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15. September 1906. Bücherschau. Stahl und Eisen. 1159 Bücherschau. Otto Steinbrinck, Geh. Oberbergrat und vortr. Rat: Gesetz betr. die Abänderung des VII. Titels im Allg. Berggesetz für die Preuß. Staaten vom 24. Juni 1865, vom 19. Juni 1906 (von den Knappschaftsvereinen). Berlin 1906, J. Guttentag, G. m. b. H. W. Westhoff, Rechtsanwalt, und W. Schlüter, Bergwerksdirektor: Allgemeines Berggesetz für die Preuß. Staaten vom 24. Juni 1865 nebst den preuß. Berggesetznovellen. Berlin 1906, J. Guttentag, G. m. b. H. Die völlige Neugestaltung des von den Knapp- schaftsvereinen handelnden Tit. VII des Berggesetzes ist bekannt; sie berührt einmal die Rechte und Pflichten der Knappschaftsmitglieder wie der beteiligten Werks besitzer und enthält ferner erhebliche Eingriffe in die bestehende Organisation sowie in die bisherige Ge schäftsführung der einzelnen Knappschaftsvereine. Auch den Aufsichtsbehörden werden durch sie neue Aufgaben zugewiesen. Alles dies ist Grund genug für den Wunsch, auch vor dem Erscheinen der noch zu erwartenden Ausführungsvorschriften einen zu verlässigen Kommentar zu dieser Gesetzesnovelle zu besitzen. Steinbrinck war in erster Linie dazu berufen, ihn zu schreiben, da er als Dezernent im Handels ministerium die Materie bearbeitet und vertreten hat. Die dem Kommentar beigegebenen Auszüge aus dem Kranken Versicherungs-, Gewerbe-Unfallversicherungs- und dem Invalidenversicherungsgesetz sowie das Sach register erhöhen den praktischen Wert dieser Aus gabe. — Die Westhoff-Schlütersche Ausgabe des Allge meinen Berggesetzes in handlicher und übersichtlicher Form zeichnet sich besonders dadurch aus, daß sie vom Jahre 1893 ab — dem Erscheinungsjahr der letzten Ausgabe des großen Kommentars von Fürst- Klostermann — die auf berggesetzlichem Gebiete er gangene Rechtsprechung der Gerichte und der Ver waltungsbehörden möglichst vollständig zitiert. Auch ist die Literatur des B. G. B., soweit sie für das Berg gesetz von Bedeutung ist, eingehend beachtet. Das Buch wird sich im praktischen Gebrauch durchaus bewähren. Dr. W. Beumer. Untersuchungen über die Entlohnungsmethoden in der deutschen Eisen- und Maschinenindustrie. Herausgegeben im Namen des Zentralvereins für das Wohl der arbeitenden Klassen von dessen Kommission: G. Schmöller, L. Bernhard, V. Böhmert, E. Francke, Th. Harms, G. Zacher. Heft II. Die Entlohnungsmethoden in der Berliner Maschinenindustrie. Von Dr. F. Schulte-Berlin. Berlin 1906, Leonhard Simion Nf. 3 J(>. Wenn schon die zur Erörterung gestellte Frage auch gute technische Kenntnisse erfordert, so bleibt sie doch keine eigentlich technische. Jedenfalls ist aber zu ihrer Lösung überflüssig, allgemeine technische Begriffe in beschreibender und schildern der Art zu geben, namentlich wenn diese kaum in einem Zuhammenhang mit dem Thema stehen. Die vorliegende Abhandlung bringt nun aber eine Reihe ziemlich ausführlich gehaltener Kapitel, die abseits der Entlöhnungsmethoden liegen, die viel mehr nur bei den Technikern den Eindruck er wecken, als ob der Verfasser meint, daß er seine, durch eifriges Studium schwer erworbene Sachkenntnis in technischen Dingen wiedergeben müßte. Dabei überwiegen diese Ausführungen dergestalt die ganze Abhandlung, daß das Hauptthema beinahe in den Hintergrund gedrängt wird. Man kann auch nicht sagen, daß die Arbeit erschöpfend und so behandelt ist, daß etwas wirklich Neues und Bedeutendes zutage gefördert wird, lieber die Entlöhnungsmethoden be richtet vielmehr der Verfasser etwa so, als ob ihm die Aufgabe, das fragliche Thema zu behandeln, ge stellt worden wäre und der Verfasser nach besten Kräften sich bemüht hat, sich seiner Arbeit zu ent ledigen. Das zur Erörterung gestellte Kapitel sollte aber bei dem Stande der derzeitigen Literatur mehr als das, was, wenn auch nicht in allen, so doch in den dafür maßgebenden Kreisen bekannt ist, bringen. Da dies für die vorliegende Arbeit nicht zugestanden werden kann, muß diese als in etwa verfehlt an gesehen werden. An Berichten und Schilderungen über derartige Themen sind wir kaum arm; das was uns fehlt, sind Arbeiten, die bezeugen, daß der be treffende Verfasser den Stoff beherrscht. Außerdem gereicht es dem Werk nicht zum Vorteil, daß bei allen irgendwie wichtigen Fragen der Technik und Wirtschaft, in Fragen, die auf sozialem Gebiete liegen, der Verfasser keinen fest umgrenzten Standpunkt einnimmt, sondern lediglich auch hier nur, wenn er auch die verschiedenen Richtungen andeutet, berichtet und dies bei allen etwa schwierigen Fragen in aus weichender Form. Der ganze Zuschnitt der Arbeit läßt auch kaum die Erwartung zu, daß die Schrift den beregten Mängeln entgangen wäre, wenn dem Ver fasser seitens der industriellen Unternehmungen bei Einforderung wissenswerten und verarbeitungsfähigen Materials mehr Entgegenkommen gezeigt worden wäre, als ihm dies, wie in der Vorrede zum Ausdruck ge bracht wird, zugestanden wurde. E. Werner. Dr. Walter Timmermann: Die Entlohnungs- methoden in der hannoverschen Eisenindustrie. Berlin 1906, Leonhard Simion. 3,60 3. Wie die neulich an dieser Stelle besprochenen Untersuchungen Bosselmanns über die Entlöhnungs- methoden in der südwestdeutsch-luxemburgischen Eisen industrie ist auch das vorstehende Buch im Namen des Zentralvereins für das Wohl der arbeitenden Klassen herausgegeben und stellt eine sehr beachtens werte Arbeit dar, die manche wertvolle Einzelheiten zusammenträgt und im Zusammenhänge einem objek tiven Urteil unterwirft. Wir erfahren da manches Interessante über die Arbeiter in der hannoverschen Eisenindustrie, über ihre Tätigkeit beim Produktions prozesse, über die Lohnberechnung nach Fertigstellung der Arbeit, über die Werkstattbuchführung und deren Rückwirkung auf die Entlöhnungsmethode, die Lohn auszahlung u. a. m. Insbesondere interessiert ein Vergleich der Akkordlöhnung mit dem (amerikanischen) Halsey-System, jener degressiven Akkordmethode, bei der der Arbeiter einen festen Grundlohn und eine Prämie für ersparte Zeit erhält, deren Höhe auf Grund von Durchschnittsleistungen verschiedener Arbeiter festgesetzt wird, während das Verhältnis von Grund lohn und Prämie derart seine Fixierung findet, daß die Höhe des Grundlohns die zu erwartende Prämie wesentlich übersteigt, um für den Unternehmer den Anreiz zur Abänderung des Teilungsverhältnisses fort zunehmen. Wir stimmen dem Verfasser völlig zu, wenn er meint, daß bei uns der Arbeiter zweifellos das Akkordsystem vorziehe, zumal er nicht das mindeste Interesse daran habe, auf sich einen Teil des Risikos,