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NezngS-PrelS Lrtvztz und Vorort» durch mtsrr» Lräger und Sprdikrnre tu» Hau» gebracht; VV H monatig > 70 »ierlcliLhrl. Bel unter» flUialea u. Annahmestellen adgeholti 7L monatl., >.>L oierteljährl. Durch «1 Vo»! a»«rh«U> Deutschland« and der deutschen Kolonien vtcrteljttzrl. st.stst monatl. LI» autichl. Postbestellgkld. ferner st, Belgien. Dänemark, den Donanllaatrn. Italien, Luxemburg, Niederlande, Nor wegen, Oest erreich- Ungarn, Rußland. Schweden, Schwei, ». Spanten. An olle- übrigen Staaten nur dir«» durch di» «e!»äft»st«lle de» «laste» erbältlich. Da» llest>,ia«r Dagedlan erl-beini wächent- llch 7 mal uad ,war morgen». Abonnement-Annahme, NagustuSplaH S, bei unleren Drägern, ffiltalen, Spediteure» und Annahmestellen, sowie Postämtern und «riesträger». Dl» einzelne Nummer kostet l» stlebaktlon »ab Tes»äft«steller Iohannisgass« 8. grrusprrcher, I469L 14693, 14894. KWMrTagMM Handelszeitung Nmtslisatt -es Rates im- -es Rolizeiamtes -er Lta-l Leipzig. 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Das Wichtigste. * König Friedrich August und andere Fürstlichkeiten, sowie zahlreiche andere Persönlichkeiten, vorwiegend aus Krei sen derKunstundLiteratur, sprachen zum Hinscheiden Gott schalks ihr Beileid aus. * Die zweiteLesung des Militäretats wurde vom Reichs tag am Dienstag beendet. lS. Reichstagsber.) * Die Finanzkommission begann am Dienstag die Be ratung des neuen Branntwein st euer Projekts, das aber so wohl bei den einzelnen Partcivertrctern wie bei den süddeutschen Vun- desratsmitgliedern viel Widerspruch sand. (S. d. bes. Art.) * Im Namen des Reichskanzlers erklärte Staatssekretär v. Schoen am Dienstag in der B u d g e t k o m m i s s i o n des Reichstages, das? England einen for mellen Antrag auf Verständigung über die Flottenprogramme Deutschlands wie Englands nicht ge stellt habe, es hätten lediglich unverbindliche Besprechungen zwischen mag- gebenden Persönlichkeiten von beiden Staaten stattgcfunden. Das deutsch« Flottenbauprogramm sei gesetzlich fe st gelegt. sS. d. bes. Art.) * Graf Forgach überreicht spätestens, wie aus Pest gemeldet wird, am Freitag dem Belgrader Kabinett eine Note, in der energisch die Zurücknahme der bekannten Skupschtina-Resolntion und die Abrüstung gefordert und zur Erfüllung oder Ablehnung dieser Forderungen eine dreitägige Frist gegeben wird. Im übrigen wird aus Wien gemeldet, das; die akute Verschlimmerung der Lage unnnterbrochen anhält. Auf österreichischer wie auf serbischer Seite dauern die Rüstungen ununter brochen fort. lS. d. bes. Art.) * Die französischen Post- und Telegraphenbeam ten haben gestern in einer Versammlung, wie ans Paris gemeldet wirb, mit großer Stimmenmehrheit beschlossen, die Arbeit wieder auszunehmen. Damit dürfte der Streik sein Ende ge funden haben. sS. Ausl.) * Nach einem Londoner Telegramm soll die englische Süd- polarexpeditiou den Südpol erreicht haben. lS. Feuill.) Die Syndikalisten und der* Pariser* Psststreik. Als vor einigen Jahren die Führer von Proletariern verschiedener Länder in Brüssel zum internationalen Sozialistenkongrcß versammelt waren, fand zwischen Bebel und Jaure-s ein interessantes Wortgefecht statt. JauröZ mochten die Lorbeeren des Genossen Bebel nicht haben schlafen lassen und deshalb suchte er an der Bedeutung der wegen ihrer straffen Organisation berühmten sozialdemokratischen Partei Deutsch lands herumznmäkdln. Das sei ja alles ganz nett, meinte er, die Zucht und Ordnung, die bei den deutschen Genossen herrsche, ihre Ordentlich keit und vor allem ihre durch stete Werbearbeit erlangte Massenhaftig keit: nur erreicht hätten sie damit bitter wenig; ihre politische Macht nehme fast in dem Maße ab, wie ibre Zabl znnehme. Das komme daher fügte Jaurss hinzu, weil den deutschen Sozialisten jede „revolutionäre Tradition" fehle; in dieser Hinsicht sei der französische Sozialismus voraus. Gereizt und ärgerlich antwortete darauf Genosse Bebel in längeren Ausführungen, die sich wie ein Loblied auf die monarchische Staatsform anhörtcn, wenigstens wies er haarscharf nach, daß das monarchische Deutschland dem republikanischen Frankreich in der Sv- zialpolitik weit voraus ist. Man redete aneinander vorbei. Recht hatten beide. Jaures wird jedenfalls heute niemand mehr bestreiten wollen, daß den französischen Sozialisten in der revolutionären Taktik der Vor rang gebührt. Das lehrt der allem Anschein nach beendete Poststrcik. „Das ist schon keine Emeutc mehr, das ist Revolution", klagte ein Blatt wie der „Temps" und forderte unerbittlich strenges Vorgehen der Regierung. Die soeben noch im Streik Verharrenden mochten sich gar nicht als Revolutionäre fühlen und in ihrer Mehr heit keinerlei geheime Beziehungen zu den Sozialisten unter halten, aber deswegen war doch der Syndikalismus die Trieb- kraft der ganzen Bewegung. Von den Syndikalisten, die den äußersten linken Flügel der französischen Sozialisten bilden, ging die Propaganda für ein angebliches Recht der Beamten auf den Streik aus, und das ganze Verfahren der ausständigen Beamten entsprach den syndikalistischen Lehren. Was wollen diese? Der Kzmckioalisnlk, antnparlamantairo oder rävvlnticmairo ist eine Sondererscheinung der französischen Arbeiterbewegung. Sombarl meint- noch in seinem Buche: „Sozialismus und soziale Bewegung", diese eigen» artige Kreuzung von antiparlamentarischem Ncvolutionismus und Gg- werkschaftertum sei allem Anschein nach im Schwinden begriffen. Darin irrte er sich. Der Syndikalismus hat in den letzten Jahren in Frankreich reißende Fortschritte gemacht. An den Marxisten gefällt den Syndikalisten nicht, daß sie ihren Charakter durch die Politik verderben ließen, daß sie Kompromißler wurden, die bei dem ewigen Schachern um parlamentarische Vorteile das sozialistische End ziel aus dem Auge verloren. Die reinen Gewerkschaftler sind ihnen wiederum zu materialistisch, weil ihr ganzes Dichten und Trachten auf Lohnverbcsserung gehe, worüber sie alles wahrhaft sozialistische Streben vergäßen. Sie wollen alle Willenskräfte der Arbeitnehmer, der Hand- wie der Kopfarbeiter, für die Vorbereitung des Generalstreiks mobil machen. Von politisch - parlamentarischen Mitteln hält man nichts, und auf das Bestreben der reinen Gewerkschaften, dem Arbeiter durch Grün dung von Krankenkassen, Unfallversicherungen und andern gemein nützigen Einrichtungen schon im Gegenwartsstaate ein bequemes sicheres Dasein zu verschaffen, sieht man verächtlich herab. Man geht auf's Ganze. Unbedingt zu loben ist, daß die syndikalistische Theorie den Hauptnachdruck auf die Erfüllung der psychologischen und ethischen Vor bedingungen der neuen Gesellschaft legt und immer wieder betont, daß die lebenden Menschen die technischen und moralischen Eigenschaften oder wenigstens die Keime dazu besitzen müssen, die nötig sind, um ein neues Produktionssystem einzuführcn. Die französische Negierung hat mehr Furcht vor den Syndikalisten, als vor dem ganzen übrigen Soizalismus. Eine Zeitlang suchte sie ihre Macht dagegen zu stärken, indem sic überall die Kostgänger des Staates durch Schaffung immer neuer kleiner Be amtenstellen vermehrte. Man glaubte, daß Leute, deren Existenz ganz vom Staate abhängt, diesem auch mit ganzer Seele und aus allen Kräften dienen würden, daß cs also deren nie genug geben könne. Nun fand seit einigen Jahren aber auch in der Beamtenschaft der Syndikalismus immer mehr Anhang. Trotz aller Abwchrmaßnahmen der Negierung. Erschreckend ist die große Zahl der Lehrer, die sich schon zu der neuen Lehre bekennen, und sich nicht scheuen, sie in die Herzen der Jugend ein- zupflanzen. „Sie geben sozialistischen Unterricht", klagte kürzlich ein französisches Blatt, „sie erziehen uns Geschlechter ohne Ideal und ohne Disziplin; sic verderben, sie töten die Seele der Nation." Auch die auf den Streik verfallenen französischen Postbeamten sind Syn dikalisten,mögen sie auch mit dein allgemeinen Arbeiterbunde,dcr„(5onfede- ration Gönöralc du Travail", der anzugehören Beamten verboten ist, un mittelbar nichts zu tun haben. Ihr Handeln beweist cs. Sie gingen zum Ausstand über, nachdem ihre langwierigen Versuche, auf normalen politischen Wegen ihre Interessen zu fördern, gänzlich fehlgcschlagen waren. Jetzt hatten sic Regierung und Parlament gegen sich, und sie lehnten auch jede, ihnen zur Verfügung gestellte parteipolitische Hilfe ab. Das ist entschieden syndikalistisch. Ebenso bezeichnend ist in dieser Hinsicht, das; sie in erster Linie ihrem Wollen zur Macht Geltung verschaffen »vollen und ihre wirtschaftlichen Ansprüche in den Hinter grund stellen. Ihr Masscnwille sollte gegen den Widerstand der Regie rung und des Parlaments einen unliebsamen Minister beseitigen und dem Nachfolger wollten sie dann natürlich die Bedingungen diktieren können, unter denen sie bereit sind, mit ihm zu arbeiten. Im Lager der Syndikalisten herrscht Jubel. Vvctot, einer der extremsten revolutionären Führer der französischen Arbeiter, schrieb vor einigen Tagen in seinem Organ „La Evolution" trotz der Wahl eines Reformers zum General-Sekretär des Allgemeinen Arbeiter bundes stehe „alles gut", und er deutete an, das Schweigen des Komitees verberge nur die Vorbereitungen für den entscheidenden Kampf mit der Gesellschaft. Schon verlautete, daß der Streik auf die Verbände anderer Staatsarbciter übergreisen werd, falls die Regierung säume, den Postbeamten cntgegenzukommen. Die Arbeiter in den Tabak manufakturen und staatlichen Zündholzfabrikcn, ferner die Marine werftarbeiter und viele Beamte der Ministerien und Verwaltungs behörden hatten denn auch eine Versammlung abgehalten, In der be schlossen wurde, die Postbeamten mit allen Mitteln zu unterstützen und gegebenenfalls dem Streik beizntrcten. Unter diesen Umständen wird der Notschrei des „Temps": „Tas ist keine Emeutc, das ist die Revolution", fast verständlich, und den französischen Regierenden kann man es nicht verargen, wenn es ihnen vor dem ersten Schritt des Entgegenkommens bangt. Die sicherste Grundlage des Staates in Frankreich, der Glaube an seine segen bringende Mission ist geschwunden, geschwunden nicht nur im freien Bürgertum, wo man ihn längst dem kirchlichen ins Nichts nachschickte, sondern auch im Beamtentum, das dazu berufen ist, die Autorität dcS Staates gerade zu wahren. Das Veisppicl dieses Beamtenstreiks muß über Frankreich hinaus eine aufreizende Wirkung ausübcn. Alle Haar spaltereien darüber, wo für Beamte das Recht, ihre Sonderinteressen politisch geltend zu machen, anfängt und aufhört, nützen hierbei nichts. Hat das französische Beispiel Erfolg, so wird cs Nachahmung finden. Einstweilen darf man freilich noch stark in Zweifel ziehen, ob die fran zösischen Postbeamten die „psychologisch-ethischen Vorbedingungen" er füllen können, um gegebenenfalls die Ordnung in ihrem VerwaltuugS- zweige ohne den Druck einer starken Zentralgewalt aufrechterhaltcn zu können. H- Wie zum Pariser P o st b e a m t e n st r e i k weiter gemeldet wird, haben am gestrigen Dienstag die französischen Post- und Tcle- graphenbcamten in einer Versammlung mit großer Stimmenmehrheit beschlossen, die Arbeit wieder aufzunehmen. Damit dürste der Streik sein Ende gefunden haben. Zur Situation liegen heute folgende Mel dungen vor: Paris, 23. März. (Telegramm.) Die Kaufleute und die Gewerbetreibenden des ersten Pariser Bezirks faßten gestern abend in einer stark besuchten Versammlung eine Resolution, in der sie erklärten, daß sie, falls der Post- und Telegraphenstreik nicht in kürzester Frist aufhören sollte, genötigt wären, die Zahlung der Gewerbesteuern zu verweigern. Paris, 23. März. (Telegramm.) Eine große Anzahl Postbeamter hat den Dien st wieder ausgenommen, so daß auch die komplizierten Apparate wieder in Benutzung genommen wurden und eine größere Anzahl Depeschen als in den letzten Tagen befördert werden konnte. Paris, 23. März. (Telegramm.) Die Post, nnd Tele- graphenbcamten beschlossen in einer heute vormittag abgehalte- ncn Versammlung, die von 6000 Personen besucht war, mit ungefähr 5700 Stimmen, die Arbeit wieder anfzu- nehmen. Das Flottenbauprogvanrnr in -ev Vudgetkoinnrissisn. Wie wir bereits berichteten, hatte die Budaetkommijsion des Reichs tages für ihre Dienstagssitzung die Beratung desMarineetats unterbrochen und den Etat des Reichskanzlers zu erörtern begonnen, um über die angebliche Verständigung zwischen dem Deutschen Reiche und England in bezug auf die beiderseits vorzunehmcuden SchifsSneubauten etwas Authentisches zu erfahren, was besonders mit Rücksicht auf die Verhandlungen des englischen Unterhauses notwendig erschien. An Stelle des Reichskanzlers war in der Kommission der Staatssekretär des Auswärtigen, Freiherr von Schoen erschienen, der eine Er klärung abgab, die sich in den wesentlichen Stellen mit der Antwort des i englischen Premierministers Asquith auf die Anfrage George Fabers vom Montage deckt: England hat keinen formellen Antrag I gestellt, da das Tempo des deutschen Flottcnbaues-festgelegt ist; es 103. Jahrgang. haben lediglich vertrauliche Besprechungen zwischen maßgebenden Per sönlichkeiten stattgefunden, ohne daß indes ein Vorschlag gemacht worden ist, der als Basis für Verhandlungen hätte dienen können. Also kurz gesagt: man hat von englischer Seite die Fühler ausgestreckt, aber die deutsche Negierung hat sich auf den einzig richtigen Standpunkt gestellt, daß sie gesetzlich gebunden sei und daher in keine Verhandlungen eintreten könne. — Neber die Sitzung der Budgetkommission selbst wird folgender offiziöser Bericht verbreitet: Die Budgetkommission des Reichstages beriet am Dienstag den Etat des Reichskanzlers und der Reichskanzlei. Es sind angcfordert 300 985 .tl (weniger 5375, .<(). Der Referent beantragt Bewilligung. Abg Dr. Semler (Natl.) kommt auf den Inhalt der Erklärungen des englischen Lords der Admiralität Mac K e n n a und die wohlerwogenen Verhandlungen des englischen Premierministers Asquith zurück. Es sei ge'agt worden, Deutschland hätte seinen Flottenban über die gesetzliche Festlegung hinaus gefördert. Das sei nicht richtig. Lediglich aus geschäftlichen Gründen seien einige Schiffe früher in Auftrag gegeben. Es erscheine notwendig und zweckmäßig, daß deut scherseits darauf Antwort und auf die Frage gegeben werde, ob nicht in absehbarer Zeit eine Verständigung mit England cr'olgcn könne, unter Festhaltung unseres Flottenprogramms. Wir wollten ein friedliches Verhältnis mit England. Das hatte der Reichstag wiederholt und ein mütig zu erkennen gegeben. Staatssekretär v. Schoen gab darauf im Namen des N e i ch s- kanzlers folgende Erklärung ab: Die englische Negierung gab zwar ihre Bereitwillig keit zu einer deutsch-engli;chen Verständigung über den Umfang und die Kosten des Flottenprogramms in allgemeiner Weise zu erkennen, stellte aber keinen dahingehenden for mellen Antrag. In unverbindlichen Geiprächen, die über diese Fraqe zwischen maßgebenden deutschen und englischen Persönlichkeiten stattfanden, ist niemals ein englischer Vorschlag hervorgetreten, der nach unserer Auffassung als Basis für amtliche Ver handlungen hätte dienen können. In dem Verkehr zwischen bc- freundeten Negierungen pflegt vermieden zu werden, formelle Anträge zu stellen, deren Berücksichtigung zweifelhaft erscheint. Tie englische Regierung hat es wohl aus diesem Grunde vermieden, einen forme llen Antrag an uns zu richten, nnd wir haben daher keine Stellung zu einem solchen Antrag zu nehmen gehabt. Die Gründe für unsere abwartende Haltung gegenüber dem Gedanken einer allge meinen Einschränkung der Rüstungen zur See sind am 10. Dezember 1908 vom Reichskanzler im Reichstage dargelegt worden; sie gelten selbstverständlich auch für etwaige Abmachungen unter den einzelnen Mächten. Unser gesetzlich festgelegter Flottenban ist ausschließlich nach unserem eigenen S ch u tz b e d ü r f n i s bemessen und stellt keine Bedrohung irgendeiner Nation dar, wie schon wiederholt von uns betont worden ist. Hiernach äußerten sich die einzelnen Parteioertretcr zu dieser Er klärung des Reichskanzlers. Vom Zentrum wurde bedauert, daß Deutschland die Gelegenheit versäumt habe, mit England ein Arrange ment zu treffen. Der Führer der Sozialdemokratie meinte, der Vorwurf sei nicht beseitigt, daß die deutsche Regierung den englischen Anregungen nicht gefolgt sei. Der konservative Redner erklärte, ein Abgehen vom Flottenaeseh wäre durchaus fehlerhaft; von einer Zweideutigkeit in dem Verhalten unserer Negierung in der Flotteufrage könne keine Rede sein. Der Redner der Reich spart ei schloß sich dem an; der anscheinende Widerspruch zwischen den Erklärungen im englischen Parlament und denen in der Reichstagskommission sei zu gunsten der deutschen Auffassung aufgeklärt. Tie deutsche Regierung habe die allein richtige Haltung eingenommen, indem sie zu verstehen gab, daß Deutschland am Jlottengesetz festhalte. Ein Zentrums redner verwahrte sich dagegen, daß seine Partei vom Flottengesetz abgehen wolle. Der nationalliberale Redner erklärte, seine ganze Partei halte am Flottengesetz und seinem planmäßigen Ausbau fest. Eine Verständigung mit England allein habe gar k^e i nenSinn; eine solche könne nur internationaler Natur sein. Die Süddeutsche Volkspartei wünschte gleichfalls keine Aenderung des Flotten gesetzes. Tie Wirtschaftliche Vereinigung hält den Zeit punkt zu einer Verständigung über die Rüstungen für noch nicht ge kommen. Ein Entgegenkommen würde nur den Eindruck ocr Schwäche Hervorrufen. Die Freisinnige Volkspartei ist durch die Er klärung des Staatssekretärs formell und materiell befriedigt. Am Flottengesetz sei festzuhalten; es liege keine Veranlassung vor, sich an der unverständlichen Aufregung in England zu beteiligen. Nach den Darlegungen der einzelnen Parteien gab der Staats sekretär des Auswärtigen seiner Freude Ausdruck, daß die gesamte Kommission die Hoffnung ausgedrückt habe, daß die englisch deutschen Beziehungen, unbeirrt durch gelegentliche Erregungen über den Jlottenausbau in England, sich in freundschaftlichem Sinne weiter entwickeln würden, wie dies der Wunsch des gesamten deutschen Volkes sei. (Mehrfache Bravos.) Hierauf wurde der Etat des Reichs kanzlers und der Reichskanzlei unverändert be willigt. In fortgesetzter Beratung des Mariueetats gc- nehnngte die Kommission eine große Zahl von Titeln für Neubauten und Armierungen, darunter auch die ersten Bauratcn für drei Linienschiffe und einen großen Kreuzer. Tie geforderten Tchlußraten, ferner die für sechs neue Linienschiffe bzw. kleine Kreuzer geforderte Summe von 26,5 Millionen und die Ncuforderungen für Torpedoboote und Armic- rungeu wurden bewilligt. Auf eine Anfrage teilte Unterstaatssekretar Twele mit, daß ein Gesetzentwurf über die Heranziehung der staat lichen Betriebe zu den Gemeindesteuern vorbereitet sei. jedoch wegen Auf hebung des Oktrois vor dem 1. April 1910 nicht in Kraft treten werde. Die im außerordentlichen Etat geforderte Summe von 21911015 t wird abzüglich von 87 500 .E genehmigt, ebenso der Einnahmcetat, der um 670 000 höher angeseht wird. Damit war die Beratung des Marincctats beendet. Die neue Vranntwesnsteuevvovlage. o. Berlin, 23. März. (Privattelegramm.) Die Finauzkommission des Reichstags begann beute die B e - ratung oer neuen B rannt wein st euervorlage, die auf Anregung der Subkommissiou vom Neichsschatzamt ausgcarbeitek ist. Nach den mündlichen Mitteilungen des Berichterstatters der Sub kommission Dr. Weber liegen ü b c r 500 E i n g a b e n zu dem neuen Entwurf vor, aber mit entgegengesetzten Tendenzen, so daß daraus nic! t viel zu entnehmen ist. Zu den Paragraphen 1 und 2, worüber nun eine Generaldebatte eröffnet wird, liegt eine Reihe von Anträgen der Parteien vor. r er Vertreter der Freisinnigen Volkspartei erkannte eine An zahl von Vorzügen des neuen Entwurfs au. Tie Interessenten seien mit den Grundziigen im allgemeinen einverstanden, abgesehen von den Kreisen, die ein Monopol wünschen. Im einzelnen aber habe der Ent- Wurf so schwere Bedenken, daß die Freisinnigen unmöglich zustimmen könten, besonders über die Gestaltung der Verbrauchsabgaben und dcS I Kontingents. Ter Redner beantragt, die Koutingcntsspannuug von I 20 .tk auf 15. 10 und 5 .< von fün» zu fünf Jahren berabmsetzen und I dadurch die Liebesgabe allmählich zu beseitigen. Ler Widerspruch der