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Nr. Nr. 31. XIII. Jahrgang. Freitag, den 4. August 1911. Der Handelsgärtner Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Begründet von Otto Thalacker, Leipzig-Gohlis. 10.—. mig. roll, 0 sn, zum Aepfe ren iußersten , Mann« Hallo. ttware, Nachn. ibetrieb, 3. [261 in. ind. zen. 5.—, 4.—, 5.—. 5.—, ; bei Pfg., igen- Ionen ifer 204 - Abonnementspreis Für Deutschland, Oesterreich ,nd Luxemburg M. 5.— jährl., tür das Ausland M. 8.— jährl. Ausgabe jeden Freitag. Bestellungen nimmt jede Postanstalt entgegen. Beachtenswerte Artikel in voiliegender Nummer: Wie rede ich meine Kunden an ? lieber die Ausfuhr von Frühgemüse und -Kartoffeln aus Algerien nach Frankreich im Frühjahre 1911. Die Sommerblumen-Ausstellung in London. Dekorative Allium-Arten. Unter uchungen über die Wirkung des Karbolineum als Pflanzenschutzmittel. 11. Volkswirtschaft — Rechtspflege — Handel und Verkehr — Ausstellungen — Vereine und Versammlungen — Personalien — Kultur — Fragekasten tür Pflanzen schutz usw. Wie rede ich meine Kunden an? Wie das ganze gesellschaftliche Leben von der wechselnden Mode unerbittlich beherrscht wird, so auch der Verkehr des Geschäftsmannes mit seiner Kundschaft. Die gespreizten, schwülstigen Anreden, die noch vor 100 Jahren üblich waren und von Untertänigkeit dem Kunden gegenüber trieften, sie sind bis auf wenige Ueberbleibsel verschwunden und Käufer und Verkäufer behandeln sich heute als gleichwürdige Glieder der großen menschlichen Gesellschaft, wenn auch natürlich der Geschäftsmann seinem Kunden gegenüber einen größeren Grad von Höflichkeit zur Anwendung bringt, als jener vielleicht ihm. Höflichkeit ist zu allen Zeiten eine der ersten Tugenden des Geschäftsmannes gewesen, der im Konkurrenzkämpfe vorwärts kommen will. Aber es ist doch hierbei ein Unterschied zu machen. Die wahre Höflichkeit wirkt anziehend, die falsche stößt ab. Die wahre Höflichkeit besteht in einem liebenswür digen Entgegenkommen, in einer maßvollen Achtungsbezeu gung, in einem schnellen Eingehen auf die geäußerten, ja er ratenen Wünsche des Kunden. Die falsche Höflichkeit ergeht sich in devoten Beteuerungen, in untertänigen Ergüssen und widerlichen Schmeicheleien. Die wahre Höflichkeit braucht nicht viel Worte mehr zu machen, als zur kulanten Abwicklung des Geschäftes notwendig sind, die falsche ergeht sich in einem Redeschwall, dessen Ausdrücke wahllos im Superlativ gehalten sind und entweder den gebildeten Kunden anekeln oder ihn zum Spott herausfordern und ihm dabei Mut machen, mit Wünschen und Forderungen hervorzutreten, die er sonst nicht geäußert haben würde. Die Zeiten, wo es Mode war, sich der Kundschaft „sub- missest", „als dero untertänigster Diener“ und wer weiß was, zu empfehlen, sind glücklich vorüber. Unser rasch pulsieren des Geschäftsleben räumte mit dem alten Wust auf, der sich aus Großmutters Handkörbchen noch vorfand. Und doch sind n einzelnen Ländern, wie Deutschland, Oesterreich - Ungarn, Frankreich und England nicht alle Förmlichkeitsbezeichnungen reschwunden und der vorsichtige Geschäftsmann ist daher ge leigt, lieber ein Wort zuviel zu sagen als zu wenig. Es be- ■eitet ihm manchmal Kopfzerbrechen, wie er beim Rechnung- usschreiben den Kunden anreden soll und namentlich das einst illgemein übliche „Hochwohlgeboren“ spukt mächtig in seinem Kopfe herum. So teilte uns dieser Tage ein Handelsgärtner nit, daß ihm sein Kunde, den er so titulierte, geschrieben habe, jenn er sich noch einmal so einen Scherz mit ihm erlaube, sei r am längsten sein Kunde gewesen. Nun frug er bei uns an, ie er sich denn eigentlich der Kundschaft gegenüber zu ver alten habe. Das „Ew. Wohlgeboren“ und „Ew. Hochwohl- eboren" war zur Zeit „als der Großvater die Großmutter ahm“ allgemein eingeführt; es wegzulassen, wäre ein Ver ¬ stoß gegen Takt und gute Sitte gewesen. Dann kam die Zeit der Gleichmacherei, die Revolutionsjahre, die auch mit dem Titelwesen tabula rasa machte. „Hochwohlgeboren“ nannte man im Scherz damals nur noch einen, der vier Treppen hoch das Licht der Welt erblickt hatte. Und heute? Wir liebäugeln ja jetzt so sehr mit der Biedermeier-Zeit, kein Wunder, daß dabei auch das „Hochwohlgeboren“ allmählich wieder zu Ehren kommt, wenn auch nur in gewissen Kreisen. Ein Student, der einem alten Herrn seiner Verbindung schreibt, wird es nicht unterlassen, auf der Adresse „Sr. Hochwohlgeboren“ zu ver merken. Aber in großen ganzen ist die Floskel nicht mehr üblich, ausgenommen in besonderen Fällen. Ist ein Kunde ein Staatsminister oder auch ein — gewesener, so ist er „Exzel lenz“ zu titulieren, fehlt ihm aber dieses Prädikat, so muß das „Sr. Hochwohlgeboren“ unbedingt angewandt werden, wenn man nicht unhöflich sein will. Dasselbe ist in Preußen, Sachsen und wohl auch den übrigen Bundesstaaten bei allen höheren Beamten, auch den bürgerlichen, bis zur 4. Rangklasse ein schließlich, gebräuchlich. Das niedere Prädikat „Wohlgeboren“ erhalten dann alle Subalternbeamten und die Titulatur-Räte, doch ist bei ihnen der Zusatz außeramtlich in Wegfall ge kommen. Weiter aber darf der Geschäftsmann das Hochwohl- und Wohlgeboren nicht außer acht lassen, wenn er Kunden im Heer und in der Marine hat. Das Prädikat „Hochwohl geboren“ führen der Generalmajor — die höheren Chargen sind Exzellenz — der Kontre-Admiral, und alle Stabs- und Subalteroffiziere des Heeres und der Flotte, sowie die Sanitäts offiziere und höheren Beamten, auch wenn sie nicht von Geburts adel sind. Auch den nichtaktiven. bürgerlichen Stabsoffizieren bis zum Major kommt dies Prädikat zu. Auf das Prädikat „Wohl geboren“ haben Feldwebel, Leutnants, Zahlmeister, Militär- Musikdirektoren und alle in ähnlichem Range befindlichen Militärs und militärischen Beamten Anspruch, aber auch hier wird es außeramtlich nicht so genau genommen. Unter den V ertretern der Diplomatie haben diejenigen, welche nicht das Prädikat „Exzellenz“ führen, ebenfalls das Prädikat „Hochwohlgeboren“ zu verlangen. (Botschaftsräte, Legations räte, Attaches, diplomatische Agenten, Generalkonsuln.) Ihre untergeordneten. Beamten legen vielfach Wert darauf, daß sie als „Wohlgeboren“ bewertet werden. Schließlich ist in Deutschland das „Hochwohlgeboren“ auch bei den obersten Gemeindebeamten der großen Städte, bei aka demischen Würdenträgern, Professoren usw. — der Rektor ist Magnificenz — und bei Parlamentariern Mode, wohl ohne daß diese ein Verlangen danach trügen. Damit ist aber auch der Kreis der Kunden, bei denen man das „Hochwohlgeboren“ und „Wohlgeboren" verwenden kann, erschöpft. Wird es bei anderen Personen ohne Amt und Titel zur Anwendung gebracht, so wirkt es nur lächerlich und kann den Kunden, wie in dem erwähnten Falle, eher verstimmen als ihm schmeicheln. Weg hier also mit dem veralteten Prädikat! Und wehren wir uns dagegen,, daß es etwa, wozu alle Anzeichen vorhanden sind, wieder zu unverdienten Ehren gebracht wird. Eine besondere Stellung nimmt die Geistlichkeit ein. Generalsuperintendent, Superintendenten, Oberhofprediger, Feldpröbste, Bischöfe erhalten das Prädikat „Hochwürden“, das katholischen Geistlichen fast allgemein zuerkannt wird. Für die übrige evangelische Geistlichkeit ist das Prädikat „Hoch ehrwürden“ anzuwenden, für Kandidaten der Theologie die ung ihause I rockenap arat erse j breit I llenkett Billefit sten [2 ife i Größe reisen. : Inserate 30 Pfennige für die vier gespaltene Nonpareille-Zeile, auf dem Umschlag 40 Pfennige, im Beklameteil M. 1.— für die zweigespaltene 105 mm •breite Petita Zeile. etriebe, ebrauch nkenha gt werd. testens uch frii enstag, c städtisck reichen. gistrat liketten q (Thür.Wal