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1146 Stahl und Eisen. Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. 26. Jahrg. Nr. 18. halte, die Schwebeanalyse zu einem wirk samen Prüfungsmittel für die Zement industrie umzugestalten. Die vergleichenden Ver suche, die das Vereinslaboratorium in Gemeinschaft mit dem König). Materialprüfungsamt, dem Prüfungs amt der Technischen Hochschule Dresden und dem Laboratorium von Fresenius, Wiesbaden, machte, be stätigen die Richtigkeit meiner Behauptung. Die be treffenden Versuche fielen durchaus nicht überein stimmend aus. In einem Falle erhielt das Laboratorium zu Karlshorst 45,23 0/o leichte Anteile, während das Königliche Materialprüfungsamt nur 3,5 °/o zu ver zeichnen hatte. • Die auf die Schwebeanalyse verwendete Zeit halte ich für verloren. Diese Untersuchungsmethode ist dazu bestimmt, über die Qualität der Handels zemente Aufschluß zu geben. Sie würde, falls sie als normengemäßes Prüfungsmittel eingeführt würde, bei den nicht wissenschaftlich gebildeten Konsumenten den Glauben hervorrufen, man könne durch sie alle im Portlandzement vorhandenen fremden Bestandteile, zu denen ganz besonders auch der Leichtbrand ge hört, quantitativ nachweisen; und das ist unmöglich. Dem Verein deutscher Portlandzement-Fabrikanten würde cs sehr wertvoll sein, wenn er durch die Schwebeanalyse beweisen könnte, daß der Portland zement im Gegensatz zu dem Eisenportlandzement ein einheitliches Pulver sei. Nun aber ist der Port landzement weder ein einheitliches noch ein stabiles Pulver. Im Gegenteil, er besteht aus einem Mineral gemenge, das infolge der Leichtzersetzlichkeit des Haupterhärtungsfaktors, des Minerals Alft, beim längeren oder kürzeren Lagern, dem jeder Zement des Handels unterworfen ist, Kalkhydrat abspaltet und, ohne dadurch wesentlich an Qualitätsgüte einzu büßen, im Laufe der Zeit viel mehr leichte Teile bildet, als er anfangs besaß. Nun wollen die Ver treter der Schwebeanalyse den abgelagerten Zement durch ein nachträgliches Glühen wieder in den Zu stand versetzen, den er vor seiner Ablagerung besaß. Sie vergessen aber dabei, daß der Leichtbrand durch das Glühen das nämliche spezifische Gewicht erhält wie gut gesinterter Klinker, und daß ferner die einmal zersetzten Teile des Klinkers durch den Glühprozeß nicht regeneriert werden. Die Arbeiten der Meerwasserkommission sind in alter Weise fortgesetzt worden. Dr. Rudolf Dyckerhoff hatte indessen in diesem Jahre keine positiv neuen und interessanten Ergebnisse zu be richten. Im Laufe des Sommers wird Prof. G a r y die zehnjährigen Versuchskörper von 1896 in Augenschein nehmen, und von ihrem Befunde wird es abhängen, ob sie in diesem Jahre geprüft oder noch länger be obachtet werden sollen. Die sogenannte Schlackenmischfrage. Dr. Goslieh berichtete über den Stand der Schlackenmischfrage, d. h. er suchte nachzuweisen, daß der Eisenportlandzement dem Portlandzement nicht als ebenbürtig zur Seite gestellt werden könne. Vor allen Dingen behauptete er, daß sich der Eisenportlandzement an der Luft viel ungünstiger verhalte als der Portland zement. Er kaufte zu dieser Beweisführung nicht etwa, wie das doch naturgemäß gewesen wäre, aus dem Handel einen oder mehrere Eisenportlandzemente auf, sondern kaufte in Ostpreußen einen aus Schlacke hergestellten Betonzement, der bei guten Normenfestigkeiten sehr schlechte Luftfestigkeiten aufwies. Weshalb Dr. Goslieh einen Zement zum Vergleiche heranzog, der lediglich als Ausgangsprodukt nur die Hochofenschlacke, aber nicht die Eigenschaft des Eisenportlandzementes besitzt, ist unverständlich. Daß man aus Hochofenschlacke bei mangelhafter Kontrolle ebenso leicht schlechten Zement herstellen kann, wie aus natürlichen Rohmate rialien, ist niemals bestritten worden. Wenn der Ver ein deutscher Portlandzement-Fabrikanten mit Recht so hohen Wert auf die Luftfestigkeit der Zemente legt, weshalb schlägt er dann nicht in erster Linie vor, derartige Prüfungsmethoden in dieNormen aufzunehmen und eine Minimalluftfestigkeit zu verlangen? Der Ver ein deutscher Eisenportlandzementwerke hat sich schon im Jahre 1900 bereit erklärt, für seine Mitglieder jede Verschärfung der Normen in Beziehung auf Volumbeständigkeit und Festigkeit anzunehmen. Es wäre doch ein „Testimonium paupertatis" für die ge samte Zementindustrie, wenn es nicht möglich wäre, Normen anfzustellen, die sowohl für den Portlandzement wie für den Eisenportlandzement volle Gültigkeit haben. Dr. Goslieh sagt weiter, „die Schlackenleute“ hätten anfangs behauptet, sie stellten einen sehr kalk reichen Zementklinker her, den sie mit Schlacke (kalk armem Zement) verdünnen müßten, um Treiberschei nungen zu verhindern. Es sei aber ausgeschlossen, treibenden Zement dadurch zu beruhigen, daß man ihm einen Teil Schlacken oder ein anderes Ver dünnungsmittel zusetze. Dr. Goslichs Ausspruch zeigt, daß er selber niemals eingehende Versuche mit Schlacken anstellte, oder daß er diese Versuche sehr wenig geschickt aus führte. Treibender Zement wird stets durch das Zu mahlen von wassergranulierter Hochofenschlacke wesentlich verbessert und beruhigt. Es ist dies eine Tatsache, die schon seit vielen Jahren allgemein be kannt ist. Aus meiner Praxis führe ich nur den fol genden charakteristischen Fall an: Festigkeiten. Zug | Druck Bem. Portlandzement Marke „Z“ Ohne Zusatz 3 Tage W. L. 15,2 19,4 7 Tage W. L. 13,6 26,0 28 Tage W. L. 13,0 26,2 7 Tage W. L. 161 216 28 Tage W. L. 134 249 Normen probe nicht best. Portlandzement Marke „Z“ Mit 50 0/o wassergranulierter gemah lener Schlacke 3 Tage W. L. 15,1 17,8 7 Tage W. L. 23,6 23,6 28 Tage W. L. 27,2 29,1 7 Tage W. L. 168 184 28 Tage W. L. 204 255 Normen probe be standen Eine völlig andere Frage ist die, ob es gut ist absichtlich, treibenden Zementklinker zur Erzeugung von Eisenportlandzement zu benutzen. Früher konnte man das glauben. Man hat aber mit der Zeit gelernt, daß es besser ist, einen normalen Kalkgehalt innezu halten. Es ist ganz selbstverständlich, daß die Eisen portlandzement-Fabrikanten alles daransetzen, ihre Ware stetig zu verbessern, um nach wie vor mit den Port- landzementmarken erfolgreich konkurrieren zu können. Dr. Goslieh geht dann auf einen Prozeß der dem Verein deutscher Portlandzement-Fabrikanten an gehörenden Fabrik Neustadt gegen das Eisenwerk Kraft ein. — Neustadt war bei einer Submission auf Zement unterlegen und hatte nun das Eisenwerk Kraft wegen unlauteren Wettbewerbs verklagt, weil das Kraft werk zu einer Zeit, da der Name Eisenportlandzement noch nicht existierte, seine Ware unter dem Namen Kraft-Portlandzement angeboten hatte. Ob übrigens