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74 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 19 u. ?0 Edelkirschpflanzun gen finden. Die Nachzucht dieser Bäume hat wenig stens eine gute Mutter gehabt. Weit besser ist es natürlich, wenn auch dieVa terp flanze dieselben guten Eigenschaften be sitzt. Kirschen sind der Fremdbestäu bung sehr zugängig. Sie geben leicht Mischlinge. Daher sind Samen aus rei nen, guten Wild kirschbeständen am besten. Solche Pflanzungen finden sich mitunter an ab gelegenen Straßen, an denen man keine Edelkirschen mehr pflanzen wollte. Die beigefügten Bilder stammen aus einer solchen Pflanzung im Drecktal bei Abbildung 2 Blankenburg Wildkirsche mit schaftartig hochgehendem am H a r Z. Dort hat Stamm, glänzend-silbriger, glatter Rinde, Herr RalmsL.1." kleinen Blättchen, kleinen Früchten mit nicht Her baumschulen- färbendem Saft. Ein gu ter Mutte rbaum. besttzer Hesse- Blankenburg, der mit langjähriger, vielseitiger Erfahrung, schar fem Blick und warmer Liebe zur Sache gearbeitet hat, die Bäume lange beobachfet, und das Saatgut von den besten genommen. Im Jahre 1910 haben wir zusammen 4 gute Bäume ausgesucht und bezeichnet. Die Abbildung 2 zeigt einen von ihnen. Man beachte die schöne Schaftbildung des Stam mes,fürdes- sen Höhe ein Maßstab in dem da neben stehenden HerrnHesse gegeben ist. Dagegen zeigt Abbil dung 3 einen schlechten Baum. Hier ist schon die Kronenbil dung eine ganz an dere. Man sieht auch, wie die Wunde dicht über derErde kei ne Neigung zum Heilen zeigt. Ob Herr Hesse Abbildung 3. Wildkirsche mit breiter Krone, dunklem, rauhem Stamm und färbendem Fruchtsaft. Kein guter Mutterbaum. auch wäh ¬ rend des ( Krieges weiteres Saatgut gewinnen konnte und dieses oder die Sämlinge ab gibt, erfahren Interessenten am besten durch eine unmit telbare Anfrage bei ihm. Selbstverständlich muß solches Saatgut teurer als das gewöhnliche sein. Es enthält aber auch, infolge der kleinen Kirschensteine, weit mehr Samen auf 1 kg, als die Steine von Edelsorten. In der Praxis spielt auch der Preis einer bestimmten Gewichtsmenge Saatgut weit weniger mit, wenn man nur gleichmäßige, gute Baumschulbestände daraus erzielt. Ich habe hier in der Lehranstalt von jedem der 4 obengenannten Mutter bäume einige Sämlinge gezogen und gepflanzt. Sie ent wickeln sich bis jetzt sehr gut. Verkäuflich sind keine. Obstzüchter und Baumschulenbesitzer sollten dafür eintreten, daß an geeigneten Stellen, d. h. dort, wo Wild kirschen gut wachsen und Edelsorten nicht mehr am Platze sind, besonders gute Wildkirschstämme gepflanzt werden, damit die Baumschulen von dort später das Saatgut erhal ten können. Wir nützen dadurch auf einfache Art dem Baumschulenbesitzer und dem Obstbau und kommen wie der ein Stückchen mehr vom Ausland, das bisher viele Kirschwildlinge lieferte, los. Die Spezialkommissionen (Auseinandersetzungsbehörden) können solche Anlagen oft machen, da sie häufig neue Wege oder auch Reststücke an Bergabhängen zu bepflanzen haben. Ebenso können auch Straßenverwaltungen solche Wildkirschen an abge legenen Straßen setzen. Es ist Sache der Gärtner, in ge eigneten Fällen dahingehende Vorschläge zu machen. Eine wichtige Düngungsfrage. Als wissenschaftliche Grundlage der Düngerlehre galt bisher des großen Chemikers Justus von Liebig Gesetz vom Minimum. Vor nunmehr länger als 75 Jahren prägte er den Lehrsatz; „Der Pflanzenertrag richtet sich nach demjenigen Nährstoffe, welcher verhältnismäßig am meisten im Minimum ist.“ Mit anderen Worten ausge drückt; Fehlt es in einem Boden an irgendeinem Pflanzen nährstoff und wir bieten den in diesem Boden angebauten Pflanzen noch so große Mengen anderer Nährstoffe, nur nicht den gerade nur in knapper Menge vorhandenen, so nützen diese anderen reichlich dargebotenen Nährstoffe den Pflanzen gar nichts. Sie können sie gar nicht ver brauchen, weil sie sich nicht willkürlich aus beliebigen Mengen der gerade vorhandenen Nährstoffe aufbauen können, sondern weil die Nährstoffe nur in einem bestimm ten gegenseitigen Mengenverhältnis verbraucht werden können, um eine gewisse Masse von pflanzlicher Substanz, also Wurzeln, Knollen, Stengel, Blätter, Blüten und Sa men zu erzeugen. Um ein leicht verständliches Gleichnis zu bringen: Ein Maurer soll einen Kubikmeter Mauer werk bauen. Dazu braucht er 400 Stück Ziegelsteine und 220 Liter Mörtel. Er hat aber nur 300 Ziegelsteine, Mör tel jedoch in unbegrenzter Menge. Der Mörtel nützt ihm nichts; das Mauerwerk kann daher nicht zustande kommen. In gleicher Lage befindet sich nach Liebig die Pflanze, wenn es ihr an dem einen Nährstoffe fehlt, während ihr andere im Ueberschuß zur Verfügung stehen. So also ist der Sinn von Liebigs Gesetz des Mini mums. Man nahm nun auf Grund dieses Gesetzes bisher an, die Wirkung einer Verbesserung oder Verschlechterung des im Minimum befindlichen Wachstumsfaktors um einen gewissen Prozentsatz bestände darin, daß durch diese Er höhung oder Erniedrigung auch eine genau diesem Pro zentsatz entsprechende Ertragssteigerung oder Ertrags- minderung eintrete. Dafür ein paar Beispiele: Ein Boden sei so arm an Phosphorsäure, daß diese sich im Minimum befindet. Wir führen der ersten Versuchsparzelle von 100 Quadrat metern 5 Kiliogramm dieses Nährstoffes in Form von Thomasmehl zu, einer zweiten Versuchsparzelle aber 10