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teilnehmen. Verschiedene Anwesende,- besonders Obergartendirektor Hofrat Bouche und Th. Simmgen äusserten sich zustimmend hierzu und hofften, dass es dem „Leipziger Gärtner verein“ ebenso wie es bei mehreren Gärtnervereinen in anderen Städten der Fall ist, gelingen möge, einen Teil der Kosten aus eigenen Mitteln auf zubringen. Auch der Staat würde dann mit seiner Unterstützung nicht Zurückbleiben. Von Gartendirektor Werner-Chemnitz wurde im Anschluss daran darauf hingewiesen, dass dort eine Fachschule eingerichtet sei, die sich gut bewährt hätte. Auch Professor Dr. Raubold und Otto Arn old-Leipzig griffen auf die an der er wähnten Leipziger Schule bestehenden Verhältnisse zurück und er achteten eine Aenderung für zweckdienlich. Der Ausschuss ver sprach den Antrag und damit die Wünsche der Antragsteller zu unterstützen. Vom Gartenbauverein Löbau wurde dagegen protestiert, dass die Lehrlinge zweimal wöchentlich an den Abenden Turnunterricht an Fortbildungsschulen besuchen müssen, man erwartete die Unter stützung des Ausschusses, dass derartigen Massnahmen entgegen getreten wurde. Die hierzu sich äussernden Mitglieder sahen in diesem Turnunterricht keine Nachteile für die Lehrlinge, sondern glaubten, dass eine derartiger Unterricht nur von Nutzen für diese sein könnte. Daraufhin wurde der Antrag zurückgezogen. Der Gartenbauverein für Grossenhain und Umgebung wünschte, dass der Weinbau wieder aufgerichtet und neu belebt und alles getan werden möchte, um denselben zu fördern, der Aus schuss möchte diesen Antrag beim Landeskulturrat befürworten. In der Aussprache wurde festgestellt, dass der Ausschuss für Gartenbau hierfür nicht zuständig sei, sondern der Landeskulturrat und der Landesobstbauverein. Der Verein der Handelsgärtner von Stetzsch-Gohlis wünschte, dass die Gartenbauschule vorn Staate übernommen und die Kosten von diesem gedeckt werden möchten. Theodor Mieth- Stetzsch begründet diesen Antrag. Th. Simmgen äusserte sich dahingehend, dass es die Absicht des Kuratoriums der Gartenbau schule sei, einen Winterkursus, wenige Fächer umfassend, für die Monate Oktober bis März anzugliedern, damit auch weniger bemittelte Gärtners- Söhne daran teilnehmen könnten. Auch Obergartendirektor Hofrat Bouche trat mit warmen Worten für die Gartenbauschule zu Laubegast ein und wünschte ihr Weiterbestehen in der jetzigen Form im Interesse des gesamten Berufes. Dir. F. Tamms führte dabei an, dass Dahlem jährlich 104 000 Mark staatliche Beihilfe und Proskau eine nicht viel geringere Summe erhielte, um die jähr lichen Kosten zu decken. Geisenheim würde jedenfalls mit einer noch höheren Summe unterstützt, da dort besonders der Weinbau und wissenschaftliche Institute angegliedert seien. Ferner teilte Direktor Tamms mit. dass das jährliche Schul geld an der Laubgaster Gartenbauschule in beiden Kursen 150 Mk. für Einheimische und 300 Mk. für Nichtsachsen beträgt und dass sich die Gesamtkosten des Besuchs der Anstalt für 1 Schüler ein schliesslich des Schulgeldes, bei voller Pension und der Ausgaben für Bücher, Lehrmittel usw. jährlich auf 11 —1200 Mk. belaufen. Vom „Bund der Gärtner“ lagen noch 8 Anträge vor, die von dem anwesenden Karl Maurer-Gohlis bei Dresden gestellt waren. Nachdem die Zulassung der Anträge beschlossen worden war, wurden sie von Hermann Michel-Zittau derReihe nach vorgebracht und einer sachlichen Aussprache unterzogen, endlich aber alle acht durch die Versammlung einstimmig abgelehnt. Hieran schloss sich noch eine Kritik über die Tätigkeit des „Bundes der Gärtner“, dessen Geschäfts leitung in der Person des genannten Karl Maurerin schärfster Weise verurteilt wurde. Wir beabsichtigen weder diese Anträge noch die sich daran knüpfenden Aeusserungen wiederzugeben, zumal wir leider selbst wiederholt von dem Letztgenannten in ungehöriger Weise an gegriffen und kritisiert worden sind. Das ganze bisherige Bestreben des „Bundes der Gärtner“ ist darauf gerichtet, die Zusammengehörig keit der Berufsgärtner zu lockern und Unfrieden zu säen, um da durch für den Bund zu ernten. Das sind auch für uns die Gründe, welche uns zur Zurückhaltung und hier zum Ausschluss der An träge veranlassen. Weiterhin wurde von Rud. Schrön-Reick-Dresden auf das von August Steiner-Sonneberg entdeckte Mittel gegen die Kropf krankheit der Kohlarten hingewiesen. Nach den zirkulierenden Abbildungen scheint es, dass es sich hierbei um ein Ergebnis von ausserordentlicher Tragweite handelt, und der Referent war der Ueberzeugung, dass die Sache Vertrauen verdient und befürwortete die Erwerbung für Sachsen durch den Staat, indem er auf die grossen Verheerungen durch die Kohlhernie hinwies.—VictorTeschen- dorff-Cossebaude hatte im Auftrag der Vereinigung der Baum schulenbesitzer für das Königreich Sachsen den Vor schlag zu machen, dass jährlich ein Betrag vorgesehen werden möchte, damit eine Musteranlage, wie sie in Diemitz existiert, in Laubegast errichtet werde. Die Vertreter des Landeskulturrates wiesen darauf hin, dass hierbei der Landesobstbauverein für das Königreich Sachsen in erster Linie in Frage komme, und dass im Landeskulturrat selbst ein Vertreter hierfür Sitz und Stimme habe. Darauf wurde der Antrag zurückgezogen. Die Vereinigung wünschte ferner, dass den Gartenbautreibenden dieselben Vergünstigungen wie bei der Landwirtschaft zuteil würden, wenn die Gärtner an die Kontrollstationen Fragen und Material schickten. Auch das ver sprach der Ausschuss zu befürworten. Vom Vorsitzenden des „Landesverbandes der Handelsgärtner“ F. J. Heinrich Seidel, wurde hierauf an den Ausschuss der Dank der Anwesenden erstattet und hervorgehoben, dass man den Mitgliedern volles Vertrauen entgegenbrächte. Theodor Simm gen erwiderte darauf, dass der Ausschuss sich bewusst sei, seine Pflichten voll und ganz erfüllt und alles getan zu haben, um die Interessen der Handelsgärtner zu wahren. Dagegen sei es nicht möglich, alle Angelegenheiten des Ausschusses öffentlich zu behandeln. Unter Zustimmung der Erschienenen sollte das säch sische Ministerium davon in Kenntnis gesetzt werden, dass der Ausschuss dasvolleVertrauen geniesst und wurde besonders darauf hingewiesen, dass die Eingabe des „Bundes der Gärtner“ nicht im Interesse der sächsischen Verbände liege. Dieser Antrag wurde in Form einer Resolution beschlossen. Der Vorsitzende schloss hierauf mit Worten des Dankes die bis zur letzten Stunde voll besuchte Versammlung und den im allgemeinen Interesse sich so nutzbringend gestalteten und regen Meinungsaustausch. Was haben die Handelsgärtner zum Verbands tage für Wünsche? In der Hauptsache sind es diesmal intime Angelegenheiten, welche die Anträge behandeln, die man dem Ausschuss für die or dentliche Hauptversammlung des Verbandes der Handelsgärtner in Berlin (16. Februar) eingereicht hat. Von allgemeinem Interesse ist ein Antrag des Landesverbandes Anhalt, der eine Petition an den Reichskanzler, bzw. Bundesrat und Reichstag befürwortet, im Hinblick auf die ungeheuer hohen Kohlen-, Koks- und sonstigen Heizmaterialpreise die billigen Aus fuhrtarife für Kohlen aufzuheben. Der Landesverband Sachsen will, dass für den Bezug von Kohlen wieder eine aus reichende Gestellung von Wagen zu 10 Tonnen stattfindet, welche jetzt nicht in genügender Anzahl zur Verfügung stehen. Die Gruppe Wandsbek wünscht die Ernennung einer Kom mission, welche die für den gärtnerischen Handelsverkehr üblichen Ge schäftsgepflogenheiten und Verkaufsbedingungen zusammenstellt. — Darnach sollen sich die Mitglieder des Verbandes richten. Ob sie es tun werden, ist immerhin fraglich, so wünschenswert die Festlegung der Verkaufspreise für die wichtigsten Handelspflanzen auch ist. Von der Gruppe Altmark-Priegnitz ist ein Antrag einge laufen, der den Vorstand ermächtigen will, beim Verkehrs-Ministerium dahin zu wirken, dass Spargel ebenso wie jedes andere Obst und Gemüse, zum Vorzugstarif befördert wird, ein Wunsch, der nicht zum ersten Male geäussert wird, bislang aber keine Gegenliebe bei der Eisenbahnverwaltung gefunden hat. Nachdem aber für Rha barber bekanntlich eine Tarifermässigung durchgesetzt wurde, ist es an der Zeit, bei jeder Gelegenheit mit neuen Wünschen vorzugehen. Die Gruppe Elsterthal will Agitatoren für die nächste Schutzzollbewegung anwerben, die in den Gruppen auf klärende Vorträge zu halten hätten. Wir versprechen uns davon unbedingt Erfolge, wenn die Redner sachlich bleiben und die Aus führungen , die Schilderungen der Lage der Gärtnereien im An schluss daran auch in die Oeffentlichkeit gelangen. Einen beherzenswerten Vorschlag bringt die Gruppe mittlerer Saalekreis. Nach ihrem Antrag soll sich der Vorstand des Ver bandes mit den Architekten, bzw. ihren Vereinigungen und ihrer Fachpresse ins Einvernehmen setzen, damit in Zukunft mehr wie bisher bei Villenbauten Sorge getragen werde, dieselben mit für Blumenpflege geeigneten Räumen auszustatten. Namentlich sollen geschmackvolle Erker zu diesem Zwecke angebracht werden.