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<1000^ oukrcn oie oes oes O^ui-sc^L^ . s^ues e.v., skpri_n4 nw 40 Tahrgang 1932 * Nr. 39 Berlin, den 29. September 1932 »MESkSkki !MM5VkWMV Vk5 VM5MM SLINMSÜV8 kV eceuu U//40-Vkk^.LS: Mümmrmk W^ö k kmrm ^W40 Oer erste Einbruch in die bisherige Handelspolitik Unser Kamps war nicht vergebens — Der Kamps geht weiter Onenck/ic/r äark waren in cien leisten soeben «iie kkämp/e um eine Arllnei^ät^/icire ^encierunA cier //ancke/spo/rki/:. Fc/iar/ Lreus- ten sie/i ciie iv/inyen inner/ia/b cier Oeic/rL- reg-ierllNA. /liie Xrä/ie muftten onAezpanni wercien, t/ie ÄeiinnA cie^ /ieic/rxernä/iru/iAZ- rninisiers ru /sLkiAen. Oer Oeic/ixverbanci ckes rieuisciren 6arienbauez e. V. iie/3 nkcbk iocLer. LinAabe /o/Aie au/ OinAabe. 4/ünck/ic/re Vor- Lie/illNAen wurcien beLrä/iiAi tiurc/i raii/reicire ^okru/s ans ckem Oancie. Onck/icb »k lier Lin- brucii AeA/acLi/ Der Reichsminister für Ernährung und Land wirtschaft, Freiherr v. Braun, hat anläßlich einer am 26. d. Mts. in München stattgefundenen Ta gung der bayerischen Landwirtschaft zunächst die Liste der von der Kontingentierung im 4. Viertel jahr 1932 betrossenen Gartcnbauerzeugniffe be kanntgegeben. Diese Liste enthält an Erzeugnissen des Gemüsebaues: Rotkohl, Weißkohl, Wirsingkohl, Blumenkohl, Rosenkohl, Tomaten, Zwiebeln; an Erzeugnissen des Blumen- und Pslanzcnbaues: Schnittblumen, und an den Erzeugnissen des Obst baues: Aepsel, Birnen, Pflaumen und Tajel- traubcn. , Wenn auch die Ausführungen des Reichsministers für Ernährung und Landwirtschaft bedauerlicher weise noch immer Angaben über dis Höhe der Kontingente vermißen lassen, und wenn auch die genannte Liste den Wünschen des Reichs verbandes nicht lückenlos Rechnung trägt, so ist doch daran sestzuhalten, daß eine grundsätzliche Abkehr von der verhängnisvollen und vom Reichs- verbande schärsstens bekämpften bisherigen deut schen Handelspolitik eingetrctcn ist, die die Vor aussetzung für die Erhaltung und darüber hinaus für den Wiederaufbau des deutschen Gartenbaues geschossen hat. Die bisherige deutsche Handelspolitik hat den wirtschaftlichen Bestand unseres großen Berufs standes durch Untergrabung seiner Lebensbedin gungen aus das Aeußerste gefährdet. Zahlreiche Gartenbaubetriebe sind dadurch zugrunde gerichtet worden und für die meisten der noch bestehenden Betriebe ist die Frage je länger umsomehr bren nend geworden, wie die Aufrechterhaltung ange sichts des durch die übermäßige Einfuhr eingetre tenen und durch die rückgängige Kauskrajt ver schärften völligen Preisversalles bewerkstelligt wer den kann. Daß es trotzdem auch heute noch einflußreiche Verfechter des bisherigen deutschen handelspolitischen Systemes gibt, ist in den letzten Wochen mit aller nur wünschenswerten Deutlichkeit ersichtlich geworden. Der Gartenbau hat Anlaß, auf Grund seiner Erfahrungen diese Kreise und die von ihnen für die Beibehaltung der bisherigen deutschen Handelspolitik und deren „segensreichen" volkswirtschaftlichen Auswirkungen vorgebrachten Argumente genauestens im Gedächtnis zu behalten. Die ungeheuer große Wirtschaftsnot unseres Be rufsstandes läßt jedoch eine unergiebige Rück schau aus die offensichtlichen Fehler der bisherigen Wirtschaftspolitik der Reichsregierung und deren für jeden Berufsangehörigen täglich deutlich spür baren verhängnisvollen Folgen nicht zu. Hier kann nur weiteres zielbewutztes Arbeiten der Be- russvcrtretung wirksam Abhilse schassen Helsen. Freiherr von Braun hat in seiner Rundfunkrede vom 26. d. Mts. betont, daß mit der Durchfüh rung der Kontingentierung in kürzester Zeit zu rechnen sei und daß die von ihm vorgetragenen Maßnahmen dazu dienten, eine Handelspolitik ein- zuleitcn, die auch den landwirtschaftlichen Inter essen diene. Aus diesen Erklärungen wird der Gartenbau als der bisher von der deutschen Han delspolitik anerkanntermaßen am nachteiligsten be troffene und infolge seiner außergewöhnlichen Ar beitsintensität für die von der Reichsregierung be reits ausgegrisfenen und weiterhin geplanten wirt schaftspolitischen Maßnahmen in erster Linie in Frage kommende Zweig der Landwirtschaft die entsprechenden Folgerungen auf Handels- und Wirtschaftspolitischem Gebiete zu ziehen haben. Der Reichsverband Hat die Reichsregierung wie derholt darauf hingewiesen, daß Voraussetzung für die Durchführung der von ihm gemeinsam mit an deren dazu berufenen Stellen durchzuführenden, der Förderung des Berufes dienenden Maßnahmen die wirksame Drosselung der übermäßigen Einfuhr und .damit die. Sicherung des Absatzes der heimi- Hw Erzeugnisse auf dem deutschen Markte sei, Die Reichsregierung hat bis zur Erfüllung dieser Voraussetzung leider bereits wertvollste Zeit verstreichen laßen, die zu der unge heuren Notlage des Gartenbaues geführt hat. Nach dem sie jedoch nunmehr eine grundsätzliche handels politische Schwenkung vorgenommen hat und die ersten Schritte zur Sicherstellung des Absatzes deut scher Gartenbauerzeugnisse aus den heimischen Märkten gegangen ist, wird der deutsche Garten bau weiterhin seine vornehmste Aufgabe darin sehen, mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mit teln dafür zu sorgen, daß das große Ziel der Be darfsdeckung des deutschen Volkes erreicht wird. Es wird dabei von den angekündigten weiteren Maßnahmen der Reichsregierung wesentlich ab hängig sein, in welchem Ausmaße und zu welchem Zeitpunkte dieses Ziel zur Tatsache werden wird. Dringend erforderlich ist vor allem die beschleu nigte Durchführung eines wirksamen Vollstreckungs schutzes, damit die vorhandene Wirtschaftsgrundlage des Gartenbaues durch Zwangseingriffe nicht wei terhin eingeengt wird. Die auf diesem Gebiete durch zuführenden Maßnahmen der Reichsregierung sind in der Notverordnung vom 28. d. Mts. enthalten, auf die wir in der nächsten Nummer der „Garten- bauwirtschaft" zurückkommen werden. vr. 8. Oer Gartenbau geht an den Aufbau Im Hinblick auf die wirtschaftspolitischen Maß nahmen der Reichsregierung fordert der Reichsverband durch das nachstehende Schrei ben an den Vorsitzenden der Fachabteilung für Gartenbau der Preußischen Hauptlandwirtschasts- kammer, Herrn Gartenbaudirektor Grobben, deren beschleunigte Einberufung. F. 12796/32. 27. Sept. 1932. Sehr verehrter Herr Gartenbaudircktor! Die Ausführungen des Herrn Reichsernährungs ministers in seiner Rundfunkrede vom 26. 9. 1932 haben gezeigt, daß sich die Reichsregierung, wenn auch nach harten, inneren Kämpfen, endlich ent schlossen hat, den vom deutschen Gartenbau in zahl losen begründeten Eingaben und mündlichen Vor stellungen erhobenen Forderungen auf Einführung der Einfuhrkontingentierung stattzugeben. Der Herr Reichsernährungsminister hat zwar die Höhe der Kontingentsätze noch nicht bekanntgegeben, so daß der Beruf in dieser Beziehung noch in Unruhe ist. Entscheidend aber ist die Tatsache, daß nunmehr eine grundsätzliche Schwenkung in der Handelspolitik vollzogen ist, die für die Zukunft des deutschen Gartenbaues von weit tragender Bedeutung ist. Erschwerend kommt hinzu, daß diese Schwenkung erst zu so einem späten Zeitpunkt im Jahr erfolgt, daß der Be rufsstand aus naturgegebenen Bedingungen heraus für die unmittelbar bevorstehende Wintersaison vor äußerst schweren Aufgaben steht, während sich das Ausland und der Handel infolge der äußerst lang samen Entwicklung der Verhandlungen und der auf Indiskretion beruhenden vorzeitigen Veröffent lichungen durch starke Voreinfuhren weitgehend sichern konnten. Der Gartenbau hat unter diesen Umständen ein Recht darauf, unver ¬ züglich von seiner Führung Aufklä rung über die nun gegebene Lage und Richtlinien für seine künftigen Maßnahmen zu erhalten. Die freie und die amtliche Berufsvertretung müssen ver suchen, hierbei in engster Zusammenarbeit zu einer einheitlichen Auffassung und zu einer plan mäßigen Verteilung der bevorstehenden Arbeiten zu gelangen. Zeit darf nicht verloren gehen. Die preußische Abteilung des Reichsverbandes des deutschen Gartenbaues beantragt daher die sofor tige Einberufung der Fachabteilung für Gartenbau der Preußischen Hauptlandwirtschaftskammer tun lichst auf den 11. und 12. Oktober 1932, um gemein sam mit weiteren maßgebenden Führern des Gar tenbaues, insbesondere auch unter Hinzuziehung der Vertreter der außerpreußischen Landwirtschafts kammern das Thema zu behandeln: „Welche Folgerungen hat der deutsche Garten bau aus den wirtschaftspolitischen Maßnahmen der Reichsregierung zu ziehen?" Der Reichsverband des deutschen Gartenbaues hat ein hierauf abgestelltes Programm der Tagung ausgearbeitet, und seine preußische Abteilung bittet Sie als den Vorsitzenden der Fachabteilung für Gartenbau der Preußischen Hauptlandwirtschafts kammer, möglichst auf den 30. 9. 1932 eine Vorbe sprechung mit der Leitung der Hauptlandwirt schaftskammer anzujetzcn, damit alle Vorbereitun gen ausreichend durchgeführt werden können, um ein klares Ergebnis sicherzustellen. Mit vorzüglicher Hochachtung Rcichsocrband des deutschen Gartenbaues e. V. gez. Werner, gez. Joh. Boettner d. J„ Präsident. Vizepräsident. gez. Prof. Dr. Ebert, stellv. Direktor. Unser allverehrter Herr Reichspräsident, Generalfeldmarschall von Hindenburg, feiert am 2. Oktober seinen 85. Geburtstag. Der deutsche Gartenbau wünscht, daß ein.alsbaldiger Wiederaufstieg Deutsch lands seine Lebensarbeit krönt! Gartenbau und Reichsregierung Von ssrieZi'ick Fieyer, Freiberg/Sachsen. Die nachstehenden Ausfüh rungen sind durch die letzten wirtschasts-politischen Maßnah men der Reichsregierung zum Teil als überholt anzusehen. Wir veröffentlichen sie jedoch trotzdem, weil sie die in den Kreisen des Gartenbaues herr schende Stimmung wiedergeben. Die Reichsregierung sollte sich hierdurch veranlaßt sehen, die angelündigten Kontingente un verzüglich in Kraft zu setzen, da jeder Tag der Verzögerung erneute unerträgliche Belastung des deutschen Gartenbaues durch die zweifellos einsetzende Vor einfuhr mit sich bringen wird. Anmerkung der Schriftleitung. Der in Nr. 37 der „Gartenbauwirtschaft" veröffentlichte offne Brief an den Herrn Reichskanzler ist allen aus der Seele ge sprochen und es könnte tatsächlich möglich sein, daß optimistisch veranlagte Kollegen glauben, es könnte vielleicht etwas helfen. Äer die Stellung der einzelnen Regierungen in den letzten Jahren (und wir haben derer ja so sehr, sehr viele gehabt) zu den Fragen des Garten baus einmal genauer betrachtet hat, wird allerdings anderer Meinung sein. Leider gibt es aber in unserem Beruf ebenso sehr, sehr wenige, die sich um diese Fragen des Berufes kümmern und nur wettern, wenn sie die Steuern an das Finanzamt zahlen müssen und wieder andre, denen es auf Grund besondrer nicht aus dem Gartenbau kommender Ein künfte noch erträglich geht, haben keinen Grund, Maßnahmen zu unterstützen, die ge eignet wären, deni Kollegen, dem die Not am Halse sitzt, zu helfen. Wenn die Regierung uns dauernd mit leeren Redensarten, die durch den Rundfunk u. ä. auf die Oeffentlichkeit losge lassen werden, abspeist, so bezweckt sie jeden falls damit weiter nichts, als daß die breite Oeffentlichkeit sich auf den Standpunkt stellen kann, daß dem Gartenbau und vor allem der Landwirtschaft im großen und ganzen geholfen wird. Nachdem aber die vorhergehenden Re gierungen immer die Schubläden bei ihrem Auszug ausgeräumt haben, ist darin wieder viel Platz, und wenn wirklich noch Reste in den Schubladen geblieben sind, so nehmen ja der artige Versprechen nicht viel Platz weg und umfangreiche Akten, die sie im Laufe der nächsten Tage decken, sorgen für ein Begräbnis 1. Klasse. So ging es dem Gartenbau von jeher und wird ihm weiter so gehen, wenn er nicht die allergrößten Anstrengungen macht. Schwer ist dies, denn der größte Widersacher der Landwirtschaft ist immer die Industrie ge wesen und wird es auch bleiben, solange ihr nicht zahlenmäßig nachgewiesen wird, daß sie sich mit ihren jetzigen Forderungen wieder recht sehr auf deni Holzweg befindet. Beson deren Anlaß hierzu gibt ein Brief, den der Reichsverband der Industrie an den Reichs kanzler sandte, und der in der Vossischen Zei tung veröffentlicht wurde. Wie ein Nachsatz in der Tagespresse besagt, sollte der Bries ur sprünglich nicht der Oeffentlichkeit mitgeteilt werden. Wenn man diese Stellungnahme der Industrie liest, wird man das Gefühl nicht los, daß diese Herren denken, es sei nur die In dustrie das allein seligmachende im ganzen großen Vaterland. Diese federgewandten Herren verstehen es immer ausgezeichnet, einem andern Beruf die Berechtigungen abzusprechen. Werden Sie mit ihrem Werkzeug auch so gut umzugehen verstehen, wie das der weniger feder- und redegewandte Landwirt und Gärt ner mit dem seinen kann? Bei dem großen Jammer um den Export vergessen die Herren aber immer anzugeben, was dabei unter den heutigen Verhältnissen ganz besonders interessiert, nämlich: 1. Wie groß war der Prozentsatz der expor tierten Ware, gemessen an der Gesamt erzeugung der Industrie, vor d em Kriege? 2. Welche Gründe rechtfertigen die An nahme, daß der Prozentsatz heute nach dem verlorenen Kriege dieselbe Höhe ev> reichen wird?