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dabei ihre vordere Hälfte in Lehm gebettet wurde. Die unteren Topfhälften waren dem Ofenfeuer ausgesetzt, die Wärme strahlte durch das Topfinnere in den beheizten Raum aus. Am Rande einer der freigelegten Düngergruben auf der Nordseite des Ran städter Steinwegs lag eine Menge zerschlagener Ofenkacheln, die zweifellos zu einem Ofen in diesem landwirtschaftlichen Bereich gehörten. Es waren graue un glasierte Topfkacheln, die zunächst in entwickelter Drehscheibentechnik etwa in der Form eines Blumentopfes hergestellt wurden ; also runde, außen gefurchte Flachbodengefäße (Abb. 141,5). Diese Töpfe bekamen zur Stärkung des Randes eine Profilierung, und zwar an ihrer Innenseite. Schließlich wurde aus der Kreisform des Mündungsrandes durch Fingerzug ein Viereck gemacht. Jetzt konnten die Kacheln wie quadratische Mauersteine engfugig versetzt werden, und zwar nunmehr mit Mörtel als Bindemittel. Aber die Heizfläche ist noch immer durch die Hohlkacheln vergrößert, die zugleich beträchtliche Schmutz fänger waren. Den Fundumständen nach gehörten sie zu einem Stubenofen des 14. Jahrhunderts. Mancherlei grün- und auch gelbglasierte Scherben von kleinen Flachreliefs mit Tier- oder Menschendarstellungen erinnern an diejenige Phase der Kachel entwicklung, in der man die Hohlkacheln mit Tonplatten abdeckte, dafür aber den Boden des Standbodentopfes abschnitt, um die Ofenhitze an die Vorderfläche der Kachel heranzuführen — aus der Gefäßwandung entstand die sich immer mehr verkürzende, aber auch verstärkte „Zarge“. Innerhalb dieser Gruppe führt uns ein gut erhaltenes Kachelblatt den Typ der „Schüsselkachel“ vor Augen (Abb. 144). In dem von einer profilierten Leiste gerahmten Kachel blatt ist eine Halbkugel eingetieft. Das gelblichgrün glasierte Ganze ist mit einem Pflanzenornament bedeckt. Den Schüsselgrund füllt eine große fünf blättrige Blüte aus, die wechselständig von fünf größeren zugespitzten Blät tern überragt wird. Den Schüsselrand ziert eine Perlschnur. Zwischen dem quadratischen Rahmen und dem inneren Schüsselrund breitet sich eine Blatt ranke aus, in der gotische Schlußsteinmotive weiterleben; sogar das vier malige untere Ende der Ranke, die mit je drei herzförmigen Blättchen an der Spitze in die Zwickel der Kachel strebt. Obwohl der Verfasser die Rekonstruktion einer für die Stadt Leipzig bedeut samen Ofenkachel bereits in der Festschrift für Friedrich Behn 11 ) darbot, sei diese hier nochmals in Verbindung mit einer farbigen Wiedergabe erwähnt. Aus einer größeren Anzahl zerschlagener Ofenkacheln, die ihrer farbig satten und intensiv glänzenden Glasur nach etwa um 1500 gebrannt wurden, ließ sich das schmückende Motiv rekonstruieren (Abb. 145). Auf gelbem Kachelgrund H ) H. Küas, Rekonstruktion einer spätgotischen Ofenkachel mit dein Leipziger Stadtwappen, in: Forschungen zur Vor- und Frühgeschichte, Nr. 1, Leipzig 1955.