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dort der Hakenschlüssel von Ankerform verwendet (Gdansk, früher Danzig) 98 ). Die slawische Frühgeschichte Böhmens und Mährens scheint solche Schlüssel nicht zu kennen 99 ). Aus dem mitteldeutschen Raume liegt u. W. nur der eiserne T-Schlüssel von Tümpling, Kreis Jena 100 ), vor, leider ein Einzelfund. Im spä ten Mittelalter und in der Neuzeit sind Ankerschlüssel offenbar nicht mehr be kannt, das Holzriegelschloß und der einfache Hakenschlüssel aber waren noch bis vor kurzem in einigen Gegenden Mitteleuropas ein Bestandteil bäuerlichen Hauswesens. Von den genannten Vergleichsfunden scheiden nur die latenezeitlichen Schlüs sel wegen ihrer Andersartigkeit als direkte Parallelen aus. Die übrigen Ver gleichsfunde verweisen unsere Radeberger Ankerschlüssel in den großen Zeit raum von der jüngeren Römischen Kaiserzeit bis in spätslawische Zeit. Also können auch die vier Schlüssel zur genaueren Datierung des Hortfundes nicht beitragen. Löffelbohrer (Abb. 15). Die beiden Löffelbohrer unterscheiden sich lediglich in ihrer Länge (27,7 und 24,6 cm) und in der Gestaltung ihrer Schäftungszungen. Einer der beiden Boh rer besitzt eine schmale, lanzettförmige Schaftzunge, die des anderen besteht in einem langgestreckten Dreieck. Trotz der durch Korrosion und chemische Entrostung stark ausgebrochenen Schneiden kann man annehmen, daß die Löffel beider Bohrer ehemals annähernd gleiche Breite besessen haben, mit ihnen also auch nur Löcher gleichen Durchmessers hergestellt werden konn ten. Eiserne Löffelbohrer sind in Mitteleuropa seit der Spätlatenezeit bekannt 101 ). Sie erscheinen hier im Fundmaterial der keltischen Ökumene, jedoch so ver einzelt, daß man an eine allgemeine Verbreitung dieses Werkzeuges bei den Kelten kaum glauben möchte (Velem-St. Vid 102 ) und Szalacska bei Kapos- vär 103 ), Ungarn; Kaiserbrunn am Attersee in Oberösterreich 104 )). So fehlen 98) K. Jadewski, Mediaeval Gdansk in the light of the researches carried on in the years 1953 and 1954 (polnisch in. engl. n. russ. Res.), in: Sprawozdania rcheologiczne I, 1955, S. 137 ff., Abb. 6 auf S. 159. 99) V. Hruby, Schlüssel aus Mährens Burgwallzeit (tschechisch in. dt. Res.), in: Casopis Moravsköho Musea Brno XLIII, 1958, S. 49 ff., besonders S. 59. 100) Unveröffentlicht im Vorgeschichtlichen Museum der Universität Jena, Nr. 28 724; Länge 27,6 cm. Im gleichen Museum liegt ein ähnlicher Eisenschlüssel von 25,9 cm Länge ohne Katalognummer, leider auch ohne genaue Fundortangabe, höchstwahrscheinlich aber aus Thüringen. 101) J.Dchelette, Manuel d’archologie prhistorique, celtique et gallo-romaine II, 3. Teil. Paris 1914, S. 1337. A. Götze, Bohren, Bohrer, in: M. Ebert, Reallexikon der Vorgeschichte 2, 1925, S. 104. 102) K. v. Miske, Die prähistorische Ansiedlung Velem St. Vid. Wien 1908. Taf. XLVII,16; Taf. LIL 18, 19.