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Ludwig van Beethoven J> DRESDNER O PHILHARMONIE Mozart gleich, bedeutende Ansätze für ein Wunderkind zeitigte, beschieden war, aus einer bedrückenden Kindheit und einer unbefriedi genden Jugend heraus in der damals ersten Musikstadt der Welt, Wien, zu glanzvollem Ruhm und großer Ehre zu gelangen? Und wel che Kraft mag gewirkt haben, ihn, den Künstler, auch dann noch bedeutende künstlerische Visionen in großartige Werke bannen zu lassen, als er im zweiten Teil seines Lebenspfades von zunehmender Krankheit gezeichnet war, sein anwachsendes Rebellentum ihn seiner Umwelt immer mehr entfremdete und er selbst von ei ner immer tiefer werdenden Einsamkeit umfan gen wurde, mißtrauisch, mißlaunig und alles Äußerliche mißachtend? „Beethoven, der Sohn eines mittelmäßigen Sängers in Bonn, der junge Musiker ohne Aussicht, aus der Enge seiner provinziellen Tätigkeit herauszukommen, der junge Revo lutionär, der begeistert die Botschaft des fran zösischen Umsturzes über den Rhein vernimmt, der Komponist, der dank der Vermittlung des österreichischen Botschafters dem weltberühm ten Meister Haydn bei dessen Durchreise auf sei ner Englandfahrt seine ersten Versuche vorlegen darf, der mit Hilfe des gleichen Diplomaten - Graf Waldstein, gepriesen sei sein Name! - nach Wien reisen kann, um hier sein Glück zu versu chen - wer kennt diese Etappen nicht? Wer hat es sich nicht auszumalen versucht, wie der jun ge, immer ein wenig trotzige, fremde, von demokratischen und republikanischen Ideen besessene Musiker zum Liebling der Wiener aristokratischen Salons wird, wie Fürsten und Gräfinnen seinen Unterricht suchen, wie Verle ger sich um seine Werke bewerben, wie hoch gestellte Freunde Konzerte für ihn organisieren, wie schöne junge Damen ihn umschwärmen und verehren, ohne wohl je in dieses abgekap selte Innenleben eindringen, diesem einsamsten aller Menschen wahre Gefährtin sein zu kön- geb. vermutl. 16.12.1770 in Bonn (Taufe 17.12.); gest. 26.3.1827 in Wien erster Unterricht beim Vater und bei Chr. G. Neefe 1792 Wien; Unterricht bei Haydn, Albrechtsberger, Salieri 1796 Reisen: Prag, Dresden, Leipzig, Berlin 1800 Uraufführung 1. Sinfonie 1802 „Heiligenstädter Testament" (Gehörleiden) 1809 Aussetzung eines Jahresgehalts durch aristokratische Freunde, um Beethoven an Wien zu binden 1818 völlige Taubheit 1819 Ehrenmitglied der Londoner Philharmonischen Gesellschaft 1824 Uraufführung 9. Sinfonie