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15. März 1905. Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. Stahl und Eisen. 367 Was die Vorgänge seit der letzten Hauptversamm lung anlangt, so möchte ich Ihre Aufmerksamkeit nochmals kurz in Anspruch nehmen durch eine Er wähnung des Gesetzes betreffend die Kosten der Prüfung überwachungsbedürftiger An lagen. Der Gesetzentwurf, über den Hr. Baurat Dr. ing. Peters schon in der letzten Hauptversamm lung die Güte hatte, eingehend zu referieren, ist in zwischen, wie Ihnen durch unsere „Mitteilungen“ bekannt gegeben, vom Abgeordnetenhaus angenommen, darauf jedoch vom Herrenhaus an das Haus der Abgeord neten und von diesem an die Kommission zurück gegeben worden. Wie in einer der sehr dankens werten Initiative des Hrn. Baurat Dr. ing. Peters zu verdankenden Eingabe der technischen und wirt schaftlichen Vereine der deutschen Industrie an das Abgeordnetenhaus mit Recht hervorgehoben wurde, hat es in den an den Beratungen beteiligten Kreisen, auch in denen der Industrie, vielfach an Klarheit über den Inhalt des Gesetzes und seine Tragweite gefehlt. Nachdem durch die Zurückverweisung der Vorlage an die Kommission des Abgeordnetenhauses Zeit für nochmalige Erwägung gewonnen ist, sprechen wir auch hier die Erwartung aus, daß das Parlament die in der erwähnten Eingabe ausgesprochene Bitte erfüllt, die dahin geht, gesetzlich festzulegen, daß über Art und Umfang der in die Polizeiverordnungen aufzunehmenden Anlagen sowie über die bei den Prüfungen dieser Anlagen aufzuwendenden Grundsätze Vertreter der Wissenschaft und Praxis gutachtlich zu hören sind, damit die Industrie nicht nachher auf den guten Willen der Behörden allein angewiesen ist. Von der Arbeitgeberorganisation, die, wie schon vielfach vorher, uns auch in der letzten Haupt versammlung beschäftigt hat, ist die erfreuliche Tat sache zu vermelden, daß der Zusammenschluß der beiden früher getrennt marschierenden Organisationen „Hauptstelle deutscher Arbeitgeberverbände“ und „Ver ein deutscher Arbeitgeberverbände“ sich inzwischen vollzogen hat. Dieser Zusammenschluß ist um so mehr zu begrüßen, als gerade jetzt mit Rücksicht auf die bei dem großen Bergarbeiterausstand gezeigte schwache Haltung der Regierung und mit Rücksicht auf die Unterstützung, die die Sozialdemokratie in den weitesten Schichten der den wirklichen Verhält nissen fremd gegenüberstehenden Kreise gefunden hat, für die Industrie wahrlich aller Grund vorliegt, der Zukunft mit Besorgnis entgegenzusehen und die Ent wicklung der allgemeinen Verhältnisse heute mehr als je zum Zusammenschluß der Arbeitgeber zur Abwehr gegen unangemessene Ansprüche drängt. Eine Frage, die uns demnächst im Verein noch beschäftigen wird, betrifft die Erzielung einheitlicher Bedingungen, unter welchen die Studierenden Tech nischer Hochschulen in den Werkstätten zur prak tischen Ausbildung zugelassen werden. Diese Be dingungen sind in jeder Maschinenfabrik andere und weichen so wesentlich voneinander ab, daß eine Ver ständigung dringend geboten erscheint. Hr. Kom merzienrat Laeis aus Zweibrücken hat angeregt, die Angelegenheit vor der Hauptversammlung des Vereins deutscher Maschinenbau-Anstalten als der hierzu ge eignetsten Stelle zu erörtern. Nach längerer Erörterung nimmt die Versamm lung zu dem folgenden Punkte der Tagesordnung „Handelsverträge“ nachstehenden Beschlußantrag einstimmig an: Durch den Inhalt der neuen Handelsverträge ist der Verein deutscher Maschinenbau-Anstalten um die Zukunft des deutschen Maschinenbaues, in welchem heute Hunderttausende von Händen ihren Lebensunter halt erwerben, in die größte Besorgnis versetzt. Schon bei der Vorbereitung des deutschen autonomen Zoll tarifs hat der Verein wiederholt die ungerechte Be handlung hervorgehoben, die der deutsche Maschinen bau durch die für die Maschinen festgesetzten Zoll tarifsätze erlitten hat, namentlich im Hinblick auf die Zollsätze für die benötigten Zwischenfabrikate. Ob wohl die damaligen Ausführungen des Vereins von keiner Seite Widerspruch erfahren haben, trat dennoch zur Bestürzung der deutschen Maschinenfabrikanten durch den Antrag von Kardorff und Genossen eine weitere erhebliche Verschlechterung der Maschinen zölle ein. Während als Folge dieser Vorgänge, wegen der verhältnismäßig niedrigen Einfuhrzölle, unser einhei mischer Maschinenbau zu einem großen Teil einerseits dem ausländischen Wettbewerb fast schutzlos preis gegeben ist, lasten anderseits auf den Maschinen, die aus Deutschland nach den Vertragsstaaten gehen, enorm hohe Zollsätze; sie machen ein Vielfaches des deutschen Zolles aus und betragen z. B. in Rußland bei einzelnen Warengattungen das 12- bis 18fache des deutschen Zolles. Gegenüber dem Hinweise, daß in der Vergangenheit trotz der auch damals schon be stehenden Ungunst der Verhältnisse der Außenhandel des deutschen Maschinenbaues sich verhältnismäßig befriedigend entwickelt hat, muß unserseits betont werden, daß inzwischen die Technik im Ausland ent sprechende Fortschritte gemacht hat und der große Vorsprung, der nunmehr dem ausländischen Wettbewerb dem deutschen Maschinenbau gegenüber durch die neuen Zolltarife eingeräumt ist, auch bei den größten An strengungen nicht wettgemacht werden kann. Wenn der Maschinenbau, der vermöge seiner hohen Arbeitslöhne für das wirtschaftliche Leben unserer Nation von größter Bedeutung ist, der Landwirtschaft die großen Vorteile, die sie durch die neuen Verträge erzielt hat, durchaus nicht mißgönnt, so darf doch nicht übersehen werden, daß die Kosten, die hierbei der Maschinenbau zu tragen hat, so groß sind, daß ein Rückgang der deutschen Maschinenindustrie als unausbleiblich zu bezeichnen ist, weil ihre Ausfuhr in der bisherigen Höhe unter den jetzigen schwierigen Verhältnissen nicht nur nicht aufrecht zu erhalten ist, sondern sie auch im Inland für den Ausfall keinen Ersatz zu finden vermag, vielmehr mit einer Beein trächtigung durch vermehrte Einfuhr fremder Fabrikate zu rechnen hat. Um ihre Beziehungen zum Auslande zu erhalten, werden die Fabrikanten zum Schaden des Nationalwohlstandes mehr noch, als dies bis jetzt der Fall war, gezwungen sein, die Fabrikation in das Ausland zu verlegen. Damit der gesamten deutschen Volkswirtschaft nicht allzu tiefe Wunden geschlagen werden, muß der deutsche Maschinenbau fordern, daß die Parität zwischen Landwirtschaft, Industrie und Handel wieder- her gestellt wird; der deutsche Maschinenbau muß aber auch, um nicht allzu schwere Erschütterungen zu er leiden, verlangen, daß ihm bei der Neuregelung der Handelsverhältnisse mit den übrigen Staaten eine der Gerechtigkeit entsprechende Berücksichtigung zuteil wird, und daß man ihm hinsichtlich der Tarifpolitik im Verkehrswesen wie in der gesamten Gesetzgebung größeres Entgegenkommen zeigt, als dies bisher bei den neuen Handelsverträgen der Fall war. Dieser Antrag wurde einstimmig angenommen und dabei dem Reichstagsabgeordneten Dr. Beumer- besonderer Dank für sein Eintreten für die berechtigten Interessen des deutschen Maschinenbaus ausgesprochen. Über eine Produktionsstatistik für den deutschen Maschinenbau berichtete sodann Dr. ing. S chr ö dter- Düsseldorf u. a. also: Bei vielfachen Gelegenheiten, besonders auch in den letzten Jahren während der Vorbereitungen zu dem Zolltarifgesetz und den Handelsverträgen, ist es als ein äußerst spürbarer Mangel empfunden worden, daß es uns nicht möglich war, die große Bedeutung,