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Unsere üeutsche Heimat. Der Stadt Hamburg im Spätherbst zu gedenken, erweckt eine Vorstellung oon feinem Nebel und rieselndem Sprüh regen, aber in der glitzernden Feuchtig keit blitzen unzählige Lichter, reden die Hellen Fenster mächtiger Handelshäuser oon rastloser Arbeit, erinnert das dunkle Nebelhorn an Schiffe und Fahrzeuge, Sie ihr Ziel suchen. Hamburgs Jahres zeit ist der Herbst, der Auftakt zu ueuem Schaffensdrang, denn diese Stadt kennt nur den Rhythmus der Arbeit. Sie ist ihr In halt, ihre Macht und ihr Stolz. Sie über wand alle Fährnisse ses geschichtlichen Wer degangs. So konnten Dänemarks Machtge- iüste Hamburgs Unab hängigkeit nicht unter graben, und die Fran- zosenbesetzung 1806 bis l814 sie nicht über winden, obgleich die Verhängung der Kon- f tinentalsperrc ihren Handel lange gefährlich schädigte. Schließlich brachte »er ungeheure Brand im Mai 1842 neue Ahreckenstaae, die etwa -0000 Menschen obdach- und mittellos nachten. Aber auch dieser Schlag wurde überwunden, und in prächtiger Auf wärtskurve verschaffte sich Hamburg un bestrittene Weltgeltung. Wer Hamburg kennenlernen will mit sen vielen, Eigenheiten vor anderen Großstädten, wer den richtigen Eindruck oon seinem See- und Handelslebcn, von seinem In- und Auslandsverkehr ge winnen möchte, darf nicht ziellos durch sie Straßen streifen. Jeden Fremden zieht xs zunächst an die Alster. Vom hanptbahnhof ist man in wenigen Mi nuten an der Lombardsbrücke, der Scheidewand zwischen Innen- und Außenalster. Am linken Alstcruscr be findet sich der Haarvestchuder Weg mit seinen prächtige» Villen, rechts St. Georg, Hohenfelde und Uhlenhorst. An der an« deren Seite der Brücke liegt die Jnncn- alster vor uns, dahinter Hamburg» Stadtbild. Die Türme der größten Kir> chcn und des Rathauses ragen auf. Gegenüber zieht sich der Jungfernstieg entlang, Hamburgs schönste und vor nehmste Promenade. Wenden wir uns der inneren Stadt zu, in der ein beson ders reges Leben pulst, so sind wir er staunt über den Kontrast zwischen den noch stehenden alten Häuschen und der nach 1920 entstandenen Riesenbauten, ir denen unzählige Handelsfirmen unterge bracht sind. Schlicht und ruhig stehen diese Neubauten vor uns; sie sind mit sinn vollen Reliefs ge schmückt. Im Innern sehen wir breite und würdige Treppenhäu ser, meist in Marmor und Kacheln gehalten. Das größte derartige Handelshaus ist das 1923 entstandene Chile haus. Beim Besuch des Ha fens gelangen wir znm Bismarckdenkmal, der bekannten Schöpfung Lederers. Gerade vor uns geht es in den Elb- tunnel, der nach Stein- wärder hinüberführt. 21 m unter dem Spie gel der Elbe liegt die Sohle des Tunnels, und in einer Länge von 450 m führen zwei unterirdische Straßen, für Fußgänger und Fahrzeuge, von einem Elbufer zum anderen. Wenn auch am oberen End« des Hafengcbietes noch drei gewaltige Brücken den Ver kehr vermitteln, so bildet der Elbtunnel doch die wichtigste Verkchrsverbindung. Einen Ueberblick über die Hafenan lagen Hamburgs, die in ihrer Gesamt- hrn 40,4 gkm ausmachen, erhält mar am besten durch eine Hafenrundfahrt. Allerdings muß man in Hamburg da mit rechnen, daß nicht jeden Tag die Sonne lacht. Der Fremde mag das als Schönheitsfehler anwrtchen, den von der Wasserkante Gebürtigen ficht es nicht an. Man muß Hamburg kennen, um seinen Reiz zu würdigen, man muß mit ihm verwachsen fein, nm cS zu lieben. Toni Saring.