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Einmal im Jahre erfaßt den deutschen Menschen etwas wie der heilige Friede. Das ist in der Zeit, wo am winterlichen Firmament die Sterne Heller und hoffnungS- froher zu strahlen scheinen, wo es in den Häusern nach Tannen und Wachs, nach Pfeffernüssen und Chriftstollcn duftet, und wo es die artigsten Kinder gibt. Das ist die frohe glückliche Weihnachtszeit. Da möchte jeder sein Haus verschließen, damit ibm die täglichen Sorgen und Mühen nichts anhaben, und er sich ganz in seinen häuslicken Weihnachtsfrieden einsühlen kann. Das ist die deutsche Weihnachtsstimmung, wie sie nur aufkommen und heimisch sein kann, wo das deutsche Gemüt Gottesglauben uud altgermanische Wintersonnwendmystik zum großen Fest der Liebe und der Freude verbindet. Schauen wir nur hinein in die Häuser, in die Familien, damit wir uns über zeugen, daß Weihnachten ein wirklich deutsches Fest als Ausdruck des deutschen Gemütes ist. Vom wiedererweckten bunten und lustigen Weihnachtsmarkt, vom Tannenbaum, dem Gabentisch bis zu den alten und doch immer wieder neuen Weihnachtsliedern weht uns deutsches Wesen, deur- scher Glaube und deutsche Freude entgegen. Deshalb hat auch Dr. Goebbels als der Betreuer und Bewahrer allen dektschen Kulturgutes Vorkehrungen getroffen, daß es ! kein deutsches Haus, keine deutsche Familie gibt, wo nicht der deutsche Weihnachtsbaum im Mittelpunkt des Weih nachtsfestes steht. Deutsche Volksweihnachten sind Wirk lichkeit geworden, nachdem durch den Nationalsozialis mus dem politischen, kulturellen und moralischen Zer setzungswerk des Bolschewismus Einhalt getan wurde. Es ist nicht nur der Weihnachtsbaum, der die deutsche Weihnachtsstimmung allein ausmacht, wenngleich er ihr äußerlicher Mittelpunkt ist. Er ist aber das Symbol des Weihnachtsglanzes, des Weihnachtsfriedens, die in die Herzen der deutschen Menschen eingezogen sind. Man hat das Weihnachtsfest wohl das Fest der Kinder genannt. Für sie ist es mit dem strahlenden Lichterbaum und dem reichen Gabentisch sicherlich das schönste Fest des Jahres. Wie viele von den Erwachsenen aber werden in der Weih nachtszeit wieder Kinder, glückliche, sreudebringendc, freudeempfangende, dankbare Kinder. Es ist der Wunsch und der Wille des nationalsozialistischen Staates, daß sich an diesem Charakter deutscher Weihnacht nichts ändert. Im Gegenteil, er soll erhalten, vertieft und so gestaltet werden, daß er alle Volkskreise innerlich erfaßt. Von der offiziellen Begrüßung des Weihnachtsmannes auf dem Tempelhofer Feld, vom öffentlichen Aufstellen der kerzen besteckten deutschen Weihnachtstanne bis zu dem unüber sehbaren Gabentisch des deutschen Winterhilfswerks mit den Millionen jener, die erst unter Adolf Hitler wieder den Sinn deutscher Weihnachtsfreude erfahren durften, zieht sich der Wille von Staat und Partei, dem deutschen Volk nicht nur das deutsche Weihnachtsfest zu erhalten, sondern es ganz wieder dem deutschen Gemüt anzupassen. Frohe Weihnacht drum allen, die den Geist der deutschen Weihnacht verstehen! i Auch die übrige Welt feiert Weihnachten, sie feiert es anders.als wir, sie feiert es zum großen Teil nur, weil es im Kalender verzeichnet steht oder feiert es in einer Form, die dem deutschen Gemüt nicht liegt, für die sich der Deutsche nicht begeistern kann. Es fehlt der übrigen Welt nicht nur das Sinnbild, es fehlt ihr der seelische Inhalt, das kindliche Gemüt, die vorhanden sein müssen, uni Weihnächten wirklich deutsch empfinden zu können. ! Mit dem deutschen Weihnachtsfest verbindet sich der Wille zum inneren wie zum äußeren Frieden. Deutsche Weihnacht ist Bekenntnis zum Frieden, ein Bekenntnis, das während der schweren Kricgsjahre seinen stärksten Ausdruck fand. Denn gerade während des Krieges offen- barke sich der Unterschied der Einstellung zum seelischen Inhalt des Weihnachtsfestes zwischen den deutschen und j den feindlichen Heeren. Wie oft haben unsere Gegner in ! Auswertung der psychologischen Einstellung der Deutschen ihre Angriffe gerade auf den Heiligen Abend oder den ersten Weihnachtstag gelegt. Damit brachten sie am sinn fälligsten ihr „Bekenntnis" zu der christlichen Weltbot- schast „Friede auf Erden" zum Ausdruck. Nicht in der papternen Festlegung christlichen Bekenntnisses liegt die Bedeutung der Beziehungen zwischen Staat und Kirche, sondern in dem Geist und in der Tat, wie sie sich inner halb eines Volkes lebendig entwickeln. Es nutzt einem Volk die feierlichste Mette nichts, wenn Tausende oder Millionen von Volksgenossen vom weihnachtlichen Geist „verspüren nicht einen Hauch". Und cs nutzt den Völkern das schönste Paragraphenwerk einer überstaatlichen In stitution über den Frieden nichts, wenn es den leitenden Staatsmännern an dem guten Willen fehlt, diese Frie densparagraphen innerhalb der nationalen Grenzen Tat werden zu lassen. Seit 19l8 führt man in den Staaten der Genfer Entente das Wort „Frieden" ständig im Munde, läßt es in jeder Verlautbarung — und ihrer sind Hunderttausende — mit und ohne Draht phrasenreich durch die Welt ver künden. Die Völker aber, die darauf bauten, sind vom ...ueren ww vom auveren Frleoen ferner denn fc. Leun Friede kann niemals dort gedeihen, wo mau Bündnisse mit den Mächten der Zerstörung, der Vernichtung, der Gottlosigkeit und der Unmoral schließt. Ein Blick auf die Landkarte zeigt uns besser denn die beste Genfer Proklamation, welche Kräfte für den Frieden und welche für die Vernichtung arbeiten. Wo man dem Bolschewis- mus, dem Genfer Verbündeten, die Tore öffnete, da wank ten die Kirchen, da lohten die Flammen des Umsturzes und des Krieges. Es ist kennzeichnend, daß man in den Ländern des Bolschewismus das Weihnachtsfest verbot; denn man-konnte keine Botschaft „Friede auf Erden" dul den, wo man die Weltrevolution organisiert. Es lohnt sich schon, die Völker und Kontinente zu be obachten, ob und wie sie Weihnachten feiern. - Ans der Form ihrer Weihnachtsfeiern wird man aufschlußreiche Nutzanwendung ziehen können auf ihre Einstellung zum wirklichen, ehrlichen Frieden. Die frohe Botschaft vom „Frieden auf Erden* ist allen Völkern verkündet; aber nur wenige sind bereit, sich ihr zä unterwerfen und für sie sich einzusetzen. Wenn heute in allen deutschen Fami lien die Weihnachtskerzcn entzündet werden, wenn die deutschen Weihnachtsliedcr erklingen und der Gabentisch gedeckt ist in der Hütte wie im Palast, dann soll jeder daran denken, daß wir ans frohem Herzen Weihnachten wieder feiern können, seitdem Adolf Hitler dazu die Vor- uuv;cyungen getanen hat. Er hat uns den Wert des Opfers erkennen lassen, er hat uns gezeigt, wie auS dem Opfer Liebe, Volksgemeinschaft und Volkstreue erwächst. Deshalb wollen wir die deutsche Weihnacht nicht missen, weil sie uns heute mehr denn je den Sinn der Engelsbot schaft in zeitgemäßer Form nahe gebracht hat: „Friede auf Erden!" ' Nürnberger Lebkuchen Wer in Nürnberg weilt, nimmt gern Nürnberger Lebkuchen als Andenken mit nach Hause. Ihr Ruhm dürfte mit der in den Wäldern der Umgebung blühen den Bienenzucht aufs engste Zusammenhängen. Nürnberg galt ja schon tn alten Zeiten als des Reiches Bienen garten. So verfügte es über das wichtigste Produkt, das zur Herstellung von Lebkuchen unentbehrlich ist, über den Honig, in großen Mengen. Nach den Brüdern Grimm geht die erste Silbe des Wortes Lebkuchen auf ein latei nisches Wort libum zurück, was soviel wie „Fladen" be deutet. In Nürnberg hieß aber der Lebkuchen vorüber gehend auch Leg- und Leckkuchen. Schon 1673 schrieb ein Schriftsteller „Von Nürnberg feind die besten Lebkuchen, wegen des Wassers und der Luft allda, denn man soll e an keinem anderen Ort so gut machen kann, wie solches schon zum öfteren ist pro biert worden." — Uebrigens bot Nürnberg als Mittel punkt des Handels auch hinsichtlich der nötigen Gewürze die günstigsten Vorbedingungen zur Bereitung der Leb kuchen. Eines der ältesten Rezepte der Lebkuchenherstel- lung ist aus dem 16. Jahrhundert im Germanischen Museum noch erhalten: „Ein Pfund Zucker, ei« halb Seidlein oder ein Achtelein Honig, vier Loth Zimmet, anderhalb Loth Muskattimpf, zwei Loth Ingwer, ein Loth Candamumlein, ein halb Quintlein Pfeffer, ein Liethäuflein Mehl. Mach eins fünf Loth schwer." Zwei hundert Jahre später hat ein Nürnberger Kochbuch, das den schönen Titel „Die aus dem Parnaß ehemals ent laufene vortreffliche Köchin" trägt und damit schon so gleich andeutet, daß die Nürnberger schon von jeher zu kochen verstanden, ein vielerprobtes Rezept der „Nürn- bergischen Lebkuchen oder Mandel-Pfefferkuchen" aufzu- weison: „Nehmet Farinmehl und Honig, jedes gleichviel, lastet beides über dem Feuer ein wenig zurgehen, mischet Gewürznegelein, Ingber, Pfeffer, Zimmet, Citronat, Citronen-Schelsfen, und ein gut Teil abgezogene Man deln, alles gröblichst zerstoßen und zerschnitten darunter, und zwar jedes nach Belieben, vermischet es wohl durch einander, wirket es mit Weizenmehl zu einem Teig ob, drucket selbigen in Formen, und lasset sie in einem Ofen abbacken, überstreichet sie dann mit Honigwaster, so sind sie fertig". Ehemals hatten auch die Bäcker Lebkuchen hcrge- stellt, aber bald war um die genannte Zeit ein eigenes „Lebküchnerhandwerk" entstanden, das vis um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in Nürnberg das ausschließ liche Recht der Lebkuchenbereitung besaß. Da aber nahm schon die Herstellung der Lebkuchen den Charakter der Fabrikation an. Es wurden riesige Massen abgesetzt: denn der Ruhm des „Nürnberger Lebkuchens" wuchs von Jahrzehnt zu Jahrzehut. Heute wird er in alle Wel» versandt. Las Märchen des MW. Von Werner Jansen. „Großmutter?" — „Ja, mein Kind?" — „Meyers drüben haben schon Licht, und wir sitzen noch im Dunkeln!" „Es ist doch gar nicht dunkel, es dämmert eben, und das ist die schönste Stunde am Tage für alle, die es nicht eilig haben. Es gibt Menschen, die fegen nur so durch die Welt, daß sie gar nicht mehr wissen, was der Tag alles bringt und was des Nachts alles leuchtet." „Ja, Großmutter, das sind die reichen Leute mit Automobilen und Gärten und Plüschsesseln und vielen, vielen elektrischen Lampen. Meyers sind auch reich; sie haben sogar einen Diener, der das Kurtchen den ganzen Tag in einem schönen Rollstuhl spazieren fährt, wenn es nicht regnet." Da mußte die Großmutter aber lachen, trotzdem es eigentlich nichts zu lachen gab. „Du dummes Kind", schalt sie freundlich, „Meyers würden alles, was sie haben, dran geben, wenn das Kurtchen dafür deine gesunden Glie der hätte. Gesundheit ist der größte Schatz, aber das wissen die meisten erst dann, wenn sie ihn verloren haben — was bei den Neichen meist etwas rascher geht. Die Tante Berta kocht heut abend wieder bei Meyers, und sie haben Suppe und Fisch und Braten und Gemüse und Pudding und Wein, und morgen früh sieht Herr Meher grün und gelb aus wie eine unreife Zitrone, und Fran Meyer liegt bis mittag im Bett mit nassen Tüchern auf dem Kopf, und wir haben heute Pellkartoffel und Hering und sind morgen vor Sonnenaufgang vergnügt und munter, ich stehe an der Waschbütte, und du gehst in deine schöne Schule. Siehst du, Lieselchen, das ist der ganze Unterschied, und ich sollte meinen, wir haben von der besseren Seite abbekommen." Klein-Liesel sah ein, daß Mehers nicht gerade das richtige Beispiel gaben. Großmutters Begierden anzu stacheln, aber sie gab nicht nach. „Gretel Benthin ist in den Ferien mit ihren Eltern in Italien gewesen", sagte sie, „das können wir nicht." „Was?" rief die Großmutter entrüstet, „bin ich nicht gestern abend mit dir vierspännig im Schlitten durch Nor wegens Wälder gefahren, die Schneekönigin an der Seite? Haben wir nicht vorgestern auf des Froschkönigs Hochzeit getanzt und gegessen, daß uns die Schwarte krachte, und hast du dir etwa den Magen daran verdorben oder einen Pfennig Geld dafür ansgebcn, müssen? Das nenn' ich Hausen und schmausen!" Der Großmutter saß ordentlich der Kopf höher, und ihre blauen Augen strahlten so siegreich durch die dämmer dunkle Kammer, daß Klein-Liesel wirklich für einen win zig kleinen Augenblick die nördlichen Schneekristalle an ihrer Nasenspitze fühtte. Das freute und ärgerte sie, sie zog ein Schüppchen und maulte: „Aber Großmutter, das zählt doch nicht! Das sind doch Märchen, und das kann doch jeder haben." Potztausend, da hättet ihr die Großmutter sehen mögen! „Jeder?" rief sic, „jeder? Ja, Kuchen! Das kann nnr erleben, wer cs sich cinbilden kann! Embilden, mein liebes Kind, das heißt, sich innen in seinem Her- . zen Lin Bild-machen, warm und lebendig von seinem erge--! nen Blut. Und wer das kann, der allein ist reich. Jetz^ schimpfst du gar auf die Märchen, und kannst nie zu Bet^ finden, ehe ich eins erzählt habe. Die Märchen, Kind, da sind Gottes Prüfsteine; daran erkennt er, ob jemand cur > lebendiges Herz hat, und das sind seine besonderen Lieb- i linge." > „Kommen denn die Märchen von Gott?" fragte da> , Lieselchen leise. Da mußte die Großmutter eine Zeitlang . l nachdenken. „Sie kommen beinahe von Gott", sagte sic l endlich. „Meine Großmutter hat sie mir erzählt, und die hatte sie wieder von ihrer Großmutter; ich glaube, die Märchen sind so alt wie die Welt. Die Hauptsache ist, daß sie Freude machen, und Freude gibt Kraft. Das ist eine alte Weisheit, aber nun hat unser Volk sie erst richtig erkannt." „O sieh nur, Großmutter", rief das Lieselchen plötz lich und fuhr am Fenster in die Höhe, „es schneit, es schneit!" Der weiße und der blonde Kopf drückten sich an die kleinen Scheiben, und die alten und die jungen Augen grüßten das schimmernde Wunder, daun aber seufzte die Großmutter, wandte sich schweigend ab und machte sich am Herde zu schaffen. Sie dachte daran, daß nun die großen und die kleinen Sorgen nicht von der Schwelle, weichen würden, bis die warme Frühlingssonne wieder schiene, daß Liesel aus Kleidern und Schuhen wüchse und daß Kohlen und Brennöl noch dringlicher würden als alles übrige. Ausgaben und Einnahmen hielten sich eben gerade die Waage, aber der Winter warf alle Rechnungen über den Haufen, wie es Krankheiten tun. Und ohne es zu wissen, beendete sie ihre trüben Gedanken laut: „Da muß schon ein Märchenprinz kommen und Stiefel und Röcke bringen." „Gibt's denn auch neue Märchen?" fragte Liesel so-i gleich. „Gretel Benthin sagte, ihre Mutter hätte gesagt, es gäbe keine Wunder." „Keine Wunder? Die dumme Göre!" schnaubte die Großmutter ganz aufgeregt. „Es gibt nichts als Wunder, heute mehr als je! Ach, Kind, da jammere ick um ein -paar alte Stiefel und bin mit nackten Füßen durch eine Not geschritten, die du dir niemals in deinem Leben aus denken kannst, und mit mir die ganze Stadt und das. ganze weite Land. Wir waren so arm und so verhungert, daß es selbst die steinernen Herzen drüben in Amerika er barmte, und sie schickten Pakete mit Brot und Fleisch über das wilde Meer, und wir haben doch selbst ein großes, reiches Vaterland. Aber es hat eben keiner mehr geglaubt, daß wir es hatten! Da kam ein einfacher Soldat aus dem großen Kriege und zeigte es jedem, bis sie es alle j glaubten, und mm gehört ihm Deutschland mehr, als es je einem König gehört hat. Ist das kein Märchen? Und nach Berlin, wo die Hölle los war, und sie am aller wenigsten glauben wollten, weil das gerade keine Mode war, nach Berlin kam einer seiner Helfer, der Doktor, und redete alle zusammen wie Mus und gewann die Her zen und den Glauben — ist das kein Wunder?" „So, jetzt ist die Laterne draußen an, jetzt rücken wir den Tisch ans Fenster und pellen die Kartoffeln und haben das billigste und schönste'Licht." Pellkartoffeln blähen ein bißchen, das weiß ein jeder, und dem Lieselchen liefen des Nachts die Träume wie feurige Räder durch den Kopf. Da tanzte die Gänsehirtin mit dem Däumling, der Rattenfänger von Hameln mit dem Rottkäppchen, das Aschenputtel mit Hans im Glück, und der Froschkönig quakte einen Walzer dazu. Das war gewiß eine merkwürdige Nacht, aber am Morgen, als die Sonne ausgehen wollte und das Lieselchen in die Schule lief, daß die Zöpfe flogen, da war es noch viel merkwürdiger. Erwachsene Leute liefen uyrhcr wie die Kinder, sie lachten einander an uüd hatten Augen wie Sterne, und auf der Brust, links an der Seite, baummel- ten ihnen bunte Figürchen, und Klein-Liesel blieb vor Staunen am Schultor stehen, trotzdem die Glocke läutete, denn die bammelnden Püppchen bei den lachenden Men schenkindern, das waren ja die Märchen selber, all die tanzenden Märchentraumgestalten dieser Vorwinternacht. Die Großmutter machte einen zierlichen Knicks und zu dem alten, guten Amtsrat Schellbach, sie traf ihn vor der Tür, und er lachte über das ganze liebe, kluge Gesicht, heftete ihr einen Däumling mit Siebenmeilenstiefeln an das linke Schürzenband und sagte: „Ist das nicht ein Märchen, daß ganz Deutschland zusammensteht und ein ander hilft?" Die Großmutter machte einen zierlichen Knicks und antwortete als ein rechter Schelm, der sie war: „Es ist gut, daß es noch arme Leute gibt. Ohne Armut kein Wohltun, und ohne Wohltun keine Menschlichkeit." Da konnte der alte Amtsrat nicht anders, er mußte sich nicderbeugen und der Großmutter die Hand küssen. Es schmeckte etwas nach Seife, aber der Nmtsrat machte ein glückliches Gesicht und pfiff ein Frühlingslied unter wegs, und die Leute, die ihn kannten, sahen ihm lächelnd nach.