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Frankenberger Erzähler Unterhaltungsbeilage znm Frankenberger Tageblatt m. 42 Mwsch. des 25. Mi rm Me mit LrSnen seien... Roma« vo« Ernst Herzog Urh^effchutz durch Hermann Berger, Roman-Verlag, N Nachdruck verboten Aber nem. Le Met hatte ausdrücklich gesagt: wenn irgend etwas, nicht klar sein sollte, geben Sie mir sofort Nachricht. War denn etwas unklar? Eigentlich nicht. Sie hatte ja auch mit einem früheren Büroschluß rechnen können. Immer hin — ihre innere llnrube, ihre Furcht vor der Umgebung sagte ihr, daß von irgendwo eine Gefahr drohe. Besser ist besser, überlegte Heddi. Ich werde mit ihm sprechen. Sie ging ins Hotelbüro hinunter und meldete ein Fern gespräch an. In ausfallend kurzer Zeit war sie verbunden. Le Mets Stimme klang scharf und deutlich als spräche er in einem kleinen, geschlossenen Raum ganz in ihrer Nähe. „Nun, haben Sie etwas ausgerichtet?" „Nichts. Das Büro war geschlossen." „Das habe ich mir gedacht. Sie werden morgen früh noch einmal vorsprechen müssen." „Ja. Ich werde pünktlich um neun Uhr da sein." „Tun Sie das, und viel Glück." „Hoffentlich wird alles gut." „Glauben Sie denn, es könnte anders sein?" „Ich weiß nicht, es ist mir ganz sonderbar zumute —" Einen Moment schwiegen beide. Dann hörte Heddi: ,Müssen gesagt, auch mir kommt die Geschichte nicht ge heuer vor. Vergessen Sie nicht, mir umgehenden Beschul» zu geben." Das waren seine letzten Worte. Und Heddi vergaß es nicht. Als sie nach einer unruhigen, fast schlaflosen Nacht in der ungewohnten Umgebung die Tür des Geschästslokals offen gesunden und sofort Auskunft über den Grund des Schweigens erhalten hatte, ließ sie sich sofort wieder in größter Hast mit Le Met verbinden. Diesmal dauerte es bedeutend länger. Heddi verging fast vor Angst. Endlich war sie an der Reihe. Da erklang auch schon die wohlbekannte Stimme Le Fuets. ^Die Firma ist in Konkurs, Herr Le Fuet." Ruhe. Mit abgerissenen Sätzen berichtete Heddi weiter: „Eben war der Konkursverwalter dabei, uns Nachricht zukommen zu lassen. Er meinte, viel werde bei der Sache nicht herauskommen. Es handele sich um ein reines Handels geschäft ohne eigene Läger." „Und die Pflüge?' „Schwimmen seit acht Tagen aus dem Ozean." „Das ist böse." „Was soll ich tun?' Wieder trat eine kurze Pause ein. Le Fuet schien zu überlegen. ,-Ich komme sofort persönlich hinüber." „Dgnn kann ich also zurückfahren?' Nein, warten Sie meine Ankunft ab." „Gut." Da war es nun heraus. Die Firma hatte Konkurs an- gemeldet, die große Rechnung konnte nicht bezahlt werden, denn: viel wird bei der Sache nicht herauskommen, hatte der Konkursverwalter gesagt. Heddi erkannte, daß durch diesen unvermuteten Zwischen fall das Geschäft ihres Schwagers einen empfindlichen Schlag erhalten hatte. Felir allein hätte ihn wohl kaum über wunden. Da war aber Le Fuet. Er würde schon den Kops nicht verlieren, würde sicher einen Ausweg finden. Die folgenden Stunden schlichen langsam dahin. Heddi Latte die Decke zurückgeschlagen und big angekleidet aus ihrem Bett, mit offenen Augen zur Decke starrend. Aus einem ins ander« Gebiet sprangen die Gedanken. J«kt war sie Lei Wolf. Welch ungünstigen Eindruck es auf rhn machen müßte, wenn sie chm die Zwecklosigkeit ihrer Reise schilderte. Aeberhaupt, sie mochte nicht an die Gegenwart denken. Einer jener schwülen Schatten war herangekommen, die den Aufstieg vertümkkln. Würde es bald vorübergleiten? Doch wohl. Le Fuet war unterwegs. Wo er eiagrR, konnte sich das Mi^eschick nicht hatten. Ein Mana war», dem mau gern etwas zur Obhut übergibt, sein kurzes, bv- s stimmtes Handeln, sein sinnender, dann in reifer Erkenntnis ausblitzender Blick, sein energischer Griff in die Kette der Dinge forderten unbedingtes Vertrauen. Ja, dieses Unglück — man mußte es wohl so Trennen — würde sicher vorübergehen. Und doch war es Heddi, als sei es nur der Diorbote zu ° einem größeren Unheil, als schwimme sie auf einem blet- ruhigen Meer, das hier und da die geDen Schaumboten des nahenden Unwetters zeigte. s Erdmann — sein zerknirschtes Wesen, sein trauerumflorteu Blick, die unklaren Worte seines letzte« Gedichtes —- wahr», hastig, das schien nun alles Bedeutung anzunehmen, wuchs sich in eine Form von drohender Gewalt hinein. Heddis Augen begannen zu schmerzen. Sie schloß sie und verfiel in einen Zustand zwischen Wachen und Schkrk. Lang« mochte sie so gelegen haben, als es erst leise, da« heftig an die Tür des Zimmers klopfte. „Wer ist da?" fuhr Heddi erschreck empor. „Sie möchten einen Augenblick ins Vestibül kommen," sagte eine fremde Stimme. „Ein Herr wünscht Sie zu sprech««." Das war Le Fuet. Hedi» ordnete hasttg Haar »d Klei der und flog fast die Treppen hinunter. Le Fuet kam auf sie zu. Sein auch sonst blasses Gesicht war um einen Schein bleicher, doch keineswegs mutlos. Inr Gegenteil lag auf ihm das alte liebenswürdige, zuversichtliche Lächeln. „Es ist also wirklich so, wie Sie's mitgetvilt haben. Ko» kurs, alles verloren." Er hatte ihre Hand gefaßt und hielt sie länger urtd fester in seiner, ohne daß Heddi darin etwas ander« al« den Ausdruck gegenseittgen Notempfindens fühlte. „Was nun?" fragte sie leise. „Ich sehe eigentlich keinen Ausweg. Doch wist ich nichts unversucht lassen. Ich habe erfahren, daß der Betrag M die Pflüge von dem ausländischen Besteller bei einer hiesigen Bank deponiert war. Ich will versuchen, ob hier noch etwas zu retten ist, obwohl ich wenig Hoffnung habe." „Darf ich mit Ihnen fahren? Das Alkeinsem ist Merklich." Leider muß ich's abschlagen. Ich habe noch mehrere Dinge zu erledigen, die schnellste Eile erfordern. Sie können sich aber daraus verlassen, daß ich am frühen Abend wieder zurück bin. Erwarten Sie mich hier." Und Heddi wartete. Wartete in fiebernder Ungeduld, in dem sich alles, was sie während der vergangenen Tage»- zett gequält hatte, mtt doppelter Schärfe wiederholte. Der frühe Abend verging, es wurde Nacht, und Le Knet kam immer noch nicht. Mt Gewalt scheuchte Heddi die Müdigkeit von sich, als sie sich wiederum angekkerdet nieder, gelegt hatte in der Annahme, man würde sie bei Le Met- Eintreffen wecken, begann der halbwache, zermürbende Zu stand. Endlich — von einem nahen Turm waren soeben zwökf dumpfe Schläge durch die unheimliche Ruhe gesickert — wurde gepocht. Heddi öffnete die Tür. Dor ihr stand S« Met. Sein Gesicht war abgespannt und ernst. ,-Ich mußte mit Ihnen sprechen, Fräulein Schrattenhotz. Sie gestatten wohl, daß ich einen Augenblick näher trete." Sie saßen sich gegenüber. „Ihr Schwager ist ruiniert," sagte L« Mel. Heddi schwieg. Ihre Augen hatten sich in unerklärlicher Angst geweitet. Nicht das, was ihr Le Fuet soeben eo- ösfnet hatte, schien die Ouellie ihrer Furcht zu sein. „Wenn nicht von irgendeiner Seite Rettung kommt," sprach Le Fuet ruhig forh „so wird Herr Stübm ch Kürze ld«