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UNIVEPSIETS Für dfe Wissenschaft, die dem Soultt. UN I VE RS ITAT5Z EITU NG KARL MARX UNIVERSITÄT ORGAN DER SED -KREISLEITUNG LEIPZIG 13. 6. 1968 12. JAHRGANG 15 PFENNIG Schülerzirkel am Physikalischen Institut Eine wertvolle Form der Studienwerbung stellen die Schülerzirkel dar, die seit andert halb Jahren am Physikalischen Institut ver anstaltet werden. In den Zirkeln wird ver sucht, den Teilnehmern eine klare Vorstellung über den Ablauf der beiden Studienrichtun gen mit dem Ziel Lehrer für Physik und Mathe matik und dem Ziel Diplomphysiker zu geben. Die Teilnahme an diesen Zirkeln ist eine Auszeichnung für leistungsmäßig gute Schü ler, denen Gelegenheit gegeben wird, das reine Schulbuchwissen nach der experimen tellen Seite in einer Weise zu ergänzen, wie es im normalen Schulbetrieb nicht möglich ist. Sie lernen an einigen Beispielen moderne physikalische Geräte kennen, die zur Erfor schung aktueller physikalischer Probleme im Einsatz sind. Dadurch erhalten sie eine Vor stellung von der Arbeitsweise eines Wissen schaftlers. Die Zirkel festigen mathematische und physikalische Grundsätze, Grundkennt nisse, die für ein erfolgreiches Studium Vor aussetzung sind. Die Schüler haben die Mög lichkeit, selbst Experimente auszuführen und nutzen dabei die zahlreichen Möglichkeiten eines modernen physikalischen Instituts. Bei spielsweise unternehmen sie unter Anleitung von prominenten Wissenschaftlern Versuche mit verflüssigten Gasen, mit dem Spektral apparat, mit Hochvakuumapparaturen usw. Höhepunkt dieser Physikzirkel sind die mehr mals im Jahr stattfindenden Experimental vorträge, bei denen Prof. Dr. Holzmüller phy sikalische Experimente vorführt. Foto: HFBS (Diez) Starke Beachtung fand in der vergangenen Woche n der Fachrichtung Chemie und an allen Fach richtungen, die eine Chemieausbildung einschlie ßen wie Biologie, Medizin, Tierproduktion, ein Flugblatt der Expertengruppe Chemie. Unter der Losung „Gedanken zur Hochschulreform - sofort aufgreifen — gründlich beraten — unverzüglich in die Tat umsetzen!" fordern die Mitarbeiter der Expertengruppe alle Angehörigen der interessierten Bereiche auf, zum vorliegenden Programm ihre Meinung zu äußern und an der weiteren Vervoll kommnung aktiv mitzuarbeiten. Die Expertengruppe nennt im Flugblatt noch einmal die Ausgangspunkte ihrer Arbeit, umreißt die Ziele und unterbreitet ihre Vorschläge. Dazu gehören: — Konzentration aller Forschung»- und Lehrkapa zitäten des Wissenschaftsbereiches Chemie in der geplanten Sektion und damit die Übernahme der gesamten Chemieausbildung an der Karl-Marx- Universität; — ein Grundstudium in drei Richtungen, nämlich für Chemiker, Biochemiker und Kristallographen; für Lehrer; für naturwissenschaftlich-biologische Fachrichtungen; — Sicherung der wissenschaftlich-produktiven Tä tigkeit durch Eingliederung aller Studierenden in Forschungsgruppen spätestens mit Beginn des Fachstudiums, durch Vergabe von Forschungsteil aufträgen aus dem Forschungsprogramm der Sek tion an Kollektive von Studenten und Wissen schaftlern; durch Verstärkung der unmittelbaren Praxisbeziehungen zu Chemiebetrieben, verbunden mit Leitungsaufgaben. für Studierende. Weitere Vorschläge betreffen den Inhalt des Fach- und Spezialstudiums und die Konzentration der Forschung, wobei die Expertengruppe für jedes Forschungsgebiet einen Vertragspartner aus der Praxis vorgesehen hat. OFFENE FRAGEN Abschließend heben die Verfasser des Flugblat tes eine Reihe von Problemen hervor, zu denen bisher nur ungenügend ausgereifte. Vorstellungen vorhanden sind und zu denen sie ganz besonders an den Ansichten aller Mitarbeiter und Studenten interessiert sind. Sie stellen folgende Fragen: — Wie können wir die wissenschaftlich-produktive Tätigkeit schon im Grundstudium sichern? — Welche neuen Lehrmethoden lassen sich anwen den? — Wie kann die Weiterbildung verbessert werden? -Wie kann die klassenmäßige Erziehung der Stu denten verbessert werden? Zumindest aus dem Bereich der chemischen In stitute erfuhren wir schon, von einer regen, leben digen Diskussion über diese Fragen. Wie wichtig eine solche Information ist, zeigt auch die Reso nanz iri verschiedenen Werkstättenbereichen der Institute, wo die Arbeiter gründlich die Anforde rungen der aufgeführten Vorschläge auf jeden ein zelnen untersuchten und sich bereits Gedanken über eventuell notwendig werdende neue Qualifi zierungen machten. In ähnlicher Weise wendete sich am Montag die Expertengruppe Sozialistische Betriebswirtschaft an die Öffentlichkeit der beteiligten Fakultäten. Un- Flugblatt und die letzte Ausgabe der UZ mit den Modellen der Sekion ist bereits vielerorts Gegen stand gründlicher Überlegungen und Beratungen. EXPERTEN VOR STUDENTEN An der Medizinischen Fakultät fanden in den letzten acht Tagen Instituts- und Klinikversamm lungen zur Beratung und Entwicklung von Va rianten und Teilvarianten einer komplexen Wis senschaftseinheit Medizin statt. Ein genauer Plan sichert, daß Mitglieder der Expertengruppen die Studenten aller Studienjahre in Lehrveranstaltun gen mit den bisherigen Vorstellungen zur Hoch schulreform vertraut machen. Darüber hinaus be reiteten die Leiter der Erzieherkollektive alle Be treuerassistenten auf entsprechende Gespräche mit den Studenten vor. Alle Mitarbeiter des Instituts für Marxismus- Leninismus fanden in den letzten Tagen in ihrer Post einen vom Direktor des Instituts Prof. Dr. Lothar Mosler, Mitglied der Expertengruppe Mar xistisch-leninistisches Grundlagenstudium, unter zeichneten Brief vor, der sie über den Stand der Arbeit der Gruppe informiert und alle Instituts angehörigen auffordert, nach schöpferischer Dis kussion die angeführten Vorschläge zu präzisieren oder über bestimmte Varianten zu befinden. Zunächst teilte Prof. Mosler mit, daß sich die Ex pertengruppe nach den vor allem durch den UZ- Beitrag von Prof. Steußloff und Dr. Harder aus gelösten Diskussionen nun doch für eine eigene Sektion Marxistisches Grundlagenstudium ent schieden hat, in der den Aufgaben in Ausbildung und Erziehung das Primat zukommt. Motiv für diese Festlegung ist die Wahrung der aus den Auf gaben des Grundlagenstudiums erwachsenden spe ziellen Verantwortung. Der Vorschlag fordert eine einheitliche Program mierung der Lehre aller vier Grundlagendiszipli nen um einen Lehrprozeß zu gestalten, in dem die wissenschaftlich-produktive Tätigkeit Grund prinzip der Lehre und Eckpfeiler der Erziehung sein kann und der eine organische Verbindung mit den „politisch-praktischen und propagandisti schen Aktivitäten“ der FDJ gestattet, die bisher oft neben dem Grundlagenstudium standen. EIGENES FORSCHUNGSPROFIL? Prof. Mosler bittet alle Mitarbeiter zu prüfen, ob die Sektion ein eigenes Forschungsprofil ent- wickeln oder abrechenbare Teilaufgaben aus grö ßeren Projekten angrenzender Sektionen überneh men soll. Neben Gedanken zur inneren Struktur und zur Leitung der geplanten Sektion enthält der Brief noch die Überlegung Intensivkurse für Ky bernetik, Organisations- und Leitungswissenschat- ten, Soziologie, aber auch Sprachen u. a. als feste Formen postgradualer Weiterbildung zu schaffen ggMn- - Oben: Aus dem Flugblatt der Expertengruppe Chemie — Unten: Aus dem Brief des Direk tors des Instituts für Marxismus-Leninismus. wem Expertengruppen fordern alle zum Meinungsstreit studiereaden berate« werd»». Werte’ üenossianea und Genossen l " " Auf der Grundlage der Gedanken des Hektors zur Verwirklichung der Hochschulreform an der Karl-Marx-Hniversität vom 23. 5. 1963 wende ich mich an alle Mitarbeiter unseres Institutes mit der Aufforderung, an der Beratung und Vorbereitung der erforderlichen Umgestaltung im Bereich unseres Institutes aktiv teilzunehmen. FLUGBLATT "l"T. Um auf dem Wege zur Sektionsbildung ohne Zeitverzug ans Ziel zu gelangen, wenden sich, die Mitarbeiter der Expertengruppe CHEMIE an alle Wissenschaftler, .Studenten, Arbeiter und Änge stellten, sich aum vorliegenden Programm kritisch zu äußern und Vorschläge für seine Vervollkommnung zu unterbreiten 1 Die Vorseh] *-• sollen ar Uber den Fortgang der Arbeit zur Hochschul reform an der Karl-Marx-Universität In der vergangenen Woche traten erneut die EX- X>ertengruppen und Mitarbeiter der Stabsgruppe beim Hektor zusammen. Mit diesen Beratungen begann die zweite Etappe der Hochschulreform an der Karl- Marx-Vniversität. In den letzten Wochen erarbeiteten die Experten gruppen in ihren ersten Materialien Grundgedanken zur prognostischen Entwicklung der Wissenschaftsdis ziplinen, die perspektivischen Aufgaben der Ausbil dung und Weiterbildung, die grundsätzliche Orientie rung der Forschung auf strukturbestimmende gesell schaftliche Bereiche, die wissenschaftlich-inhaltliche Profilierung der komplexen Wissenschaftseinheiten und Vorstellungen zum Planungs- tmd Leitungs system dieser Einheiten. Aus der Erarbeitung dieser Materialien ergeben sich eine Reihe politisch-ideolo gischer Probleme und die inhaltliche Aufgabenstel lung für die nächste Arbeitsetappe bis zum 17. Juni, die in den Beratungen der vergangenen Woche fixiert wurden. So ergab sich für die komplexen Wissenschafts einheiten sozialistische Betriebswirtschaft sowie Lei- tungs- und Organisationswissenschaften die Notwen digkeit, den Inhalt verschiedener Aufgaben unterein ander exakt abzustimmen. Die Expertengruppe Che mie veranlaßte die Erweiterung ihrer Gruppe zur Abstimmung mit den in der Lehre zu bedienenden Wissenschaftseinheiten wie z. B. Biologie, Medizin, Tierproduktion u a. Die Expertengruppe Leitungs- und Organisations wissenschaften nimmt gegenwärtig eine Grobbilan zierung der von ihr geforderten Lehrverpflichtungen vor. Schon jetzt ist abzusehen, daß diese Wissen schaftseinheit angesichts der Fülle der Anforderun gen einer starken Konzentration auf Bedienung der übrigen Universitätsbereiche und die Weiterbildung von Führungskräften der Wirtschaft bedarf. Die Gruppe Arbeitswissenschaften, in der sich eine effektive Kombination von Natur- und Gesellschafts wissenschaften-anbahnt, arbeitet am Einbau von Aus tauschblöcken in die Pläne der arbeitswissenschaft lichen Grundausbildung für verschiedene Fachrich tungen. Als mehr oder weniger allgemein auf tretendes ideo logisches Problem beim gegenwärtigen Stand der Hochschulreform erweist sich, daß nicht überall kon sequent genug von den Erfordernissen des entwickel ten gesellschaftlichen Systems des Sozialismus aus gegangen wird, sondern stattdessen Aspekte der wis senschaftlich-technischen Revolution manchmal ein seitig überbetont werden. Daraus resultiert z. B., daß fast alle Expertengruppen in diesen Tagen noch vor der außerordentlich dringlichen Aufgabe stehen, ver stärkt Vertreter der Praxis in ihre Arbeit einzube ziehen bzw. schnellstens die notwendigen inhaltlichen Voraussetzungen dafür zu schaffen. Bestimmte Kreise der Universitätsangehörigen, darunter vor allem Arbeiter und Angestellte, aber auch der wissenschaftliche Nachwuchs wurden bisher nicht überall ausreichend aktiv in die Überlegungen einbezogen. Verschiedene Expertengruppen wie Che mie, Betriebswirtschaft und Marxistisches Grund lagenstudium haben sofort Maßnahmen eingeleitet, um diesem Versäumnis wirksam zu begegnen (vgl. unseren Bericht oben). Rege, lebendige Diskussion auch unter den Ar beitern und Angestellten der Chemischen Instiute Direkte Einbeziehung der Öffentlichkeit auch bei Medizin und Betriebswirtschaft Ausbildung und Erziehung behält das Primat in der künftigen Sektion Marxistisches Grundlagen studium Gedanken zur Hochschulreform — sofort aufgrei fen — gründlich beraten — unverzüglich in die Tat umsetzen Das Bild der Universität gewinnt Gestalt