MITWIRKENDE Leitung: Kreuzkantor Professor Rudolf Mauersberger Solisten: Lotte Wolf-Matthäus, Alt; Willi Koberg, Tenor; Hans-Olaf Hudemann, Baß Heinz Butowski, Oboe; HeinrichTeubig, Trompete Kreuzorganist Herbert Collum und Karl Richter (Kruzianer), Orgel Chor: Der Kreuzchor und der Bachverein Orchester: (Kantate) Vereinigung Dresdner Künstlerinnen (Sanctus) Mitglieder der Dresdner Philharmonie GOTTESDIENST IM STILE DER ZEIT BACHS Wir lernen einen Menschen am besten verstehen, wenn wir ihm dort begegnen, wo er zu Hause ist. Das gilt auch von Bach, dem Musiker. Nahezu alles, was er schuf zu unvergänglichem kulturellem Besitz unsres Volkes, wäre niemals entstanden ohne den lutherischen Gottesdienst. Lutherbibel und evangelischer Choral bilden seine geistige Heimat. Sie bieten ihm unerschöpflichen Stoff zu einem komposi torischen Schaffen, das wiederum vom Choralvorspiel bis zur Passion dem gottes dienstlichen Geschehen nutzbar wird: lebensbezogene Kunst, kein abstraktes Gebilde! Luther sagt: „Ich wollte alle Künste, sonderlich die Musika, gern sehen im Dienste dessen, der sie gegeben und geschaffen hat.“ Bach reicht ihm über zwei Jahrhunderte die Hand. Wenn man Bach überhaupt verstehen kann, dann nur von da aus. Im Rahmen der Bach-Tage erleben wir einen Gottesdienst, wesentlich gestaltet wie in der Bach-Zeit. Eine Motette machte in Leipzigs Hauptkirchen allsonntäglich den Anfang. „Der Geist hilft“, entstanden anläßlich des Todes von Rektor Emesti (1729), mag späterhin oft in der Pfingstzeit an dieser Stelle erklungen sein. Pfingst liches Wehen des Geistes rauscht durch dies lebensprühende Klangwunder. Noch heute lebt im lutherischen Gottesdienst die alte Gliederung der Messe: Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Agnus Dei. Musikalisch beruht auch die lutherische Liturgie auf dem uralten Gregorianischen Choral, der die gesamte abendländische Musik entwicklung geweckt und immer wieder befruchtet hat. Zur Bach-Zeit sang man in Leipzig einzelne Teile noch in lateinischer Sprache. Das Evangelium wurde noch rezitierend gesungen, wie es Luther in seiner „Deutschen Messe“ vorgesehen hatte. Hier wurzelt das Rezitativ eines Schütz und Bach, wo ebenfalls die Partie des Evangelisten in hoher Lage erscheint, während die Christusworte dem Baß zu gewiesen sind.