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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 4.1960
- Erscheinungsdatum
- 1960
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196000003
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19600000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19600000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 4.1960
-
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Band 4.1960
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Erfolgreiches Gespräch Leipziger und Marburger Wissenschaftler zur Lebensfrage nationale Selbstbestimmung Wir tun, was Schröder fürchtet — und bleiben im Gespräch Muß man immer wieder über Grundfragen sprechen? Börbel Oskandi, FDJ-Gruppenlei- terin der Gruppe Deutsch/Franzö- sich 1/1 stellte im Zusammenhang mit den FDJ-Wahlen die Frage: Ich sehe nicht ein, warum wir im- mer wieder die sogenannten „poli tischen Grundfragen" diskutieren sol len. Ist denn das unbedingt notwen dig? Was soll denn dabei heraus kommen? Wenn wir deine Fruge beant worten, wollen wir zunächst eine Gegenfrage stellen: Was sind ; denn überhaupt „politische • Grundfragen"? Und du wirst sa- ! gen, daß das die Fragen sind, die • uns und unsere Zukunft am mei- : sten berühren. Also: Wie wird es i weitergehen in Deutschland, ist • der Militarismus in Westdeutsch land wirklich so gefährlich, wie ■ kann man den Militarismus schla- ■ gen, was kann ; man tun, um ; den Frieden zu erhalten, wohin ; geht die Ent- • Wicklung in der : Welt, wie wird unsere Zukunft ; aussehen? Du bist sehr dafür, daß auf diese Fragen eine Antwort er teilt wird und daß man in Zei tungsschauen usw. über die wich tigsten politischen Fragen spricht, aber du findest es langweilig und ■ überflüssig, immer wieder davon j zu sprechen. Du siehst aus der Aufzählung, ■ daß die „Grundfragen" Lebens fragen für alle Menschen und be- ; sonders für unsere Generation • sind, keiner kann z. B. an der : Frage Krieg oder Frieden teil nahmslos vorübergehen. Aber es geht ja nicht nur darum. Fragen ; aufzuwerfen. Das Studium des ; Marxismus-Leninismus, der Be schlüsse von Partei und Regie- : rung vermittelt auf die Fragen ■ klare Antworten. Die im Deutsch landplan des Volkes und in der ; Programmatischen Erklärung des ■ Vorsitzenden unseres Staatsrates ; dargelegten Gedanken zeigen letz ten Endes auch, was wir tun kön- ! nen und müssen, um den Milita- ; rismus zu schlagen und den Frie- • den zu erhalten. Durch größte Studienleistungen auf der Grund- ; läge eines persönlichen Kompas- • ses und sozialistischer Gemein- • Schaftsarbeit in den Studiengrup pen können auch die Studenten ■ mithelfen, unsere Bepublik, und damit die Kräfte des Friedens, zu ; stärken, Gute Deutsch- und Fran- • zösisch>ehrer — liebe Bärbel — : nassen dem Militarismus nicht ■ ins Konzept, weil sie mH Becht ■ Angst davor haben, daß unsere sozialistische nolvtechnische Schule ; zum Vorbild für ganz Deutschland ! wird. Aber — und das leuchtet dir si- ■ eher ein - wollen wir alle Freunde dafür geuünnen, höchste Studienleistungen zu erreichen, sich selbst das höchste Ziel zu stellen und wirklich auch vorbild lich in der Studiendisziplin zu sein, dann müssen wir natürlich in der Gruppe immer wieder be harrlich jede Unklarheit klären, alle Freunde vom Haß gegen die verbrecherischen Kriegspläne der Militaristen durchglühen. Des halb muß man immer wieder über politische Fragen sprechen. Natürlich kommt es dabei auf das „Wie" an. Viele Gruppen ha ben das in der Wahlperiode for mal gemacht; Die politischen Fra gen wurden oft oberflächlich und ohne Leidenschaft behandelt. Man spürte nicht das Anliegen, sich wirklich Klarheit zu ver schaffen, lustlos und ohne gründ liche Sach kenntnis wurde diskutiert, weil man meinte, daß das ja nur von „oben“ so angeordnet war und weil ja so wieso alle Fragen „klar“ sind. Bei einem solchen Vorgehen ■ fehlen natürlich echte Schlußfol gerungen für die Arbeit der : Gruppe. Im Gegenteil — Studien- ■ disziplinverstöße, mangelnde Stu- ■ dienintensität, weiche Pläne und ; Egoismus werden in keinerlei ■ Zusammenhang mit den so wich- ! tigen politischen Fragen gebracht. In deiner Gruppe gibt es doch : selbst solche Beispiele, daß der ; Zusammenhang zwischen Politik : und Studium noch nicht begriffen : wird. Am vorletzten Sonnabend ■ erschienen von 14 Freunden nur : vier zur polytechnischen Ausbil- 2 düng im Betrieb. Mag sein, daß ; ein Teil der Freunde krank war, j aber ganz offensichtlich haben : einige Freunde aus Bequemlich- ■ keif die Studiendisziplin verletzt • und sind einfach nach Hause ge- ; fahren. Meinst du, daß diese ; Freunde ihren Auftrag als Stu- : denten begriffen haben, meinst ; du, daß sie wissen, daß auch sie ■ dazu beitragen können, den für ! uns alle, also auch für sie so ver- : derblichen westdeutschen Milita rismus zu schlagen? So zeigt sich bei uns das Verständnis der poli- ■ tischen Grundfragen ganz kon- • kret. Wir sind den Freunden nicht : böse, wenn sie es noch nicht wis- ; sen, aber sie müssen im Laufe des Studiums begreifen, daß das Stu dium. für das unser Arbeiter und- ■ Bauern-Staat soviel Geld aus- : gibt, kein Privatvergniioen. son- ; dem ein gesellschaftlicher Auf- ; trag ist. Du hast als FD.1-Gruppenleite rin dabei eine besondere Verant- ■ wortung. Karl-Heinz Röhr I Warum werfen sie mit Schmutz? Die Verleumdung unseres Hoch schulwesens und unseres Gesund heitswesens in der antikommunisti schen Presse Westdeutschlands hat in der letzten Zeit — auch was den Bereich unserer Universität angeht — nicht nur eine besonders hohe. Inten sität erreicht, sondern auch ein ge rüttelt Maß an Stupidität. Da wird gegen den namhaften Wissenschaftler Prof, Dr. Uebermuth, Verdienter Arzt des Volkes und Direktor unserer Chirurgischen Uni versitätsklinik mit Verleumdungen zu Felde gezogen, weil er aus der Verantwortung des Humanisten her aus zu unserem Staate steht. Da wird der Leipziger Zoodirektor Zukowsky in plumper Weise von der westdeutschen Presse angerempelt. Da verleumdet einer, dem als Arzt bei uns vor kurzem noch alle Unter stützung zuteil wurde, und der jetzt von Westdeutschland aus Gift und Galle spuckt, seine Mitarbeiter — Schwestern und Pfleger, die täglich ihr Bestes bei der Arbeit .geben, als ^untauglich, unfähig, unerträglich. Da wird schließlich die Arbeitsge meinschaft Cardiologie, geleitet von Oberarzt Dozent Dr. Herbst, Verdien ter Arzt des Volkes, verächtlich ge macht, weil sie sich das Ziel gesetzt hat. jährlich 300 Kranken durch Ope ration mit der Herz-Lungen-Maschine zu schneller Genesung zu verhelfen - so wie es des Arztes Pflicht ist. Selbstverständlich drücken diese Verleumdungen in keiner Weise die Meinung westdeutscher Wissenschaft ler und Mediziner aus, aber um so mehr werden sie von den Knechten der militaristischen Machthaber aus trüben Quellen geschöpft und ver breitet. Zwei Gründe gibt es im wesent lichen für diese verzweifelten Ver suche, die Vernunft, die Erkenntnis, daß der Sozialismus das Bessere ist, aufzuhalten: Im Staate der Militaristen Ist die Krise in Wissenschaft und Gesund heitswesen ganz offensichtlich und bedrohlich geworden. Die westdeut schen Wissenschaftler und Hochschul lehrer sahen jetzt keine andere Wahl, als in aller Offenheit und ml? aller Entschiedenheit Forderungen anzu melden, die in konträrem Gegensatz zu den Wissenschaft»- und bildungs feindlichen Bestrebungen stehen, die Strauß und Schröder verwirklichen möchten, um die Ziele des west deutschen Polizei- und Atom rüstungsstaates durchzusetzen: die Wissenschaft und die Wissenschaft ler diesen Zielen dienstbar zu machen und im übrigen ihre Rechte und ihre humanistischen Bestrebun gen kategorisch zu beschneiden. Zum anderen blicken aus der wachsenden Misere heraus die west deutschen Wissenschaftler immer stärker über die Grenze, lernen bei Besuchen unserer Republik und in Gesprächen mit Fadtkollegen un sere Erfolge und die wahren Pro bleme unserer Entwicklung kennen. Uns wird größeres Verständnis, grö ßere Aufmerksamkeit und Hochach tung entgegengebracht. Für eine Ver leumdungskampagne gibt es da keine Angelpunkte, das wird immer klarer sithtbar. Deshalb jetzt dieses Dilemma. Übrig bleiben ein paar dumme Be merkungen ohne die geringste Sub stanz. Da sie keine Argumente haben, nidit einmal mehr ganz und gar durchsichtige Argumente, begin nen sie wild mit Schmutz zu werfen. Es ist eine spezielle Äußerung der Torschlußpanik des militaristisdien Systems, welches sich unter anderem Int Auftrage der FD J-Wahl Ver sammlung des V, Studienjahre« der Medizinischen Fakultät drückte als Vertreter der Studenten der Erste Se kretär der FDJ-Studienjahresleitung, Klaus Kühndel, Herrn Prof. Dr. med. Uebermuth, Direktor der Chirurgi schen Universitätsklinik. Worte der Hochachtung und des Danke« für seine großen Anstrengungen aus, uns, den Studenten, ein fundiertes chirur gische« Grundwissen zu vermitteln. Gleich eitig dankte er für das konse- bereit» äußerte in der Denkschrift der Bonner Generale, der Kündigung des innerdeutschen Handels- und Zahlungsabkommen, dem Schröder- schen Reiseverbotsgesetz. Die Para lyse dieses Systems hat begonnen. Sie probieren die letzten Mittel, aber nichts wird ihnen helfen. Je mehr diese wütenden und dreisten Attak- ken an der beispielhaften Entwick lung in unserer Republik zerschellen, um so mehr stellen sie sich selbst bloß, stellen sie ihr wahres Gesteht zur Schau. Getragen vom humanistischen Arzt-Ethos pulsiert an unseren Kli niken ein reichet wissenschaftliches Leben. Ärzte ringen um Menschen leben, erhöhen ihre Qualifikation, forschen im Unbekannten, erreichen das Weltniveau. Aber nichts fürch ten diejenigen, die in Wirklichkeit auf Arzt-Ethos und Humanismus pfeifen, mehr als das. Und während sich in Westdeutschland die Atom- rüstung immer mehr zum Schaden humanistischer Wissenschaft aus wirkt, und es in der Tat bei uns so ist und nicht anders sein kann, daß die Wissenschaft, daß insbesondere die Medizin in höchstem Maße zum Wohle de» Menschen ihre Anwen dung findet, deshalb können sie nur geifernd mit Schmutz werfen, Tat sachen verdrehen und — wie gesagt — sich selbst so demaskieren, daß ihr wahres Wesen allen sichtbar wird. G.L quente, dem ärztlichen Ethos entspre- chende Verhalten des hochverehrten Hochschullehrers, das uns allen ein großes Vorbild ist und uns zur Nach eiferung verpflichtet. Die Studenten des V. Studienjahres der Medizinischen Fakultät stehen geschlossen hinter dem aufrichtigen und patriotischen Verhalten von Herrn Prof. Dr, med. Uebermuth gegen die Lügen und Verleumdungen west licher Zeitungen. P. Barth Studenten danken Professor Uebermuth Prof. Dr. Abendroth bei seinem Kor referat zur Gastvorlesung Diskussion deutlich, daß die Siche rung des Friedens durch die Ab rüstung in Deutschland der erste Schritt zur Verwirklichung des Selbstbestimmungsrechtes für das deutsche Volk sein muß. S o wurde im Gespräch zwischen Leipziger und Marburger Wissen schaftlern die Möglichkeit und Not wendigkeit des Meinungsaustauschs der friedliebenden Kräfte in beiden deutschen Staaten bewiesen, so siegte der Verständigungswille über alle offenen und versteckten Ver suche, die Verständigung zu verhin dern. Und das war nicht zufällig so. Der Wille der friedliebenden Deut schen, über die Lebensfragen unse rer Nation zu beraten, den Weg zu bahnen für die nationale Wieder geburt Deutschlands als einheit licher, friedliebender und demokra tischer Staat, ist weder durch anti- kommunistische Hetze zu verhindern noch durch solche Terrormaßnahmen, wie sie SA-Schröder mit seinem Reiseverbot sanktionieren will, zu unterdrücken. Die Diskussionspart ner betrachten die Marburger Dis kussion als einen wichtigen Beitrag der Wissenschaftler zur Verwirk lichung des nationalen Selbstbestim mungsrechtes für unser Volk. Des halb haben sie im gemeinsamen Kemmuniqu beschlossen, den Mei nungsaustausch fortzuführen und gegen alle Versuche zu protestieren, diesen Austausch einzuschränken Oder zu verhindern. Hans Poerschke E s war nicht nur der kalte Nacht wind, der Dr..Großkopf und sei nen Mannen von der hessischen CDU- Landtagsfraktion die Sprache ver schlug, als sie nach einer anstren genden öffentlichen Sitzung in Mar burg an der Lahn auf die Straße tra ten. Eben erst hatte man eindeutig gegen diese verruchten „Ostkontakte" der Studenten Stellung genommen. Und nun dieses Plakat, das öffent liche Gespräche von Wissenschaft lern aus beiden deutschen Staaten ankündigte. „Wenn nur Schröders Einreise gesetz erst in Kraft wäre!“ soll einer der Großkopfeten geseufzt haben. Ob in Kraft oder nicht in Kraft, Schröders Grenzbeamte machen da keinen großen Unterschied. Dem jungen Mann in blauer Uniform, mit dem wir es in Bebra zu tun hatten, verbot zwar die jugendliche Scham, uns abzutasten und entkleiden zu lassen, wie vielerorts Reisende aus der DDR jetzt empfangen werden. Er versuchte aber, uns auch so aus zuquetschen und interessierte sich für alles. Nichts war ihm zu gering fügig, aufgeschrieben zu werden. Selbst ein Telegramm unserer Gast geber, das uns die günstigste Zug verbindung mitteilte, wurde müh selig abgemalt. So also macht man schwarze Listen! EInter diesen Umständen und un- Tter dem ohrenbetäubenden Ge töse von NATO-Düsenjägern, die bei ihren Manövern im Tiefflug über die Stadt rasten, gelangten wir — Dr. Ulrich Krüger, Direktor des Insti tuts für Staatstheorie und Staats recht der Karl-Marx-Universität (in Vertretung des durch Krankheit ver hinderten Prof. Dr. Arzinger), ein Oberassistent und zwei Assistenten — nach Marburg, wo nach Verein barung mit dem Institut für wissen- Atomkrieg, unter der die Menschheit lebt, das nationale Selbstbestim mungsrecht heute nur das Recht je der Nation auf einen Friedensstaat sein kann. E s gab allerdings nicht nur auf merksame Zuhörer. War es den verständigungsfeindlichen Kräften nicht gelungen, die Veranstaltung zu verhindern, versuchten sie doch, wie wir es von ihnen gewohnt sind, die Gespräche zum Scheitern zu bringen. Und so saß denn ein ganzer Haufen junger Leute im Saal, die sich ge genseitig ihre Empörung über die „unerhörten Vorgänge“ versicherten und störten, wo es irgend ging. Ohne Erfolg allerdings. Ihre Enttäuschung wurde mit dem Korreferat Prof, Dr. Abendroths, des Direktors des Instituts für wissenschaftliche Poli tik der Philipps-Universität, voll kommen, Prof. Dr. Abendroth er klärte seine weitgehende Überein stimmung mit Dr, Krüger, was die historische Entwicklung des Selbst bestimmungsrechts der Völker und seine große Bedeutung im Kampf für friedliche internationale Bezie hungen anbelangt. Er vertrat aller dings die Auffassung, daß das Selbst bestimmungsrecht nicht Rechtsnorm, sondern Rechtsgrundsatz sei. Mit gespannten Erwartungen gin- -V"gen wir in die zweite Veranstal tung, das öffentliche Podiums gespräch, dem die Vorlesungen zu grunde lagen. Wieder der gleiche An drang wie am ersten Abend. Auch der bewußte Haufen junger Leute trat wieder an. Der Verband Hei matvertriebener und Geflüchteter Studenten e. V. war so liebenswür dig, seine unmaßgebliche Meinung schriftlich zu überreichen. Fünf sei ner Mitglieder verteilten treu und brav einen Restposten abgestande ner Flugblätter, die man gerade noch am Lager hatte... Doch auch diese Aufmerksamkeit führte nicht zum Erfolg! Im Podiumsgespräch kam es zu einer regen und sachlichen Aus sprache, der die Störenfriede man gels Geschichts- und Tatsachen kenntnis bald nicht mehr folgen konnten. Im Verlaufe dieser Aussprache, an der sich auch die Marburger Profes soren Dr. Herrtahrdt und Dr. Hensel beteiligten, trat die beson dere Problematik der nationalen Selbstbestimmung für unser Volk in den Vordergrund. Hier wurde die Diskussion merklich leidenschaft licher, es gab große Meinungsver schiedenheiten besonders über den zur Wiedervereinigung führenden Weg, Trotzdem aber wurde in der schaftliche Politik der Philipps-Uni versität und dem „Ring freier Stu denten“ Marburg eine Gastvorlesung Dr. Krügers und ein öffentliches Podiumsgespräch zum Thema „Das Selbstbestimmungsrecht der Völker als Norm des Völkerrechts“ stattfln- den sollten'. Für Freitag, den 25. November 1960, 18 Uhr, war die Gastvorlesung angesetzt. Eine halbe Stunde vorher schon belagerten Dutzende Studenten aller Fachrichtungen den Hörsaal. Kommilitonen, die aus eben beende ten Vorlesungen kamen, erkundigten sich interessiert nach der Ursache des Auflaufs, viele schlossen sich gleich an. „So etwas bekommt man nicht alle Tage zu hören.“ Als die Vorlesung eigentlich beginnen sollte, wurde es noch notwendig, in einen größeren Hörsaal umzuziehen, Aber auch der konnte das große Audi torium nicht fassen. Etwa 300 Stu denten saßen in den Bänken und auf schnell herangeschafften Stühlen, standen in den Gängen und an den Fenstern. Dutzende schätzten sich glücklich, noch einen Stehplatz vor den Türen des Hörsaales ergattert zu haben, denn 150 Studenten mußten wieder umkehren. Besonders beachtlich ist das große Interesse, das die Veranstaltung un- Währ^nd der Diskussion im öffentlichen Podiumsgespräch, v. I, n. r.: Prof. Dr. Abendroth; Klaus Horn, Vorsitzender des „Ringes freier Studenten“; Dr. Ulrich Krüger; Dr, Walter Poeggel. ter den Wissenschaftlern der Phi lipps-Universität fand: Mehrere Pro fessoren und Dozenten sowie eine ganze Reihe von Assistenten nutzten die einmalige Gelegenheit, mit Kol legen aus der DDR in Meinungsaus- tausch zu treten. Dr. Krüger wies in seiner Gast vorlesung anschaulich nach, wie sich das nationale Selbstbestimmungs recht von einer politischen Forde rung der jungen Bourgeoisie zur grundlegenden Norm des demokrati schen Völkerrechts entwickelte, als die es in der Charta der Vereinten Nationen fixiert ist. Und er fand auf merksame Zuhörer, als er eindring lich darlegte, daß angesichts der Be drohung durch einen furchtbaren
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