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Henkel erhalten sind; sie sitzen randständig an und sind zweimal leicht ge kehlt. In auffälliger Weise ist der Ablauf des Henkels durch sehr tiefe Finger tupfen betont, aber alle Teile haben ein harmonisches Verhältnis. Seltsam ist das linearabstrakte Rollstempelmuster. Neben diesen großen Standbodentöpfen gibt es auch mittlere und kleinere mit Kompositrändern, die der Topfproportion entsprechend nicht so stark und nicht so hoch sind (Abb. 36—39,6). Meist ist die Doppelfurchung etwas schwächer, aber die obere Rand Verstärkung, vorwiegend in kantiger Form, und die scharfe Unterschneid ung des Kompositrandes bleiben bestehen. Ja, die Verwandtschaft zum Kragenprofil ist in einigen Fällen so nahe (z. B. bei Abb. 39,7), daß man die Herkunft des Kompositrandes erkennt: er wurde an den kleinen Töpfen durch plastische Ausbuchtung der Kragenform entwickelt und erreichte an den großen Töpfen seine stärkste Polarität. Der Scherben Abbildung 38, der eine Weiterbildung des Kompositrandes vom Topf Abbildung 33,2 darstellt, beweist, daß Kompositränder mit weniger pla stisch vorspringenden Teilen nicht als dürftige Reduktion anzusehen sind. Die untere Kehle ist niedrig gehalten, die obere wesentlich größer; der nach außen leicht geneigte Mündungsrand ist oben gerundet. Infolge dieser Proportion wirkt er schlanker, bildet aber trotzdem einen festen auffälligen Gefäß abschluß — Strebungen, die ins 15. Jahrhundert weisen. 4. Standbodentöpfe mit Kelchrändern reduzierend gebrannt Ein von Uppen- und Kragenprofilen unterscheidbarer Mündungsrand wird im folgenden als Kelchrand bezeichnet. Es ist eine Form, die in vielen Varian ten bis ins späte Mittelalter immer wieder begegnet. Der innere und äußere Kontur hat einen ähnlichen Verlauf, der Mündungsrand ist nach außen empor gebogen. Diese Kelchränder verbinden sich wiederum mit den gegensätzlichen Formtendenzen von Weichheit und Härte. Im ersten Falle entsteht eine mehr S-förmige Außenkurve; sie ist belegt durch den Scherben Abbildung 49,1. Der Topf war auf kurzer eingeschwungener Schulter nur mit zwei Gurtfurchen ver ziert, an die sich die Spiralfurchung anschloß. Der Scherben Abbildung 40,4 da gegen zeigt durch den äußeren kantigen Kurvenumbruch die Tendenz zur Reifenbildung. Drei Gurtfurchen und eine Wellenlinie darunter lassen das Ge fäß in die Frühstufen der blaugrauen Irdenware einreihen. Aus der Blütezeit der Rollstempelmuster finden sich Beispiele für die Verstär kung der Gegensätze innerhalb dieser Gattung. Am Topf Abbildung 49,3 öffnet sich der nicht sehr hohe Kelchrand in feiner Schwingung; am Topf Abbil dung 45 dagegen ist die äußere harte Reifenbildung durch Furchung noch unterstrichen. Die schlichteste Reifenbildung zeigt der Mündungsrand des