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Mitgliedersperre für die NSDAP. München Die Reichsleitung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei hat sämtliche Dienststellen der Partei angewiesen, keine Eintrittserklärungcn für die NSDAP, mehr anzunchmen. Diese Maßnahme wird mit der sehr großen Zahl von Neuanmcldungcn für die Partei begründet. Die Mitgliedersperre, die am 25. Mai beginnt, soll vorläufig bis zum 15. Juli 1932 dauern. Dreifacher Mord und Selbstmord. Königsberg. In dem ostpreußischen Städtchen Mehlsack hat uch eine entsetzliche F a m i l i e n t r a g ö d i e zu- getragen. Tie Frau eines Bäckermeisters vergiftete sich und ihre drei Kinder im Alter von 9 bis 16 Jahren niit Gas. L,er Mann hatte eine Festlichkeit besucht, von der er gegen Morgen zurückkehrte. Er fand die Frau und die Kinder tot auf. Es liegt einwandfrei Selbstmord vor. 209 Bomben beschlagnahmt. Madrid. In Moron, Provinz Sevilla, beschlagnahmte die, Polizei 200 schwere Bomben, die bei der für die nächsten Tage geplanten Aufstandsbewegung der Syndikalisten ver wandt werden sollten. Die Polizei nahm zahlreiche Ver- hastungen vor und verfügte die Schließung der syndikalistischen Gewerlschastshäuser. Riesenwaldbrand in Kanada. Montreal. Ein Riesenwaldbrand zerstörte mehrere Dörfer und Ansiedlungen in den Landkreisen Masse und Quinet sowie 10 Häuser in Valalain, 55 Kilometer nördlich von Quebeck. 500 Familien sind obdachlos. 600 Personen ver- suchen, den Brand einzudämmen. Die Regierung m Quebeck berät über die zu ergreifenden Hilfsmaßnahmen. 745 Kilometer Stnndengeschwindigkeit mit dem Flugzeug? Rom. Wie verlautet, hat Leutnant Neri von der italie nischen Fliegertruppe bei einem Probeflug über dem Garda see, wo sich die italienische Schule für Schuellflug befindet, nne Stundengeschwindiqkeit von etwa 745 Kilometer erreicht. Dieses Ergebnis liegt etwa 10 Prozent über der bisherigen mglischcn Höchstleistung. Der Versuch soll demnächst unter nutlicher Kontrolle wiederholt werden. Japanische Erfolge in der Mandschurei. Charbin. Die Stadt Ila», bisher einer der wichtigsten Stützpunkte der chinesischen Freischärler, wurde am Mittwoch wn japanischen Truppenabteilunqen eingenommen. Die Chinesen hatten 35 Mann der dortigen japanischen Besatzung zetötet. Die Freischärler zogen in der Richtung nach Fuchin m der Nähe der sibirischen Grenze ab. Auch be, Chaotung, westlich von Charbin, wurden etwa 2000 Chinesen nach einem rrbitterten Kamps mit japanischen Jnfanterietruppen und Flugzeugbrigaden in die Flucht geschlagen. Neuer aus sHer well Tragischer Selbstmord eines unglücklichen Vaters. In seiner Wohnung in Berlin-Charlottenburg wurde der Kaufmann Max Wertheim von Angehörigen erhängt aufgefunden. Wertheim hatte 1909 seine beiden neun und Zwölf Jahre alten Söhne durch ein Unglück verloren: sie waren beim Spielen in einer Sandgrube verschüttet worden und konnten nicht gerettet werden. Der unglück liche Vater konnte den Verlust seiner Söhne niemals ver winden. Auch die Zeit milderte den Schmerz nicht. Die Bahnschranke! Das Fuhrwerk eines Landwirts wurde von einem Personenzuge auf der Mrecke Neu- markt—Griesbach erfaßt und zerttummert. -er Lsnker, ein Dienstknecht, wurde getötet. Der Mitfahrer konnte noch absprrngen, trug aber schwere Verletzungen davon. Die Bahnschranke war nicht geschlossen, weil der Mecha nismus nicht funktioniert hatte. Zwölf Verletzte bei einem Grotzfeuer. In Rosenberg <Oberschlesien) wurden beim Brande einer Schmiede zehn Bürger, die sich an den Löscharbeiten beteiligten, und zwei Polizeibeamte verletzt. Sie mutzten ins Kreiskrankenbaus gebracht werden. Erschossen, weil er ohne Licht fuhr. Aus Aachen wird herlchtet: Alls holländischem Gebiete auf der Landstraße HZ Grevenb-cht wollte em Gendarm einen Bergmann an- halten, der rmt seinem Fahrrad die Straße ohne Licht be- zwei Warnnngsrufe nicht einen Schuß ab, durch den der Bergmann tödlich getroffen wurde. Bei dem Erschossenen handelt es sich um einen 47jährigen Witwer, Vater von neun unmündigen Kindern. In der Bevölkerung des lim- burgischen Grenzgebietes herrscht über das Verhalten des Beamten große Empörung. Flugzeugunfall des französischen Kriegsministers. Der französische Kriegsminister Pietri war in Toulon an Bord eines dreimotorigen Militärflugzeuges auf gestiegen, um nach Korsika zu fliegen. Auf halber Strecke setzte plötzlich einer der Motoren aus, so daß sich der Führer gezwungen sah, eine Notlandung vorzunehmen, die glatt vonstatten ging. Auf radiotelegraphischem Wege wurde sofort ein französischer Hilfskreuzer, der sich zufällig zu Manöver» in der Nähe aufhielt, beordert, um den Minister und seine Begleiter zu übernehmen. Vier Tote bei der Explosion einer Dynamitpatrone. In Warschau fanden Hirten in der "Rühe einer Eisenbahn- brücke eine größere Dynamitpatrone, die explodierte, als sie daran herumhantierten. Vier junge Hirten wurden ans der Stelle getötet, ein fünfter trug schwere Verletzungen davon; im Krankenhause mutzten ihm beide Arme ab genommen werden. 52 Arbeiter verschüttet. Zweiundfünfzig Arbeiter sind einem Tunneleinsturz in Chile zum Opfer gefallen. Ein neuer Tunnel in den Anden stürzte zum Teil ein und sperrte die Arbeiter ab. Als die Rettungsmannschaften die Verschütteten erreichten, konnten sie nur noch die Leichen bergen. beginn Oes Nevaheim-Prozesses. Vernehmung ver Angeklagten. Vor der Dritten Großen Hitssstrafkanimer beim Land gericht I in Berlin begann der Devaheim-Prozetz. An- geklagt sind der Generaldirektor Wilhelm Jeppel, der Pastor o. Paul Cremer, dessen Sohn, der Prokurist Ernst Wilhelm Cremer, der Kaufmann Gustav Holtmar Claussen, die Direk toren Heinrich Kocks und Paul Jeppel und der Pastor Adolf Müller wegen Betruges, einfacher und schwerer Urkunden fälschung, Blankettfälschung, Vergehens gegen die Konkurs ordnung, rechtlicher Untreue, Bilanzfälschung sowie wegen Vergehens gegen das GmbH.- und das Genossenschaftsgesey. Die Devaheim (Deutsche evangelische Heimstätten-GmbH.), die sich zu einem Konzern verschiedener Gesellschaften aus wuchs, war 1926 gegründet worden: sie wollte der minder bemittelten evangelischen Bevölkerung Deutschlands Mittel zum Erwerb von Eigenheimstätten beschaffen. Zur damaligen Zeit war Pastor Cremer Auf sichtsratsvorsitzender der Devaheim und Generaldirektor Wilhelin Jeppel Geschäftsführer der Baugenossenschaft des Deutsch-evangelischen Volksbundes in Mülheim an der Ruhr. Als 1928 beide Gesellschaften in Geschäftsverbindung traten, wurde Jeppel gleichzeitig Geschäftsführer der Deva heim, und Pastor Cremer trat in den Aufsichtsrat der Mül heimer Baugenossenschaft em. Die zum Devaheim-Konzern gehörigen Gesellschaften standen in völliger Personalunion, da Jeppel die Leitung sämtlicher Gesellschaften innehatte und Pastor Cremer Aufsichtsratsvorsitzender dieser Gesellschaften war. Im Herbst 1930 geriet die Devaheim in Schwierigkeiten. Am 11. Mai 1931 erfolgte der Zusammenbruch, der dir Abberufung Wilhelm Jeppels, des Pastors Cremer und seines Sohnes Ernst Wilhelm Cremer, der Pro kurist bei der Devaheim war, zur Folge hatte. Dem General direktor Jeppel und dem Pastor Cremer werden nun insofern Untreuehandlungen zur Last gelegt, als sie satzungswiorkg Devaheim-Spargelder zu Zwischenkrediten für die Mülheimer Baugenossenschaft verwandten, geschäftliche Trans aktionen vornahmen, die mit den Zielen einer Bausparkasse nicht in Einklang zu bringen waren, und gewisse Spackreise zum Schaden der übrigen Sparer bevorzugten. Als bei der Vergebung der Zwischenkredite die eigenen Mittel nicht mehr ausreichlen, auch der von der Inneren Mission zur Verfügung gestellte 100 000-Mark-Kredit erschöpft war, gelang esJeppel, der immer darauf hinwies, daß es sich um das Wohl der evangelischen Kirche handele, weitere Mittel aufzutreiben. So erhielt er aus KopkwZScKs SÜSlN genügt nickt? Lcst cwccb n--cb- spülen mit „tt s 3cgIs nr" wlrä Itsscwsscbs rur voll- kommsnen Uaacplisgs und dss Uaar bleibt gesund '/HM unkt Lckön. „ttsmglanr" liegt jedem Ssutsl LRwsrr- kopf-3cbsumpon bei. tVeills Packung 20?kg., grüne Lxtce- Packung sowie „Lxtce-Llond" mit Lcbaumbrills 27 pfci. F' Ccbebor-Itscbtsscbutr durch Verlag Oskar Lleisler, Werdau Aa. <37. Fortsetzung.) „Vater ist ganz allein aus Indien zurückgekommen," warf Bernd ein, „nur Stephan war bei ihm." „Ich weiß es, Herr Baron! Trotzdem müssen irgend welche Zusammenhänge bestehen. — — Welcher Art diese mid, wäre natürlich nur durch den Herrn Baron allein zu er fahren." In Bernds Gesicht verstärkte sich der müde, vergrämte Aus druck, der die ganze Hoffnungslosigkeit seines Innern ver riet. Er erhob sich und verneigte sich gleichzeitig vor Bogner. „Ich danke Ihnen für Ihre Auskunft, Herr Forstmeister! — Es sind noch acht Tage bis zum Schulbeginn. Bis dorthin hoffe ich, meinen Vater gefunden zu haben." „Herr Baron, wenn Sie durchaus noch einmal mit dem Nachforschen beginnen wollen, schließe ich mich Ihnen an." Bernd wehrte. „Betrachten Sie es bitte nicht als Kränkung Aber ich will es zuerst einmal allein versuchen." „Bleiben Sie wenigstens noch heute nacht bei uns, Herr Varon! Das Wetter hält nicht!" Sie waren zusammen auf dis Veranda getreten und Bogner sah besorgt nach dem Wol kenrand, der sich langsam über die Wipfel höchschraubte. „Es kann schon in der nächsten halben Stunde losbrechen," warnte er. „Darf ich Ihnen nicht wenigstens eine Pelerine geben?" Er war schon ins Haus getreten und kam mit einem Loden kragen zurück, den er Bernd aushändigte. Besorgt verfolgte er die schlanke Gestalt, bis das Dunkel Ver Bäume sie verschlang. Eine Viertelstunde später kam vom Schlosse herauf der telephonische Anruf, ob der junge Herr nicht in der Nähe des Forsthauses gesichtet worden sei. Er konnte es bejahen und betrachtete es als eine große Er leichterung, daß Bernd wahrscheinlich aus Vergeßlichkeit ihm nicht das Wort abgenommen hatte, über seinen Besuch zu schweigen. Das Gewölk hatte sich etwas über den Hochwald herauf geschoben, verharrte aber noch immer ohne wesentliche Be wegung. Vielleicht verzog es sich, ohne überhaupt zum Aus bruch zu kommen. Das verwitterte Grau des Weißtannen geästes starrte regungslos in das fahle Gelb des verdäm mernden Tages. In tonlos erzener Ruhe strebten die Wipfel 'n Vas verschleierte Blau. Es gab im ganzen Umkreise keinen Weg und keine Zieh bahn, die Bernd unbekannt gewesen wäre. Er hätte, wenn nötig, den Wald auch blind durchqueren können. Der Aus spruch des Forstmeisters, daß der Vater noch gelebt und dessen Herz noch geschlagen habe, ließ ihn annehmen, daß er sich vielleicht doch noch aus eigener Kraft irgendwohin zu schlep pen vermocht hatte. Alles andere war müßiges Spiel der Phantasie. Das ge sunde Denken seiner siebzehn Jahre sträubte sich, irgendwelche übernatürliche Dinge mit dareinzuflechten. Die Wipfel standen noch immer in matthellem Schein ge taucht, während sich zwischen den Stämmen bereits das Dunkel der hereinbrechenden Nacht bemerkbar machte. Schlangenbleich schoben sich die knorrigen Wurzeln über den moosbewachsenen Boden. Die Farne reckten sich wie Riesen hände und die panzerförmigen Blätter des Huflattichs dräng ten sich platzheischend um das schmale Rinnsal, das sich der Quell gegraben hatte. Von oben herab zitterte für Sekundendauer ein blaugelber Schein. Erst später folgte ein dumpfes Rollen, das im Geäst verebbte. Nacht ruhte auch über den Häuptern der Wald riesen und ließ kaum mehr einen Ton der Färbung erkennen. Bernd empfand, daß er todmüde war. Die Hetzfahrt von Ostende nach Wien und die gehabte Aufregung versetzte seinen Körper in eine Art Lähmung, daß er schon nach einer Stunde die Füße kaum mehr vorwärts zu setzen vermochte. Zudem wiederholte sich jetzt das Aufblitzen von Minute zu Minute. Immer rascher folgten die Schläge hinterdrein. Er hörte das Rauschen, das durch die Bäume ging und verspürte die ersten Tropfen, die ihm den Scheitel netzten. Erst als er schon ganz durchnäßt war, hing er die Pelerine um. Er orientierte sich und glaubte sich zu erinnern, daß irgendwo in der Nähe eine Hütte war, die nur zur Zeit der Treibjagden benützt wurde. Sie stand sonst das ganze Jahr verschlossen und trug auf dem schindelgedeckten Dache einen Hauch von Moosüberzug. Mit raschen Schritten lief er den nadelbedeckten Steig ent lang. Ueber ihm brüteten Höllentänze. Das Brausen und Orgeln der mächtigen Stämme hörte sich an wie eine Fan fare zum jüngsten Gericht. Dicht hinter ihm splitterte es. Ein Brandgeruch ließ ihn zurückschauen und bot ihm das Schauspiel einer vom Blitz getroffenen Fichte, die als leuch tende Fackel in das Schwärz des Himmels loderte. Er mußte sich in der Richtung geirrt haben. Wenigstens hatte er das Empfinden, er wäre zu weit nach rechts abge bogen. Das Wasser rann ihm vom Kopf nach den Schultern, den Rücken hinab zum Beinkleid, und gluckste aus den Schuhen. Sckuk unter einem der Baumstämme zu suchen, Ml nein Wilyetms II. aus Doorn 300000 Mark. Die satzungswidrigen Geschäststransakttonen werden in dem An kauf des Sanatoriums Koblenz, in den an Claussen gezahlten Schweigegeldern, in den an den Jn- dustriekurier gezahlten 40 000 Marl und in der Zahlung von 40 000 Mark an den Verlagsdirektor der Täglichen Rund schau, den Landtagsabgeordneten Lindner von der Christlichsozialen Volkspartei (die Zahlung sollte zum Ankauf der Täglichen Rundschau dienen) erblickt. Zu oem Prozeß, der sich über mehrere Monate hinziehen wird, sind 57 Zeugen geladen. Pastor Cremer wird vernommen. Der frühere Pastor Paul Cremer erklärte bei seiner Vernehmung, daß er unschuldig sei. Er habe 40 Jahre lang im Dienste der freien Wohlfahrtspflege gestanden und nie mals persönliche Vorteile gesucht. Er habe stets das Ver trauen seiner Vorgesetzten und Mitarbeiter gefunden und sei froh, daß der Prozeß beginne, da ihm so Gelegenheit gegeben werde, sich zu verteidigen. Er hoffe, darüber Klarheit zu schaffen, daß seine Lebensarbeit im Dienste der evangelischen Kirche stand. Nie sei er ein Organ der Kirche gewesen, sondern ein Exponent der evangelischen freien Liebestätigkeit. Er habe deren Kräfte bis zum äußersten eingesetzt und sich auch bemüht, alle wirtschaftlichen Fragen zu beherrschen. Daß hierbei verschiedentlich Gegensätze zur evangelischen Kirche bervortraten, habe in der Natur der Dinge gelegen. Sters habe er eine Verbindung mit der Kirche gesucht, aber die Kirche habe in ihren amtlichen Vertretungen keine Verbin dung mit den ihm unterstellten wirtschaftlichen Unterneh mungen gehabt. plöhliche Llnierbrechung des Sklarek-Prozzsses. Nervenzusammenbruch des Angeklagten Kohl. Als am Mittwoch Staatsanwaltschaftsrat Dr. Weißenberg im Sklarek-Prozetz sein am Freitag be gonnenes Plädoyer fortsetzen wollte, wurde festgestellt, das; der Angeklagte Bürgermeister Kohl nicht anwesend war. Wie es sich herausstellte, hatte er in der Nacht einen Nervenzusammenbruch erlitten. Die Sitzung wurde unter brochen, und Medizinalrat Prof. Dr. Störmer wurde^ beauftragt, Kohl einer Untersuchung zu unterziehen. Kohl an einer Veronalvergiftung erkrankt. Medizinalrat Professor Störmer gab bei Wiedereintritt in die Verhandlung sein Gutachten dahingehend ab, daß Bürgermeister Kohl wahrscheinlich an einer Veronal- oergiftung erkrankt sei. Er nehme an, daß Kohl die Rauschmittel genommen habe, um seine Nerven zu beruhigen. Um einen Selbstmordversuch handele cs sich nicht. Kohl sei nach dem Krankenhause gebracht worden. Verfahren gegen Bürgermeister Kohl abgetrennt. Medizinalrat Professor Störmer teilte dem Gericht mit, daß sich das Befinden Bürgermeister Kohls wesentlich verschlechtert habe, so daß mit einer Verhandlungs fähigkeit Kohls in den nächsten Tagen nicht gerechnet werden könne. Darauf beantragte Staatsanwaltschaftsrat Dr. Weißen berg, das Verfahren gegen Bürgermeister Kohl abzu trennen. um die Fortführung des Prozesses nicht zu ge fährden. Das Gericht beschloß, diesem Anträge zu entsprechen, so daß gegen Kohl die Sklarek-Affäre in einem neuen Prozeß aufgerollt werden mutz. Wett und Wissen Jubiläum der Universität Gießen. Wie vor kurzen« Würzburg, so feier« jetzt auch Gießen ein Universitätsjubiläum! vor 325 Jahren, am 19. Mai 1607, wurde die durch den Land grafen Ludwig V. gegründete Gießener Universitär vom Kaifei Rudolf II. bestätigt. Die Universität war als eine Art Protest- Universität gegründet worden, nachdem eine Anzahl lutherischer Professoren aus Marburg, dessen Universität sich zur refor mierten Kirche bekannte, ausgewandert war. 1625 wurde die Universität nach Marburg zurttckvcrlegt, das „Samt-Untver- sttät" von Hessen wurde. Seit 1650 ist Gießen aber wieder Universität. Zu den berühmtesten Männern dieser Hochschule gehörte der große Chemiker Justus von Liebig, der hier ein Vierteljahrhundert lang eine unvergleichliche Lehr tätigkeit entwickelte und durch sein Musterlaboratorium die kleine Universität zu einem Mittelpunkte des chemischen Stu- diums erhob. war widersinnig. Die brennende Fichte stand als glut sprühender Warner vor ihm. Er spähte nach allen Seiten und gewahrte eine Menge übereinandergetürmter Felsblöcke. Er schlüpfte ins Innere und streifte den Mantel ab. Es war schwül in diesem Stein verließ. Vis zur Erschöpfung müde, fiel er auf den Boden und empfand es als eine Wohltat, wenigstens die Füße strecken zu können. Es drang nur noch ein schwacher Hall des Tobens von draußen herein und lieh ihn schon nach Minuten einschlafen. Von den überhängenden Felsplatten tropfte es unaufhörlich herab ins Moos. Knarrend wiegten sich die Fichten im Sturm und streckten sich gegenseitig dis Riesenarme zu, als müßten sie aneinander Halt suchen bei diesem Wüten der Naturkräfte. Nach einer halben Stunde war deren Zorn besänftigt. Be hutsam schüttelte der Westwind die Milliarden Tropfen von Wipfeln und Geäst, und sang dem Knaben, der in der Sicher heit des Waldes schlief, ein einzig wundersames Wiegenlied. -l- » Stefan Würz lockerte den kräftigen Riegel des unge strichenen Holzladens und lehnte ihn weit zurück. Durch das kleine Fenster kam der erfrischende Hauch der Nacht und er füllte die niedere Stube mit harzigem, ozonreichem Duft. Von dem überspringenden Dach der Hütte sickerten die Tropfen und rannen wie eine gelöste Schnur von Perlen ins Moos. Die Kerze, welche auf dem Tische in der Nähe des Fensters stand, flackerte rötlich auf, und drohte im Windstoß, der her- eingestrichen kam, zu erlöschen. Würz nahm sie hoch und hielt schützend die Finger der Linken dagegen. Auf den Zehenspitzen schritt er nach der Türe, welche in den anstoßenden Raum führte. Ein breites Lächeln ging über sein Gesicht, als er nach dem Manne sah, der in den Kissen aufgerichtet, den Blick nach ihm wandte. „Hat's Ihnen aufgeweckt, das Georg'l drauß n, Herr Baron? — Schön hat s g'surrt! Teuf'l und noch amal. Und zündt hat's auch wo. Ganz in der Näh muß g'wesen sein. Das hat sich ang schaut, wie eine Prozession. Der ganze Wald ein Schein. Soll ich net den Lad'n jetzt ein biß'l z'rücknehmen, damit das gute Lüfter! hereinkann?" „Glaubst du, daß niemand um die Wege ist?" „Jetzt? Na, g'wiß net, Herr Varon! — Bei dem Wetter kraxelt niemand zwischen die Holzbäum umeinander." Er setzte das Licht auf den Nachttisch m«t der primitiven un gehobelten Platte, stieß das Fenster auf und ließ den Laden zurückfallen, (Fortsetzung folgt.)