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Nr. 19 u. 20 Der Handelsgärtner pp. Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Begründet von Otto Thalacker. — Verlag: Thalacker & Schwarz, Leipzig-R., Comeniusstr. 17. Das Abonnement gilt fortlaufend u. kann nur durch Abbestellung 14 Tage Vorjahresschluß aufgehoben werden. tner- lurch ikel- Abonnementspreis bei direktem Bezug vom Verlag: für l Deutschland, Oesterreich und Luxemburg M. ö.—, für das Ausland M. 8.—, durch die Post loder den Buchhandel M. 20.— pro Kalenderjahr. Ausgabe jeden Freitag. Freitag, den 11. Mai 1917. XIX. Jahrgang. Inserate 30 Pfennige für die vier gespaltene Nonpareille-Zeile, auf dem Umschlag 40 Pfennige, im Reklameteil M. 1.— für die zweigespaltene 105 mm breite Petit-Zeile. eht sog u und d en Garte findet ui i vor de [19 nms. mschulen} E 27. [II ■ Station , Breme te jold I Ehs, brauch in eben. seM. 5.40 „ 10.® 195 littet ote. — Beachtenswerte Artikel in vorliegender Nummer; Wddslamme und Süßkirschen. — Eine wichtige Düngungsjragc. — Der feldmößge Anbau von Gurken. Rechtspflege: E ne für Gärtne'eib. siizer interessante Entscheidung. Vereine und Versammlungen: Bayerische Gartenbangcsellschajt. — Deutscher Pomologenverein. Handelsnachrichten:RichtpreisefürFrühgemiise 19n.—E'-zeugerpreisefür Obst J917 Personalien, Ehrentofci usw. Wildstämme und Süßkirschen. Von O. Schindler, Direktor der Königl. Lehranstalt für Obst- und Gartenbau zu Proskau O.-S. Einmal geben wir den veredelten Obstgewächsen eine Unterlage; aber dieser einmalige Eingriff wirkt un unterbrochen, in jeder Wachstumsstunde, solange der Baum lebt, auf das ganze Gewächs ein. Diese ein fache Ueberlegung zeigt, wie sehr das Ergebnis des gan zen Obstbaues von der Unterlagsfrage abhängen kann. Der bleibende Einfluß der Unterlage ist weit größer als der vorübergehende mancher technischen Maßnahmen (Kronenschnitt, ab und zu wiederholte Düngung usw.). Die Obstzüchter, besonders die ländlichen, und die Gar tenbesitzer wissen und würdigen dieses meistens nicht genügend. Sie würden sonst oft die Baumbestellungen anders abfassen und Bäume auf bestimmten Unterlagen z. B. auf Paradies- oder Zwischenveredlungen, den höhe ren Anzuchtskosten entsprechend, auch gerne höher be zahlen. Auch in Kreisen der Baumzüchter müßte die Un terlagsfrage, die gleichwichtig für den eigenen Geld beutel, als auch für den Obstbau sein kann, mehr geklärt werden. Vom rein geschäftlichen Standpunkt aus ist es für den Baumzüchter wertvoll, einen wüchsigen, gesunden, gleichmäßig hochkommenden Bestand mit recht wenig Ausfällen zu erhalten. Es hängt von mehreren Umständen, z. B. vom Boden, sehr viel auch von den Unterlagen ab, und diese sind, auch innerhalb derselben „Handelsart“, oft stark verschieden. Je größere Teile der , Pflanze diese Unterlagen bilden, desto leichter kann man dieses beob achten. Während z. B. bei den Zwergbäumen die Unter lage fast nur das Wurzelwerk abgibt, ziehen wir die Süß kirschenhochstämme fast ausnahmslos wild bis zur Krone heran und setzen erst dann die Edelsorte auf. Hier kann man die Weiterentwicklung der Unterlage besonders deut lich verfolgen. Manche Stämme sind zwar schön hoch ge kommen, bleiben aber im Dickenwachstum auffallend zurück. An ihnen wird der Obstzüchter auch später keine Freude erleben. Andere wieder leiden besonders stark unter Gummifluß. Sie können überhaupt nicht verkauft werden und sorgen dafür, daß der geschäftliche Gewinn niedrig genug bleibt. Aber auch die anderen Stämme sind oft ungleichmäßig. Die beliebtesten sind die silberig glän zenden. Man sagt ihnen nach, daß sie am schönsten und gesundesten hochwachsen und die Veredlungen auch hell früchtiger Edelsorten dauernd gut ernähren. Diese Meinung wird durch viele Beobachtungen in alten Obstanlagen ge stützt. Die silbrigen Stämmchen bekommen auch nicht so leicht den gefürchteten Gummifluß und sie verheilen etwaige Wunden gut. Die Schattierung der Rindenfarbe wechselt jedoch nach dem Boden, wenn auch ein Stamm der silberigen Ware niemals ganz dunkel und ein dunkel- rindiger niemals ganz silberig wird. Was sich jedoch auch nach dem Verpflanzen des Baumes in andere Anbauver hältnisse nicht ändert, ist die Glätte oder Rauhe der Rinde. Die besten Stämme sind solche mit mehr oder weniger silbriger, glatter, glänzender Rinde, und die schlechtesten solche mit bräunlich-dunkler Farbe, borkig rauher, oft warziger und aufgesprungener Rinde. Diese bleibenden Unterschiede sind so groß, daß man die typi schen Bäume in den Baumschulstücken mit geschlossenen Augen heraus,,fühlen“ kann. Wer sich die beiden Stämme auf der Abbildung 1 einprägt, wird dieses bestätigt fin den. Die braunen Stämme lassen an den Blättern oft den Einschlag von Sauerkirschblut erkennen, das braucht aber nicht der Fall zu sein. Der hier abgebildete Stamm hatte z. B. ganz charakteristische Süßkirschblätter. Zwischen den beiden abgebildeten Gegenstücken gibt es natürlich verschiedene Uebergänge. Die Nutzan wendung für die | Praxis liegt in | folgendem: Man suche so weit als möglich Samen von gu ten Wildkir schen zur Ge winnung der Un terlagen auszu- säen. Die Mühe lohnt nicht nur durch gleichmä ßige, gesunde Baumschul schläge, sondern auch durch lang lebige Obstan lagen. Die Wild kirsche soll klei ne Blätter, klei ne, hellere Früchte mit nicht färbendem Safte haben, der Stamm soll hell rindig, glatt sein und schaftähn lich hochgehen. Solche Wild bäume wirdman oft in ländlichen Abbildung 1. a) Guter Kirschwildling mit glatter, silbrig-glän zender Rinde, b) Schlechter Kirschwildling mit brauner, rauher Rinde.