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340 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau. Nr. 29 tistiken über den Besuch der gärtnerischen Fachschulen und über die üblichen Entlohnungen, wie und wann diese stattfin den, aufgestellt werden. Die Abänderung des § 4 der Verbands- Satzung enthält gleichzeitig eine Definition, was unter „Gärtner“ zu verstehen ist.. Nach dem Beschluß der Versamm lung soll jeder das Recht haben, sich Gärtner zu nennen, der sich beruflich mit Pflanzen beschäftigt, ganz gleich ob er praktisch oder theoretisch mit Gärtnerei zu tun hat. — Wir'können uns dieser Anschauung nicht anschließen, sondern halten eine solche Form der Feststellung des Begriffes Gärtner für unzulässig. Personalien. Prof. Dr. Joh. Fitting, bisher außerordentlicher Professor an der .Universität Halle-Saale wurde zum Direktor des Bota nischen Staatsinstitutes zu Hamburg, an Stelle des ver storbenen Prof. Dr, Zacharias ernannt. Hofgartendirektor Fintelmann in P o t s d a m tritt mit dem 1. Oktober von der Leitung der Kgl. Hofgärten und Parks zurück. Es soll für diese Stellung der Gartendirektor der Stadt Berlin, B r o d e r s e n in Aussicht genommen sein. — Caasmann sen., Düsseldorf t. Am 8. Juli verstarb der langjährige Vorsitzende des Gartenbau-Vereins von Krefeld, Wilh. C aa s m a n n daselbst. .Als Fachmann war der Verstor bene, weit über die Grenzen seiner Vaterstadt hinaus bekannt und geschätzt. Ausstellungen. Eine Paeonien-Ausstellung in Amerika. Von Seiten der ,, American PaeonySociety" fand am 8. und 9. Juni in den Räu men der Horticultural Hall in Philadelphia gelegentlich der Jahresversammlung dieser Gesellschaft eine dem Umfange nach, recht beachtenswerte Paeonien-Ausstellung statt, die trotz der . ungewöhnlichen, selbst für amerikanische Verhältnisse heißen -Witterung eine sehr reiche Beschickung aufwies. Die Gesellschaft hat sich vor allen Dingen zur Aufgabe gemacht, auf dem Gebiete der Paeonien-Nomenclatur aufklärend zu wirken, und dadurch zur Förderung dieser in Amerika so be liebten, am sogenannten Memorialtage fast unentbehrlichen Schnittblumen beizutragen. Mit Hilfe des Leiters der Universi tät Cornell in Ithaca, New York ist daselbst ein großes Versuchsfeld angelegt, auf welchem annähernd 1000 Sorten Paeonien auf ihre Echtheit und Brauchbarkeit hin geprüft werden. Amerikanische und europäische Firmen haben in dankenswerter Weise - durch die Einsendung von Versuchs- pflanzen . das Unternehmen gefördert. In den verschiedenen gedruckt erschienenen Berichten der Gesellschaft sind bis jetzt über 500 Sorten angeführt und auf ihre Echtheit und die ver schiedenen Eigenschaften hin geprüft. Außerdem befindet sich in Cornell eine interessante Sammlung von etwa 100 Neuheiten des leider im April d. J. verstorbenen Paeonien-Liebhabers und Kenners George Hollis. Die deutsche Firma Goos & K o e n e m a n n -Niederwalluf (Rheingau) hat gleichfalls unter Nummer eine größere Zahl von Sämlingen eingeschickt. Der. Verein zählt gegenwärtig 62 Mitglieder, Vorsitzender ist B. H. Farr, die Gesellschaft bereitet ein umfangreiches Werk über Paeonia sinensis vor, welches nicht nur für die amerika nischen Liebhaber, sondern dem gesamten internationalen Gartenbau zu Nutzen sein dürfte. F. K. i. R. ( Praxis und "Wissenschaft J Einiges über Erdbeeren sowie empfehlenswerte und neuere Sorten. I. Der Anbau großfrüchtiger Erdbeeren in dem Umfange, wie wir ihn gegenwärtig kennen, reicht in Deutschland nur we nige Jahrzehnte zurück; erst mit der Einführung der neuen Ver kehrsmittel, mit der steigenden Wohlhabenheit der Bevölke rung und dem Aufblühen des heimischen Obstbaues ist auch diesem Kulturzweig größeres Interesse zugewendet worden. •Die: gegenwärtige Bedeutung der Anzucht der Erdbeeren, von deren Kultur in vielen Gegenden Deutschlands große 'Flächen bebaut sind, ist genügend bekannt. Viele gärtnerische Firmen haben auch die Anzucht von Pflanzen als Spezialität aufgenommen, die neuesten ausländischen Sorten werden ge prüft, und sobald sie sich bewährt haben, in großen Mengen herangezogen. Es findet, der leichten Vermehrung der Erd beeren entsprechend, ein viel schnelleres Werden und Vergehen statt, als das bei anderen Obstarten der Fall ist. Während man früher ausschließlich großfrüchtige französische Sorten kannte, und bei deren Empfindlichkeit häufig Fehlresultate erzielte, brachen sich später englische und deutsche Züchtungen Bahn, ebenso wurde den amerikanischen Sorten, die sich meist durch ungeheure Tragbarkeit auszeichneten, Interesse entgegen gebracht. Die Bewertung dieser aus den verschiedenen Ländern stam menden Erdbeerabarten läßt sich kurz dahin zusammenfassen, daß die französischen Sorten die größten Früchte brach ten und das feinste Aroma hatten, dabei aber gegen Krank heiten sich empfindlich zeigten, und ebenso unseren Witte- rungseinflüssen, besonders den harten Wintern gegenüber sich weniger widerstandsfähig zeigten. Die gleiche Beobachtung ist bekanntlich bei vielen Kulturpflanzen, vor allem bei feinen Obstsorten aus Frankreich gemacht worden, entweder die Ein führungen passen sich den lokalen Verhältnissen allmählich an, häufig, indem sie ausarten und viele der guten Eigen schaften einbüßen,oder sie erweisen sich direkt als unbrauchbar für deutsche Verhältnisse. Die englischen Sorten führten sich besser ein, zeigten einen robusten Wuchs, trugen reich, hingegen eigneten sich die weichen Früchte weniger für weite Transporte und zeigten bei weitem nicht den würzigen Geschmack der Sorten franzö sischer Abstammung. — Gute Erfolge ergaben sich bei den schon erwähnten hohen Erträgen der amerikanis chen Sorten, doch blieben sie bei einer frühzeitigen Färbung in der Qualität weit hinter den Produkten der genannten Länder zu rück. Die Früchte sind meist innen noch hart, äußerlich weich, und haben einen säuerlichen Geschmack. Süße und Aroma gehen ihnen ab, trotzdem werden sie als Marktfrüchte vielfach geschätzt, zumal bekanntlich häufig nicht die Qualität, sondern der Ertrag ausschlaggebend ist. Unsere deutschen Züchter sind mit Erfolg bestrebt ge wesen, die verschiedenen guten Eigenschaften zu vereinigen, und unseren klimatischen Verhältnissen sich anpassende ertrag reiche Sorten einzuführen. Wenn auch der Markt, wie das leider der Fall ist, mit Neuheiten überschüttet wird, so haben sich doch viele einheimische und fremde Sorten außerordentlich verbreitet und gut bewährt. Dennoch werden selbst bei großen Anlagen häufig Fehler begangen, die einen wirklichen Erfolg ausschließen. Die V orbedingungen für eine lohnende Erdbeerkultur sind tiefgründiger Boden, der eine gewisse F euchtig- k e i t hält. Deshalb sollten geschützte Niederungen, die nach / Süden oder Südwesten gelegen sind, unbedingt vorgezogen werden. Weiterhin wird die einjährige Kultur, wenn die Pflan zungen rechtzeitig vorgenommen werden, stets die lohnendste bleiben, da mehrjährige Anlagen selten entsprechend nachge düngt werden können, oder infolge des starken Blattwuchses zu viel Feuchtigkeit beanspruchen, und daher niemals die großen, schön ausgebildeten Früchte ergeben. Im letzteren Falle ist eine reichliche Bewässerung nach dem Fruchtansatz notwendig, wird aber infolge der hohen Kosten selten durchgeführt. Bei älteren Anlagen, läßt sich in den meisten Fällen beobachten, daß die sorgfältige Behandlung zu wünschen übrig läßt. Die Ranken werden zu spät entfernt, es stellt sich Unkraut ein, die rechtzeitige Lockerung des Bodens unterbleibt, und im kom menden Jahre versagt das Ernteresultat vollständig. Licht und Luft in den Pflanzungen sind zur gesunden Entwicklung der Erdbeeranlage unerläßliche Vorbedingungen, ebenso ist reich liche Düngung in den Spätsommermonaten, um gutausgebildete Knospenköpfe zu erzielen, vorzunehmen. Die Erdbeerenkultur ist besonders in der Nähe der Groß städte, wenn sie sorgfältig betrieben wird, auch für Handels gärtner sicher dann lohnend, wenn früh- und reichtra gende, festfleischige Sorten gewählt werden, und da bei die Bodenverhältnisse entsprechende Berücksichtigung fin den. Die Auswahl der letzteren ist dann nicht groß, zumal die zahlreichen Liebhabersorten, meist mittelfrüh tragend und wenige große Früchte entwickelnd, hierbei ausscheiden.