1887. Damit war eine einheitliche staatliche prähistorische Sammlung in Dresden geschaffen und durch die Verdienste von Hanns Bruno Geinitz die Möglichkeit gegeben, systematisch Forschung und Sammlung weiter auszu bauen. Geinitz betrachtete es als seine Lebensaufgabe, die Urgeschichte Sachsens in allen Epochen, also einschließlich der Geologie, zu ergründen und in einem wohlgeordneten Museum zu vereinigen. Dieses Museum vom Werden des Lebens hat freilich als geeintes Institut den Forderungen der sich rasch entwickelnden Einzelwissenschaften nicht standgehalten. Die Kritik Hanns Bruno Geinitz’ an den getrennten Aufstellungen bereits kurz nach seinem Ausscheiden 8 ) war am Ende höchstens für seine Zeit noch berechtigt. Die Forschungsarbeit dürfte aber auf Grund der außerordentlichen Speziali sierung in so breitem Rahmen heute nicht mehr möglich sein. Über die Gründung des Museums hat Geinitz in den 1876 erschienenen und von ihm selbst herausgegebenen „Mitteilungen aus dem Königlich Mineralo gischen Museum in Dresden“ über die Jahre 1874 und 1875 folgendermaßen berichtet: „Es ist in dem Jahre 1874 ein eigentlicher Stamm für ein vor historisches Museum gepflanzt worden, der durch günstige Verhältnisse schnell Wurzeln auf vaterländischem Boden geschlagen hat. Derselbe ist zeitweilig in dem Vorzimmer der mineralogischen Abteilung des Museums aufgestellt. Die darin enthaltenen Gegenstände sind nach ihrem Alter geord net, so daß sie sich unmittelbar an die geologische Sammlung anschließen.“ Nach dem eben geschilderten Vorzimmerdasein mit allerdings bisweilen auch recht erheblichen Erweiterungen im Elbflügel des Zwingers konnte erst 1892 im Wallpavillon eine vermeintlich endgültige Unterkunft gefunden werden. Die Nachfolger von Hanns Bruno Geinitz, nämlich der bereits erwähnte Johannes Deichmüller und dann von 1923 bis 1949 unser Vorgänger Georg Bierbaum, haben das Werk in jeder Beziehung vorbildlich fortgeführt. So gründete Deichmüller im Jahre 1900 ein „Archiv urgeschichtlicher Funde in Sachsen“, das sämtliche festen und beweglichen Bodendenkmale erfassen sollte und die Grundlage für deren Erforschung bildete. Die Bemühungen um 8) H. B. Geinitz, Zur Geschichte des Kgl. Mineralogischen und Geologischen Museums in Dresden mit der Prähistorischen Sammlung, in: Leopoldina. H. XXXV, Nr. 12, Dezember 1899, S. 189—192. Weitere Schriften von H. B. Geinitz zur Ur- und Frühgeschichte: Die „Galerie archologique" oder „Galerie de l'histoire du travail", der Pariser Ausstellung, in: Neues Jahrbuch für Mineralogie und Paläontologie 1868, S. 129—137. Die Urnenfelder von Strehlen und Großenhain. Cassel 1875. 32 Seiten, 10 Tafeln (bildet „Mittheilungen aus dem Königlichen Mineralogischen Museum zu Dresden“ Nr. 1). Über den gegenwärtigen Stand der prähistorischen Forschungen in Frankreich und Deutschland, in: Abhandlungen der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft ISIS in Dresden 1882, Nr. 12. Führer durch das Königlich Mineralogisch-Geologische und Prähistorische Museum zu Dresden, 1887, 57 S.