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16. Jannar 1905. rierteljakrs - Marktberichte. Stahl und Eisen. 123 der Konsumenten, sondern insbesondere auch infolge der Unsicherheit wegen Fortbestehens des Deutschen Grobblechverbandes. Derselbe ist inzwischen zur Auf lösung gelangt. Der Auslandsabsatz gestaltete sich quantitativ und hinsichtlich der Preise höchst ungünstig. Feinblech. Die Beschäftigung in Feinblechen war weiterhin völlig unzureichend, ja der Eingang von Spezifikationen hatte sich gegen das dritte Vierteljahr 1904 noch verringert. Wie schon früher angegeben, übersteigt die Produktion an Feinblechen in Deutsch land den Konsum ganz erheblich. Rußland ist als Absatzgebiet für Feinbleche den deutschen Werken verloren gegangen, da die russische Industrie ge nügend Material selbst fabriziert und die Preise der art hält, daß im Hinblick auf die enorm hohen russi schen Eingangszölle für Eisenbleche an ein Kon kurrieren von Deutschland aus nicht zu denken ist. Der Export nach Rumänien und den Donaustaaten, der im letzten Jahresviertel stets gering ist, hat dies mal fast ganz aufgehört, da das Jahr 1904 für Ru mänien eine schlechte Ernte mit sich brachte. Der Kampf zwischen dem Deutschen Feinblechverband und den außenstehenden Werken wurde auch im vierten Vierteljahr 1904 fortgeführt und zeitigte dadurch für die Werke außerordentlich verlustbringende Verkaufs preise. Die Zurückhaltung der Konsumenten für Fein bleche und der kaufenden Händler zeigte sich im Be richtsquartal naturgemäß stärker denn je, weil das •Schicksal des Deutschen Feinblechverbandes, dessen Vertrag am 31. Dezember 1904 endete, unentschieden war, und weil ohnehin im letzten Jahresviertel der Bedarf an Feinblechen geringer zu sein pflegt als in den vorangegangenen Quartalen. Inzwischen ist der Feinblechverband aufgelöst worden und es bleibt ab zuwarten, wie sich nun die Marktlage, die vorläufig unklar ist, hinsichtlich der Preise gestalten wird. Eisenbahnmaterial. Die letzten Submissionen der verschiedenen Eisenbahndirektionen auf Stahlguß bremsklötze, Achsbuchsen, gewöhnlichen Eisenguß und Roststäbe zeitigten bessere Resultate wie in den beiden Vorjahren. Die Angst nach Aufträgen trat weniger in die Erscheinung als vordem und stellten sich die abgegebenen Preise durchweg höher als im Vorjahre. In Oberbaumaterialien und rollenden Erzeugnissen ge nügte der Arbeitseingang für eine zufriedenstellende Besetzung der Werke nicht. Eisengießerei und Maschinenfabriken. Die Eisengießereien waren bei mäßigen Preisen be friedigend beschäftigt. Die Nachfrage nach Maschinen guß war unzulänglich, das Baugußgeschäft ruhte ent sprechend der Jahreszeit, dagegen war das Geschäft in Handelsguß ein recht reges. Die Maschinen fabriken klagten allgemein über Mangel an Aufträgen. Die Erzeugnisse der Stahlgießereien fanden schlanken Absatz bei zufriedenstellenden Preisen und erfreuen sich die meisten Werke darin am Jahresschluß mehr wöchiger Besetzung. Preise: Roheisen ab Werk: •4 f. d. Tonne Giefsereiroheisen 55 Hämatit 70 Qualitäts-Puddelroheisen .... Qualitäts-Siemens-Martinroheisen . — Gewalztes Eisen, Grundpreis durchschnittlich ab Werk: Stabeisen 105 Kesselbleche 140 Flufseisenbleche 120 Dünne Bleche 115 Stahldraht bis » 61 75 55 58 125 150 130 122,50 120 Gleiwitz, den 8. Januar 1905. Eisenhütte Oberschlesien. III. Grolsbritannien. Middlesbro-on-Tees, 9. Januar 1905. In den letzten drei Monaten des verflossenen Jahres haben die Roheisenpreise eine fortwährend steigende Haltung gezeigt, nur von einigen kurzen scharfen Rückschlägen unterbrochen, welche aber durch um so größere Preissprünge mehr als gut gemacht wurden. Im Oktober machte sich eine etwas stärkere Nachfrage nach hiesigen Nr. 3 Warrants geltend. Die Vorräte in den Lagern hatten seit Juli zu genommen, genügten aber dennoch nicht, um die Ver kaufsverpflichtungen zu erfüllen. Es wurde daher immer mehr Eisen in die Lager geschickt, da die Käufer ihre Papiere aufnahmen und außerdem weiter gekauft wurde. Sowohl hier wie in Glasgow konnte mau diese Bewegung nicht verstehen, denn es lagen durchaus keine Anzeichen vor für wirkliche Zunahme der Nachfrage, sondern im Gegenteil, jedermann wartete ab, und die Ausfuhr wurde geringer. Selbst für die englische Einfuhr günstig gelegene deutsche Gießereien fingen an, das heimische Erzeugnis zu verwenden. Der Versand nach Schottland litt dadurch erheblich, daß einzelne Hütten daselbst anstatt der besonderen Marken gewöhnliches Eisen für groben Guß billig abgaben, so daß die Konkurrenz von hier unmöglich wurde. Die Lage zeigte das höchst Eigentümliche, daß trotz der Zunahme der Warrantlager und des geringen Um satzes in effektiver Ware die Preise durch die Warrant spekulation immer weiter getrieben wurden. Die Preis unterschiede zwischen Nr. 3 und anderen gewöhnlichen Qualitäten (wie auch im Vergleich zu Hämatit) ver schoben sich ganz erheblich. Über die Ursache der starken Nachfrage nach Lagerscheinen hatte man die verschiedensten Ansichten. Es wurde berichtet, daß einige bedeutende Londoner Firmen, welche durch Operationen in anderen Metallen einen hübschen Ver dienst eingestrichen hatten, es jetzt mit Eisen ver suchen wollten. Es verlautete auch, daß der Anfang der Hausse von Deutschland ausginge mit der Absicht, das Rohmaterial zu verteuern, um die englischen Halb fabrikate weniger konkurrenzfähig zu machen. Schließ lich kam mau auch auf den Gedanken, daß die Warrants-Orders aus den Vereinigten Staaten her rührten in Anbetracht der erheblich besseren Ge schäftslage und der zunehmenden Aufträge an Eisen bahn- und Brückenmaterial, teilweise aber auch, um die gesunkenen Werte der Trusts usw. zu heben. Da die Hämatitlager in Cumberland, die Glasgower Warrantlager und auch die hiesigen Hämatit-Warrant lager zu gering waren, um große Operationen vor zunehmen, blieben nur hiesige Nr. 3 Warrants dafür übrig. Durch Aufkäufe und Preissteigerung derselben wurden die Preise anderer Qualitäten mitgezogen und hauptsächlich der Preis für Nr. 3 GMB beeinflußt. Anfangs sträubten sich die Hüttenwerke hier fast aus schließlich, ihre Erzeugnisse in die Lager zu senden, konnten es aber nicht überwinden, bei den verlohnenden Preisen und dem gänzlichen Ausbleiben von Be stellungen auf spätere Lieferungs-Warrants für spätere Abnahme zu verkaufen, denn je weiter hinaus, desto mehr ließ sich dafür erzielen, und so gaben sie schließ lich dem Drängen nach, in die Lager zu liefern. Das Endergebnis ist nicht ein größerer Absatz für den Verbrauch oder die Ausfuhr, sondern die Verminde rung der Lager bei den Hütten an Nr. 3 Eisen mit enormer Zunahme der Warrantlager. Je höher der Preis ging, desto geringer wurde das eigentliche Geschäft. Im ganzen vorigen Jahre ist nur eine Ladung, nämlich im Dezember 3150 tons Spiegeleisen, von hier nach den Vereinigten Staaten gegangen. Es sollen aber noch zwei Dampfer mit je 4000 tons Gießereieisen abgeladen werden. Man will auch wissen, daß die eine Ladung schon vor zwei Monaten bestellt ist, und die andere erst kurz vor Weihnachten. Derartige Ver-