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dresdner PHILHARMONIE Komponisten. Beethoven mußte nicht, wie an dere Kollegen vor ihm, eine Sinfonie schreiben, weil etwa Auftraggeber gedrängt hätten, son dern er konnte es sich leisten, erst dann den Zeitpunkt für diese schwierige Arbeit zu bestim men, als er sich seiner gestalterischen Mittel si cher war. Wenn heute noch gelegentlich gerade dieses Werk als eine unschuldige Jugendarbeit angesehen und damit, gleichsam entschuldi gend, um Nachsicht gebeten wird für eine an Mozart und Haydn gemahnende Diktion, so läßt sich dies bestenfalls aus unseren derzeitigen Ansprüchen an ein Beethovensches Werk er klären und hat noch mit dem romantisierenden Beethovenbild des 19. Jahrhunderts zu tun. Es mag durchaus den Eindruck erwecken, daß, bei spielsweise verglichen mit den Schroffheiten der „Eroica“, die klaren Proportionen, der jugendli che Optimismus, die Frische der 1. Sinfonie noch zu verhalten, zu unbeschwert, zu harmlos wir ken. Doch es ist unübersehbar, daß Beethoven Titelblatt der Druckaus gabe der 1. Sinfonie mit I Widmung an Baron | Gottfried van Swieten, dem Freund Haydns und Mozarts und wichtigen Förderer Beethovens; | erschienen 1801 I ' m ^gegründeten Leipziger Musikverlag I des Beethovenfreundes Franz Anton Hoffmeister '//■zVZM, bereits seine eigene Sprache, seine unverwech selbare Physiognomie gefunden und den Weg " eingeschlagen hat, der ihn zur besagten „Eroica" . und bald noch viel weiter führen sollte. Die da- maligen Hörer fühlten durchaus, daß hier „eine Vni>i . : herrliche Kunstschöpfung ... geistreich, kräftig, originell“ (Zeitungskritik) entstanden war, frag- noxn< los das Gipfelwerk eines jungen Genies. Sie be merkten sehr wohl den neuen Ton dieser Musik, der Beethovens Eigenständigkeit manifestieren konnte. Alle erst in der „Eroica“ zu findenden Charakteristika seines „reifen Stils“ - seien es hitziger Ton, agitatorische Haltung, emphati scher Tonfall oder sogar schroffe Klanglichkeit - sind bereits in der „Ersten“ substantiell enthal- j ; ; y ten. Später noch wurde diese Sinfonie sogar an deren, darunter der „Eroica“, vorgezogen, weil ihr hoher Vollendungsgrad spontan entzückte ' ■! I I|| ()V| und sie zudem weniger bizarr erschien. Ganz _ unzweifelhaft war dieses Werk ein gewichtiger Baustein auf Beethovens Weg zum längst ein gesetzten Ruhm.