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zösischen Gailierstädten. Erst der römische Handwerker scheint die allgemeine Kenntnis des Löffelbohrers in das Gebiet nördlich der Alpen gebracht zu haben. Schon in tiberisch-claudischer Zeit begegnen Löffelbohrer häufig in provinzialrömischen Ansiedlungen 105 ), während sie später in fast jeder be deutenderen Römersiedlung zu finden sind. Aus germanischem Zusammenhang sind sehr wenige Eisenbohrer mit löffel förmiger Spitze bekannt geworden. Mehrere Stücke stammen aus einem spät kaiserzeitlichen Depotfund im Wallgraben des Limeskastells Osterburken, Kreis Buchen 106 ). In die Kaiserzeit bzw. Merowingerzeit zu datieren sind ferner Löffelbohrer aus einer Siedlungsgrube von Mierzanowice, pow. Opatöw, wojew. Kielce 107 ), und aus dem Hortfund von Zadowice, pow. Kalisz, wojew. Poz nan 108 ) (Polen), aus dem Vimose-Moor auf Fünen 109 ), aus Osterbolle in Him merland, Jütland 110 ) (Dänemark), von Känne-Stavgard in Burs und Vall- hagar 111 ) (Gotland), von Gettenbach, Kreis Gelnhausen 112 ), Heubach, Kreis Schwäbisch-Gmünd 113 ), und Sadovsko-kale bei Sadowetz (Bulgarien) 114 ). Die Dürftigkeit des publizierten Materials hinterläßt den sicherlich täuschenden Eindruck, daß der Löffelbohrer im 1. Jahrtausend n. Chr. selten verwendet wurde. Doch die gründliche Aufarbeitung der frühgeschichtlichen Eisengeräte Norwegens durch J. Petersen zeigt ein völlig anderes Bild. Dort liegen allein aus der Merowingerzeit 24 Exemplare vor 110 ). Aus Mitteldeutschland ist u. W. bisher nur ein einziger Fund mit Löffel bohrern bekanntgegeben worden, der aber leider nichts Datierendes ent hält (Hortfund von Dingsleben, Kreis Hildburghausen 116 )). In den der Mero wingerzeit folgenden Jahrhunderten erscheinen Löffelbohrer ebenfalls ver- 105) G. Ulbert, Die römischen Donau-Kastelle Aislingen und Burghöfe (Limesforschungen 1). Berlin 1959, Taf. 67,33 und Taf. 27,38. 106) Germanische Provenienz möglich: E. Wagner, a. a. O., Fig. 338, 7—9 auf S. 437. 107) M. Mickiewicz, A settlement of the roman period at Mierzanowice, in the district of Opatöw (polnisch m. engl. u. russ. Res.), in: Materialy starozytne VII, 1961, S. 255 ff., Taf. XIV.15. 108) Z. Kaszewski, a. a. 0., Taf. V,2. 109) C. Engelhardt, Vimose fundet. Kjbenhavn 1869, Taf. 18,13. 110) G. Hatt, Jernalders Bopladser i Himmerland, in: Aarboger 1938, S. 199 ff., Fig. 78 auf S. 204. ni ) M. Stenberger, a. a. 0., Fig. 383,50 auf S. 939, Fig. 455, 8,5 auf S. 1077; siehe auch S. 1088 f. 112) R. Welcker, a. a. O., S. 104 ff., Taf. 29,16. H3) Wir halten den als römisch bezeichneten Hortfund, u. a. mit einem Löffelbohrer, zweier verzierter Platten wegen für merowingerzeitlich. Fundschau, Römische Zeit, in: Fundberichte aus Schwa ben N. F. 14, 1957, S. 197 und Taf. 27A,L 114) G. Müller- Kuales, a. a. O., Abb. 254,1 auf S. 1226. 115) J. Petersen, a. a. O., Fig. 122 auf S. 233; vgl. auch S. 230. Die Ursache des Reichtums an Werk zeugen aus der jüngeren Eisenzeit in Skandinavien haben wir vor allem in der Tatsache zu suchen, daß dort die Grabsitte häufig eine Mitgabe von Arbeitsgerät forderte. 116) G. Neumann, Vor-und Frühgeschichte, in: Das Gleichberggebiet (Werte der deutschen Heimat6). Berlin 1963, S. 14ff., siehe S. 189. Dort frühgeschichtliches Alter vermutet.