Volltext Seite (XML)
Wechselwirkung drei Violinen, drei Violen und drei Celli mit Baß und Cembalo. Mächtig der 1. Satz. Zwei Akkorde nur der 2. Satz (Halbschluß). Attaca folgt der 3. Satz, eine Fuge; sie fegt wie ein Komet vorüber. „Weichet nur, betrübte Schatten“, klar erkenntlich aus dem Hinaufsteigen der Harmonien in den Streichern der Frühlingskantate. Hinzu gesellt sich die lyrische Melodie in der Oboe und später im Sopran. Arie „Phöbus eilt mit schnellen Schrit ten“ ist veranschaulicht in den Figuren im Cello und Fagott. Frühlingswinde um wehen uns in der Arie „Wenn die Frühlingslüfte ..." (Solovioline). Bachscher Frohsinn spiegelt sich in der Arie „Sich üben im Lieben“ wider. Man kann dieses Stück glattweg als „Schunkellied des Barocks“ bezeichnen. Reizvoll ist hier die Instrumentation: in den Bässen Pizzicati, Fagott nuddelt den Dreiachtel-Rhyth mus, darüber singt die Oboe mit dem Sopran die schöne beschwingte Weise. Beschluß der Kantate bildet eine Gavotte. Zufriedenheit auf der ganzen Linie! O problemlose Welt, wie schööön bist du !?! Vielfachen Wünschen entsprechend wird Präludium und Fuge in a-moll für Cembalo wiederholt werden. Selbiges Werk wurde vor einigen Wochen an dieser Stelle erst aufgeführt. Das Präludium ist ein konzertmäßig angelegter, breit und glänzend ausgeführter Satz. Durch beide Sätze strömt ein feuriges, rastlos arbeitendes Leben in dem unablässigen Rollen immer neu sich bildender Gänge und Harmonien. Kammermusik in höchster Vollendung finden wir im 5. Brandenburgischen Konzert für Cembalo, Flöte, Violine und Streichorchester gegenüber der Zusammenballung von orchestralen Streichergruppen des dritten dieser Konzerte. Ungezwungen plätschert dieser musikantische „Bach“. Grandios die Cadenza für Cembalosolo im 1. Satz. Das Trio-Andante: Ein Blick nach innen in die Seele, da ist nicht geruhige Selbstzufriedenheit, sondern ein leidenschaftliches, inbrünstiges Emporstreben. Leichtbeschwingte Weltfröhlichkeit im 3. Satze. Die in näherer Beziehung zu Dresden stehenden „Goldberg-Variationen“ hörten wir zweimal im letzten Winter. Ferner auch die Uraufführung der „Kunst der Fuge“, für Kammerorchester bearbeitet. Dieses große und letzte Werk Johann Sebastians wird im Oktober dieses J ahres wiederholt werden. Herbert Collum. 19