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Auf der Brücke des Linienschiffes „Oldenburg" stehen die Offiziere und Posten der Backbordkriegswache, die um 12 Uhr nachts, kurz gemustert vom Kriegswachleiter, aufzog. Ueberall spähen erregte Gesichter, die Nachtgläser vor den Augen, nach dem Feind. Die beiden Scheinwerferoffiziere rufen halblaut ihre Scheinwerferbedienungen an, die hoch über Deck, unheim lich reglose Schattenbilder,"ins Dunkel ragen. Es ist, als ob die ganze unsichtbare Linie der Hochseeflotte, die schweren Schiffe mit ihren rastlos wirbelnden Rauch schleiern, ihrem matt blinkenden, Weißen Kielwasser, den orohend geschwenkten Türmen, deren Rohre gierig über das dunkle Meer lauern, diese unwirklich ruhige Nacht, die leise wogende See, die sich in samtenen Schwingungen ins Unend liche verliert, als ob der ruhelose Himmel, mit den jagenden Schleiern dahineilender Wolken, alles, alles, nur auf ein Wort lauscht, ein kurzes, befreiendes Wort, das wieder Leben, Kampf und Trotz aus den Leibern der Schiffe Wecken würde. Unruhiger Gedanken voll, die Pulse noch schlagend im Takt Ler Schlacht, der wie feuriger alter Wein ins Blut ging, stehen die Männer umher, die Seele wittert vorausahnend die blutigen Geschehnisse nächtlichen Kampfes, das Hirn martert sich ab in dem heißen Wunsch: Laß sie kommen, sie sollen kommen, sie müssen kommen, die englischen Boote! Ein Oberleutnant stampft, ehe er mißmutig wieder in seinem Turm verschwindet, auf und ab: „Langweilig, diese Kerls! Warum kommen sie nicht?" Alles denkt dasselbe. In der Tagesschlacht haben sie wenig gefeuert. Die Nacht muß es bringen. Nur nicht so nach Hause! Der Wachhabende lehnt lang und hager hinter seinem Ruder gänger am gepanzerten Stand, die Augen auf den schemen haften Umrissen des Vordermanns. Der Scheinwerferoffizier, das lange Telephonkabel in der Hand, kramt aus der Mantel tasche eine halbzerdrückte Zigarette, raucht und hört dem Flüstern eines Leutnants zu: „Denken Sie bloß, wenn jetzt Plötzlich drüben aus dieser verdammten Schwärze Linienschiffe feuerten! Da bleibt kein Auge trocken. So ä la ,Seeschlacht bei Bergen'!" Eintönig rauscht die Bugsee. Der Fahrtwind klappert mit einer losen Leine. Von Deck her schlägt eine Schottür in die Stille. Unten geht der Bootsmaat der Wache mit seinem Läufer ruhelos auf und ab. Da lodern an Backbord vorn plötz lich die Blitze einer feuernden Batterie auf. Helles Schlaglicht fällt auf Masten und Schornsteine. Scheinwerfer zucken milch weiß in die Dunkelheit. Niedrige Schatten gleiten da drüben, schwinden, es riecht nach Oel und Pulvergualm. „Alarrrrrm!" Schrillendes Rasseln von Klingeln, Durch- einanderhasten von dunklen Gestalten, Befehle, Meldungen und wieder Stille. Erleichtert atmet alles auf, der Bann der lähmenden Ungewißheit ist gebrochen, Stimmen werden laut. Der Leutnant legt den Telephonhebel um: „Scheinwerfer!" „Achtung?" „Das eben waren unsere Kleinen Kreuzer, die auf eng lische Zerstörer schossen. Die Kreuzer laufen jetzt nach Steuer bord herüber. Gut aufpassen, gleich sind wir dran! Ver standen?" ^Jawoll!" Durchs Telephon hört der Offizier, wie die Leute erregt, «mfgerüttelt miteinander sprechen. Urplötzlich leuchten Schein- »verfer vorn beim Spitzenschiff, der „Westfalen". Große eng lische Zerstörer laufen an. Donnernd fallen die Geschütze ein. Aufschläge stieben im Scheinwerferlicht. Brände wabern über die Boote. Die Linie dreht, Schiff für Schiff, ab, wendet, wie von unsichtbarer Hand geführt, nach Steuerbord. Wieder hüllt dunkle Nacht alles in ihren weitschattenden Mantel. Ruhe und Totenstille bis zum nächsten Angriff. Brennende Boots passieren an Backbord. Schweigend flackern Oelbrände über verbogenen Eisenteilen; man glaubt das Knistern und Sausen der Flammen zu hören, so nahe sind sie. Die geschärften Sinne riechen Rauch. Aschenflocken regnen irgendwoher. Fein und schnurgerade läuft das Kielwasser zweier Schiffe über dis See, Erkennungssignale blitzen auf. Vorn donnert es wieder los. Zerstörer brechen vor: schöne, schnittige Dreischornstein boote mit langer Back, hohen Brücken, Weiße Ringe und Zahlen am vordersten Schornstein, lange rote Wimpel im kurzen Vortopp. In wundervoller Fahrt preschen sie heran, die Nasen hoch, sprühende Bugsee ms zu den Brücken, das Heck tief eingesaugt in Schaum und Gischt. Dis Linie feuert. Rot und heiß zuckt es aus langen Rohren dem Feind in dis Flanken; einer nach dem andern bekommt Schlagseite, brennt und sinkt. Kaum merken die Leute, wie das eigene Schiff mitfeuert. Ununterbrochen rollen die Salven, grellt Mündungs feuer in die Augen, schüttelt das dünne Brückendeck vom Donner der Geschütze, schrillen die Salvenglocken und wallt der Qualm der Batterie über Deck. Ruhig, sicher und elegant wie beim Evolutionieren in der Helgoländer Bucht wenden die schweren Schiffe, drehen auf, wenn der Angriff beendet, gleiten in die Kiellinie zurück und rauschen weiter in dis schicksalsschwangere Nacht. Irgendwo an Steuerbord brechen ein paar Aufschläge aus de^ See Unwillkürlich springen die an der Reling stehenden Leute zur Wand des vorderen Standes, sich dort mit den Händen haltend, der Leutnant lacht: „Halloh! Was havr Ihr denn?" Verlegen grinsend schütteln sie die Köpfe und gehen zur Reling zurück. Wieder ein Angriff! Im Abdreben furcht eins Helle, sich weiterfressende Spur 'schnurgerade die See. Der Leutnant denkt zunächst an fernes Scheinwerferlicht, stößt den Nebenmann an, deutet mit oem Arm, und schon brüllen beide los: „Torpedolaufbahn an Steuerbord!!!" In dem ohrenbetäubenden Krachen hört es kein Mensch, es ist auch unnötig: Der Torpedo ist weit vorn durchgegangen, das Schiff läuft nur über seine Spur. In das Schmettern der eigenen Batterie mischt sich das Helle Vellen englischer Zerstörergeschütze. Drüben auf oem sinkenden Boot, dem oie erste deutsche Salve die Brücke wegfegje und den Mast nach hinten klappte, das mit der Back schon von grüngrauen Seen überspült ist, steht ein „Petty officer" mit ein paar Matrosen am achteren Geschütz. Wütend kläfft das Nohr: Auf einmal splittert es dem Linienschiff auf die Brücke, der Backbord obere Scheinwerfer erlischt, prasselnder Hagel fegt über Deck, Scherben, Sprengstücke, Eisenfetzen, klirrender Stahl. Wütend, schreit der Offizier ins Telephon: „Scheinwerfer zwo!" Keine Antwort. Kurz entschlossen reißt der Leutnant den Kopfhörer ab: „Leitung durch Sprachrohre!" Er eilt nach vorn, dem Kriegs wachleiter zu melden. Drüben im Scheinwerferlicht, kulissen- haft, grell m bläulich Weiße Helle getaucht, brennend, Funken regen über den drei Schornsteinen, gurgelnde See um die klaffenden Einschußlöcher, treibt der englische Zerstörer „Fortune" sinkend achteraus. — Acht Tote, darunter vier Offiziere und 14 Verwundete^ darunter der Kommandant, kostete dem Linienschiff,Kldenr bürg" dieser Treffer. Der Turm von Nonza. Anekdote von Ernst Sander, Der Turm von Nonza, dessen schwärzlich-braune Trüm mer unfern des Städtchens Pino an der korsischen Westküste morschen, eins jener Bollwerke, die im Mittelalte, zum Schutz des Landes gegen Seeräuber errichtet wurden, ist Zeuge einer Begebenheit gewesen, in der Heldentum Mw Lächerlichkeit sich auf eine nickt eben alltäalicke Weile rnikcken.