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Für die Wüstung Ockleben im Saalkreise heißt es 979: (villa) . .. quae dicitur slauonice Otliuua**). Ohne Zweifel liegt hier ein Appellativum otliv ,Abfluß, Flußarm 4 zugrunde, vgl. tsch. odliv ,Ebbe‘, odliti ,ab-, weggießen 4 , oso. wotlec, nso. wötlas ,abgießen 4 , dazu oso. wotliw ,Abgießen 4 , wotliwk ,Abguß 4 , nso. ivötlew ,Abfluß, Ebbe 4 , wotlejnica ,Ebbe"45). Die Wüstung lag gegenüber Groß wirschleben an der Saale. Das eben genannte, aus der Onomastik erschlossene Wort otliv erinnert an otvar, etwa ,Absud 4 (vgl. oso. wotwar ,Absud 4 zu wotwaric ,abkochen, ab sieden 4 , nso. wotwaric ,dass.‘), im Namen der Wüstung Ottern bei Mockritz, Kreis Torgau (1334 Ottvarin, 16.,Jh. Ottern) 46 ). Freilich könnte auch otvor , Öffnung" (nso. wotwor) in Betracht gezogen werden (vgl. noch russ. vor, vora ,Umzäunung 4 ) 47 ). Ein Wort otmut, vergleichbar russ. omut ,Wasserwirbel, Strudel, Abgrund, tiefe Stelle im Wasser 4 (in Pskover Dialekten weitgehend synonym mit vir), poln. zam^t, m^t, elb- und ostseesl. *votmqt in Orts- und Gewässernamen 48 ), er schließen wir aus dem Namen der 1267 genannten Wüstung Otmuzk aus *Otmut , sk- zwischen Oberthau und Dölkau im Kreise Merseburg im Flußgebiet der Weißen Elster 49 ). In den ON Pretschen, Kreis Lübben (1004 Mroscina usw.), und Pritschöna bei Halle (1159/70 Morozene, 1383 Briczene) ist ein aso. Wort für ,Sumpf, Feuchtig keit 4 , mroka, enthalten, wie bereits gezeigt wurde 50 ). Aso. mroka entspricht ukrain. morokvä ,Morast 4 , russ. mereca ,Moor, Sumpfland 4 usw. Eine Sumpfbezeichnung war aso. slotina bzw. slotvina, entsprechend tsch., slowak. slotina Moor’, dial. slatvina ,hohes Gras im Sumpf 4 , ukrain. solötvyna ,Salzsumpf 451 ), vgl. FIN Schiettwen bei Engerda, Kreis Rudolstadt (1511 in slotwenn, slotwin) 62 ), dazu Schlettwein bei Pößneck (1346 Slethewin, 1412 12) K. E. Mucke, Wörterbuch der nieder-wendischen Sprache und ihrer Dialekte, Band II, S. 80. 43) Ch. G. Schwel«, Die Flurnamen des Kreises Cottbus. Berlin 1958, S. 34. 44) A. Richter, Die Ortsnamen des Saalkreises (Deutsch-Slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte 15). Berlin 1962, S. 92. 45) F. §. Kott, a. a. 0., S. 290; Pfuhl, Lausitzisch Wendisches Wörterbuch. Bautzen 1866; K. E. Mucke, Wörterbuch der nieder-wendischen Sprache und ihrer Dialekte, Band I—III. Prag, Peters burg 1911/26, 1928. 46) Belege mitgeteilt von B. Wieher. 47) M. Vasmer, Russisches etymologisches Wörterbuch, Band 1, S. 226 f. 48) Vgl. M. Vasmer, Russisches etymologisches Wörterbuch, Band II, S. 268; A. I. Lebedeva, in: Slovo v narodych govorach ..., S. 32; R. Trautmann, Die slavischen Ortsnamen Mecklenburgs und Holsteins. 2. Aufl. Berlin 1950, S. 171. 4%) Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg, Band I, S. 336. 60) E. Eichler, in: Zeitschrift für Slawistik 1/3, 1956, S. 39 ff.; M. Vasmer, a. a. O., S. 120. öl ) V. Machek, a. a. 0., S. 452; M. Vasmer, a. a. O., S. 692. 52) H. Deubler und E. Eichler, Slawische Flurnamen im Kreise Rudolstadt, in: Rudolstadter Heimathefte 7, 1961, S. 34.