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Erich Wild wurde am 4. November 1895 als Sohn eines Saitenmachers in Markneukirchen geboren. Die Kindheit stand im Zeichen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten und der volkskundlichen Traditionen des für den Musikwinkel typischen Gewerbezweiges. Seit 1902 besuchte er die 1.Bürgerschule der Vater stadt. Geigen- und Klavierunterricht durften in der klingenden Umgebung nicht fehlen. 1910 bezog er das Lehrerseminar zu Auerbach i. Vgtl. Und als er sich dort nicht mehr mit dem Geschichtslehrbuch begnügte und zu Quellen editionen sowie zu den Schriften Karl Lamprechts griff, brach der erste Welt krieg aus, in dessen Zeichen er im Dezember 1915 vorfristig die Abschluß prüfung ablegen mußte. 1916 begann für ihn der Kriegsdienst. Das Erlebnis des Krieges, insbesondere seines Endes, erschütterte Erich Wild tief und trieb ihn zum politischen Denken, das ihn auf die Seite der Arbeiter klasse führte. Nach der Rückkehr wurde er 1919 Hilfslehrer, 1920 ständiger Lehrer an der Volksschule in Markneukirchen. Im gleichen Jahr trat er in die Sozialdemokratische Partei ein. Bald war er deren Funktionär in der Arbeiter bildung und 1922 bis 1933 deren Stadtverordneter in Markneukirchen. Eifrig förderte er auch die Tätigkeit des obervogtländischen Lehrervereins und der Volkshochschule. Es muß als typisch für Erich Wild gelten, daß Plan und Aus führung seiner ersten monographischen Arbeit, der Stadtgeschichte von Mark neukirchen, im Zusammenhang mit der Dozententätigkeit an der Volkshoch schule entstanden. 1924 schloß er den Bund der Ehe mit Helene geb. Zeitler. Sie schenkte ihm zwei Söhne und hat als verständnisvolle Kameradin alle Be lastungen, die die wissenschaftliche und gesellschaftliche Tätigkeit ihres Man nes mit sich brachte, getragen. Daß der sinnlos fortgeführte Hitlerkrieg den ältesten Sohn als Opfer forderte, traf die Familie schwer. Das Jahr 1933 bereitete mit der Machtergreifung Hitlers auch dem fortschritt lichen Lehrer von Markneukirchen Drangsal. Noch vor dem Verbot der SPD hatte er im Zweifel an der Parteiführung seinen Austritt erklärt und offen sein Stadtverordnetenmandat niedergelegt, mit der Begründung, daß es ihm nicht mehr möglich sei, die Interessen der Arbeiter zu vertreten. Es folgten Verhöre und Haft, wechselnd in Markneukirchen, in Oelsnitz-Vogtsberg und auch im berüchtigten Zwickau-Osterstein. Im Juni 1934 wurde die Maßregelung mit einer Strafversetzung nach Wilkau-Haßlau abgeschlossen. Hier stand Wild einige Zeit unter Überwachung. Die Erteilung von Geschichts- und Religions unterricht war ihm untersagt. Allen Anschuldigungen und Nachreden ent gegen ist es eine Pflicht gegenüber Erich Wild festzustellen, daß er nicht Mit glied der Nazipartei wurde und daß er in den schwierigen Situationen dieser Zeit versuchte, Haltung zu bewahren. Wild widmete sich neben der schulischen Arbeit nun verstärkt historischen Studien. Die Ferienzeit verbrachte er fast immer in den Archiven Dresden, Weimar oder Eger. Eine Vielzahl von Arbeiten entstanden, von denen „Ge-