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gunsten der Gebärmutterschleimhaut und ihres Studiums vernachlässigt worden. Noch immer bestand die Vorstellung, daß zu jeder Zeit zwischen zwei Menstruationen ein Follikel springen könnte und damit eine Eizelle zur Befruchtung zur Verfü gung stehen kann. An Stelle von Tatsachen waren immer noch zwei Meinungen und Vermutungen vorhanden. Erst der Em bryologe Gustav Born und sein Schüler Ludwig Fraenkel haben 1903 weit- gehendst die Funktion des Gelbkörpers ge schildert. Man darf nun nicht meinen, daß in die sem Rückblick nicht schon richtige Vor stellungen temporär aufgetreten wären, aber sie wurden nicht objektiviert oder maßgeblich publiziert, und man kann nur zu dem Schluß kommen, daß es erstaun lich ist, wie lange es dauerte, um we sentliche wissenschaftliche Zusammen hänge standfest aufzuklären. Obwohl man bis zu dieser Zeit einiges über die Ver änderungen der Gebärmutterschleimhaut wußte, die ja letztendlich Wesentliches für die Entstehung des menschlichen Lebens bedeutet so war die Erkenntnis lücken haft. Hier und in dieser Zeit begann eigent lich die Forschungsarbeit Robert SCHRÖ- DERs und sein nur auf objektivierbaren Tatsachen beruhendes Material war im stande, die ganze Lehre sowohl von der Physiologie der Beziehungen des Eier stockes und der Gebärmutterschleimhaut, als auch deren Pathologie so klar zu for mulieren, daß sie mit Ausnahme von ein zelnen Detailerkenntnissen auch heute noch wirklich festgemauert dastehen. Die Fest stellungen Robert SCHRÖDERs über den weiblichen Genitalzyklus und seine Stö rungen sind Gemeingut der Wissenschaft, und die Lehrbücher aller Nationen und Sprachen müssen auf seinen Feststellungen im Prinzip basieren. Zur gleichen Zeit wie er arbeitete an die ser Thematik ein anderer Forscher, der als „Pathologischer Anatom der Gynäkologie“ bezeichnet werden kann, nämlich Robert Meyer, Seine Studien vor allem des Gelbkörpers ergänzten die Feststellungen Robert SCHRÖDERs, wie überhaupt die beiden Forscher unabhängig voneinander eine seltene wissenschaftliche Konsanguini- tät zeigten. An dem Studium der Pathologie des Ge nitalzyklus hatte Robert SCHRÖDER we sentlichen Anteil mit der Bereinigung und Abklärung des von Aschoff geprägten Zustandsbildes Metropathia haemorrhagica, die er als glanduläre Hyperplasie des Endo metriums infolge der Persistenz des Folli kels festlegte und die zu einer der häufig sten, in bestimmten Lebensphasen auftre tenden Abwegigkeiten gehört. Man muß sich vorstellen, daß er auf dem 23. Deut schen Gynäkologen-Kongreß in Berlin 1933, erst 1933, seine gesamte Arbeit über dieses Gebiet der wissenschaftlichen Fachwelt vor legte und seinen Ausführungen den berech tigten umfassenden Titel gab „Der mensu- elle Zyklus und seine Störungen“. Aber auch bei diesen scheinbar in der Methodik (Histologie) theoretisch anmutenden For schungen zeigt sich diese überaus seltene Verbundenheit zwischen Theorie und Pra xis. Seine Analysen der Störungen des Blutungsgeschehens bei der Frau mündeten letztendlich in bestimmten Blutungs-Sche mata, die von seiner großen klinischen Er fahrung her ganz bestimmten Krankheits bildern zugeordnet werden konnten. For schung, klinische Diagnose und Theorie sind hier beispielhaft vereinigt. Wenn jetzt eine der wesentlichsten For schungsrichtungen von Robert SCHRÖDER in extenso gebracht wurde, so muß man seine anderen Forschungen zumindest strei fen, obwohl es schwer wird, seine Vielsei tigkeit wirklich deutlich zu machen. Sehr bald nach Inangriffnahme seiner Zyklus- forschung tauchte die Frage der Abklärung der hormonellen Regulation innerhalb die ses Geschehens auf, und ihre detaillierte Er forschung wurde zur Notwendigkeit. Dies war damals in einer Zeit, wo die Erkennt nisse der Hormonlehre noch ausgesprochen vage, wo qualitative und quantitative Be stimmungen infolge der methodischen Be grenzung schwierig durchzuführen waren; wirklich ein kühnes Unterfangen. Aber er und seine Mitarbeiter, besonders Siebke, konnten in Zusammenarbeit mit großen ausländischen Hormonlaboratorien, in die sem speziellen Falle holländischen, aber auch deutschen Chemikern eruieren, daß die bisher biologisch bestimmten Hormon mengen, die im Eierstock gefunden wurden; nicht der tatsächlich produzierten Realität entsprechen, sondern daß viel größere Men gen im Laufe eines Zyklus den Körper be einflussen. Einer der Mitarbeiter von Ro bert SCHRÖDER, der Georgier Schu- s c h a n ia , der später Ordinarius in Tblissi in der Sowjetunion wurde, konnte auch die außergewöhnlichen Feststellungen machen; da"ß bei bestimmten hormonal-aktiven Ge schwülsten der Frau nach Aufhören jedes zyklischen Geschehens, also in verhältnis mäßig hohem Alter, Hormonmengen aus geschieden werden, die heutzutage neben klinischen Zeichen der Diagnose dieser oft bösartigen Geschwülste dienen (Follikel hormon bei Granulosazelltumor). Die in der S