Volltext Seite (XML)
Ir. XIII. Jahrgang. Nr. 9. Freitag, den 3. März 1911. Der Handelsgärtner Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Herausgegeben von Otto Thalacker, Leipzig-Gohlis. Inserate 80 Pfennige für die vier gespaltene Nonpareille - Zeile, auf dem Umschlag 40 Pfennige, im Reklameteil M. 1.-— für die zweigespaltene 105 mm breite Petit-Zeile. Abonnementspreis ! Für Deutschland, Oesterreich ! und Luxemburg M. 5.— jährl., > für das Ausland M. 8.— jährl. Ausgabe jeden Freitag. Bestellungen nimmt jede Postanstalt entgegen. An- lien* , pro W muss gend chäft bietet isend stenz pass. 'ei iventar jungen f fer’en übeck. f! Kreis-j i 1 ha rt für caufen. n -Elbe. ilbst., sehe, must. Han- it. IS 20 per te alt. X 20. 24. ng. gen i und 0- ipzig, eder- g von gen. er. fert / are ? ren u. gärt., istpr.) r. Beachtenswerte Artikel in vorliegender Nummer: Die Offerten und Lieferungen ausländischer Firmen an Privatpersonen Vereine usw. Der Kampf gegen das Hausierwesen. Aus unseren Versuchsanlagen VI. Biologisch merkwürdige Erscheinungen im Gesehlechtslebeu der Pflanzen II. Volkswirtschaft — Handel und Verkehr — Zollwesen — Ausstellungen — Kultur — Neuheiten — Pflanzenkrankheiten und Schädlinge — Fragekasten etc. etc. Die Offerten und Lieferungen ausländischer Firmen an Privatpersonen, Vereine usw. Eine eigentümliche Erscheinung ist in unserm Geschäfts- leben, dass diejenigen, die aus ihrer Kundschaft einen reichen geschäftlichen Nutzen ziehen, sich nicht scheuen, dieser Kund schaft selbst eine ganz empfindliche Konkurrenz zu bieten. Wir haben diese perverse wirtschaftliche Erscheinung z. B. in dem Detaillieren der Fabrikanten und Grossisten in anderen Bran- dien auftreten sehen und der Kampf der Detaillisten gegen diese Schädigung ihrer Geschäftsinteressen wird seit Jahren mit Energie geführt. Wie lässt es sich auch verteidigen, wenn ein Fabrikant oder Grossist, dessen Abnehmer naturgemäss die ; Detaillisten sind, selbst an das Privatpublikum, also die Kund schaft seiner .Hauptabnehmer herantritt, ihnen Ware liefert und sie seinen Kunden auf diese Weise entzieht. Wir haben dieses Missverhältnis aber auch in der Gärtnerei zu be klagen. Hier sind es namentlich die ausländischen Lieferanten, die besonders in den Grosstädten — nachdem sie dieselbe Ware den Handelsgärtnern und Wiederverkäufern zu gleichen Preisen angeboten haben — sich nicht scheuen, hinter dem Rücken der Handelsgärtner an das Publikum direkt zu ver kaufen und dabei Preise zu machen, mit denen oft der Handels gärtner selbst gar nicht rivalisieren kann. Wir machen dabei in erster Linie auf die holländischen Blumenzwiebel-Lieferanten und Baumschulenbesitzer aufmerk sam. Es geht aber hierbei noch weiter! Die Handelsgärtner in Deutschland kaufen selber die teuren Blumenzwiebeln ab, ziehen daraus mit Sorgfalt die Blumen, sie hoffen, mit diesen nun ein einträgliches Geschäft zu machen. Da werfen aber die holländischen Züchter plötzlich selbst Blumen auf den Markt;bieten diese neuerdings sogar in Tageszeitungen in Postkisten an und stören durch diesen Import das Geschäft ihrer Abnehmer. Da sie die Blumen billiger abgeben, als der deutsche Handelsgärtner oder Blumengeschäftsinhaber es vermag, finden sie natürlich guten Absatz und alle die Kunden, welche die billige hol ländische Ware kaufen, werden dem Handelsgärtrier entzogen. Gegen diese unlautere Konkurrenz ist schon viel geeifert wor den und es ist zeitweise auch eine Besserung eingetreten. Wir folgern das wenigstens daraus, dass wir in letzter Zeit weniger, Klagen gehört haben. Aber verschwunden ist die betrübende Erscheinung dieses Handelsverkehrs noch keineswegs. Im Gegensatz nehmen unsere deutschen Grosszüchter die Interessen ihrer Kundschaft insoweit wahr, dass sie in der Regel nicht an das Privatpublikum, sondern nur an Wieder verkäufer Waren aüs ihren Spezialkulturen abgeben. Es gibt immer noch Firmen, die sich zu diesem Standpunkt nicht auf- schwingen können und in der Stille lustig detaillieren, aber sie bilden eine unrühmliche Ausnahme, die nicht in Betracht kommen kann. Was hilft es aber, wenn den deutschen Züch tern, die in dieser wirtschaftlich einzig richtigen Weise ver fahren, das Ausland in den Rücken fällt? In einem Anträge, den C. Fontaine - Gera zum Handels gärtnertag in Berlin gestellt hatte, wird mit Recht darauf hin- gewiesen, dass aus den besser situierten Ländern in Schnitt blumen eine Konkurrenz gemacht wird, die den' einheimischen j Gärtnern grossen Schaden bereitet. Er weist darauf hin, dass z. B. die bekannten Firmen in Südfrankreich nicht nur Schnitt blumen an Private offerieren und versenden, sondern sogar Bin dereien, in denen sie den "Vereinen zu billigen Preise Offerte machen. Nach Fontaines Ausführungen scheinen dortige Fir men diesen" Kreis ihrer Kundschaft sogar ganz besonders zu pflegen, denn es lagen den betreffenden Sendungen gedruckte Anweisungen bei, die auf’s genaueste darüber unterrichten, wie die Blumen nach Empfang zu behandeln sind usw. Das würden diese südländischen Firmen offenbar nicht tun, wenn es sich nur um vereinzelte, gelegentliche Anfragen handeln sollte, die gar kein großes Aufsehen eregen würden. Da gegen diese Konkurrenz mit der Preisbemessung nicht angeknüpft werden kann, ist es klar, dass sie schwer schä- i digend für die deutsche Gärtnerei ist. Mit Vereinen wird ja doch immer bei Bällen und Festlichkeiten ein willkommenes ! Geschäft gemacht, wenn die Preise auch oft sehr gedrückt wer den. Wo aber die Ausländer ihre Hand im Spiele haben, da ist entweder überhaupt kein Geschäft zu machen, oder die Preise werden doch so gedrückt, dass von einem Verdienst kaum noch die Rede sein kann. Wie kann sich der deutsche Gärtner gegen diesen Import von Schleuder wäre schützen? Die Frage ist eine bren nende, so lange nicht ein ausreichender Schutzzoll auf Schnittblumen das Ueberschwemmen des inländischen "Marktes mit ausländischer Ware eindämmt. Denn, das ist ohne weiteres zuzugeben, wenn sich dieses Geschäftsgebahren verallgemeinern sollte, so würden die.deutschen Handelsgärtner, Blumenhändler und Blumengeschäftsinhaber sehr bald auf dem Trocknen sitzen. Fontaine hat vorgeschlagen, dass eine Liste derjenigen Schnittblumenversandfirmen des Auslandes aufgestellt werden soll, welche auch an Privatpersonen, Ver eine, Offizierskasinos usw. Schnittblumen anbieten und versen den. Diese Liste soll allen Verbandsmitgliedern zugänglich gemacht werden. Wir können diesen Schritt nur gutheissen, meinen aber, dass die Liste Allgemeingut werden sollte und bei der gesamten Fachpresse zu veröffentlichen wäre. Wir möchten diese Liste auf alle ausländischen Firmen, die De tailgeschäfte machen, ausgedehnt wissen, gleichviel ob es Schnittblumen, Topfpflanzen, Baumschulerzeugnisse, Blumen- zwiebeln-Sämereien etc. sind und wollen gern in dieser Hin sicht mitwirken, denn hier kommt das Interesse des ge samten Handelsgärtnerei unseres Vaterlandes in Frage. Wir erachten es ferner für ebenso notwendig, dass sich der „Bund deutscher Baumschulenbesitzer“ und der „Ver band der Blumengeschäftsinhaber“ diesem Vorgehen an schliessen. Daneben aber sollte man doch auch den Versuch machen, zunächst direkt auf die Firmen durch eine Interpellation ein zuwirken, um sie zur Aufgabe dieser Schleuderkonkurrenz zu