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in Köthen. St. 7045. in Zittau und Kissingen. Beim Tode seines Vaters kehrte er nach Sachsen zurück, um die Sorge für seine Geschwister zu übernehmen. Zwei Jahre war er in Dresden als Leiter einer Apotheke, richtete dann in Nizza die „Pharmazie du Nord" nach deutschem Muster ein, und war weiter in Dresden und Freiburg i. Br. tätig. Nach langen Wanderjahren fand er dauernde Tätigkeit als 1. Apotheker der Löwen-Apotheke zu Dresden, bis ihm 1915 die Konzession zum Betriebe einer Apotheke in Leipzig erteilt wurde. So gründete er im Kriegswinter 1915 die Petri-Apotheke, mit der sein weiteres Leben aufs engste verwuchs. 1907 hatte er sich mit Katharina Freyburger, Dekanstochler aus Speyer a. Rh., verheiratet. Ein Sohn und eine Tochter erwuchsen diesem glücklichen Bunde. Viel Glück und Segen war ihm in seinem Hause auch sonst beschert. Kannegießer sah in seinem Beruf einen ihm anvertrauten heiligen Dienst. So nahm er sich der Ausbildung des ihm anver- Irauten Personals mit besonderer Liebe an, der eigenen schweren Lehrjahre tief eingedenk. So wurde er Freund und Berater für viele, die ihn aufsuchten. Seine Apotheke war nicht nur ein Ge schäftsbetrieb. So durfte er doch auch an dem äußeren Gedeihen seiner Arbeit Freude und Segen erleben. Ein tief frommer Mensch, der unter manchen Schicksalen geläutert und gereift war, begegnete er den anderen mit stets hilfsbereiter Güte, die sich gern mit anderen sreute, dabei nicht minder eine offene Hand und ein offenes Herz für ihre Nöte hatte. Am kirchlichen Leben nahm er als Kirchen vorstand der Petersgemeinde tätigen Anteil und schämte sich seines Glaubens nicht auch in der Anfechtung. Mit besonderer Liebe aber widmete er sich der Mitarbeit am Leipziger Missionshaus und ihrer Heidenmission. Weithin war sein Name bekannt, und wenn die Missionare heimkehrten, war einer ihrer ersten Wege der in die Petri-Apotheke. Gern nahm er an dem Ergehen der anderen teil, ganz ebenso aber an allem Edlen, Guten und Schönen, das ihm im Leben begegnete. Seiner Fürstenschule und den alten Schulkameraden hielt er unerschütterliche Treue. Mitten im mühe vollen Schaffen der Kriegszeit, die ihn der Hilfe seiner Mitarbeiter beraubte, wurde er zu Weihnachten 1939 von einer Lungen entzündung befallen und ging am 2. Januar 1940 heim. Bei seiner Bestattung kam ohne alles Rühmen der Dank für dies reich ge segnete Leben zum ergreifenden Ausdruck. „Sie haben einen guten Mann begraben, und uns war er mehr", so klang es Wider in vieler Herzen neben dem Bekenntnis der Epiphanie dessen, der in seinem Leben Gestalt gewonnen hatte: „Wir sahen seine Herrlichkeit" <Joh. 1, 14). Nach Mitteilungen des Sohnes, Ingenieur Wilhelm Kannegießer