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Ho. 48. Steglitz=Berlin, den 26. llovember 1904. XiX. Jahrgang. Eigentum des Verbandes der Eiandelsgärtner Deutschlands. Organ des Gartenbau-Uerbandes für das Königreich Sachsen, herausgegeben unter Mitwirkung der hervorragendsten Fachmänner des In- und Huslandes. Das „Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw." erscheint am Sonnabend jeder Woche. Rbonnementspreis für Dicht-Uerbandsmitglieder in Deutschland und Oesterreich-Ungarn pro lahrgang 8 Mk. 50 Pf., für das übrige Rusland 10 Mh„ für Uerbands-Mitglieder kostenlos. Verantwortlicher Redakteur: F Johs. Beckmann in Steglitz-Berlin. Verlag: Verband der Bandeisgärtner Deutschlands, eingetragen auf Seite 179, Band IV, des Genossenschaftsregister des Königl. Amtsgerichts zu Leipzig. Hufnahme von Spargel in den Spezialtarif. Zu dem an den Verband gerichteten Schreiben der Handelskammer zu Berlin, welche zu einem Antrag der Kammer an die ständige Tarifkommission der deutschen Eisenbahnen, die Aufnahme von Spargel in den Spezialtarif zu veranlassen, auch aus Produzentenkreisen Material zur näheren Begründung zu hören wünschte, sind aus diesen Kreisen einige Gutachten ein gegangen. Sämtliche Antworten halten die Versetzung des Spargels in den Spezialtarif im Interesse der Produktion für durchaus notwendig und be gründen dies eingehend. Es waren, wie wir s. Z. mitteilten, folgende acht Fragen zu beantworten: 1. Wieviel Spargel wird jetzt ungefähr in Deutschland angebaut? 2. Hat die Produktion in den letzten 10 Jahren zu- genommen und auf welche Ursachen ist dies zurückzu führen ? 3. Von welchen Produktionsgebieten aus findet ein Ver sand auf weitere Entfernungen statt? 4. Wie gross sind diese Entfernungen durchschnittlich? 5. Auf welche Weise erfolgt der Versand? (als Eilgut, Frachtgut, mit der Post?) 6. Welche Mängel haben sich bei der Beförderung als Frachtgut gezeigt? 7. Ist Spargel in höherem oder geringerem Masse leichter verderblich, als die jetzt schon zum Eilgut-Spezial- tarif gehörenden Gemüse (grüne Bohnen, grüne Erbsen, (Schoten), Salat, Gurken und Spinat) und wie verhält sich Spargel zu Rhabarber hinsichtlich der Haltbarkeit? 8. Was kann sonst noch zur Unterstützung des Antrages angeführt werden? Aus einem Hauptbezirk für die Spargelproduktion, aus Braunschweig, äusserte sich der Obmann der dortigen Ver- । bandsgruppe, A. Bültemann, zu den einzelnen Fragen : wie folgt: „Zu 1. Im Braunschweiger Lande werden ca. 1500 h. ä ca. 40 Zentner = 60 000 Zentner Spargel produziert. Zu 2. Die Produktion hat in den letzten 10 Jahren um mindestens das Doppelte zugenommen. Veranlasst wurden die grossen Anlagen durch den Mehrverbrauch im frischen Zustande, besonders aber durch dn Absatz in ausserdeutschen Gebieten für konservierten Spargel. Die Anzahl der Kon servenfabriken hat sich in 10 Jahren wenigstens verdoppelt. Durch Vervollkommnung maschineller Einrichtungen ist die Leistungsfähigkeit ganz bedeutend gestiegen. Es gibt viele Fabriken, zumeist Genossenschaftsfabriken, welche in Ge genden erbaut sind, in denen äusser Spargel andere Konservengemüse vorzüglich gedeihen, diese sind gezwungen, ihren Bedarf an Spargelkonserven bei Fabrikanten aus Spargel produzierenden Gegenden zu decken, da dieselben den Roh- Spargel der zu teueren Fracht halber, nicht von dort be ziehen können. Zu 3. Von allen Teilen Deutschlands, besonders aber von Braunschweig, Hannover, Hessen, Baden uud Mecklenburg. Zu 4. Hier von Braunschweig findet sehr grosser Roh- Spargel-Versand nach Dänemark, Schweden und Norwegen, England, Oesterreich und fast allen grossen Städten, besonders Nord-Deutschlands, statt. Zu 5. Der weitaus grösste Teil der Ernte wird als Eilgut zum Rohverbrauch und zu Konservenzwecken versandt, nur kleine Quantitäten zum Verbrauch in der Familie werden per Post versandt, da Verpackung und Porto zu teuer. Als Frachtgut wird kein Zentner verschickt, weil der Spargel bestimmt, auch bei nicht grosser Entfernung, verderben würde. Zu 6. Spargel als Frachtgut zu versenden hat hier in Braunschweig noch Niemand versucht, da derselbe von dem Empfänger bestimmt verweigert werden würde. Zu 7. Erbsen, Bohnen, Spinat und Rhabarber sind längst nicht durch den Transport dem Verderben so aus gesetzt als der Spargel, da derselbe in Körben fest verpackt werden muss, wenn er nicht auf dem Transporte, weil