Volltext Seite (XML)
Ueber den inneren Aufbau gehärteten und angelassenen Werkzeugstahls. Beiträge zur Aufklärung über das Wesen Von E. Heyn )as Bestreben, Mittel zu finden, um den un- —— gefahren Grad des Anlassens gehärteter Kohlenstoffstähle nachträglich zu ermitteln, führte zu den im folgenden beschriebenen Versuchen. Sie lassen erkennen, daß das angestrebte Ziel erreichbar sein wird; sie leiten aber außerdem auch zu einer Anschauungsweise über das Wesen der Gefügebestandteile im angelassenen Stahl über, die von der bisherigen in einem wesent lichen Punkte abweicht. Auch die Kenntnis vom Troostit wird durch das Ergebnis der Ver suche um einen Schritt weiter gebracht. Zur Verwendung gelangte ausschließlich ein Werkzeugstahl S744 von folgender Zusammen setzung : Kohlenstoff 0,95 °/o Silizium 0,35 » Mangan 0,17 „ Phosphor 0,012 „ Schwefel 0,024 » Er lag vor in Form einer geschmiedeten Stange von quadratischem Querschnitt 25 X 25 mm. Das Gefüge besteht im geschmiedeten und ge glühten Zustande ausschließlich aus Perlit. Nach dem Abschrecken von Scheiben von 6 bis 10 mm Dicke bei 900 0 C. in Wasser von Zimmerwärme oder von 0 0 war das Gefüge im wesentlichen aus reinem Martensit gebildet, zu dem je nach den bei der Abschreckung obwaltenden Umständen Troostit hinzutrat oder nicht. Die oben genannte Zusammensetzung des Stahls wurde gewählt, um die gleichzeitige Anwesenheit von freiem Ferrit oder freiem Zementit auszuschließen, und es nur mit den Gefügebestandteilen Perlit, Martensit, Troostit bezw. Sorbit zu tun zu haben. Dadurch wurden die Versuchs Verhältnisse einfacher. Versuchsreihe I. Scheiben des Stahls S744 von 25 X 25 111,11 Querschnittsfläche und 6 bis 7 mm Dicke wurden im elektrisch geheizten Heräusofen auf 900 0 C. erhitzt und dann in Wasser von Zimmerwärme abgeschreckt. Sie gelangten teils im abgeschreck ten Zustand, teils nach dem Anlassen bei ver schiedenen Wärmegraden zur Untersuchung. Ueber die dabei angewendeten Versuchsbedin gungen gibt die Tabelle I unter A und B Auskunft. Zum Vergleich wurden außerdem noch Scheiben im ursprünglichen geschmiedeten Zustand und Schei ben, die auf 900 0 C. erhitzt und darauf langsam * Auszugsweise Wiedergabe des mit seiner Ver öffentlichung gleichzeitig bei uns eingegangenen gleich namigen Aufsatzes in den „Mitteilungen a. d. Kgl. Materialprüfungsamt" 1906, Heft 1. der Gefügebestandteile Troostit und Sorbit, und 0. Bauer.* abgekühlt worden waren, herangezogen. Die hohe Abschreckhitze von 900 0 C. wurde gewählt, weil sie bei Abschreckung in kaltem Wasser und Einhaltung der nötigen Vorsichtsmaßregeln reinen Martensit liefert. Bei niederen Abschreck hitzen treten außer Martensit noch troostitartige Uebergangsbestandteile auf, die den Ueberblick über die Gesetzmäßigkeit der beobachteten Er scheinungen erschweren. Abbildung 1. Proben a 17 und 18. Um ein Bild zu erhalten über die Art der Erhitzung vor dem Abschrecken, ist in Abbil dung 1 die Erhitzungskurve für die Proben a 17 und 18 gezeichnet. Sie gilt mit kleinen Abände rungen auch für die übrigen Abschreckproben. Abbildung 2. Proben b 31 und 32. Der Verlauf der Wärmebehandlung der Proben b 31 und 32 ist in Abbildung 2 wiedergegeben. Die 3 Stunden lang bei den verschiedenen Wärmegraden angelassenen Proben clö, cl, eil, c3, c5, c7, c9 sowie die Probe cl7 im ursprünglichen geschmiedeten Zustand (vergleiche Tabelle I) wurden zunächst mit Hilfe des Ritz härteprüfers Bauart A. Martens auf Ritzhärte