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Internationalen Klassenkampf die dem Im perialismus innewohnende Tendenz für Aggressionskriege überwunden werden kann, das ist die Verhinderung des Wettrüstens und die Durchsetzung der Abrüstung. In diesem Prozeß haben wir jetzt jene Stufe erreicht, die dem XX. Parteitag der KPdSU und den Teilnehmern der Moskauer Beratung im November 1957 die Feststellung erlaubte, daß infolge der Überlegenheit des sozialisti schen Weltsystems und des Kampfes aller friedliebenden Völker es keine schicksalshafte Unvermeidbarkeit von Kriegen mehr gibt, daß ein neuer Weltkrieg abwendbar ist und gegenwärtig durch eine totale Abrüstung der Krieg bereits vollständig aus dem Leben der Völker verbannt werden kann. * Im Sommer 1959 zog die Sowjetunion aus den über vierzig Jahre währenden Abrü stungsverhandlungen mit den Westmächten die Schlußfolgerung, daß man an diese Frage von einem grundsätzlich neuen Standpunkt herangehen muß. Sie zog dabei in Betracht, daß der Boden für Aggressionskriege im Im perialismus zwar bestehen bleibt, solange es Imperialismus gibt, aber infolge des in den Jahren 1956/57 offen zutage getretenen neuen Kräfteverhältnisses, daß bereits die klare Überlegenheit des sozialistischen Weltsystems gepaart mit dem Friedenskampf aller Völker dokumentiert, nun auch die reale Möglichkeit besteht, nicht nur die imperialistischen Aggressoren in die Schranken zu weisen — das lehrt bereits die gescheiterte Suezaggression im Oktober 1956 —, sondern jetzt als reale Kampflosung die Forderung nach allgemeiner und vollständiger Abrüstung und damit die Verbannung des Krieges aus dem Leben der Völker überhaupt zu stellen. Die Sowjetunion berücksichtigte dabei auch die Tatsache, daß alle bisherigen Bemühun gen, eine Teilabrüstung bzw. regionale Teil lösung zu erzielen, scheiterten, weil die West mächte, nachdem die Sowjetunion deren Vor schläge im Interesse realer Abrüstungsschritte akzeptiert hatte, ausnahmslos von ihnen wie der abrückten und sie verleugneten. Von großer Bedeutung war ferner, daß der aggressive deutsche Imperialismus und Mili tarismus in Westdeutschland mit Hilfe der USA wiedererstanden war, in der NATO offen Führungsanspruch erhob und nach Atom- und Raketenwaffen griff, um einen atomaren Re vanchekrieg zu entfesseln. Auf der Grundlage dieses neuen' Kräftever hältnisses entwickelte die Sowjetunion als konkretes Kampfprogramm für eine dauer hafte Friedenssicherung den am 18. Septem ber 1959 der XIV. Vollversammlung der Ver einten Nationen unterbreiteten Plan einer all gemeinen und vollständigen Abrüstung im Verlaufe von vier Jahren. Hierdurch wurde ein historischer Wende punkt in der Abrüstung und damit des end gültigen Sieges der Friedenskräfte über die des Krieges eingeleitet. Das Echo war so ge waltig, daß die Vollversammlung einstimmig beschloß, den sowjetischen Vorschlag als Ar beitsrichtlinie für den zwischen der Sowjet union den USA, England und Frankreich im August 1959 vereinbarten Zehn-Mächte-Aus- schuß zu bestätigen und auf dieser Basis Grundsätze eines Vertrages über allgemeine und vollständige Abrüstung zu erarbeiten und die Ergebnisse der XV. Tagung der Vereinten Nationen im Herbst 1960 vorzulegen. Dieser Beschluß sowie die Bildung des Zehner-Aus schusses aus je fünf sozialistischen und NATO-Staaten war zweifellos ein gewisser Fortschritt. Angesichts der wachsenden Entspannung und um für die bevorstehende Abrüstungsver handlungen eine günstige Atmosphäre zu schaffen, beschloß die Sowjetunion am 15. Ja nuar 1960 erneut, einseitig ihre Streitkräfte um ein Drittel zu reduzieren, d. h. von 3 632 000 auf 2 423 000 Mann. Die aggressiven Kreise vor allem der USA und Westdeutschlands versuchten jedoch mit allen Mitteln, eine Entspannung aufzuhalten und betrieben, wie Chruschtschow auf der jetzigen XV. Tagung der Vereinten Nationen feststellte, in den seither verflossenen 365 Ta gen systematisch eine Politik der Sabotage jeglicher Abrüstungsschritte. Diese Sabotage und auf provokatorische Verschärfung der in ternationalen- Lage orientierte Politik begann zunächst damit, daß die Westmächte dauernd einen Aufschub des Zusammentritts des Zeh nerausschusses verlangten und auf diese Weise den Verhandlungsbeginn um rund sechs Monate verzögerten. Als dann endlieh der Aus schuß im April 1960 in Genf zusammentrat, versuchten sie den Auftrag der Vereinten Na tionen dadurch zu umgehen, daß sie wieder um eine Kontrolle ohne Abrüstung verlangten. Frankreich forderte, daß die Vernichtung der Kernwaffenträger nicht, wie im sowjetischen Plan vorgesehen war in der dritten, sondern am Anfang der ersten Etappe stehen müsse. Sie spekulierten, damit, daß die Sowjet union, die eindeutig auf diesem Gebiet über legen ist, ablehnen würde. Diese überarbeitete jedoch ihren Plan und entsprach der franzö sischen Forderung. Allerdings verband sie da mit die Forderung, daß die Vernichtung der Kernwaffenträger auch mit der Liquidierung der Militärstützpunkte im Ausland gekoppelt sein müsse, denn sonst würden einseitige Vor teile für die USA entstehen, da diese über zahlreiche Militärstützpunkte rund um die So wjetunion verfügen und von hier aus Provo- - kationen gegen die Sowjetunion starten kön nen. Die Sowjetunion wollte diese neuen Vor- • Schläge auf der für die am 16. Mai in Paris anberaumte Gipfelkonferenz vorlegen. Da die USA durch ihre aggressiven Handlungen die Konferenz torpedierten, unterbreitete Chru schtschow sie am 3. Juni der Weltöffentlich keit. Nehru bezeichnete diese Vorschläge als „einen ehrlichen Schritt vorwärts“ und fuhr fort: „Ich meine, das ist eine gute Annähe rung.“ Die Westmächte waren sozusagen fassungs los. Im Zehnerausschuß machte sich das in der Weise bemerkbar, daß sie sich trotz mehr facher Aufforderung der Sowjetunion zunächst fast zehn Tage in Schweigen hüllten. Eng- 1