehmen, sie etwas zurechtzustutzen, um sie in den anderen als besondere Bereicherung zu pflan zen und — was ihnen die Hauptsache ist — entsprechend in Rechnung zu stellen. In dieser Art wird besonders auch mit Stauden, welche als überständig entnommen od< aber geteilt werden, ein schwungvolles Geschäft getriebe , freilich gleichermaßen zum Nachteil des Gartenbesitze: wie des Handelsgärtners als Züchters guter Ware, die er absetzen möchte. Die schwerwiegendsten Mißstände aber liegen at‘ dem Gebiete des Obstbaues, wie gezeigt werden wird. In jedem Stadthausgarten nimmt ja der Obstbau mt einer zur Gartenfläche immer recht großen Anzahl Bäum einen breiten Raum ein. Zudem steht der Obstbaum in:- mer hoch im Anschaffungspreis und erlaubt einen hohen Verdienst für den Vermittler, den Besorger, eben den Herrn „Landschaftsgärtner“. Der Schwindel beginnt bereits damit, daß gänzlich ur geeignete Gärten ohne jede Rücksicht auf ihre Beschaffen heit mit Obstbäumen bepflanzt 'werden. Begünstigt wird diese Art vop Gärtnern durch den Umstand, daß die Gar tenbesitzer in den größeren Städten vom Gartenwesen nur selten eine Ahnung haben. Und haben sie eine sol che, dann überlassen sie den Garten gewöhnlich nicht ir gend einem Gärtner — auch nicht einem soliden, kennt nisreichen, sondern machen sich eine Freude daraus, aß : Arbeiten und Aenderungen darin selbst und nach eigenen Gutdünken vorzunehmen. Also, ungeeignete Gärten werden mit Obstbäumen be pflanzt, und diese natürlich auch noch mit Sorten, die nach Lage der Dinge wieder so ungeeignet wie möglich sind, wie z. B. eine wärmebedürftige Orleansrenette, di. man in einen tiefliegenden, dumpffeuchten, kaltbodigen Gartenhof pflanzt, der fast nie Sonne sieht; oder eine Pastorenbirne, die bekanntlich an sich schon oft nicht recht schmelzend werden will, an eine Schattenwand, wo rü benartige Früchte die Regel sein werden. Zahllos sind die zur Säurebildung neigenden tiefliegenden Hausgartenhöfe, in denen solchergestalt die Obstbäume, die leichtsinniger weise gepflanzt wurden, ihr Leben lang verkümmern müssen. Ein anderer Uebelstand, dien die schnöde Gewinnsucht dieser Leute heraufbeschwört, ist die zu enge Bepflanzung. Es gibt Gärten, wo die Bäume bereits bei Fertig stellung der Neupflanzung einander fast berühren. Nach einem Jahre beginnen sie ineinander zu verwachsen, nach drei Jahren ist undurchdringliche Wildnis da mit ihrer not wendigen Folge, der Unfruchtbarkeit. Alles das geht von dem Gesichtspunkte aus, daß an jedem Baume, der ge pflanzt werden kann, Geld verdient wird. Und die unkun digen Gartenbesitzer kommen den Pfuschern geradezu entgegen. Bei den richtig bemessenen Pflanzentfernungen scheint ihnen alles noch leer, weil sie den Zuwachs unter schätzen. Der Herr „Landschaftsgärtner dieser Art kommt mit zu enger Pflanzung deren Wünschen nur entgegen. Diese zu enge Pflanzung begünstigt die Pflanzung von Schnurbäumen, besonders des wagerechten dieser Form, die von allen Zwergobstbaumformen die undankbarste und am schwersten zu behandelnde ist. Dahingegen lassen diese Leute, getreu ihren Sonderzielen, den Buschbaum, diese Idealform des kleinen Gartens, die zudem iso leicht erfolgreich zu behandeln ist, zurücktreten. Aber wo nur ein Quadratmeter Fläche zur Verfügung steht, wird ein Wand baum kunstvoller Form gepflanzt, mag er auch mit unbe dingter Sicherheit in einem Jahre nach der Pflanzung dien ihm zur Verfügung stehenden Raum weit überwuchert und die umgebenden Fenster verdunkelt haben, so daß der Besitzer bereits zur Schere greifen muß, um nie Früchte zu sehen. Daß weder Kenntnis noch Zielbewußtsein bei der Wahl und Zusammenstellung der Sorten herrschen, braucht wohl kaum betont zu werden. Man braucht nur einmal ge sehen zu haben, wie summarisch diese Leute ihre Ein käufe in der ihrer jeweiligen Tätigkeitsstelle zunächst ge legenen Baumschule oder Handelsgärtnerei besorgen. Und zum Schluß noch etwas!