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öeütsche Lehrer, die oft nur ein einziges Kind deutsch unterrichten, wurden ebenfalls gemaßregelt. RußlMrS Die kriegsgeübten Juugtommunistcn. In Moskau ist die Tagung der Jungkommunisten ab geschlossen worden. In die Satzungen wurde auf Wunsch des Kriegskommissars eine Bestimmung eingefügt, wonach jedes Mitglied des Perbandes der Jungkommunisten satzungsgemäß verpflichtet wird, „das Kriegshandwerk zu studieren". Zusammentritt des preußenparlaments. tt. B c r l i n, 27. Januar. Der Preußische Landtag ist nach längerer Pause ain Diens tag wieder zusammengetreten Zunächst gab es einige Wünsche und Beschwerden von Abgeordneten. Abg. Borck (Din.) wandte sich gegen die preußische Regierung, die es im Gegensatz zur Reichsregierung nicht für nötig gehalten habe, anläßlich der SV. Wiederkehr des Reichsgründum-stages Gedenkfeiern zu ver anstalten Abg. Haake (Nationalsoz.) beschwerte sich darüber, vaß die Nationalsozialisten, die die zweitgrößte deutsche Partei seien, noch immer nicht in den Ausschüssen oes Landtages Mitarbeiten könnten Als Protest hiergegen kündigte er Wortmeldungen seiner politischen Freunde zu den Tagesordnungspunkten an, oie nur ohne Wortmeldungen erledigt werden können. Abg. Steuer (Dtn.) beantragte die sofortige Einsetzung eines Untersuchungsausschusses wegen angeblicher Mißstände bei der Kasseler Polizei. Diesem Verlangen wurde aber wider sprochen, worauf der Redner den Regierungsparteien Ver schleppung vorwarf. Abg. Heilmann (Soz.) brachte sein Befremden darüber zum Ausdruck, daß die Deutschnationalen ihre Tagesordnungs wünsche nicht im Ältestenrat vorgcbracht hätten Es komme ihnen offenbar nur auf eine agitatorische Behandlung der Dinge in der Öffentlichkeit an Das Landwirtschaftskammergesetz, nach dem die Mahlzeit um sechs Monate verlängert werden soll, wird in erster und zweiter Lesung mit den Stimmen der Re gierungsparteien angenommen Die Abgeordneten der Oppo sition hatten sich gegen den Entwurf ausgesprochen, da die Landwirtschaftskammern nach der gewaltigen Willensäußerung des Volkes auch ein entsprechend neues Gesicht erhalten sollten. Von den Regierungsparteien wurde demgegenüber erklärt, die Vorlage solle nur die parlamentarische Erledigung des in Vor bereitung befindlichen großen Landwirtschaftskammergesetzes ermöglichen. Äuf der Tagesordnung stand dann die gemeinsame Be ratung der Gefetzentwürse über die Verlängerung und Änderung der Grundvermögens-, Hauszins- und Gewerbesteuer. Bei den Änderungen ist besonders hervorzuheben, daß die Neu bauten für acht Jahre von der staatlichen Grundvermögens steuer befreit werden, während die bisherige Regelung nur fünf Freijahre vorsah. Im neunten und im zehnten Jahre soll nur die Hälfte erhoben werden. Die Hauszinssteuervorschriften sind entsprechend der Verordnung des Reichspräsidenten geän dert und bringen u. a. eine Zprozentigc Senkung zugunsten der Hausbesitzer. Die Senkung soll als Ausgleich für erhöhte Hypothekeuzinfen dienen. Der Gewerbcsteuerentwurf bringt gewisse Milderungen hinsichtlich der Anrechnung des Gewerbe verlustes. Im übrigen werden die drei preußischen Realsteuern bis zum 31. März 1932 verlängert. Nach Ausführungen des Abg. Becker (Komm.), der sich in erster Linie gegen die Besserstellung der Hausbesitzer wandte, wurden die Gesetzentwürfe dem Hauptausschuß überwiesen. Bei der Beratung der Verordnung über die Gehaltskürzung bei den preußischen Beamten, die entsprechend der Verordnung des Reichspräsidenten eine sechsprozentige Senkung der Gehälter der Staats- und Ge- uiindebeamten vorsieht, nahm Abg. Kasper (Komm.) vor allem gegen die Kürzung der Gehälter der unteren Beamten Stellung. Abg. Müller-Königsberg (Dtn.) bringt Bedenken zum Aus druck, daß diese wichtige Materie durch Verordnung und nicht durch Gesetz geregelt werde. Hieraus wird die Vorlage dem Hauptausschutz überwiesen. Das Haus setzt die seinerzeit abgebrochene Aussprache zu der Denkschrift der Oberrechnungslammer zu der Allgemeinen Rechnung über den Haushalt für 1927 fort. Na-*, kurzer Aussprache trat Vertagung ein. Gandhis Fahrt in die Freiheit. Mit Büchern, Spinnrädern und einem Sack voll Briefen. Der indische Volksheld und Führer der indischen nationalistischen Bewegung Gandhi ist aus seinem Ge fängnis freigelassen worden. Gandhi war Mitte vorigen Jahres von den Engländern eingesperrt worden, weil er in seinem bekannten Kampf gegen das Salz Monopol seine Anhänger zum Steuerstreik aufaereizt batie. Jetzt Der Aeichskommers der Deutschen Sängerschaft vereinigte in Berlin Vertreter der Reichswehr, der Neichs- marine, der städtischen Behörden, der Berliner Hochschulen, der Vaterländischen Verbünde und des Deutschen Sänger bundes mit vielen alten und jungen Sängerschaftlern aus dem Reich und aus deutschen Ländern jenseits der Reichs grenzen. Die Festrede hielt Domprediger Dr. Döhring (links stehend), die sich besonders an die akademische Jugend wandte und in die Aufforderung ausklang, allezeit an dem Wiederaufbau des Reiches zu arbeiten. hat der Ausgang der englisch-indischen Konfe renz eine Amnestie gebracht, von der auch Gandhi und seine Anhänger erfaßt worden sind. Die Freilassung Gandhis und der übrigen Gefangenen aus dem Gefängnis von Puna erfolgte unter Vermeidung jeglichen Aufsehens. Die große Menge, die im Laufe des ganzen Tages die Eingänge und durch die Tore die Vorbereitungen ver folgte, bekam Gandhi nicht zu sehen. Nachdem sein Gepäck, das eine kleine Bibliothek, seine Spinnräder, zahlreiche Übersetzungen und Schriften und Tausende von Briefen, die während seiner Haft im Gefängnis eingegangen waren, enthielt, befördert war, betrat Gandhi das bereitstehende Auto. Auf ein Zeichen hin öffneten sich die Tore, und der Wagen Gandhis verließ in rascher Fahrt das Gefängnis. Ihm folgte in einem zweiten Wagen Frau Naidu. Gandhi fuhr nach einem kleinen Ort, wo der Schnellzug nach Bombay anhielt, um ihn und Frau Naidu aufzunehmen. Während "der kurzen Wartezeit auf dem Bahnhof übergab Gandhi den Journalisten eine Botschaft an das indische Volk. Er erklärt hierin, daß er noch keine Pläne für seine zukünftige Politik gefaßt habe und zunächst die Rede Macdonalds und die Ergebnisse der englisch-indischen Konferenz mit den indischen Vertretern erörtern wolle. Auf eine Frage über seine Ansicht hin sichtlich der Amnestie erklärte Gandhi, daß keiner der Führer zufrieden sein werde, ehe nicht alle Personen, die im Zusammenhang mit dem Unabhängigkeitsfeldzug ver haftet wurden, auf freien Fuß gesetzt sind. Gandhi fordert weitere Reformen. Die Haltung der indischen Nationalisten. Der UngehorsamkeUsfeldzug wird vorläufig nicht eingestellt werven. Gandhi verlangt als Vorbedingung die Freilassung aller politischen Gefangenen und die Auf hebung der gegen die Nationalisten erlassenen Verord nungen und besteht weiter auf seinen drei Hauptforde rungen: das Recht zum Boykott ausländischer Kleider, zur Herstellung von Salz und die Abschaffung des Alko hol-Ausschankes. Blutige Politik. Zwei Tote, mehrere Schwerverletzte. In Geesthacht ist es vor Beginn einer national sozialistischen Versammlung zu blutigen Zusammenstößen zwischen Kommunisten einerseits und National sozialisten und Polizei andererseits gekommen, bei denen es zwei Tote und mehrere Schwerverletzte gab. Die Polizeipressestelle Hamburg teilt darüber folgendes mit: In Geesthacht sollte eine nationalsozialistische Ver sammlung abgehalten werden. Es hatten sich etwa 200 Personen eingefunden. Die Bergedorfer Polizei erhielt eine Mitteilung, nach der etwa hundert Kommunisten nach Geesthacht im Anmarsch seien. Polizeibeamte begaben sich varaus sofort nach Geesthacht. Die inzwischen eingetroffe nen Kommunisten versuchten das Versammlungslokal z« stürmen und griffen die Polizeibeamten mit Steine» «nd Knüppeln an; auch wurden die Beamten von einem Last kraftwagen aus beschossen. Ein Beamter rhielt eine» Beckenschuß, ein anderer einen Oberschenkelschuß. Ei« dritter Polizeibeamter wurde durch Schläge erheblich verletzt. Die Beamten erwiderten das Feuer Hierbei wurden zwei Personen getötet. Die Außenwände des Lokals weisen etwa 32 Einschußstellen auf. 19 Personen, fast sämtlich aus Altona, wurden fcstgeuommen. Neues aus aller Welt überfall aus eine Krankenkasse. Auf die Zahlstelle der Krankenkasse in Eichwalde bei Berlin wurde ein Raub- Überfall verübt. Zwei Burschen, die ihre Mützen tief in das Gesicht gezogen hatten, drangen mit vorgehaltenen Revolvern in die Kassenräume ein, fesselten dem anwesen den Beamten mit einer Schnur Hände und Füße, öffneten den Geldschrank und entwendeten 1200 Mark. Von den Tätern war bisher keine Spur zu entdecken. Eisenbahn aus Gummiradern. Eine große franzö sische Eisenbahngesellschaft hat eine interessante Neuerung erprobt: ein Eisenbahnzug wurde in Betrieb gesetzt, dessen sämtliche Räder über dem stählernen Radkranz besonders konstruierte Vollgummireifen trugen. Die Versuche sollen gut gelungen sein. Die Gummireifen dämpften nicht nur die Stöße ab, sondern verminderten auch das Fahrgeräusch auf ein Mindestmaß. Neuer Proücflug des,,vo X". Das deutsche Flug schiff „Do X" unternahm in Lissabon einen Probeflug mit 25 Gästen, der eine Stunde dauerte. An Bord be fanden sich Vertreter der portugiesischen Armee und Marine, der Behörden und Presse sowie der deutsche Geschäftsträger. Portugiesische Marineflieger steuerten zeitweise selbst das Flugschiff. Gewichtschleppen und Nichtrauchen als Strafe für Ausrührer. Das englische Unterseebootmutterschiff „Lucia", auf dem sich 30 Mann der Besatzung des Ungehorsams schuldig gemacht hatten, soll mit einer neuen Besatzung in Dienst gestellt werden. 22 Matrosen, die zu einer drei monatigen Haftstrafe verurteilt wurden, sind in ein be sonderes Gebäude nach Portsmouth gebracht worden. Die Abbüßung der Strafe besteht darin, daß die Mann schaften sich scharfen und anstrengenden körperlichen Übungen, wie Gewichtschleppen, unterwerfen müssen. Sie dürfen während der ganzen Zeit nicht rauchen und müssen Postsäcke nähen. Elf Todesopfer einer Karbiddampferexplosion. Ein mit Karbid beladener Küstendampfer, der von Barcelona nach Cartagena unterwegs war, ist bei Calpe explodiert. Das Schiff war leck geworden und wurde von zwei anderen Schiffen an die Küste geschleppt, wo es entladen werden sollte. Plötzlich entzündete sich das Karbid an einer Laterne, so daß eine gewaltige Explosion erfolgte, die viele Meilen weit zu vernehmen war. Alle drei Fahr zeuge wurden zerstört. Elf Mann wurden getötet und vier schwer verletzt. Zwanzig Millionen Schaden in Buena Ventura. Wie aus Buena Ventura (Kolumbien) gemeldet wird, wurden auch die Negierungsgebäude durch das Großfeuer einge- äschert. Der Schaden beläuft sich auf 20 Millionen Mark. Hnnderie Vail Menschen sind c>l-dnol><»s Di- Feuersbrunst ist nach Ansicht der Polizeibehörden auf Brandstiftung zurückzuführen. Die Tatsache, daß das Feuer an verschiedenen Stellen gleichzeitig ausgebrochen ist, bestätigt den Verdacht. Empfindliche Freiheitsstrafen für Beleidigung des Staates. Berlin. Der preußische Justizminister hat die Staats anwaltschaften erneut daraus hingewiesen, daß es im Staats interesse unerläßlich sei, die durch Wort, Druck oder Schrift gegen den Staal und seine Organe gerichteten Beleidigun gen mit dem ihrer Bedeutung für das öffentliche Leben ent sprechenden Nachdruck und mit größter Beschleunigung zu be kam p s e n. Erforderlich sei auch, daß die Staatsanwaltschaft in der Regel cnlsprcchcnd der von dem Täter an den Tag ge legten Niedrigkeit der Gesinnung empfindliche Frei- heits strafen in Antrag bringe. Deulschnationale Glückwünsche an den Kaiser. Berlin. Anläßlich des Geburtstages des Kaisers hat der dcutschuatwnale Partei,uhrer, Dr. Hugenberg, folgendes Tele gramm gesandt: »Seiner Majestät Kaiser Wilhelm II., Haus Doorn, Holland: Eurer Majestät erlaube ich mir namens der Leutschnalionalen ^olkspartei ehrerbietigste Glückwünsche zum heutigen Tage auszusprechen." Für die deulschnationale Frak tion des Preußischen Landtages sandte Dr. von Winterfeldt ein Telegramm. Märtyrer der Liebe Roman von I. Schneider-Förstl. 19. Fortsetzung Nachdruck verboten Annemarie preßte die Arme um seinen Hals, ihre glühen den Bäckchen schmiegten sich an seine Wangen, ihr frischer, lallender Kindermund drückte sich immer wieder auf den sei nen. „Vaterle!" Sie sah ihm, im Küssen innehaltend, strah lend in die Augen. „Wo ist denn mein Wildfang gewesen? — Wo ist er denn gewesen?" Renkells Stimme klang weich und kosend. Er hatte sei nen Liebling wieder. Das machte ihn für den Augenblick ganz erregt. Annemarie macht plötzlich ein ganz zerknirschtes Mäul chen „Schau doch, Paterle, die vielen Blumen! Nur die schönsten, die größten, habe ich gepflückt, drüben auf der Waldwiese. Und nun habe ich die Hälfte verloren. Ich wollte dir einen Kranz binden, aber Fräulein Gerhard hat mir gedroht, als sie mich sah — sie hatte es mir nämlich verboten — da habe ich Angst gekriegt und mich in Sicher heit gebracht. Als ich dich dann rufen hörte, bin ich wie der über den Fluß und habe dort hinten an dem Schlehdorn auf dich gewartet." Er strich ihr zärtlich über die zerzausten Locken. „Willst du Mama begrüßen?" frug er und zeigte nach der Terrasse. Nein, — Bitte, nein! Mama zankt! Ich bin barfuß und" mein Kleid hat einen Riß — hier," sie zeigte ängstlich nach einer geschlitzten Stelle, knapp über den Knien. „Das macht nichts," tröstete er. „Aber Fräulein Gerhard!" „Ist nicht mehr da!" lachte er. „Ist nicht mehr da!" jubelte sie. , . _ . Sie frug nicht, wie das gekommen sey ne strebte zu mo tzen und umtanzte ihn wie ein übermütiges Lamm. Renkel! schwor bei sich selbst: Vater und Mutter wollte er Annemarie sein! Kein Schatten einer Sorge sollte in ihre Kindheit fallen. Nun lag auf Elisabeth von Merkens Bett doch ein wei ches, duftiges Brautkleid aus weißer, knisternder Seide. Ein Prachtwerk war es geworden! Es mußte sich herrlich um die schlanken Glieder des zarten Mädchenkörpers schmiegen. Hanna stand davor und bewunderte es nach Gebühr. „So fein — und so ein dezentes Machen," lobte sie und strebte wieder nach der Türe. „Bleib doch!" bat Elisabeth. „Ich habe dir ja den Schleier noch nicht gezeigt und du mußt auch..." „Ich kann nicht! Ich kann wirklich nicht, kleine Liese. Ich habe eine Tvrte im Rohr und den Kaffeekuchen und die Hühner sind noch auszunehmen und der Kapaun zu rupfen! Der Friedrich ist ein Schaf und zu nichts zu brauchen." „Ich helfe dir, Hanna!" „Nein! Heiliger Gott! Du läßt mir ja heute doch alles verbrennen oder verwechselst Salz und Zucker. Ich schaffe es schon. Wäre sauber, wenn ich das nicht mehr zuwege brächte! Laufe in den Park und sage dem Friedrich, er soll im Keller nachsehen, ob nicht noch ein paar Flaschen Wein versteckt liegen — alte — ich habe seinerzeit ziemlich viele beiseite geräumt. Ganz hinten in der Ecke müssen sie liegen." ^„Ia, Hanna!" Elisabeth hörte deren Schritt über die Treppe hasten. Die junge Braut stand noch immer und sah nur, daß sie ein Gefühl der Angst nicht los wurde, so oft sie die knisternde Seide unter ihren Fingern fühlte. . Und der Traum von gestern nacht! Wie eigentümlich! Es war ein Traum, aber ihr war alles fo klar, als sei es im Wachen gewesen: Zwei mächtige Tore hatte sie gesehen, nur einen schwachen Schritt waren sie von einander entfernt ge legen. Das eine stand halbgeöffnet und ringsum von Glas wänden umgeben, die eine durchsichtige Mauer bildeten. Sie sah dahinter Blumen, köstliche Früchte und knospende Sträu cher, sah sich selbst über die weißen Wege tummeln und hörte ihr eigenes silbernes Lachen, sah sich neugierig unter die geöffnete Tür treten und nach dem anderen Tor hinüber spähen. Mit einem Male klappte das erste zu, sie stand vor einer hohen Mauer, die jeden Einblick verwehrte. Zögernd legte sie die Hand auf die Eisenklinke des Tores, das ins Innere führte. Geräuschlos drehte es sich in den Angeln. Sie schritt hindurch. Kaum hatte sie ihren Fuß über die Schwelle gesetzt, schlug es dröhnend ins Schloß. Es war dunkle Nacht! Sie schrie und rüttelte verzweifelt an den schweren Eisenbändern. Niemand gab ihr Antwort. Nur eine Hand griff unsichtbar aus der Nacht und faßte nach der ihren- Die Hand war kalt nnd feucht. Sie suchte die ihre los zureißen, aber die andere hielt sie wie mit Eisenklammern fest- „ - Als sie erwachte, fühlte sie, wie ihr Haar ganz durch näßt war. Sie konnte sich eines minutenlangen Grauens nicht erwehren. Hanna hatte freilich über den Draum ge lacht und ihn nicht ernst genommen. Als pe die Stimme des Alten hcraufklingen hörte, fiel ihr deren Auftrag erst wieder ins Gcdächtms. Sie mußte ja mit Friedrich wegen des Weines sprechen. Vergessen der Traum von dem dunklen Tor und der schwarzen Nacht dahinter, ausgelöscht das Grauen vor der feuchten Hand, die nach ihr gefaßt, vorbei das Bangen und die Angst vor dem Etwas, das jedes Weib empfindet, wenn es sich einem Mann zu eigen gibt, von dessen Existenz es vielleicht erst seit kurzen Wochen weiß. Elisabeth setzte sich zu Friedrich, mitten zwischen all das grüne Gezweige und reichte ihm sorgsam entwickelten Bind faden, der sich trotz aller Mühe immer wieder verwirrte. Nebenbei pflückte sie Aestchen klein, damit er sie nur de« Kränzen einzufügen brauchte. Zwischenhinein platzte Hannas Baßstimme. (Fortsetzung folgt.)