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Mr ein Mlttelstandsschutzgesetz. Die deutschnationale Fraktion hat im Landtag folgende Anträge eingebracht: „DieRLichsregierung und die sächsische Regierung haben wiederholt aus die volkswirtschaftliche und staatspolitische Bedeutung des deutschen Mittelstandes hingewiesen. Leider sind dieser zum Ausdruck gebrachten »Überzeugung gesetzgeberische Taten nicht gefolgt. Wir be antragen daher, die sächsische Regierung wolle bei der Reichsregierung dahin vorstellig werden, alsbald zu dem Artikel 164 der Reichsverfässung ein Ausführungsgesetz zum Schutz des Mittelstandes in Landwirtschaft, Handel und Gewerbe zu erlassen. Sollte die Reichsregierung dem Ersuchen der sächsischen Regierung nicht alsbald nach kommen, so wird die letztere beauftragt, im Reichsrate eine entsprechende Gesetzesvorlage einzubringen." „Wir beantragen, dem Absatz 1 § 12 des Gewerbesteuergesetzes folgende Fassung zu geben: „Wird das Gewerbe von einer oder mehreren natürlichen Personen betrieben, und be trägt der Ertrag nicht mehr als 12 000 Mark, so wird von ihm ein Betrag von 1500 Mark abgezogen. Dies gilt nicht für die in § 2 Abs. 2 bezeichneten Gewerbebetriebe." Der Ausschuß zur Untersuchung staatsfeindlicher Umtriebe. Der Landtagsausschuß zur Untersuchung staatsfeind licher Umtriebe in der Polizei vernahm die Polizeipräsi denten Dr. Schwamkrug (Chemnitz) und Fleißner (Leipzig) als Zeugen. Dr. Schwamkrug äußerle sich über die Verbote von Flugblättern und Plakaten während der Reichspräsi dentenwahl und betonte, daß man im Chemnitzer Polizei präsidium ganz objektiv verfahren sei. Durch die Ver nehmung wurde festgestellt, daß bei der Hitler-Kundgebung in Chemnitz von dem Grundsatz des Verbotes von Zuzug seitens Auswärtiger abgewichen worden ist, allerdings ist diese Ausnahme auch bei den am gleichen Tage stattfinden den Kundgebungen der Sozialdemokraten und Kommu nisten zugestanden worden. Auch der Leipziger Polizei präsident gab an, daß er bezüglich der Flugblätter und Plakate unparteiisch vorgegangen sei. Den Leipziger Polizeibeamten seien beim Volksentscheid keine Schwierig keiten bereitet worden. Zuletzt wurde Oberregierungsrat Dr. Pfotenhauer vom Dresdner Polizeipräsidium ver nommen. Auch er verwahrte sich dagegen, daß bei der Zensur von Flugblättern nicht gerecht Verfahren worden sei. Die Adca-Sanierung vor den Ausschüssen. In gemeinsamer Sitzung behandelten der Rechtsaus schuß und der Haushaltausschuß B abschließend die Sanierungspläne für die Adca und die Sächsische Staats bank. Dem am 30. April d. I. zwischen dem Reich und dem Freistaat Sachsen geschlossenen Vertrag wurde Geneh migung erteilt. Danach überläßt das Land Sachsen der Adca 2,5 Millionen Schatzanweisungen, die innerhalb zehn Jahren zu tilgen sind. Nicht angenommen wurde der Vor schlag, Aktien der Adca bis zum Betrage von einer Million Mark auf das Land zu übernehmen. Ebenso wurde der Notverordnung über die Geschäftserweiterung der Staats bank, mit der eine Fusion zwischen Staatsbank und Adca eingeleilet wurde, bei einem Stimmenverhältnis von 23:22 die Zustimmung versagt. Gemäß der Regierungsvorlage wurde beschlossen, die Verbreiterung der Kapitalbasis der Staatsbank nm drei Millionen und die Überführung von vier Millionen Mark sächsischer Schatzanweisungen an die Staatsbank durchzuführen. Schließlich wurde ein Antrag Voigt (DVP.) einstimmig angenommen, daß bei unabwend barer Personalverminderung die üblichen Mkehrgelder, Pensionen und. Penstonszuschüsse so zu bemessen sind, daß die Betroffenen vor. wirtschaftlichen Sorgen geschützt werden. Eröffnung der Ausstellung „Reichsehrenmal". Berlin. Die Stiftung „Reichsehrenmal" gibt bekannt, daß am Sonnabend, dem 4. Juni, in den Ausstellungshallen am Lehrter Bahnhof die Ausstellung der Entwürfe für das Reichs ehrenmal in Bad Berka eröffnet wird. Die Zahl der aus gestellten Entwürfe beträgt 1828. Die Ausstellung dauert bis Lum 28. Juni, i MastrophaleragederSozialvechchenmg Die schwierige Kassenlage. * Der Bericht des Ministerialdirektors Grieser vom Reichsarbeitsministerium im sozialpolitischen Ausschuß des Reichstags ergab, daß die Mindereinnahmen der Sozialversicherung so katastrophal sind, daß die Regierung nicht mehr imstande ist, die lausenden Ausgaben und auch keine Abzahluitgen an die Post zu decken. Die Regierung hat die Flüssighaltung der Kaffen nur durch Verkauf von Wertpapieren ausrechterhälten können. Der Ausschuß sollte nunmehr der Regierung ohne Unterlagen Wege aus den Schwierigkeiten weisen. Der Ausschuß lehnte auf Antrag des deutschnationalen Abgeordneten Timm dieses Ansinnen ab. Er beschloß, sich auf unbestimmte Zeit zu vertagen und den Zeitpunkt der Wiedereinberufung dem Vorsitzenden zu überlassen. Staatsanwalt und Landtagsschlacht. Geschäftskabinett unter Zentrumsführung? Wie gemeldet wird, wird voraussichtlich keine Ver folgung der an den Lanotagsschlägereien vom Mittwoch beteiligten Abgeordneten erfolgen. Die Polizei hat Er mittlungen üoer den genauen Sachverhalt der Tumulte, über die Schuldigen und über den Teilnehmerkreis nicht vornehmen können. Die Staatsanwaltschaft steht offen bar auf dem Standpunkt, daß es auch aussichtslos ist, eine Strafverfolgung der Beteiligten anzustreben, weil die Mehrheit des Landtages, entsprechend dem Verhalten der Nationalsozialisten und Kommunisten im Ältestenrat, die Aufhebung der Immunität verweigern würde. Die praktischen Möglichkeiten für eine Verfolgung werden allgemein als sehr gering beurteilt. In unterrichteten preußischen Kreisen ist mau der Ansicht, daß — falls weiterhin keine Verhandlungen zwischen Nationalsozialisten und Zentrum in Gang kommen, und falls die Ministerpräsidentenwahl durch die Vorschläge der Nationalsozialisten, eine neue Geschäfts ordnung zu schaffen, weiter hinausgeschoben wird — die Möglichkeit eines unter Aentrumsführung stehenden Geschäftskabinetts in den Vordergrund rückt. Kurze pottiifche Nachrichien. Der R eich s b ankkred it von 90 Millionen Dollar, der zu gleichen Teilen von der Bank von Frankreich, der Bank von England, der amerikanischen Federal Reserve Bank und der JBZ. bewilligt war, wird am 4. Juni fällig. Die Reichsbank hat für die Verlänge rung des Kredits um eine Herabsetzung desZins- satzes von sechs auf fünf Prozent gebeten. Die Bank von Frankreich teilt hierzu mit,daß sie sich erst in der kommenden Woche über ihre Stellungnahme äußern kann. * Im Hamburger Hafen traf die dritte Torpedoboot- Halbflottille ein, da das Reichswehrministerium an geordnet hat. daß die dritte Torpedoboot-Halbflottille am Sonnabend die militärische Trauerparade für die^BeiseWng des verstorbenen Admirals v. Hipper PMWHe MlMestie in Anhalt. Auch soziale Begnadigungen. Der Anhaltische Landtag nahm eine Regierungs vorlage über eine politische Amnestie an. Anträge der Linken, die auch Strafen für Vergehen aus wirtschaft licher Not einbezogen wissen wollten, wurden abgelehnt. Dagegen gab Ministerpräsident Freiberg die Erklärung ab, das Staatsministerium werde von sich aus im Verwal tungswege ohne Aufforderung Strafen, die wegen Ver brechens aus wirtschaftlicher Not verhängt worden seien« amnestieren. Ser„Kampf"«m das sellsderger Dreieck. Die Befestigung ist Deutschland vertraglich erlaubt. Die polnische Presse hat bekanntlich behauptet, daß neue Befestigungsanlagen des Heilsberger Drei ecks nicht möglich seien, da nach Artikel 180 des V e r- saillerVertragesdie Befestigungen in dem gleichen Zustande wie im Jahre 1919 verbleiben müßten. Diese Auffassung ist falsch. Die Frage ist seinerzeit durch einen Beschluß der Äotschasterkonferenz, dem Verhandlungen mit der Reichsregierung vorausgegangen sind, geklärt worden. In diesem Beschluß sind diejenigen Zonen be stimmt worden, in denen Deutschland keine neuen Befesti gungen anlegen darf. Für O st Preußen handelt es sich dabei um eine Küstenzone und die nach der polni schen Grenze hin gelegene Zone, so daß mathematisch genau das Heilsberger Dreieck für neue Befestigungen übrigbleibt, übrigens sind die Mittel für diese neuen Befestigungen schon im vorjährigen und im diesjährigen Haushalt enthalten gewesen. Neue Erwerbslosenunruhen« In Düsseldorf, in Remscheid, in Stettin. In Düsseldorf kam es in verschiedenen Stadt teilen zu neuen schweren Ausschreitungen Erwerbsloser. An mehreren Hotels und Geschäften wurden die Spiegel scheiben eingeworfen. In Gerresheim plünderten Demon stranten ein Lebensmittelgeschäft. Zu gefährlichen Ansammlungen Erwerbsloser kam es auch in Remscheid. Das Überfallkommando, das wiederholt eingreifen mußte, nahm 13 Personen fest. In den Abendstunden wurden die Polizeibeamten aus Vor gärten beschossen. Das Feuer wurde von der Polizei erwidert. Ob Personen verletzt wurden, steht noch nicht fest. In Stettin zogen Erwerbslose in Trupps von 50—60 Mann durch die Innenstadt. In den schmalen Straßen stoppten sie den Verkehr völlig und schlugen unter Rufen wie „Hunger!" und „Nieder!" eine Reihe von Schaufenstern ein. Zertrümmert wurden hauptsächlich die Schaufenster der Fleischerläden. Das Überfallkommando nahm mehrere Verhaftungen vor. Schwere Zusammenstöße in Ms-ruck. Militär stellt die Ruhe her. In dem Innsbrucker Vorort Hölting kam es bei einer nationalsozialistischen Versammlung, in der auch Sozial demokraten anwesend waren, zu einer wüsten Schlacht, die sich auf den Straßen sortsetzte. Da die Gendarmerie allein die Ruhe nicht wieder Herstellen konnte, wurde Mili tär eingesetzt. Die Zahl der Verletzten steht noch nicht genau fest, doch wurden von der Rettungsgcsellschaft be reits 32 Verletzte, darunter einige Schwerverletzte in das Krankenhaus gebracht. Todessturz auf dem Mvmgrmg. Joachim von Morgen verunglückt. Auf der» Nürburgring wurde bst einer Training»., fahrt der Rennfahrer Joachim von Morgen mit seinem Bugatti-Wagen etwa 500 Meter hinter dem Mercedesturm bei der Quiddelbacher Höhe über die Kurve hinausgetragen. Der Wagen rutschte etwa 20 Meter über die Böschung hinab und überschlug sich dann in Längs richtung. Die Maschine kam schließlich wieder auf ihre vier Räder zu stehen, jedoch wurde beim überschlagen die rechte Seite des Führersitzes völlig eingedrückt. Von Morgen erlitt hierbei einen Schädel bruch, der sofort seinen Tod zur Folge hatte. Die Maschine ist unbeschädigt. Die Untersuchung ergab, daß Motor und Bremsen richtig gearbeitet haben. AiÄobsr-Usodtsssdutr üoreb Vorlax Oskar Kststor, sräsm 8L (53. Fortsetzung.) Irgendeine Station mochte am Wege liegen, denn der D-Zug verringerte seine Geschwindigkeit immer mehr. Zu letzt standen die Räderpaare. Er war zu müde auch nur ein Lid zu heben. Als jemand Lie Türe seines Abteils öffnete, blieb er lanaausgestreckt auf Seinem Sitze liegen, ohne auch nur den Kopf zu wenden. Er fühlte, wie seine herabhängende Hand emporgehoben und an ein Lippenpaar gedrückt wurde und vernahm eine Stimme, die ihn die Augen öffnen -ließ. „Sahib! — Wie konntest du das tun!" Mik einem Ruck saß er aufgerichtet: „Mab!" Er preßte die braunen Finger und hielt sie krampfhaft gegen sich gedrückt. „Warum mußte ich erst durch andere erfahren, wie es um dich steht?" „Sahib!" Der Hindu sah sich um, ob kein Lauscher zu befürchten sei und fuhr dann im Flüstertöne zu sprechen weiter: „Du weißt, wie wenig mir das Leben gilt! Dir aber ist es alles!" „Aber doch nicht in dem Matze, daß ich es mir um den Preis des deinen erhalten möchte. Wer hat dir von meinem Kommen gesagt?" „Der Gouverneur!" „Man hat dich gefangen gehalten?* „Das ist belanglos, Sahib." „Ich will Antwort haben," erregte sich Anstelle». „Drei Monate nur!" Der Hindu wand sich unter dem Blicke des Gebieters. ^Du hättest nicht kommen sollen. Sahib. Keiner hätte mir etwas beweisen können! Keiner! Was ist Gefangenschaft für einen Menschen, dessen Seele dennoch frei ist!'^ „Warum bist du nie mehr zu mir gekommen? Ein einziger Besuch deinerseits und alles wäre dir erspart geblieben." Der Hindu trug den Schatten eines Lächeln im Gesicht: „Dein Glück stand mir über allem! Es sollte dir keine Stunde davon verloren gehen." Statt jeder Worte zog'der Baron den Hindu zu sich auf die Matte und hielt dessen Hände fest. „Wenn die Begrüßung in Benares überstanden ist, dann wollen wir nach Dard- schiling fahren. In deinen Bungalow, Mab! Hast du noch Platz für mich?" „Es ist allezeit der deine, Sahib!" „Nun lügst du! Was man einmal verschenkt hat, wird nie mehr Eigentum. Ich kann mich aber auch anderswo ein- mieten, wenn du mich nicht bei dir wohnen haben willst." Aus den dunklen Augen traf ihn ein so hilfloser Blick, dass Anstctten ganz eigentümlich ums Herz wurde. „Wie lange gedenkst d« zu bleiben, Sahib?" „Immer!" „Immer!" Mab wandte das Gesicht und hob es erst nach einer langen Weile zu Anstetten auf. „Es hat alles seine Zeit, Sahib. Das Glück und das Entsagen. Und alles wechselt! Und nichts ist, das nicht schon einmal gewesen wäre! Ich will dir setzt die Matte bequemer legen, damit du schlafen kannst. Eine Station vor Benares wecke ich dich." Wie merkwürdig, dachte Anstetten, als er jetzt Akabs Blick begegnete und zugleich eine eigentümliche Schwäche empfand, welche ihm die Ltder herabdrückte. Er wollte etwas fragen und vermochte die Lippen nicht mehr aufzutun, hob die Hand und fühlte sie von einer anderen sorgsam auf die Matte ge drückt, während ein Atem wie ein Hauch über ihn hinstrich. „Brunhilde!" stammelte sein Mund. Und während draußen die hitzeschwangeren Fluren vorüberjagten, war er in seinen Träumen bei der Fra«, die für ihn der Inbegriff allen Glückes gewesen war, * * Die Begrüßung kn Benares war überstanden! Auf Tau send und Abertausend Fragen Antwort und Bescheid gegeben. Immer wieder das Gleiche. Das auch Tussein gehört hatte. Erst auf der Jagd im Dschungel, dann die Fahrt nach China — in Rußland mit Mühe der Gefahr entronnen und zuletzt die Flucht auf dem Dampfer „Lenin", der ihn wieder nach Indien brachte! Diners, Soupers und Einladungen, die sich über ihn er gossen, wurden mit stoischem Heldenmuts absolviert. Die Presse trug seinen Namen als den eines Wiedergekehrten in die Welt und die Reporter zückten die Bleistifte, wenn er irgendwo auftauchte. Zwischenhinein ging ein langer Brief an Brunhilds ab mit der großen, großen Lüge seines Lebens: Fieberkrank sei er! Seit Tagen in Dardschiling ans Bett gefesselt! Günther wäre inzwischen aus Rußland zurückgekehrt, müde und gealtert, mit dem festen Borsatz, immer in Indien zu bleiben. Zur Zett gehe er sunz in seiner, Hans Peters, Pflege auf. Wie aus einem Wasserbade kommend, stand er vom Schreibtisch auf, als diese Flut von Unwahrheit zu Papier ge bracht war. Aber es mußte sein! Er mußte die geliebte Frau vorbereiten auf das, was kommen würde. Am Sonnabend setzte er zum ersten Male wieder den Fuß in den Bungalow, der jetzt Akabs Eigentum war. Alsworth, dem er sein Kommen gemeldet hatte» empfing ihn mit einem stummen Druck der Hand und w dmete ihm den ersten Abend. Er saß lange schweigend, als Anstetten ihm seinen Plan entwickelte und hob mißbilligend die Achsel, als er endlich fertig geredet hatte: „Man soll zu einer alten Schuld nicht eins neue häufen, Varon. Ich wiederhole den Rat, den ich Ibnen schon damals auf Capri gab: Vertrauen Sie sich Ihrer Gattin an. Ich glaube mit neuzig Prozent wetten zu können, daß die Sache ein glückliches Ende nimmt." Anstetten iatz kopfschüttelnd. „Sie vergessen, daß dieser illegitimen Ehe zwischen mir und der Witwe meines Vetters ein Kind entsprossen ist." „Umso besser," ließ sich der Doktor hören. „Dann wird sie — wenn sie sonst nichts mehr für Sie übrig haben sollte — schon um dieses Kindes willen keinen Skandal herauf- veschwören, sondern Sie weiter als rechtmäßigen Gatten und Vater gelten lassen." „Wenn Sie dock Recht hätten," murmelte der Baron. Aber sein Hoffen bauerte nur Minuten. Dann ergriff ihn wieder die alte Depression. Er sah Brunhilde, wie sie vor Ekel geschüttelt, ihn zwar neben sich duldete, aber bei jeder Berührung seiner Finger zusammenschauerte! Sah Bernd, der mit dem Gesichte des Verachtenden an ihm vorüberschritt und es vermied, ihn anzusprechen, und las in dessen dunklen Augen sein vernichtendes Urteil: Betrüger! Abenteurer! „Nun?" Alsworth hatte die Erregung in Anstettens Zügen wahrgenommen und stieß schwere Wolken aus seiner Havan na in die Luft. „Mein Entschluß ist endgültig, Doktor. Sie werden --- sagen wir in zwei Tagen meinen Tod melden! Ich verein same lieber, als daß ich die Verachtung von Frau und Sohn ertrüge." „Gut! — Wenn Sie sich bis morgen abend nicht anders entschlossen haben sollten, werde ich die verhängnisvolle Depesche abgehen lassen. Die Folgen vermag ich nicht vor auszusehen. Sie dürfen sich aber nicht verhehlen, verehrter Herr Baron, daß diese unter allen Umständen getragen werden müssen." Anstetten nickte zustimmend. Er sah das Ganze, wie auf der Flimmerleinwsnd vor feinen Augen abrollen: Brun hildes maßloses Erschrecken im ersten Augenblick! Ihr hilf loses Weinen, die Mitteilung an das Gesinde, dann ihre Fahrt nach Wien zu Bernd. Der Junge würde wohl am gefaßtesten sein, da er ihn vorbereitet hatte. Tage, vielleicht auch Wochen schmerzlichster Trauer, in die Klein-Peters Lachen eine Bresche warf. Der Junge wußte noch nicht, was Tod und Sterben bedeutete. — Dann ein Abflauen der Ge fühle, ein Sichergeben in das Unabänderliche und die Neu einteilung des Lebens ohne ihn. Nach Jahr und Tag lief alles wieder seinen gleichen Gang. Brunhilde würde sich wieder freuen an allem, ihre Söhne würden der beste Trost für sie sein und schließlich —» (Fortsetzung folgt.)