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DIE ENTWICKLUNG DRESDENS BIS ZUR MITTE DES 14. JAHRHUNDERTS AUF GRUND DER URKUNDEN Von Alfred Hahn Den Zeitraum zwischen der ersten Erwähnung Dresdens als Stadt (1216) und dem Beginn der mittelalterlichen Zunftkämpfe (1345) können unsere Urkunden nur unvollkommen aufhellen, wenn wir sie isoliert betrachten. Stellen wir sie aber in den großen Zusammenhang, den die Entwicklung der mittelalterlichen Städte bildet, so gewinnen wir mehr Klarheit über die Ver hältnisse Dresdens und seiner Bürger in dieser Zeit. 1. Die Bürgerschaft Die Geschichtsquellen der Dresdner Frühzeit fließen sehr spärlich. Abgesehen von dem 1240 genannten Pfarrer Ulricus 1 ) tritt uns erst 1284 ein Dresdner Bürger mit Namen entgegen: Reinhardus Sirmer oder Pugilis, als Herr des Ortes Greifendorf bei Hainichen ein vermögender Mann 2 ). An seinem Beispiel sehen wir zugleich, daß die Bildung von Beinamen begonnen hat. Manche bezeichnen die Herkunft aus den Frankendörfern der Umgebung: Renners dorf 1287, Löbtau und Kemnitz 1297, Reick 1308, Wilsdruff 1318, Kessels dorf 1324. Aber auch entfernte Städte treten auf: Magdeburg 1296, Freiberg 1303, Senftenberg 1317, Leipzig 1328, Merseburg 1332. Wir können daraus aber nicht allgemein auf die Herkunft der Einwohnerschaft schließen, denn es handelt sich hier nur um Personen der städtischen Oberschicht, um Zeugen markgräflicher oder Aussteller eigener Urkunden und Mitglieder des Rates. Das gilt auch von den seltenen Fällen, wo in der Frühzeit Berufsbezeichnungen als Beinamen verwendet werden, z. B. Pistor, Bäcker oder Institor, Krämer. Der eine will kein Handwerker und der andere kein Kleinhändler mehr sein; sie haben deshalb ihre Namen latinisiert oder nennen sich „her Apecz Becker“ und „her Petir Cremer“ (1308). Die einfachen Bürger werden in den Urkunden kaum erwähnt. Sicherlich war auch in Dresden das Handwerk das Rückgrat der Stadt. Aber es tritt 1) Codex diploma ticus Saxoniae regiae, Bd. II, 9, Nr. 13. 2 ) Originalurkunde 1067, 1068; im Staatsarchiv Dresden.